Dienstag, 19. März 2024

Alter Schwede!


Dass der Mensch je älter  er wird, umso mehr übers Altern nachdenkt, scheint ein logischer Vorgang zu sein. Bei mir hat sich seit der Diskussion um die neue Datenbank für Organspender aber ein gänzlich unlogischer Gedanke eingeschlichen. Wollte ich in meinem Alter überhaupt noch ein Organ gespendet bekommen, wo ich doch sowieso schon ein Leben wie die sprichwörtliche Made im Speck gelebt habe? Oder anders herum gedacht, würde jemandem meine überbeanspruchten Innereien noch von Nutzen sein können, um sich ein paar zusätzliche Jährchen zu sichern?
Quelle: Avanti GmbH

Da Frauen ja ohnehin schon mit ihren beiden X-Chromosomen meist länger leben als wie Männer, deren Y-Chromosom mit zunehmenden Alter an Einfluss und Bedeutung verliert - wäre einer alten Dame mit irgend einem dann zunehmend verweiblichten Ersatzteil aus meinem Leichnam eventuell noch gedient?

Ich bin zu dem Ergebnis gekommen, dass eines der Privilegien des Alterns, die Erleichterung ist, nicht mehr ausgeschlachtet zu werden. Ich hätte mich also höchstens dafür tadeln müssen, dass ich einst an meinem durch Sport und Training gestählten Köper keinen Spenderausweis getragen habe.

Tatsache ist, dass ich immer viel zu feige war - trotz aller eingegangen Wagnisse - mich gedanklich mit meinem Ableben zu beschäftigen. Dass ich einige Male dem "Boandlkramer" grad noch von der Schippe gehopst war, hat daran nichts geändert. Dafür war ich aber auch nie davon ausgegangen, dass ich mal wesentlich älter werden würde als 60 und wie es in der Cowboy-Romantik so schön heißt, "in den Stiefeln sterben" wollte. Jetzt habe ich den Salat. Jede Faser meines Körpers schreit nach meinem Unfall "memento mori". Das ist alles andere als der heroische Umgang mit dem Schritt ins Jenseits, wie ich ihn mir vielleicht einmal gewünscht hätte.

Quelle: National Catholic Register
Caravaggios Gemälde zum Thema "memento mori"

Vielleicht hätte ich mich sonst doch in einer der "Blauen Zonen", die ich einst bereist habe, niederlassen sollen. Wo doch dort beispielsweise auf Sardinien, auf Ikaria und Okinawa die Menschen am ältesten werden.
https://www.tagesschau.de/wissen/gesundheit/blaue-zonen-100.html. Das sind alles Inseln Aber daraus ein Theorem abzuleiten, scheint doch gewagt. Denn es werden ja nur Höchstalter erfasst und nicht jene, die, ohne es zu erreichen, vorher sterben.

An der aktuellen Diskussion um ein zukunftstaugliches Renten-Konzept oder eine Grundsicherung gegen Altersarmut, wird uns ja von der Politik stetig vor Augen geführt, dass die Alterung der Gesellschaft ein zunehmend größeres Versorgungsproblem darstellt. Nach 2060  - bleibt der Bevölkerungsschwund so rapide - soll es angeblich nur noch zwei Arbeitende geben, die dann für die Rente nur eines Mitmenschen aufkommen müssen.

Ja hört mal auf, so alt zu werden - ihr Bürgerinnen und Bürger! Dabei sind wir Deutschen - wie "Statista"  2022 für Europa festgehalten hat, doch noch vergleichsweise zurückhaltend. Mit einer durchschnittlichen  Lebenserwartung von 80,7 Jahren rangieren wir bei der Lebenserwartung an viertletzter Stelle. Angeführt wird die Tabelle von Liechtenstein mit 84,2. Das steuerparadiesische Fürstentum ist ja gewissermaßen auch eine Insel...

Quelle: Quora
Die Schweden verpassen an vierter Stelle mit 83,1 die Medaillen-Ränge knapp, was aber nichts an dem erstaunt anerkennenden Ausruf hierzulande zu ändern bräuchte:   -"Alter Schwede!" hat nämlich gar nichts mit dem Altwerden zu tun. Der bezieht sich auf altgediente schwedische Soldaten, die für die Preußischen Armee gerne als Ausbilder rekrutiert wurden...

Erstaunlicher Weise merke ich gerade beim Schreiben, dass ich doch noch Bock darauf habe, über das statistischen Mittel hinaus zu leben. Aber ich ahne, dass fürs Überleben wohl gar nicht mehr allzu viele "Blaue Zonen" bereit stehen. Dass alternde, unproduktive Umweltschädlinge ja zunehmend ein Teil des Problems sind. - Vor allem, wenn sie als Autokraten so tun, als seien sie unsterblich...


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