Über die Frage, ob ich ein Familien-Mensch bin, gehen die Meinungen sehr auseinander. Dem inneren Kern - bestehend aus meiner Ehefrau, meiner Tochter, deren Lebensgefährten samt Enkel und meinem Sohn - bin ich oft zu fürsorglich mit meinen "Wenn- der -Topf- aber ein-Loch hat"- Ängsten. Komisch, früher war ich nicht so!
Wie dem auch sei, sie kommen immer gerne zum Sonntags-Brunch, das in lockerer Folge ohne jeglichen "Zwang" stattfindet. Auch zum Essen ins Restaurant gehen wir gerne im Familien-Verband - selbst wenn ich nicht mehr immer zahle,,,
Der alte Spruch "More than six is a crowd" bewahrheitet sich dann rund um unseren Tisch. Man kommt einfach mehr zum Reden, als bei den sonstigen Ereignissen im erweiterten Großfamilien-Verbund. Denen bleibe ich immer häufiger fern, weil sie in unserer München-Zeit geradezu wie ein Festspiel-Kalender anmuten, Kaum eine Woche ohne Geburtstag oder sonst einen Anlass. Mir kommt es so vor, dass je häufiger sich die Leute sehen, desto weniger sind sie bereit, über die zurück liegenden Intervalle zu reden. Es sei denn es geht um Todesfälle oder Krankheiten. Beide sind aber keine Lieblings-Themen von mir.
Nun wäre es Angeberei zu behaupten, bei unserem Family-Talk ginge es immer um Substanzielles, aber immerhin wird alles sehr lebhaft ausdiskutiert - auch wenn der Argumentation manchmal nur sehr schwer zu folgen ist, weil traditionell alle auf einmal reden und dabei immer lauter werden...
Beim letzten Brunch war mein Sohn, der sowieso nur selten aus der Haut fährt (aber dann richtig), verdächtig ruhig. Er tippte irgendetwas in unsere Smartphones ein, als seien wir gar nicht vorhanden.
In einer Erschöpfungspause teilte er uns mit, dass er zwischenzeitlich einen Family-Superchat eingerichtet hätte. Da könnten wir gleichzeitig alles eintippen und in Ruhe nachlesen, was die anderen eigentlich gemeint hätten. Da könnte dann auch der schöne Brunch mehr zum Essen, Genießen und "Chillen" genutzt werden...
Meine Computer und Smartphones hassende Frau hat ja zu Weihnachten ein "Fire" bekommen und kann sich da nun auch nicht mehr ausschließen. Jedenfalls waren wir begeistert über die tägliche Kommunikation, zumal wir nun auch dauernd zeitgleich neue Fotos vom Werdegang unseres zwei Monate alten Enkels bekommen...
Natürlich wird auch noch heftig telefoniert, aber im Superchat ist das dann eben Print und nachhaltig,
Was die Kids aber nicht berücksichtigt haben, ist, dass es ein gewisses Generations-Gefälle bei der Geschwindigkeit des Eintippens gibt. Oft sind schon vier Fragen gestellt, bevor einer von uns eine Antwort gegeben hat, Da meine Frau sowieso nie gleich nachschaut. aber in Hörweite ist, piept es bei uns oft ganz schön - und auf die Dauer auch nervend.
Besser so, als oft wochenlanges Schweigen in unserer Generation.
"Modern Family" eben!
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