Als die Oregon-Pionierin Catherine Seger am Ziel ihrer Träume war, hatte sie ihre Eltern und alle sechs Geschwister auf dem langen Trail nach Westen verloren. Das war in den 1840ern der Preis, den es zu zahlen galt, um die USA groß zu machen. Catherine heiratete einen Pfarrer und gebar ihm acht Kinder. die wesentliche Rollen in dem neuen Bundesstaat spielen sollten.
Die Pioniere machten sich damals ohne Rücksicht auf das eigene Leben wie selbstverständlich auf, weil sie sich ein besseres Leben im Westen versprachen...
Wenn ich jetzt von den vielen ohne Begleitung der Eltern, geflohenen. minderjährigen Kindern in unseren Auffanglagern lese, möchte ich mir gar nicht weiter vorstellen, was die durchgemacht haben, um hier auf Leute zu treffen, die gegebenen Falles auf sie schießen ließen.
Aber ich stelle mir auch vor, dass diese jungen Flüchtlinge durch ihre Feuertaufen - wenn sie denn bleiben dürfen - einst eine Stärke für unsere sich erneuernde Gesellschaft mitbringen. Auch die überlebenden Waisen des Zweiten Weltkrieges haben ja die Härte mitgebracht, aus den Trümmern, in denen meine Frau (Berlin) und ich (Hamburg) noch waghalsig und so gut wie unbeaufsichtigt gespielt haben, das Wirtschaftswunder zu schaffen.
Sehr lesenswert in diesem Zusammenhang Frank Baers Roman "Die Magermilchbande" oder die "Zündschnüre" des als Liedermacher bekannteren Franz Josef Degenhardt.
Ein alter Aberglaube suggeriert ja, dass in kriegerischen Zeiten mehr Kinder - vor allem Buben geboren werden. Ob sich das in Zeiten, da auch Frauen zum Militär gehen, gleichgeschlechtlich auswirkt, ist abzuwarten. Jedenfalls verzeichnet München zum vierten Mal in Folge ein bis zu vier prozentiges Wachstum der Geburten-Rate. 2015 wurden in der Landeshauptstadt 17.143 Kinder geboren: 8.739 Buben und 8.404 Mädchen.
Hier im Multikulti-Viertel gewinnt man zwar eher den Eindruck, wir verdankten den Zuwachs, gesettelten Familien mit Migrations-Hintergrund, aber aufs Stadtgebiet verteilt ist er auch dem Nachhol-Bedarf der einheimischen DINK-Pärchen (Double Income No Kids) zu verdanken, Die selbstbestimmten Frauen über dreißig - gefördert durch Programme,,die offenbar greifen - entschließen sich nun häufiger, ehe die Uhr abläuft, Kinder zu bekommen; mit oder ohne Trauschein.
Die eingebürgerten Mütter bekommen ihre Kinder traditionell zwischen zwanzig und dreißig.
Da unter den Menschen, die ich von Kindes Beinen habe heranwachsen sehen, gerade ein Baby-Boom ausgebrochen ist, von dem ich auch betroffen bin, beobachte ich besonders scharf und vergleiche:
Meine Eltern haben uns noch enormen Freilauf gelassen, was dazu führte, dass ich mir auf Schutthalden nicht nur die Oberlippe aufgerissen, sondern auch ein Brett samt Nagel durch Schuh und Fuß getreten habe. Zweimal wäre ich fast ertrunken und einmal habe ich mir eine Platzwunde geholt, weil ich mit meinem Tretroller auf abschüssiger Straße einen Geschwindigkeitsrekord aufstellen wollte. Als ich mit der Britischen Parade zu Queens Geburtstag bis zum Hamburger Stadtpark mit marschierte, merkten das meine Eltern erst, als ich nicht zum Essen kam. Von den Untaten der nur jeweils um etwas mehr als ein Jahr getrennten Geschwisterschaft meiner Frau möchte ich gar nicht erst anfangen...
Wir beaufsichtigten unsere Kinder dann schon strenger. Deshalb kamen sie mit jeweils nur einer heftigeren Blessur davon, aber sie wurden ja auch lange zum Kindergarten und später zur Schule gebracht.
Die Mütter-Generation -.heute durch Regeln für Spielplätze, Umwelt und Verkehr unterstützt, aber auch durch drastische Thematisierung in den Medien verunsichert - erscheint mir mitunter übervorsichtig, um nicht zu sagen gluckenhaft.
Was also wird in ein, zwei Jahrzehnten passieren, wenn die derart in Watte gepackten Kids auf die treffen, die nicht nur den Krieg, sondern danach eine dramatische Flucht überlebt haben? Denen die Macht der Mütter gefehlt hat?
Auch hier müssen die Integrations-Konzepte ansetzen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen