Freitag, 25. Januar 2019

Verkehr

Es ist nicht so, dass, wer weniger Verkehr hat, verstärkt über ihn nachdenkt. Die ältere Generation hat nur mehr von seiner enorm schnellen Entwicklung mitbekommen. Ich kann mich erinnern, dass die Bauern in Schleswig-Holstein in den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts ihre Autos und Maschinen noch mit Heizöl betrieben, weil das durch Subventionen erheblich billiger kam, als den Diesel zu tanken.

So wundert es mich nicht, dass sich nach dem brutal schnellen Aus für alte Diesel-Fahrzeuge eine wissenschaftliche Hinterfragung des Problems aufbaut. Viele Argumente der 100 Lungenärzte mit ihrer Petition sind einleuchtend. Aber einfach so weitermachen, weil es doch gar nicht so schlimm ist?

Eindeutig ist der Großstadt-Verkehr über seine Grenze hinaus gewachsen, und die bisherigen Maßnahmen sind nur ein Klacks gewesen. Durchfahrt-Plaketten, geschützte Zonen und zeitweilige Fahrverbote haben nicht gefruchtet. Aber der volkswirtschaftliche Schaden, der durch millionenfache Verschrottung auf die Gesellschaft zu käme ist nicht abzusehen. Vor allem weil andere Länder höhere Schadstoff-Grenzen angesetzt haben, und in den USA, die deutsche Autobauer sofort verklagten, Millionen Stinkbomben herumfahren. Es gibt nämlich keine einheitlichen Hauptuntersuchungen in den Bundesstaaten. Aber eine richtig gemeinsame Klima-Politik weltweit gibt es ja auch nicht.

Der Nahverkehr muss entkrampft werden! Das ja ziemlich kleine Luxemburg kann da voran preschen. Demnächst sind dort Fahrten mit Bussen und Bahnen gratis. Als Anreiz, das Auto nur noch für längere Fahrten zu benutzen.
Ab 2020 gratis: Busse und Bahnen
in Luxemburg

Wir praktizieren das in München auch oft,  obwohl wir damit tiefer in den Geldbeutel greifen müssen. Wenn meine Frau und ich freitags gemeinsam mit den Öffentlichen zum Markt fahren, zahlen wir - da sich Senioren-Karten durch unseren Italien-Aufenthalt nicht lohnen - fast 12 Euro hin und zurück. Von Tiefgarage zu Tiefgarage zahlen wir inklusive Sprit zwei bis drei Euro mehr, müssen uns aber mit den Einkäufen nicht in die völlig überfüllte U-Bahn zwängen.

Und es bleiben einem die kleinen Demütigungen erspart. Neulich bot mir doch eine junge Türkin ihren Platz an. Als ich wegen des Gedränges verzichten wollte, sagte sie:
"Büyükbaba yapmak!!" Soviel türkisch kann ich noch: "Mach schon Opa!"

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