Freitag, 3. März 2023

Von Geschundenen zu Schindern?

Dass Israelis in puncto Vorurteilen und verächtlich machen auch nicht besser sind als andere, habe ich bei Reisen von Tel-Aviv, Jerusalem und Eilat bis hinein in den Negev und auch auf der Sinai-Halbinsel selbst erlebt. Palästinenser. Beduinen und Araber wurden da im Beisein eines deutschen Reportes häufig ohne Respekt als eher minder bemittelt behandelt worden. Ich spreche in diesem Post bewusst nicht generalisiert von Juden, so wie meine Generation es nicht gemocht hat, mit den Nazis in einen Topf geworfen zu werden.

Quelle: SPIEGEL
Jetzt hat sich Israel demokratisch einen Dauermachthungrigen erneut zum Ministerpräsidenten gewählt, der nicht nur wegen des Korruptionsverdachts und seiner wohl in diesem Zusammenhang beabsichtigten Knebelung der Justiz deutlich faschistoide Charakterzüge erkennen lässt. Benjamin Netanjahu stützt seine neue Regierungsmehrheit auf Ultrakonservative, die nur schwerlich neben ihrer Lebensweise Toleranz  gegenüber Anderen zeigen.

Bei meinen Reisen war mir als Gesschichts-Affiner stets klar, dass der künstliche Staat am östlichen Mittelmeer von Feinden umzingelt  ist, die mit der Waffe in der Hand nicht gerade zimperlich sind. Deshalb war ich trotz meiner pazifistischen Sichtweise bei kriegerischen Konflikten immer auf der Seite der Israelis. Als rührendes Zeichen für die Befriedung in dieser von der Weltpolitik erschaffenen Problemzone empfand ich es, als Menachem Begin und Muhammad Anwar as-Sadat 1997 für ihre Annäherungspolitik mit dem Friedens-Nobelpreis ausgezeichnet wurden...

Der Irrglaube vom Frieden in Palästina:
Friedensnobelpreis für Sadat und Begin

Quelle: israelnetz

Zweieinhalb Jahrzehnte später ist nun ein gewaltfreies Palästina weiter weg denn je. Netanjahu glaubt fest daran, dass seine radikale Siedlungs-Politik an der Ostgrenze das gute Recht Israels sei. Eine Siedlungspolitik, die auch die unerschütterliche Schutzmacht der Vereinigte Staaten von Amerika schon lange nicht mehr gut heißt. Denn unschwer ist ja zu erkennen, dass Israel im Moment  die rot glühende Lunte am "Pulverfass Naher Osten" ist. Vom Iran reaktionär befeuerte, instabile Nachbarstaaten, warten nur auf den Startschuss für neue kriegerische Auseinandersetzungen.

Genau in diesem Moment versetzt die von Netanjahu in der Knesset durchgepeitschte Justizreform Israel in einen Zwiespalt, der durch wütende Proteste auf den Straßen des Landes von außen als Schwäche gedeutet werden könnte.

Szene in Huwara:
Qelle: israelnetz

Und dann das: Nach den Ausschreitungen im palästinensischen Huwara forderte der israelische Finanzminister Bazalel Smotritch, der Ort müsse zur Strafe "ausradiert" werden. Das ist eindeutig die Sprache der Unterdrücker, die wir aus Putins Reden kennen. Im Kampf gegen den weltweit wieder aufkeimenden Antisemitismus hat Israel dem Judentum mit solchen, entlarvenden Vokabeln keinen guten Dienst erwiesen.


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