Mittwoch, 30. April 2025

Experten oder Parteisoldaten

  Mit seiner Minister*innen-Riege hat Künftig-Kanzler Friedrich Merz zumindest einen geschickten Eröffnungszug gewagt. Außer dem Maut-Mauschler Alexander Dobrindt, den ihm Markus Söder aufgezwungen hat, verspricht die Zusammensetzung seines Teil-Kabinetts nicht nur jungen Schwung mit angemessener Frauen-Quote, sondern zumindest von der Papier-Form her, jede Menge Expertise. Es könnte sogar so sein, dass nie eine Bundesregierung näher an einem Experten-Kabinett war. 

Quelle: Table-Media

Damit hat er Lars Klingbeil nach dem SPD-Basis-Votum möglicherweise schon unter den Zugzwang gesetzt, selbst auf die üblichen Parteisoldaten beim Mitregieren zu verzichten. Wird er es wagen, ebenso auf allseits bekannte Köpfe zu verzichten, um mehr Expertise in den designierten SPD-Ministerien einzubringen?

Das dürfte schwer fallen. Denn die SPD hat bislang ja meist Minister eingebracht, die ideologisch lenken wollten. Ausnahme vielleicht ist der Technokrat Boris Pistorius. Die Damen, die da etwas mit zu regieren hätten, haben entweder einen "Ampel-Schaden" oder sind auf die europäische Ebene gewechselt. Klingbeil bräuchte den Mut, ebenso auf Köpfe zu setzen, die zwar nicht bekannt sind, aber dafür mehr pragmatischen Inhalt haben. Aber wo sind die derzeit in der SPD?

Eines steht fest: Weder mit Populismus noch mit Ideologie ist dieser derzeit so wirren Weltordnung beizukommen; in punkto wirtschaftlicher Erholung nicht und ganz sicher nicht verteidigungspolitisch!

So ein Neuanfang mit im Regieren unerfahrenen, politischen "No-Names" birgt natürlich auch ein Risiko. Aber die Chancen, dass ein pragmatischeres Regieren zum Erfolg führt, sind ungleich größer. Hauptsache die Egos blähen sich nicht wieder profilneurotisch auf, und neue Ideen werden erst einmal hinter verschlossenen Türen am Kabinetts-Tisch ausdiskutiert. Ungelegte Eier sind eben schlecht auszubrüten! Das müsste den künftigen Ministerinnen und Ministern nach dem "Ampel-Pampel" klar sein.

Quelle: ARD-Audiothek
Sorgen macht mir im künftigen Kabinett nur der als Ex-FOCUS-Chef "einäugige", gelernte, eher populistische "Wort-Verdreher", Wolfram Weimer als Staatsminister für Kultur und Medien. Aber immerhin hat er große Erfahrung in der Medien-Digitalisierung. Der "Rechts-Publizist" dürfte Merzens Geheimwaffe für ein gnadenlos geschöntes Erscheinungsbild seines Wirkens werden. Ob Stefan Kornelius von der SZ als Regierungssprecher für die Große Koalition da ausgleichend moderieren kann, muss sich erst erweisen. Blasser als Steffen Hebestreit kann er aber wohl kaum noch agieren.

Sonntag, 27. April 2025

Wie wird es weiter gehen?

 Der Wonne-Monat Mai wird für mich zum Warte-Monat: In Wartezimmern sowie vor und nach der OP.
Wird alles Böse aus mir heraus geschnitten oder werde ich von diesen kleinen Monstern zerfressen auch noch auf das Ende warten müssen?
So lange mir in den Zwischenzeiten die Laune bleibt, werden ich weiter schreiben. Sollte das Warten belohnt werden und die Ärzte grünes Licht geben, könntet Ihr nach den Pfingstferien auch wieder "Briefe von der Burg" bekommen.

Bleibt mir bitte gewogen, auch wenn die Posts nicht mehr im gewohnten Rhythmus kommen.

Freitag, 25. April 2025

Folgt ein autokratischer Papst?

Es wäre - nachdem den christlichen Kirchen die Gläubigen davon laufen - wirklich interessant zu wissen, wie viele der rund 1,4 Milliarden registrierten Katholiken wirklich auf den nächsten Papst warten, und was sie von seinem Pontifikat dann erwarten. Wenn selbst Trump sich neben vielen anderen Staatsoberhäuptern zu den Beisetzungsfeierlichkeiten am Samstag angemeldet hat, ist das ja auch eine politische Frage.

Quelle: Deutschland Funk
Bei der Synode von Clement rief Urban II erstmals
zum Kreuzzug auf

Um im weltweiten Trend der Zeit zu bleiben, wird es vielleicht ein "Oberster Brückenbauer" mit autoritären, möglicherweise diktatorischen Charakterzügen werden. Dann "Gnade uns Gott"? Es gab ja schon immer in der Katholischen Kirchen-Geschichte Kriegspäpste wie Papst Urban II, der 1095 zum ersten Kreuzzug aufrief oder Martin V, der allein fünfmal Krieg gegen die Hussiten führte, um nur zwei von mehr als einem Dutzend als Beispiel zu nennen.

Bei dem gefährlichen Possenspiel, das Putin und Trump derzeit aufführen, fehlte ja nur der Vatikan als Zünglein an der Waage, um deren Tun mit Geld und Macht zu sanktionieren. Wie einfach das ging, haben ja schon die Ablass-Briefe von Papst Julius II gezeigt, gegen die erst Martin Luther aufbegehren musste, um die Christenheit zu reformieren.

"So bald das Geld im Kasten klingt, die Seele in den Himmel springt", klingt wie ein Leitspruch des vermutlich längst durchgeknallten US-Präsidenten . Das könnte in diesen weltweiten Rahmenbedingungen leicht auch wieder der Leitspruch für das künftige Pontifikat werden, denn unter dem Gutmenschen und Hirten Franziskus ist die Wirtschaftspolitik des Vatikan ja ziemlich in den Hintergrund getreten.

Quelle: Ulisses E-Books
Die "Kauf-Dich-aus-der-Hölle-frei-Karte
im Glaubens-Monopoly
der Katholischen Kirche von einst

Die Kirchen sind ja mitten im Prozess einer weiteren Reformation. Mit digitalem Glaubens-Horror ließe sich aber auch mühelos eine neue Art Gegenreformation steuern, bei dem Trumps bigotte Adepten und Putins orthodoxen Trolle Regie führten.

Wann wird der Weiße Rauch aufsteigen und was wird er einleiten? Habemus Papam? Wer glaubt, die Kirchen könnten in dieser Wahnsinns-Welt noch eine besänftigende Rolle spielen, darf auch gern auf Seligkeit hoffen.

Mittwoch, 23. April 2025

Wie das Warten auf Begnadigung im Todestrakt

Mittwoch letzte Woche wurde eine Biopsie an mir vorgenommen. Wegen Ostern hat sich das histologische Ergebnis verzögert, das eigentlich schon gestern besprochen werden sollte. Um mich abzulenken, habe ich mich entschlossen, über das was in mir vorgeht, diesen Post zu verfassen. Auch weil davon in den kommenden Wochen die Regelmäßigkeit meiner Texte betroffen sein könnte.

Wäre es Krebs, dann bin ich in unserem Familienzweig seit Generationen der erste, der davon betroffen wäre. Meine Hoffnung läge in den Fortschritten, die die Onkologie in den letzten Jahrzehnten auf allen Ebenen gemacht hat. Und ich vertraue den tröstlichen Worten der wenigen mir Nahestehenden, die wissen wollen, dass Krebs im Alter langsamer fortschreite.

Je länger ich in dieser Situation stecke, desto mehr komme ich zu dem Ergebnis, dass ich ja sowieso schon viel zu lange von Bonusmeilen zehre, die ich dem Schnitter abgerungen habe. In der Jugend hatte ich ihn ja geradezu herausgefordert. Erst mit den Kindern hatte ich ja diese Risiko-Bereitschaft eingeschränkt.
Das "kalkulierte Risiko" ist nur eine Legende, mit der man sich selbst betrügt. Auch das Überwinden von Angst ist keine Heldentat. Als Hals-und-Beinbruch-Reporter, wie mich meine Auftraggeber gerne nannten, trieb mich eher die Gier nach einer Story. Vernunft war da nur selten im Spiel und sie vergrößerte sich nicht durch die Grenzerfahrungen. Damals gab es den Begriff Adrenalin-Junkie noch nicht, aber um einer zu sein, fehlte mir es dann doch an Mut.

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Nehme ich die durch Krankheiten bedingte Todesnähe aus, bin ich mehr als zwanzigmal dem Sensenmann von der Sichel gehüpft. Da ging das aber immer so schnell, dass die Nachwirkungen im Hirn nie lange vorhielten.

Die Angst, die mich jetzt beschleicht, habe ich nie zuvor verspürt, und ich weiß, dass in diesem Moment weltweit viele Menschen die gleiche Hilflosigkeit empfinden. All die Wirrnis auf dieser Welt rückt in den Hintergrund, wenn man auf so ein Ergebnis wartet. Ein unsichtbarer Feind lauert möglicherweise im Inneren. Ich spüre ihn nicht, aber er macht mich hilflos.

Ich habe 76 Jahre - wie ich gerne zugebe - gelebt wie eine Made im Speck. Und dennoch fühle ich mich - wie ich mir das so vorstelle - wie einer im Todestrakt, der Aufschub erhofft oder um Begnadigung bangt...

Morgen weiß ich mehr. Haltet mir die Daumen! 

Quelle: Bald Hiker


Montag, 21. April 2025

Todesmärsche

Ich weiß, heute ist Ostermontag. Gestern saßen wir bei einem köstlichen Brunch. Während wir uns die Bäuche vollschlugen,  hatten wir zwei Themen: Die quasi ziellosen Ostermärsche, und dass die Direktübertragung des Ostersegens "Urbi et Orbi" bei den meisten Sendern in den Stream abgerutscht war, während nur BR live aus Rom vom Petersplatz übertrug. Der Frieden ist als verderbliche Ware zum Direkt-Konsum gerade nicht mehr hoch im Kurs, und der Papst wird ausgerechnet jetzt von seiner irdischen Hinfälligkeit ausgebremst.

Typische Wortwahl eines Agnostikers, werdet ihr denken. Aber tatsächlich gehört der Segen "an Rom und die Welt" - seit er im Fernsehen übertragen wird - zu meinen Oster-Gepflogenheiten. Ich brauche das aktuell, um mich zu vergewissern, dass bei dieser live übertragenen Inbrunst, auch "ein bisschen" Frieden für mich abfällt.

Aber heute ist eben auch der 21. April, der vor 80 Jahren einen der schauderösesten Momente des Unmenschlichkeit zeitigte. Weil das vor meiner Geburt war, bin ich auf dieses Zitat aus Wikipedia angewiesen, um mit meinen bescheidenen Mitteln qua Erinnern vor sich neuerlich anbahnender, staatliche Willkür zu warnen.
Trumps Zwangsabschiebungen unliebsamer Venezuelaner nach El Salvador und die geplante Abweisung von Asylanten an unseren Grenzen könnten ja nur der Startschuss für  allgemeine staatliche Willkür und Rechtlosigkeit sein.  Was wäre, wenn bald US-Bürger bei uns um politisches Asyl bäten? Wo die doch aus einem "sicheren Herkunftsland" kämen. Also lest dies:

Quelle: Deutschlandfunk Kultur


Die Räumung des KZ Sachsenhausen selbst durch die SS begann in den Morgenstunden des 21. April 1945, als die Rote Armee nur noch wenige Kilometer entfernt war. 33.000 der noch verbliebenen 36.000 Häftlinge wurden in Gruppen von 500 Häftlingen nach Nordwesten in Marsch gesetzt.

Nur die ersten Kolonnen erhielten einige Lebensmittel. Viele Häftlinge, die am Tag zwischen 20 und 40 Kilometer marschieren mussten, starben bei nasskaltem Wetter an Entkräftung oder wurden von der SS erschossen. Mitarbeiter des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz verteilten auf den Märschen Lebensmittel-Pakete an die Häftlinge und retteten somit viele vor dem Hungertod. Trotzdem starben auf den Todesmärschen nach der "Evakuierung" des Lagers im April 1945 noch einmal Tausende von Häftlingen...

Quelle: Gedenkstätten Rundschau

Freitag, 18. April 2025

Die Angst der Despoten vor den Denkenden



 Warum macht der Trump das? Fördermittel für Bildung generell streichen, und nun Harvard durch Kürzung von seit Jahrhunderten selbstverständlicher Zuwendungen wegen Ungehorsams bestrafen. Dazu dann noch die Androhung der Besteuerung, einer der vielleicht wichtigsten Bildungsstätten der Neuen Welt. Oberflächlich will er es den Denkfabriken wohl durch seine Macht zeigen: Wer nicht für mich ist, wird eingeschüchtert oder gleich nieder gemacht.

Galileo Galilei: Und sie
dreht sich doch!
Unter diesem vordergründigen Handeln, lauert jedoch die Ur-Angst jeglicher Despoten, die sich im Laufe der Geschichte durch Machtmissbrauch immer wieder (mit verheerenden Folgen für das Wissen) Bahn bricht. Nach dem zynischen Prinzip: Wer den Kopf zu weit vorstreckt wird enthauptet.

Das war beim "Panem et Circenses" in den Arenen des Alten Roms so, bei den Menschenopfern der Mayas, aber auch später unter dem Dogma der Katholischen Kirche durch Inquisition oder erzwungenem Abschwören wie bei Galileo Galilei und Martin Luther.
Martin Luther, der wohl
auch nicht anders konnte
Wer frei von wenn und aber denkt, ist prinzipiell schon gefährlich. Sofern er aber das allgemeine Wissen erweitert, könnte er sich damit ja über die Herrschenden erheben. Deshalb opfern Despoten besonders gerne Denkende, deren Denken zu frei wird. Eines der blutreichsten Beispiele dafür war die Französische Revolution, die sich nach diesem Prinzip selbst enthauptete, um dann doch wieder die Basis für weitere Kaiser zu schaffen. Auch Lenin, dessen Denken das Russische Volk vom Zaren befreite, machte im Endeffekt nur Platz für den nächsten Blutsauger: Stalin. Und nach Gorbatschows Glasnost und Perestroika kam der angeblich gewählte Gewaltherrscher auf Lebenszeit: Putin.

Auch die deutschen, demokratischen Denkmodelle während der 1920er gebaren wieder einen Despoten der seine Dünkel für Bildung und freies Denken zunächst mit Bücher-Verbrennungen auslebte. Aber noch unglaublicher: Der Horror seiner fundamentalen Verachtung des von jeher mit Bedacht gegen Verdacht lebenden Judentums, die er im Holokaust gegen Landsleute austobte, die im ersten Weltkrieg noch ihr Leben fürs Vaterland riskierten, in dem er nur als einfacher Gefreiter diente.
Wie er mit seinen so wirren Gedanken so leicht und so viele begeisterte Mitläufer und Mitmacher generieren konnte, können wir von der Nachkriegs-Generation gerade jetzt am amerikanischen Beispiel endlich einmal direkt nachvollziehen. Auch Hitler hat alles vorher, lauthals und gedruckt angekündigt, was er in "Mein Kampf" zu tun gedachte,  .

Wie  auch der nun offenbar allmächtige Trump, der seine "rotnäckige" Gefolgschaft mit Erlogenem und prolligen Parolen zu einem "Mitläufertum" angetrieben hat, die alle durch Bildung Bevorzugten unter permanenten Generalverdacht stellt. Hauptsache sie folgen seinem Narrativ von "God's Own Country". 

Quelle: Der Postillon
An ihm hätten sich sogar bei seinem Grönlandbesuch,
 hungrige, vom Aussterben bedrohte Eisbären wohl den Magen
verdorben: Eis-Zäpfchen J.D. Vance in einem Satire-Fake
https://www.der-postillon.com/2025/03/vance-groenland.html


Gemälde von Claus Deutelmoser mit Porträt-Poster bei ebay
Niemals hätte ich mir ausgemalt, eines
meiner Bilder derart zu verändern
Wieso aber tauchten dann wieder so viele Einfluss-Reiche rückenstärkend hinter einem Despoten auf? Sind die denn alle auch solche Polit-Primitivlinge? Nein, sie sind schlau genug, sich im Moment Vorteile zu verschaffen, und reich genug, dass sie das sich anbahnende Debakel auch wirtschaftlich wieder überleben. Der Rest sind Menschen vom Charakter Albert Speers, die denken, sie könnten sich im Fluss von Trumps entfesseltem Macht-Rausch mit ihren "Talenten" austoben, um selbst in die Geschichte einzugehen.
Ein Schuft, der bei den Auftritten von J.D. Vance dann auch noch an Martin Bormann denkt oder bei Marco Rubios Rhetorik an Josef Göbbels.
Dass der großspurige "Berater" Elon Musk durchaus digital in die Spur von NS-Rüstungsminister Albert Speer geraten könnte, verhieße ihm später zumindest noch ein friedliches Ende im südafrikanischen Exil...

Quelle: Pro Publica
Hat er noch den Durchblick?
Oder ist er ein NS-Agent?
Elon Musk

Quelle: wikipedia
Albert Speer

Dienstag, 15. April 2025

Machtmensch Merz

 Er beschimpfte den noch geschäftsführenden Kanzler Olaf Scholz "als schlechtesten Bundekanzler aller Zeiten". Zumindest designiert nimmt er aber schon jetzt für sich in Anspruch, die schlechtesten Startbedingungen vor zu finden, mit der je eine Bundesregierung bei Antritt konfrontiert war. Was jetzt schon nach seinen diversen Interviews vom vergangenen Wochenende klar ist: Er wird bei Amtsantritt der unbeliebteste Kanzler sein, der den Eid auf die Verfassung schwört.

Bei seinem ausgeprägten Ego wird ihm das wurscht sein. Wenn er aber seinen Koalitions-Partner schon vor Beginn der Zusammenarbeit damit brüskiert, dass er für die SPD wichtige Punkte aus dem Koalitions-Vertrag durch schwammige Antworten infrage stellt, ist das eine Kraftmeierei, die in diesen Zeiten nur ein Signal setzt: Deutschlands Regierung wird so schwach bleiben, wie die alte es war. Nur mit einem gefährlichen Unterschied: Merz erwägt den Taurus-Einsatz, um Russland zu drohen.

Diese Kraftmeierei im Amt könnte fatale Folgen haben. Merz mag ein geschickter Manager gewesen sein, der die Macht-Spielchen in der Wirtschaft von der Pieke auf gelernt hat. Aber im Grunde ist er kaum kompromissbereit und neigt - wie man an seinen Allüren in der Öffentlichkeit leicht ablesen kann - in keinster Weise zu Diplomatie. Deshalb wird er seine Weisungsbefugnis bis zum Bruch dieser Koalition ungerührt ausüben. Im Moment sieht sich die SPD  - vor ihrer Umfrage zur Zustimmung des Koalitionsvertrag durch ihre Basis - eingedenk der Geschichte noch als Schutzschild vor einer rechtsnationalen Herrschaft. Merz müsste aber befürchten, dass eine CDU/CSU nach dem Bruch der kommenden Koalition nur Juniorpartner der AfD sein könnte. Die schließt ja in der letzten Sonntagsfrage schon fast auf. Merz könnte durch Sturheit also der Wegbereiter einer neuerlichen Nazi-Herrschaft sein. Was Trump und Putin in die Karten spielte.

Quelle: Die Zeit
Weniger im Ego spiegeln, mehr klare Sicht auf Problem-Lösungen:
Hoffentlich behält Friedrich Merz als Kanzler den Durchblick

Merz muss sich als Kanzler unbedingt läutern. Soll heißen: Er sollte sich ein Beispiel an seinem möglichen Verteidigungsminister in spe, Boris Pistorius. nehmen, dessen faktenbasierter, Sicherheit vermittelnder Redestil wohl in der Bevölkerung wesentlich besser ankommt.

Da Friedrich Merz noch nie ein Regierungsamt inne hatte, hoffe ich, dass er im positiven Sinne die kommende Legislaturperiode als "Lehrjahre eines Kanzlers" in Anspruch nimmt. Er hätte nur so die Chance, als ein neuer "Friedrich der Große" in die Deutsche Geschichte einzugehen.

Allein - bei all meiner Menschen-Kenntnis - mir fehlt der Glaube, dass sich der Grund-Charakter eines Menschen groß ändern kann. Aber ich hatte mich auch bei Angela Merkel verschätzt. Die allerdings, konnte Merz in ihrer Nähe kaum ertragen...

Montag, 14. April 2025

Elysium

Quelle: Samsara
Die bildhaften Vorstellungen vom
Nirwana ähneln allerdings jenen vom Paradies


Quelle: Bridgeman
Elysium-Fresco im Palast des  Octavian

Elysium,  "Die Insel der Seligen", stand bei den alten Römern bevor ihre Metropole zum Zentrum des Christlichen Glaubens wurde, für eine Art Paradies. Jeder Religion wohnt so ein Sehnsuchtsort für die ewige Seele inne: Für die Moslems heißt er Dschanna, was an gan-Eden im Hebräischen erinnert. Wer an den Buddhismus denkt, meint Nirwana sei dem Paradies anderer Religionen gleich zu setzen. Aber tatsächlich beschreibt Nirwana nur das absolute Gleichgewicht der Seele ohne Gut und Böse, welches schon zu Lebzeiten anzustreben ist.
Quelle: EKD

Unterm Strich beschreibt der Glaube, nach dem Ableben, gäbe es einen Sehnsuchtsort für alle, die nicht gesündigt hätten, nur die Angst vor der Leere - dem nicht mehr Sein - nach dem Tod. Weil eben keiner weiß, wie es danach weiter geht, besteht immer die Gefahr, dass so ein Glaube ausgenutzt wird, um freimütiges Opfern des Lebens anderer zu rechtfertigen. Das war schon bei den Mayas so, und zeitigt in der Gegenwart Männer, Frauen und Sogar Kinder mit Sprengstoff-Gürteln am Körper...

Quelle: wikipedia
Der Garten Eden
Als Agnostiker glaube ich nicht an ein Leben nach dem Tod. Fände es aber wie wohl jeder Mensch toll. Angst hätte ich nur vor dem Gewimmel der Seelen ob im Himmel oder der Hölle
Mein Leben als Reporter hat mir auch den Traum ausgetrieben, es gäbe auf unserem, dem Untergang geweihten Globus noch "Inseln der Glückseligkeit". Tatsächlich haben meine euphorischen Beschreibungen von Orten, an denen ich mich gefühlt habe wie im Paradies. meist dazu geführt, dass sie in der Folge von touristischen Geschäftemachern zerstört wurden. So gesehen wäre ja der Plan von Donald Trump, aus dem Kriegs-Schutt des Gaza-Streifens bald eine neue Riviera zu machen, zu begrüßen, wäre er nicht so perfide und diente nur den Reichen.
Ich hatte auch oft vor lauter "Nirwana" nicht genau genug  hin geguckt, welche politischen Gefahren bereits in diesen "Paradiesen" lauerten. Viele dieser Orte könnte ich heute nicht mehr unbekümmert bereisen. 
Der Brite John Donne, ein "Großinsulaner" gewissermaßen,  hatte schon zu Beginn des 17, Jahrhunderts klar gemacht, dass niemand eine Insel sei. Er schrieb 1624, um genau zu sein, in einem Gedicht: Niemand ist eine Insel, die nur aus sich selbst besteht. Jeder Mensch ist Teil eines Kontinents, Teil eines Ganzen. “ 
John Donne

Die philosophische Forderung an uns Menschen als Gemeinschaft wäre meiner Meinung nach immer die gewesen, auf Erden alles dafür zu tun, dass sie so paradiesisch bleibt, wie wir sie vielfältig immer noch vorfinden könnten. Aber weil wir eben keine Inseln sind, behalten wir unsere Eindrücke nicht isoliert für uns, sondern teilen sie heute als Influencer*innen live per Smartphone. Das von seinen tätigen Vulkanen täglich bedrohte Island erfährt gerade eine derartige Hype. Aber begreifen dabei die Zuseher*innen auf der Couch daheim überhaupt noch, dass die "Naturgewalt" uns in jeglicher Gestalt überlebt? Egal, was wir Menschen mit der Erde anstellen, wir sind nur eine vorübergehende Spezies auf diesem Planeten. Danach - das liegt in ihrer Natur -entwickelt sie sich aufs Neue - wir damals nach den Dinosauriern. Und überhaupt - welches Paradies im Universum sollte dann Interesse daran haben, unsere heimatlos herumirrenden, sündigen Seelen  aufnehmen wollen?

Quelle: gamesplanet
Wie sich Gamer das digitale Elysium vorstellen


Freitag, 11. April 2025

Novum regimen populare habemus!*

 Wenn sich der weiße Rauch, der nach der Proklamation des heiß ersehnten Koalitionsvertrags aufstieg,  erst einmal verflüchtigt hat, werden wir feststellen, dass es in den nächsten Jahren über ein "weiter so, wir schaffen das" nicht hinausgehen wird. Meine Finger verkrampfen sich zwar, während ich das schreibe, aber ich finde das zunächst: gut so. Denn die Alternative wäre ja eine Alternative, die beinahe 80 Prozent des Wahlvolkes eben  bewusst nicht in der Regierung sehen wollten. Aber die Koalition aus Schwarz und Rot ist eben auch keine echte Zweier-Koalition, so lange die CSU mit ihrem auf Bundesebene gerechnetem Ergebnis von sechs Prozent die Spaltpilz-Rolle der untergegangenen FDP übernimmt. Von Söders Gnaden wird der als Dummbeutel schon mal in der Verantwortung für Verkehr und Digitale Infrastruktur gescheiterte Dobrindt wieder einmal mit einem Ministeramt betreut. Und Söder selbst könnte jederzeit die Existenz der neuen Regierung mit dem Beharren auf seine "Herzensangelegenheit", die Mütter-Rente,  auf den Prüfstand schieben.

Quelle: Tagesspiegel
Die Verhandlungen seien ein "dickes Brett"
gewesen. Hoffentlich ist das auch entsprechend belastbar


Das freistaatliche Trotzen auf eine eigene, souveräne christlich soziale Präsenz ist eigentlich nicht mehr zu verstehen. Wieso eigentlich ist die CSU nicht längst auch zur CDU Bayern geworden, damit es aus diesem Freistaat für den Bund eindeutigere Zahlen bei Wahlen gibt? Sachsen ist und war ja auch schon vor der DDR  Freistaat und hat keine "Spezial-CDU". Sind das andere Vorzeichen, weil die Sachsen eben einst führende Ossis waren?

Quelle: Stuttgarter Zeitung
Vieles hängt im Koalitions-Fahrstuhl davon ab,
ob Söders Ego eine störungsfreie Fahrt nach oben zulässt


Aber aus der Merz-Ecke muss andererseits befürchtet werden, dass die Sozen aus jeder Koalitions-Blähung die alten Attacken von Friederich, dem populistischen Vorwahl-Wüterich, als Gestänker fahren lassen. In so einem Fall muss Klingbeil erst einmal unter Beweis stellen, dass er Vize-Kanzler kann. Die Gefahr ist nämlich die: Im Vertrag gefundene Kompromisse müssen auf Deubel komm raus, eingehalten werden, weil beim Zerbrechen der Koalition die Neonazis nur darauf warten, die Macht zu übernehmen.

Ich bin es leid, mich zu wiederholen, aber nur die stärkste Partei kann bei so einer permanenten Gefahr durch ihr taktisch abgewogenes Verhalten erneute "Weimarer Verhältnisse" verhindern. Nicht nur wegen der instabilen Weltpolitik muss Vernunft obsiegen. Die aber muss den Menschen richtig und ohne populistische Attitüden erklärt werden - auch wenn's wehtut!

*In Abwandlung des Ausrufs nach der Wahl eines neuen Papstes: "Wir haben eine neue demokratische Regierung!"

Mittwoch, 9. April 2025

Ratlos unter dem Regen-Radar

Mir war das Wetter eigentlich immer piep egal. Es sei denn, ich konnte wegen zu viel Schnee oder Sturzbächen vom Himmel überhaupt nicht arbeiten. Mein Prinzip war meist das Irische: Es gibt kein schlechtes Wetter - nur unpassende Kleidung. Und ich übernahm auch die Wetter-Skala der Insulaner: Ein Wolken verhangener Himmel ohne Niederschlag ist dort "a good day", wenn hin und wieder der Regen aufhört und die Sonne durch blinzelt, ist das schon "a beautyfull day" und heiter bis wolkig ist für die Iren bereits a "glorious day". Aber auch dort ist der Wetterwandel stets im Gange...

Quelle: AZ.online
Immer mehr Boden vom Bodensee sichtbar
Mein bester Freund, ein begeisterter Flieger mit einst eigener Maschine konnte später auf keinen Flughafen landen oder abfliegen, ohne dort seine weltweit verstreuten Funk-Kumpane in ihren Wetterstationen aufzusuchen. Ich fand die Neugier aufs Wetter in der Vor-Internet-Zeit immer lächerlich, was mir dann aber eine große Reportage beinahe im Monsun ertränkte. 
Unser Haus in Ligurien ist durch seine hohe und exponierte Lage gewissermaßen eine Wetter-Beobachtungstation, die mich hat umdenken lassen. Weil unserem Leben nirgendwo sonst so der  Klimawandel verdeutlicht wird.

Quelle:FAZ
Bei so einem Niedrigwasser wird
die Fluss-Schifffahrt auf dem Rhein
bald zum Reinfall
Gestern las ich bei strahlendem Sonnenschein aber Eises-Kälte, dass der März der wärmste war, seit Statistiken erstellt werden. Und es war für die Jahreszeit viel zu trocken, was dieser Tage aufgenommene Bilder vom Bodensee und folglich auch vom Rhein belegen.

Derweil lenkt uns der mächtigste Leugner der bevorstehenden Klimakatastrophe durch seine rigide Zoll- und Zersetzungs-Politik derart ab, dass womöglich weitere kostbare Zeit verrinnt, um die eigentliche Bedrohung der Welt mit dem nötigen Finanz-Aufwand angehen zu können. Da geben wir Menschen Billionen für den von ihm angestachelten, aktuellen Aufrüstungswahn aus, anstatt mit diesem Geld endlich mehr Maßnahmen zur Verhinderung des globalen "Klimakteriums"* zu finanzieren. Als sei es ein Zeichen seines Allmächtigen, wird sein MAGA ja von deutlich mehr Tornados, Hurrikanen, Blizzards, Sturmfluten und Brand-Katastrophen unterbrochen als jedes andere Gebiet auf Erden. Da er angeblich bei jedem Wetter Golf spielt, wächst mit jedem Regierungsjahr die Gefahr, dass er bei Abschlag davon gewirbelt, oder beim Putten vom Blitz erschlagen wird. Oder ganz im Gegenteil - geht seinen Golfclubs vielleicht das Wasser aus oder ihm wird das Wasser von Mutigen abgedreht...

Quelle: freepik
Aber er ist in meinem Alter bestimmt so schlau, sich nicht nur täglich alle erreichbaren Wetter-Prognosen vorlegen zu lassen und sich auch das Regen-Radar anzuschauen, bevor er seine hundert Dekrete pro Tag unterzeichnet.

Ich mache das jetzt auch täglich, aber meine Dekrete bewirken ja nichts! Ich bin unter dem Regen-Radar ratlos, denn es zeigt seit mehreren Tagen eine absolute Wolkenlosigkeit an. Und das im April, der früher noch sprichwörtlich gemacht hat, was er will: mit Regen, Schnee und Sonnenschein im Stundenwechsel. Was wird, wenn es heuer weiter so trocken bleibt, mit den Ernten und den verhärteten Böden, auf denen der sehnsüchtig erwartete Regen dann einfach ab prasselt und sich wieder zu Überschwemmungen versammelt?

https://www.tagesschau.de/wetter/regenradar-deutschland

*aus dem Griechischen für Sprosse einer Leiter - im übertragenen Sinn aber "kritischer Zeitpunkt im Leben"

Montag, 7. April 2025

Eine Koalition für die Nation




Was immer die da in Berlin machen.
Was schert sie die Billion Schulden.
Dem Volk vergeht schon längst das Lachen.
Es will's auch bald nicht mehr dulden,
Um was die Politik in seinem Namen ringt.
Was wohl Wahlversprechen da noch wert sind?
Wenn Kompromiss dann auch nicht mehr bringt?
Des Volkes Vertrauen schwindet so geschwind,

Wenn zig Generationen dann dafür blechen.
Als machte es der Trump nicht bald schwer genug,
Steh'n wir bald ohne Trümpfe da, die stechen.
Wer erhebt sich gegen seinen Lug und Trug?
Die bunte Ampel ist zwar längst abgeschmiert
Aber wird "Le Rouge et Le Noir"* es besser bringen?
Noch regieren die Entlassenen amtierend unmotiviert. 
Koalitionäre müssen hingegen noch um Posten ringen.

Was, wenn das Kabinett dann ein Panoptikum ist?
Starke Frauen und Männer gäb's genug auf andren Posten.
Parteipriorität und Postenschachern lassen wenig Frist.
Allein Expertise verringerte da nur weitre Kosten.
Aber auch in der Politik herrscht eben  Mangel an Personal.
Der März - lieber Merz! - ist nun auch schon verstrichen
Und Ostern schon so nah. Das Warten wird zurecht zur  Qual!
Die Wähler und die Basis sind längst vom Zweifel beschlichen,

Ob Du uns in eine sicherere Zukunft führen kannst.
Aber klar, es wär ja auch leider kein andrer da.
Zeit, dass Du es bannst - das Gespenst all unsrer Angst.
Sprüche klopfen wie Trump, der Donald, kannst Du ja.
Aber ob's reicht, wissen wir leider erst in vier Jahren...
Wenn  die Welt dann noch so wär, wie sie einst war -
Bei all dem autokratisch diktatorischen Gebaren
Aber bitte ohne die Alternative AfD - die braune Schar!





*Le Rouge et Le Noir - Politischer Roman von Stendhal
https://de.wikipedia.org/wiki/Rot_und_Schwarz

Bildquellen: OTTO, Abgeordnetenwatch, YouTube. pinterst, CNN

Freitag, 4. April 2025

Als aus acht Mann die SS wurde

Als Buch bei amazon
Heute vor hundert Jahren gründete Julius Schreck im Auftrag von Adolf Hitler den "Saalschutz", um dem künftigen Führer bei seinen Reden den Rücken frei zu halten. Der bestand zunächst nur aus acht Mann. Keine zehn Jahre später war daraus die paramilitärische "Schutz-Staffel" geworden, die ein gewisser Heinrich Himmler organisierte und befehligte. Bei der so genannten "Macht-Übernahme" waren aus der SS bereits über 50.000 zum Teil mit Waffen ausgerüstete, speziell trainierte Männer geworden, die dann im zweiten Weltkrieg als Waffen-SS ganz Europa bei speziellen Operationen mit Kriegsverbrechen überzogen.

In Zeiten, wo Gedrucktes noch dauerte und Telefone nur Auserwählte hatten, ist dieser Zuwachs an Staatsterror in unglaublicher Geschwindigkeit erzielt worden. Diese Systematik hat ihn immer schon beeindruckt. Wenn Trump also droht, er würde seine dritte Amtszeit oder die lebenslange Herrschaft über die Vereinigten Staaten "notfalls mit Waffengewalt" durchsetzen wollen, wäre so eine "Mobilisierung" mit Unterstützung seiner Netzwerk-Kumpel  heute wohl ein Tagesgeschäft.

Quelle: Stern
Wahrlich Zachäus der Zöllner ist
wieder auferstanden: Lukas 9 - 10.
Zum Nachlesen in der Bibel,
auf die Trump geschworen hat...


Mit seinen gestern in inszenierter Dramatik mit Reihen voller Claqueuren angekündigten Zöllen hat er seine Rücksichtslosigkeit gegenüber seinem Land und dem Rest der Welt mehr als deutlich gemacht. Er zeigt uns aber auch, wieso die US-Demokraten schon jetzt immer mehr zu einer neuen Art der "Silent Majority" und weshalb auch gestandene Medien-Vertreter, die nicht seiner Meinung sind, immer leiser werden. Trump ist der größte und gefährlichste Angstmacher aller Zeiten, weil er die elektronischen Mittel dazu hat, und weil er die Schwächen der Amerikanischen Verfassung zusammen mit seinen Milliarden schweren "Bootleggern" gründlich studiert hat. Die Welt wird bald noch mehr vor ihm zittern, und je mehr sie dies tut, desto wohler fühlt er sich und desto größenwahnsinniger wird er werden. Was könnte ihn in ein paar weiteren Monaten noch daran hindern, aus der Nationalgarde seine persönliche Waffen-SS zur inneren Gleichschaltung zu machen.

Wer immer vor den Reitern der Apokalypse geraunt hat, hier ist einer, der kein Pferd braucht. Er sattelt nur seinen Machtrausch, mit dem er den Rest der Welt in den Untergang treibt.

Mittwoch, 2. April 2025

An Le Pen hängt mehr als ein Poisson d'Avril

 In meiner frankophilen Jugend war mir durch meine heiße, kurze Teenager-Liebe der Brauch geläufig, dass sich die Franzosen hinterrücks und dann für Stunden unbemerkt kleine, meist selbst gebastelte Fische an die Kleidung kleben, um sich in den April zu schicken. Le Poisson d'Avril geht irgendwie auf das Fasten-Dekret unter Heinrich IV zurück. Verzicht auf Fleisch sollte durch die Papier-Fische ins Lächerliche gezogen werden.

Quelle: actu.fr

Nun hat die französische Justiz die stimmgewaltigen Wucht-Blondine Marine Le Pen durch das sofortige Entziehen des passiven Wahlrechts unerwartet hart in den April geschickt. Aber wer eine klammheimliche Freude darüber empfindet, dass sie so 2027 nicht zur Präsidentschafts-Wahl antreten darf, könnte sich zu früh gefreut haben. Schon live in den Französischen 8Uhr-Nachrichten offenbarte sich ihre Gefährlichkeit, indem sie ihren Schuldspruch seinem Wesen nach umdeutete. Das Tat sie nach dem Vorbild von Trump und vieler früherer Populisten, die sich als von der Justiz verfolgt, reinwaschen oder gar als über dem Gesetz stehend darstellen wollten. Wie Trump kündigte sie ihre Wiederkehr an. Szenisch mit der Unantastbarkeit ihrer Körpersprache könnte das bereits der Aufruf an ihre Anhänger gewesen sein, das Rassemblement National so zu befeuern, wie es Trump mit seinem Wahlbetrug-Narrativ für die Republikaner erfolgreich getan hat.

Quelle: TF1

Bei der Lust der Franzosen, Meinung mit Gewalt auf die Straße zu bringen, könnte der Élysee bald genauso erstürmt werden, wie das Capitol in den USA. Die Unterstützung vom unsäglichen Elon Musk hat Le Pen via Plattform X ja schon.

Ich kann meinen des Französischen mächtigen Leserinnen und Lesern nur raten,   einmal die Mitschnitte auf TF1 anzusehen, ohne dass ein Übersetzungstext drüber gesprochen wird. und sich dann im Vergleich dazu die unselige Rede von Donald Trump vom 6. Januar 2022 noch einmal zu geben. Es scheint wohl so zu sein, dass derart inszenierter Narzissmus der Trigger zu revolutionärem Verhalten und zum Aktivieren von Mitläufern ist. Das wäre eine durch die Multiplikation der personifizierten Medien herauf beschworene Gefahr, der kaum noch faktisch zu begegnen wäre. Wer so mehr Meinung macht, entzieht der Rechtsprechung bewusst den Boden. Das ergibt schnell eine Verschmelzung der Gewalten, was gerade in den USA mit Erschauern zu bestaunen ist.

Quelle: Buch bei amazon
Erst 29, aber schon Gegenstand
eines Buches, das sein verborgenes
Gesicht zum Thema hat:
Jordan Bardella,
Führer des Rassemblement National
Ich für meinen Teil bin nicht erleichtert, dass Marine Le Pen verurteilt wurde, sondern eher besorgt, was Le Pens jugendliche Sprech-Puppe Jordan Bardella daraus macht, wenn seine "Chefin" als durch sich selbst hochstilisierte Märtyrerin gar noch im Gefängnis landet. Umgehend hat er schon das Urteil gegen sie als "Exekution der Demokratie" bezeichnet.
Zur Erinnerung: Im Französischen Parlament sind Mehrheiten noch wankelmütiger als bei uns. Denn schon Ex-Premier Alain Juppé war ja mal mit einem zehnjährigen Entzug des passiven Wahlrechts bestraft worden, ehe er von neuen Mehrheiten durch Reduzieren des Strafmaßes auf ein Jahr erneut als Präsidentschafts-Kandidat antreten durfte...