Mittwoch, 29. Januar 2020

Börsen-Bingo

Was Bär und Bulle hinter den Kulissen treiben bleibt für die Anleger meist im Dunkel
Quelle: stockata.de
Im Rahmen ihrer Möglichkeiten war meine Mutter ein Finanz-Genie. Im Rückblick auf Kindheit und Jugend grenzte das an Hexerei, was sie aus dem Beamtengehalt meines Vaters und dem anfangs Hinzuverdienten  im Kunstgewerbe machte. Von ihr also stammte der Rat, dass man sich im Leben auf nur eine Bank verlassen solle. Sie baute das Familien-Vermögen ausschließlich als Kundin der Deutschen Bank auf, und ich erinnere mich noch gut, mit welcher Zuwendung sie dort bedient wurde.

Als sich in den Protz-Glasfassaden
der Deutschen Bank noch
weiße Wolken spiegelten...
pixabay.com
Was aus diesem Institut für ein Schurken-Unternehmen wurde, bekam sie nicht mehr in gänze mit. Ich war mein Leben lang eigentlich bei der Bayrischen Vereinsbank, aber die blieb sie ja nicht, weil sie mit der Hypo fusionierte und dann in die unübersichtliche und heute nicht weniger schurkische UniCredtit überging. Daran ändern auch die freundlichen Geburtstags- Und Jubiläums-Briefe an Altkunden nichts. Es wird eine Filiale nach der anderen geschlossen. Aus den hundert Metern Fußweg noch vor ein paar Jahren sind jetzt vier Kilometer geworden, die nur noch mit dem Auto zu bewältigen sind. Dort stehen dann die älteren Kunden in - wegen des Personal-Abbaus - ewig langen Schlangen, um sie ins nach wie vor unsichere und suspekte Computer-Banking zu nötigen.

Es wäre verharmlosend, zu behaupten, die Computer und die Börsen-Algorhitmen seien am moralischen Verfall der Geldinstitute schuld. Schon lange gibt ist ja der Begriff Bank-Beamtete  nicht mehr zutreffend. Aber wer zockte und sich verzockte , war leichter auszumachen und wurde nachhaltiger aktenkundig. Heute können sogenannte Anlage-Berater Risiko-Produkte gegen hohe Provisionen verkaufen, weil das Kleingedruckte so kompliziert ausgetüftelt wurde, dass sie es vermutlich selbst nicht mehr verstehen. Und das große Verzocken wird ja nun Lobby gesteuert von Staates wegen mit Steuergeldern sozialisiert. Während Gewinne - oft an den Steuern vorbei - selbstverständlich kapitalisiert werden dürfen. Oder noch besser - siehe CumEX-Files - die Steuern werden von einem Microsekunden schnellen Banken-Kreislauf dermaßen manipuliert, dass die Staaten aufgrund von kaum wahrnehmbaren Schlupflöchern veranlasst werden, sie zurück zu zahlen. Das geht natürlich nur bei der Blitz-Anlage gewaltiger Vermögen. Wird das nicht entdeckt oder strafrechtlich als Betrug verfolgt, ist das viel ertragreicher als das Spekulieren mit Aktien. Kein Wunder, dass die Börsen kaum noch eine Barometer für  die Welt sind, sondern in den letzten Monaten trotz all der Krisen meist harmlos verlaufen. Eher wie ein Börsen-Bingo, das mit der angedrohten "Transaktionssteuer" noch weniger spektakulär werden dürfte...

Als von den Banken Abgezockter fiel mir gestern auf tagesschau.de ein Text auf, den ich auszugsweise gerne mit meinen Lesern teilen möchte. Wenn es so einfach geht, die Großen in die Knie zu zwingen: Nerds aller Länder vereinigt euch!

Als Zocker selbst
abgeszockt:
Navinder Singh Sarao
Der Millionenbetrüger Navinder Singh Sarao kann wohl mit einer milden Strafe rechnen. Denn selbst die Staatsanwaltschaft will den 41-Jährigen nicht mehr ins Gefängnis stecken. Zum einen habe Sarao "außergewöhnlich vollständig, wahrheitsgemäß und hilfreich für die Regierung" kooperiert. Zum anderen sieht die Anklagebehörde eine ernsthafte Bedrohung für die Gesundheit des Briten.Vor zehn Jahren war Sarao selbst der clevere Betrüger. Mit einem ausgeklügelten System hatte er von seinem Londoner Schlafzimmer aus einen Börsencrash in New York ausgelöst. Der US-Aktienindex S&P 500 brach binnen Minuten um zehn Prozent ein. Fünf Jahre danach nahmen ihn die Ermittler in seinem Elternhaus fest.Im Zuge seines Deals mit den US-Behörden bekannte sich der Mann der Marktmanipulation durch sogenanntes "Spoofing" schuldig. 
https://de.wikipedia.org/wiki/Spoofing

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