Donnerstag, 12. Januar 2017

Fasching feiern, während Flüchtlinge frieren?

In dieser Zeit vor 525 Jahren erlebte die Welt schon einmal einen radikalen Umbruch. 1492 platzte die moralische Spaßbremse Girolamo Savonarola mitten hinein in den wildesten Karneval, den die damalige Weltmacht Florenz  je gefeiert hatte. Die Medici hatten mit ihrer Geld-Politik die Kontrolle über die meisten Königreiche und Fürstentümer des ausgehenden Mittelalters erlangt. Das Geld rangierte höher als der Glauben, was alle Bürger entfesselte. - Mit Ausnahme der zu kurz Gekommenen.

Die erreichte der rhetorisch  begabte Savonarola mit seinen donnernden Predigten im Duomo in ihrer tiefsten Seele. Prophezeiungen, die angeblich punktgenau eintraten, verschafften ihm die Macht, in der die Autodafes die Scheiterhaufen pausenlos brennen ließen, bis er nur sechs Jahre später selbst hingerichtete wurde...

Dass der Genueser Christoph Kolumbus im Schicksalsjahr 1492 aber auch die "Neue Welt" entdeckte, und damit die Entwicklung sowie die Machtverhältnisse im alten Europa sich verschöben, hatte der geifernde Mönch nicht vorausgesehen. Das Mittelalter war damit beendet, und die Neuzeit begann mit der Renaissance der Stile, Forschungen und Wissenschaften, Allen voran das florentiner Genie, der multitalentierte Freigeist Leonardo da Vinci, der erst zurück kehrte, als die Schreckensherrschaft Savonarolas beendet war. Die eigentliche Geschichte des Westenss konnte damit beginnen.


2017 steht vielleicht vor einer ähnlichen Zeiten-Wende, wenn man spökenkiekerisch die Signale zusammenfasst und sie mit 1492 vergleicht. Wieder gibt es Fundamentalisten, denen die Hochkultur unserer Tage ein Dorn im Auge ist, die wieder ein geordnetes Oben und Unten haben wollen und Gleiche Augenhöhe oder Humanismus verdammen:

Die USA haben isch einen Karnevals-Jecken zum Präsidenten gewählt, Europa möchte genau in diesem Moment zur Kleinstaaterei zurück. Was 1990 noch  wie eine weitere Renaissance anmutete, ist längst einer globalisierten Geld-Gier gewichen; dokumentiert durch einst kommunistische Supermächte wie Russland und China.

Die Geschichte des Westens muss sich also darauf vorbereiten, dass neue Horror-Kapitel geschrieben werden.

Dieser Tage hat ein Philosoph - dessen Namen ich leider nicht parat habe - dazu einen Beitrag verfasst. Er behandelte die Frage, ob es angesichts der frierenden Flüchtlinge überhaupt moralisch statthaft sei, Fasching zu feiern.

Historisch betrachtet wurden die wildesten Karnevals immer dann gefeiert, die Moral gelockert und ungebremst Kinder gezeugt, wenn sich ein humaner Abgrund näherte. Karneval war immer auch ein Ventil für die aufsteigenden Ängste im Volk.

Da wir uns im Mensch-Sein seit Savonarola offenbar nicht wirklich weiter entwickelt haben, ist es zumindest angesagt Fasnacht zu feiern bis die Socken qualmen, als seien sie Scheiterhaufen...

Fasching wird von den Speichel-Leckern ja nur dann abgesagt, wenn Potentaten wie Papa Bush wieder einmal widerrechtlich in Länder mit Ölvorkommen einmarschieren.

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