Sonntag, 31. März 2024

Senioren-Teller-Séance

Wenn der Appetit und in der Erinnerung  auch die Augen
noch größer sind als der tatsächliche Hunger
kommt die Zeit für die erste Senioren-Teller-Séance

Foto: aponet.de

Weil Kinder und Kindeskind zu diesem frühen Termin der Osterferien unser Haus in Italien mal für sich haben wollten, und wir Ostern daher solo zu begehen hatten, kamen meine fürsorgliche Frau und ich auf eine absurde Idee:
"Weißt du, was wir Ostersonntag machen?
"Nö!"
"Wir feiern auf dem Pfad der Nostalgie, und machen das zu Ostern, was wir gemacht haben, als die Kids noch ganz klein waren. Wir zwei gehen Pizza essen!"

Nostalgie kann zu einer schweren Last werden, wenn einer so ein gutes Gedächtnis hat wie ich. Bevor ich die "Italienischen Momente" aus den 80er Jahren in meiner Erinnerung aufrufen konnte, schob sich ein Film davor, den ich schon längst gelöscht hatte: Die legendäre, in der Kindheit meiner Sprösslinge nahezu allgegenwärtige, Tante B. hatte weiland zu Ostern keine bessere Idee als den Kindern aufziehbare Hühnchen mit ins Restaurant zu bringen. Da unsere Brut aber im Grundsatz "Trying over Studying" groß wurde, ließen die Zwei ihre Pizza Pizza sein und setzten unisono gleich die stramm aufgezogenen Hühner auf dem Boden der Pizzeria in gang.

Mischten hüpfend die Pizzeria auf.
Allerdings gab's da amazon noch nicht
Natürlich jagten die Hoffnungsträger meiner Alten Tage, den Viechern sofort hinterher. Unter Tischen und Stühlen hindurch und zankend, welches Huhn, nun den Schnabel vorne habe. Es regte sich übrigend nur einer darüber auf: der gramgebeugte Erzeuger! Alle anderen amüsierten sich köstlich und feuerten die Kids noch an, denn wir waren ja in Münchens Ur-Italiener, und da galt "lasciate fare!".

Wollte ich solcher Erinnerungen? Ja, und die voller inbrünstiger Nostalgie. Und das Wetter spielte sogar trotz Sahara-Staubs mit. Wir saßen im sonnigen Innenhof und bestellten strikt nach Drehbuch  - und auch hungrig wie - damals - die immer noch auf der Karte befindlichen Klassiker...
Etwas irritiert war ich aber schon, weil der ansonsten servile Cameriere so gar nicht wie einst auf meine italienischen Speisekarten-Spaßettl eingehen wollte. Als er unsere Getränke brachte, gestand er, dass er Grieche sei, aber alles verstanden habe.

Quelle: Ofenbau Busam
Ur-Pizzabecker geben nicht den Löffel ab,
sondern ihre Schieber
Unser Ur-Pizzabäcker hatte demnach schon vor neun Jahren "den Schieber für den Holzofen abgegeben". Doch der Speisekarte und der gleichbleibend guten Qualität hat  seinem Vermächtnis keinen Abbruch getan. Dennoch schafften wir - nachdem wir uns vorweg eine Portion Calamaretti fritti und eine "Insalata mista" geteilt hatten nicht unsere Lieblings-Pizze. Bei mir blieb eine Viertel des Teigfladens und bei meiner Frau gar die Hälfte übrig. Dabei hatten wir doch noch vorgehabt, mindestens noch einen Berg Tiramisu zum Nachtisch zu vertilgen...

Foto Claus Deutelmoer

Während ich dem Ober nach einer gewissen Senioren-Teller Séance erklären wollte, weshalb er doch die noch vollmahlzeitigen Reste einpacken möge, rang ich nach dem richtigen Begriff und fragte:
"Was heißt denn Nostalgia auf Griechisch?
"Ja, Nostalgia natürlich! Wie alles auf der Welt doch Griechischen Ursprungs ist!"

Das erinnerte mich doch sehr stark an den immer noch lustigen Film "My Big Fat Greek Wedding"..



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