Donnerstag, 9. März 2023

Das Meer bräuchte mehr

 

Quelle: Spektrum der Wissenschaft
Auf die hohe See fallen 95 Prozent des gesamten Volumens
der Weltmeere. Sie ist der größte Lebensraum auf unserem Planeten.
Bislang waren die Regeln für sie nicht ausreichend,
weil die Forschung immer noch kein umfassendes Bild liefen konnte.
Irgendwie komisch. Da laufen im ZDF die Folgen "Der Schwarm", und gleichzeitig wird das UN-Hochseeabkommen in "trockene Tücher" gebracht. Frank Schätzings Zukunfts-Umwelt-Roman mit Krimi-Status, behandelt in der Buchvorlage allerdings ein Horror-Thema, das in der Fernseh-Fassung eindeutig zu kurz kommt:
Was passiert auf dem Grund der Ozeane, wenn der immer noch kaum erforschte Tiefsee-Bergbau Unterwasser-Massive instabil macht?

Bislang ist das Abkommen noch ein "Paper", das bei allen Nationen, die an der Konferenz beteiligt waren und Einigung erzielt haben, daheim in den Parlamenten  erst ratifiziert werden muss. Weil sich die Supermächte China und Russland während der Verhandlungen als eher destruktiv verhalten haben, und Einstimmigkeit beim Umgang mit heiklen Themen verlangten, bleibt abzuwarten, ob sie die   Dreiviertel-Mehrheit bei Abstimmungen zu anstehenden Problemen überhaupt akzeptieren.

Ohne Zustimmung sind die beiden mit ihren überwältigenden Anteilen an Küsten (Russland 37.635 km, China 14.500 km)) zumindest ein Verzögerungs-Faktor. "Zeit haben wir nicht mehr", mahnen die Umweltverbände an, die das Abkommen zwar einhellig begrüßen, aber Höchstgeschwindigkeit bei der Umsetzung verlangen.

Quelle: World Ocean Review
Manganknollen sind nicht die einzigen Tiefsee-Objekte der Begierde

Die im Vertrag festgehaltenen Vorgehensweisen lesen sich wie ein humanistischer Exzerpt zur Heilung der Welt: Dr. Stefan Hain, umweltpolitscher Sprecher des Alfred-Wegener-Institutes in Bremerhaven zeigte sich in einem Interview auf Tagessachau.de äußerst zufrieden mit dem Ergebnis der Konferenz, mahnte aber:
Also, mit dem Abkommen ist nur der Startschuss erfolgt. Die eigentliche Arbeit fängt jetzt erst an. Die Umsetzung dieses Abkommens ist enorm wichtig. Weil die Umsetzung wird hinterher zeigen, wie effektiv diese Regeln, die jetzt beschlossen worden sind, in Realität sein werden.

Hain leistet an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Politik seit Jahrzehnten Vermittlungsarbeit, Deshalb bremst folgendes Zitat auch allzu frühe Euphorie bei der Einschätzung von einer Verminderung der Umwelt-Risiken:
Wir wissen zurzeit noch gar nicht richtig, was alles auf der Hochsee vorgeht. Unter dem neuen Abkommen ist jetzt verbindlich geregelt, dass jede Aktivität zumindest berichtet werden muss. Das ist ein entscheidender Schritt, um zu beurteilen, was läuft alles auf der hohen See, welche potenziellen Auswirkungen für die Organismen, die dort leben, entstehen dadurch.

Das neue Abkommen sollte beispielsweise auch den Umgang mit marinen, genetischen Ressourcen regeln. Wer sie nach vorheriger Genehmigung entnimmt, um beispielsweise Medikamente daraus zu entwickeln, verpflichtet sich zu einem Vorteilsausgleich, der Entwicklungsländern zugute kommt.

Dass die Schutzzonen heute aus allen Winkeln von Satelliten hoch aufgelöst überwacht werden können, mag beruhigen und unbefugtes Eindringen weitgehend verhindern. Wenn wir Menschen aber die Verunreinigungen in den nationalen Dreimeilen-Zonen nicht reduzieren, wird sich deren Vordringen in die jetzt noch geschützten Bereiche der  hohen See nicht verhindern lassen.

Sonnenuntergans-Idylle der "dritten Art"
Quelle: pixabay
Das Meer braucht mehr als Abkommen. Es braucht vor allem auch strafbewehrte Maßnahmen durch den verschmutzenden Küsten-Tourismus und die massive Besiedlung, die immer näher an die Gestade rückt. Das Alfrede-Wegener-Institut meldete vor kurzem schon die Ankunft deutschen Plastik-Mülls in arktischen Gewässern, Die Vermüllung der strandnahen Meeresoberfläche mag durch Spezial-Boote noch in den Griff zu bekommen sein. Aber die immer schnellere Verbreitung des unsichtbaren, auf Dauer tödlichen Microplastiks via Nahrungskette in alle Organismen bremst es eben nicht.

Um auf die fiktiven "Yrr" in der Serie "Schwarm" zurückzukommen: Die haben mir meinen aktenkundigen Appetit auf Hummer ziemlich verdorben. Aber brauchen wir das Meer für solche Leckereien in Zukunft überhaupt noch? Nahe München gibt es bereits eine Bio-Garnelenzucht aus sich selbst reinigendem Zyklus.
https://honest-catch.com/collections/bayerische-garnele?gclid=Cj0KCQiApKagBhC1ARIsAFc7Mc5UU1y-YsvaolQAK0wVWJBwHn82B8Dy1v0u8JHbod05dcNuNgiPx3UaAk5wEALw_wcB

Quelle: honest.catch



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