Samstag, 7. Januar 2017

Vernachlässigte Größen



Durch den 1917 erstmals parteilich organisierten Kommunismus haben sich 100 Jahre lang nur die Vorzeichen beim Manipulieren der Gesellschaft verändert. Unterm Strich der Zwischenrechnung ist nicht nur alles beim Alten geblieben, sondern als zunächst philosophischer und laizistischer Denkansatz hat er mehr Menschenleben gekostet als alle Glaubenskriege zusammen.

Der kapitalistisch geprägte Wohlstand der westlichen Welt hat vor allem obsiegt, weil das Proletariat oder besser, die in gesellschaftlichen Strömungen Vernachlässigten aller Schichten nie wirklich Teilhabe hatten.

Wer heute die Demokratie als schützenswert verteidigt, kann das weiterhin nur, wenn er ihr klägliches Scheitern in den für das Individuum wichtigsten Zielen anerkennt: diese sind Solidarität, Humanität,
gerechte Güter-Verteilung, Chancen-Gleichheit und vor allem Bildung.

Das Urbild der pluralistischen Multikulti-Gesellschaft, die Vereinigten Staaten von Amerika, hat gerade unter merkwürdigsten Umständen ein Bespiel für den Neo-Populismus als wählbare Gesellschaftsreform geliefert. Weil dies bei der führenden Weltmacht so nachdrücklich geschah, dient es als nachahmenswerte Ermunterung bei den in diesem Jahr stattfindenden und  für den Bestand der Europäischen Union so wichtigen Wahlen auf dem "alten Kontinent".

Begünstigt wird die Revolution des Populismus durch Smartphones und die Fake-News saufenden IT-Communities. Sie geben der "Silent Majority" erstmals in der Menscheits-Geschichte die Macht - ohne die Angst das Leben beim ungeschützten Gebrauch der Meinungsfreiheit hinzugeben - Dinge nach ihren Vorstellungen zu fordern und zu verändern.

Die Politik, die diese Strömung geißelt oder sie für tumb erklärt, gibt damit nun zu, dass sie in der Vermittlung und Programmatik gescheitert ist. Das fällt in diesen Tagen der Vorausschau auf die Wahl-Programme nicht nur in Deutschland, sondern auch in Italien und Frankreich auf. Sie gehen unisono davon aus, dass die Vernachlässigten aller Länder zu dumm sind, ihr Buhlen um Macht zu durchschauen. Aber demoskopisch ist dem eben nicht beizukommen - wie das Beispiel USA zeigt.

Die vernachlässigten Größen werden in diesem Jahr noch für böse Überraschungen sorgen, und vermutlich wird wieder einmal später gefragt werden: "Habt ihr es nicht kommen sehen?"

Und die Antwort wird wieder lauten: "Es ging doch alles so schnell"...

Möglich, dass die Demokratie bald von den populistischen Potentaten mit ihren eigenen Kindern gefüttert wird.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen