Wären neue Jahre so wie Autos, dann verlören sie ja schon nach der Erstzulassung einen wesentlichen Prozentsatz ihres Wertes. Andererseits gibt es von besonders gelungenen Jahren keinen Gebrauchtjahre-Markt oder vom Hersteller der Zeit einen Zugriff auf die begehrten "Jahresjahre".
Wir, die wir Jahr um Jahr Jahre konsumieren, sind auch wegen des fehlenden Umtauschrechtes angeschmiert und müssen wohl oder übel auf den schlechten Jahren sitzen bleiben.
Was ein gutes Jahr und was ein schlechtes war, muss zudem noch jeder individuell mit sich ausmachen, weil die Perspektiven selbst in dem engen Kreis der Familie höchst unterschiedlich ausfallen. In unserer ziemlich langen Ehe hat meine Frau mit ihrem positiven Denken meinen pessimistischen Jahres-Rückblick meist ausgeglichen. Sie war gewissermaßen eine Klippe in der Brandung der Gezeiten, an der ich mich festhalten konnte.
Am vergangenen Silvester überraschte sie mich damit, dass sie froh gewesen sei, dass 2018 vorüber ist, Ein schreckliches Jahr, meinte sie. Dabei gab es in den vergangenen zwölf Monaten auch genug, über das wir uns hatten freuen können.
Was ihr früher - in der Fürsorge für die Ihren - immer gelang, funktionierte auf einmal nicht mehr. Erstmals drangen die Einflüsse der weltweiten Geschehnisse so in ihre Seele, dass sie die von uns individuell genossenen Privilegien nicht mehr genug zur Gewichtung heranziehen konnte.
Das war ein Schock. Jetzt muss auf einmal ich sie trösten, dass wir an den Zuständen nichts mehr ändern können, dass wir einfach versuchen müssen, unser Leben mit Anstand zu Ende leben müssen.
Wieso sich diese Welt, die auf einem recht guten Weg war, so rasant zum Bösen verändert, ist nicht zu verstehen, und als Feuerwerks-Müll zu entsorgen sind diese Jahre sowieso nicht.
Falls jemand eine Jahres-Verwertungsstelle kennt, ich hätte ein altes Jahr günstig abzugeben.
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