|
Gustave Doré 1832 -883 |
Dieser Tage fiel mir mal wieder eine unserer wenigen bibliophilen Kostbarkeiten in die Hände: Ein Foliant mit tiefblau geprägten Buchdeckeln. Drinnen Deutsche Märchen mit Radierungen des berühmten französischen Malers und Grafikers Gustave Doré. Auf dem Vorsatzpapier war die Widmung für meine Urgroßmutter zu Weihnachten 1873. Im Vorwort rechtfertigt sich der Herausgeber, wieso er für Deutsche Märchen ausgerechnet einen französischen Illustrator ausgewählt hat. Frankophil war man da noch nicht wieder. Das Buch wurde ja bereits ein Jahr nach dem Sieg der Preußischen Truppen im Deutsch-Französischen Krieg 1870/1871 aufgelegt (#"Leipzig Einundleipzig"). Aber darum geht es in diesem Post gar nicht.
|
Quelle: pinteerest |
Erst durch die Widmung aus dem Geburtsjahr meines Großvaters väterlicherseits wurde mir wieder einmal vor Augen geführt, dass die Kenntnis von meiner Familiengeschichte gerade mal zwei Genrationen weit reicht. Das gilt auch für die mütterlicherseits. Dass meine heiß geliebte "Mömi" den selben Vornamen hatte wie ihre Schwiegermutter, nämlich Anna, weiß ich erst, seit ich diese 150 Jahre alte Widmung in Sütterlin-Schrift mit Mühe entschlüsselt habe. Dabei musste ich diese Deutsche Schreibschrift noch im Fach "Schönschreiben" lernen - genauso wie ich noch oft Bücher in Deutscher Fraktur lesen musste...
|
Quelle: Typografie info |
|
Auf dem Titel hat es für die französische Schreibweise "Gustave" nicht gereicht, dafür im Vorwort für die Distanz der siegreichen Deutschen... |
Im Vergleich zu manschen Völkern in Ostasien aber auch bestimmten Landsmannschaften in den USA, die ich auf meinen Reisen traf, habe ich keine Ahnung von meinen Ahnen. Dabei haben wir einen Stammbaum, den ein Namensvetter aus Berlin in Jahrzehnte langer Recherche bis hin zum Urahn Mattheis aus dem Erdinger Moos bei München fürs Fortschreiben aufgezeichnet hat. Er hat auch dafür gesorgt, dass es in meiner Jugend noch "Familien-Tage" gab, zu denen Deutelmosers aus allen Regionen Deutschlands und Übersee anreisten.
Unsere Kinder hatten zumindest noch das Glück, dass sie meine Eltern einige Jahre begleiten konnten. Von den Eltern meiner Frau war lediglich noch die heiß geliebte, dadurch aber auch bis ins Teenager-Alter stark frequentierte Oma Anneliese präsent. Was für eine Glück, dass alle im Bereich München und Oberbayern ansässig waren.
Mein Enkel kennt seine Nepalesischen Großeltern, Onkel und Tanten vor allem wegen Corona bislang nur via Internet. Jetzt geht er schon zur Schule. Ob er sie deshalb mal in natura trifft, und sie ihm dann, wie es der hinduistischen Tradition entspricht, von den Ahnen erzählen können, hängt davon ab, ob er die Sprache von seinem Vater noch weiter erlernt oder zumindest dann Englisch beherrscht. Mit seiner Muttersprache käme er im Himalaya nur beim Trecking weiter...
Aber wenn er dereinst vielleicht das digitale Erbe seines Großvaters verwaltet, bekommt er zumindest eine Ahnung, von den vier ihm hier voran gegangenen Generationen:
|
Opa Erhard war Begründer des staatlichen Pressewesens. "Mömi" war eine Legende - nicht nur an der Tischtennis-Platte. sondern vor allem wenn sie bei Berliner Events mit ihrem Mercedes SS "Excalibur" vorfuhr
Der Kette rauchende Opa "Chang" (unten rechts) war ein verwegener Herrenfahrer und Grandseigneur, was ihn bei seinem Enkel zum Idol machte. Oma "Marieschen" hingegen galt als Nervensäge, von der ihre einzige Tochter Ruthchen (im Vordergrund) immer sarkastisch meinte, es wäre wohl besser gewesen, wenn "Chang" (siehe oben) nach ihrer Geburt "Mömi" geheiratet hätte...
|
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen