Freitag, 29. Januar 2021

Das Wetter auf der Femsterbank

Trotz drohender Wolken:
Beautiful Sky over Ireland
 Wer keinen anderen Gesprächsstoff hat, spricht gerne vom Wetter. Auf meinen Reisen rund um den Globus war das ein probates Mittel, um dann mehr über Land und Leute zu erfahren, selbst wenn ich die Sprache nicht beherrschte. Von allen blieben mir da die Iren in Erinnerung, für die es das dort oft anhaltende schlechte Wetter gar nicht gab. Sie hatten eine kuriose Abstufung: Regnete es in Strömen war das "a nice day", lugte die Sonne durch die niedrige Wolkendecke, bezeichneten sie den Tag als "beautiful" überwog der Sonnenschein, war das Wetter "wonderful". Einmal bei strahlend blauem, wolkenlosen Himmel begrüßte ich einen Schleusenwärter auf dem Shannon mit "what a wonderful day". Fast schulmeisterlich korrigierte er mich da mit Nachdruck: "This is indeed a glorious day!!!"

Aber es gab natürlich auch die Begegnungen in Wüsten und in Trockenzonen, wo das Ausbleiben  des Regens Hungern und Verdursten bedeuten konnte, und der Zugang zu sauberem Trinkwasser nicht gegeben war.

Todbringende Trockenheitim Negey

Als ich zugleich oft texten und fotografieren musste, damit ich mir namhafte Fotografen bei anderen Storys leisten konnte, war ich oft derart vom Wetter abhängig, dass ich für das richtige Licht stur gefahrene Strecken wiederholte.

Was hat sich seither alles getan. Will ich wirklich verlässlich etwas über das Wetter der nächsten Tage wissen, schaue ich auf mein am Kabel hängendes Smartphone, das mir am Fenster drei von vielen Wetter-Apps zum Abgleich anbietet. Dennoch habe ich immer wieder den Ehrgeiz, ohne digitale Hilfe zu probieren, ob ich das Wetter noch lesen kann. Sowohl die Dachterrasse in Italien als auch die erhöhte Warte hier im Glashaus sind ideale Beobachtungsposten. Dann vergleiche ich meine Eindrücke mit den Prognosen der Apps und stelle ein ums andere Mal fest, wie grundsätzlich sich die vom Himmel gesendeten Signale im Verlauf meines Lebens doch verändert haben. Ob das allein dem Klimawandel geschuldet ist, vermag ich dabei gar nicht zu sagen.

Wenn es in Ligurien regnet,
werden immer wieder
Straßen fort gespült

In meiner Jugend zum Beispiel benutzten die Erwachsenen den Fön immer als Ausrede, wenn sie sich dasig verhielten. Die Forschung widerspricht diesem Einfluss aufs Gemüt. Zumindest in diesem Winter kann man nur noch selten von einer andauernde Fön-Lage sprechen, weil der trockene Südwind aus Italien nur noch ein "Lüfterl" im Getriebe der arktisch bestimmten Wetter-Acht der Jetstreams ist. Wenn es - wie in dieser Woche - abwechselnd heftig schneit und dann gleich wieder genauso stark regnet, gibt es sofort Hochwasser-Alarm.

Gerade jetzt beim Schreiben kommt hier Sturm auf. Aber mir ist das egal, weil ich pandemisch ausgebremst ohnehin zuhause bleiben muss. Der Kellner Leopold jammert im "Weißen Rössl am Wolfgangsee" "oba zuaschaun kon i net" - ich hingegen schaue aus der Glasfront gerne zu, wie die Wolken erst ausfransen und dann anfangen zu rasen.

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