Brutus: Mörder oder Held? |
Für jemanden, der das Töten eines anderen Menschen als schrecklichste aller Vorstellungen empfindet, ist die Erkenntnis, dass Tyrannen und Diktatoren nachhaltig eigentlich nur durch ein Attentat beseitigt werden können, ein Gewissensbiss.
Sie trugen alle "den Dolch im Gewande" Quelle: save TV |
In den Iden des März 44. vor Christus, wurde der Diktator Gaius Julius Cäsar im Theater des Pompejus zu Rom erdolcht. Das war nicht die Tat eines Einzelnen, wie uns lange weis gemacht wurde, sondern die Verschwörung von fünf Dutzend hochrangigen Politikern, von denen allerdings heute nur noch etwa 20 "aktenkundig" sind. Damit ging in der Antike ein beispielloser Machtrausch zu ende.
Keine Spur vom Machtrausch im Antlitz Cäsar-Büste im Museum für Geschichte |
Stalin |
Marcus Lunius Brutus und Gaius Cassius Longinus war klar, dass sie nicht alleine zustechen durften. Es bedurfte im Kreis der Verschwörer mächtiger Mittäter. So gelang es Cäsars Mördern auch, dass ihnen der Senat noch am selben 15. März 44 v. chr. Amnestie gewährte.
Hätten Stauffenberg und seine Unterstützer bei einem erfolgreichen Attentat auf der Wolfsschanze auch mit Wohlwollen einer im Kern faschistischen Rechtsprechung rechnen können? Der Verlauf nach dem Attentat wäre ja im Reich kaum abzusichern gewesen. Es sei denn durch eine sofortige Errichtung einer Militär-Diktatur. Alle anderen Wege inklusive einer Selbstbefreiung des Deutschen Volkes wären träumerische Utopie gewesen,
Bei Napoleon haben die Siegermächte den vermeintlichen Fehler gemacht, den Französischen Kaiser am Leben zu lassen. So konnte er aus der Verbannung noch einmal an seiner Legende feilen, die nach Elba erneut Tausenden das Leben kostete. Heute wird der Bonaparte tatsächlich wieder als Nationalheld verehrt.
Wenn der Sturz einer Diktatur durch fremde Mächte erfolgt, ist die Aburteilung immer schwierig. Bei Saddam Hussein musste erst eine neue Gerichtsbarkeit her, und dann wurde nicht seine (teils auch mit US-Unterstützung erfolgte) Kriegstreiberei mit dem Tode bestraft, sondern der Genozid an den Kurden und Schiiten.
Demokratien entsprungene Diktatoren ist immer schlecht mit Gewalt beizukommen, weil sie ja selbst schon mit Gewalt ihre Position manifestiert haben. Was, wenn Xi und Putin durch ein Attentat zu Tode kämen? Das würde doch sofort dem Westen angelastet und möglicherweise als Anlass zu einem Dritten Weltkrieg missbraucht.
Meine Prognose: Weder für Putin noch für Xi ließe sich in deren Umfeld ein Brutus finden. Warum? Weil im Zentrum der Macht jeder die Segnungen des Führers behalten und nicht aus fadenscheinigen Verdächtigungen am Galgen enden will. Wie einst bei Stalin muss die Welt auf ein natürliches Ableben hoffen. Erst dann begänne die Aufarbeitung, Und wenn - nur durch ein erneutes "Tauwetter". Aber wir wissen jetzt, wie schnell eine politische Eiszeit zurück kommen kann...
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