Mittwoch, 15. März 2023

Gesucht wird der Brutus im Kreml

Brutus:
Mörder oder Held?

Für jemanden, der das Töten eines anderen Menschen als schrecklichste aller Vorstellungen empfindet, ist die Erkenntnis, dass Tyrannen und Diktatoren nachhaltig eigentlich nur durch ein Attentat beseitigt werden können, ein Gewissensbiss.

Sie trugen alle "den Dolch im Gewande"
Quelle: save TV


In den Iden des März  44.  vor Christus, wurde der Diktator Gaius Julius Cäsar im Theater des Pompejus zu Rom erdolcht. Das war nicht die Tat eines Einzelnen, wie uns lange weis gemacht wurde, sondern die Verschwörung von fünf Dutzend hochrangigen Politikern, von denen allerdings heute nur noch etwa 20 "aktenkundig" sind. Damit ging in der Antike ein beispielloser Machtrausch zu ende.

Keine Spur vom Machtrausch im Antlitz
Cäsar-Büste im Museum für Geschichte
Der erfolgreiche Feldherr Cäsar, der durch Ruhm und seinen "Reisebericht" "De Bellum Gallico" die Popularität ins Amt des Konsuls hob, war diese Würde aber nicht genug. Um sich dann die ohnehin schon brüchige "Demokratie" Roms als Alleinherrscher einzuverleiben, nutzte er seine Dialektik mit Anmaßung und Verhöhnung der römischen Werte.. Dem Beispiel folgten dann in der Historie unter anderen Napoleon, Hitler, Mussolini Stalin, Saddam Hussein, al Assad und nun Lukaschenko, Putin und Xi. Alle diese Männer folgten bei ihrem Aufstieg zur Macht ähnliche Mustern.

Stalin
An diesen diktatorischen Machthabern lässt sich deshalb auch die Frage beantworten, wieso sich Geschichte immer wiederholt: Aus Mangel an gesicherten Fakten für die geschichtliche Aufarbeitung, wodurch bei den Untertanen eben auch Legenden entstehen.Nehmen wir Cäsar, aus dessen Namen ja unser Wort Kaiser entlehnt wurde: Er hat seinen Ehrgeiz überreizt, indem er mächtige Männer bei seinem Aufstieg hinter sich ließ. Wer beim Aufstieg verletzend auf zu viele Hände tritt, darf sich beim Absturz nicht wundern, wenn sie ihn nicht auffangen wollen oder können. Aber alte Kreise müssen eben zerstört werden, wenn eigene zum Schutz gezogen werden.

Marcus Lunius Brutus und Gaius Cassius Longinus war klar, dass sie nicht alleine zustechen durften. Es bedurfte im Kreis der Verschwörer mächtiger Mittäter. So gelang es Cäsars Mördern auch, dass ihnen der Senat noch am selben 15. März 44 v. chr. Amnestie gewährte.
Hätten Stauffenberg und seine Unterstützer bei einem erfolgreichen Attentat auf der Wolfsschanze auch mit Wohlwollen einer im Kern faschistischen Rechtsprechung rechnen können? Der Verlauf nach dem Attentat wäre ja  im Reich kaum abzusichern gewesen. Es sei denn durch eine sofortige Errichtung einer Militär-Diktatur. Alle anderen Wege inklusive einer Selbstbefreiung des Deutschen Volkes wären träumerische Utopie gewesen,
Bei Napoleon haben die Siegermächte den vermeintlichen Fehler gemacht, den Französischen Kaiser am Leben zu lassen. So konnte er aus der Verbannung noch einmal an seiner Legende feilen, die nach Elba erneut Tausenden das Leben kostete. Heute wird der Bonaparte tatsächlich wieder als Nationalheld verehrt.

Wenn der Sturz einer Diktatur durch fremde Mächte erfolgt, ist die Aburteilung immer schwierig. Bei Saddam Hussein musste erst eine neue Gerichtsbarkeit her, und dann wurde nicht seine (teils auch mit US-Unterstützung erfolgte) Kriegstreiberei mit dem Tode bestraft, sondern der Genozid  an den Kurden und Schiiten.

Demokratien entsprungene Diktatoren ist immer schlecht mit Gewalt beizukommen, weil sie ja selbst schon mit Gewalt ihre Position manifestiert haben. Was, wenn Xi und Putin durch ein Attentat zu Tode kämen? Das würde doch sofort dem Westen angelastet und möglicherweise als Anlass zu einem Dritten Weltkrieg missbraucht.

Selten genug kann ein unterdrücktes
Volk Rache nehmen wir bei 
Saddam Hussein. Die Todesstrafe
diente aber auch dazu, ein
Kapitel tragisch gescheiterter
US-Außenpolitikschnell zu 
beenden

Quelle: Cover vom Buch
"Staatsmord in Bagdad"

Meine Prognose: Weder für Putin noch für Xi ließe sich in deren Umfeld ein Brutus finden. Warum? Weil im Zentrum der Macht jeder die Segnungen des Führers behalten und nicht aus fadenscheinigen Verdächtigungen am Galgen enden will. Wie einst bei Stalin muss die Welt auf ein natürliches Ableben hoffen. Erst dann begänne die Aufarbeitung, Und wenn - nur durch ein erneutes "Tauwetter". Aber wir wissen jetzt, wie schnell eine politische Eiszeit zurück kommen kann...

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