Freitag, 14. Januar 2022

Olympischer Unfrieden

Waren die Griechischen Stämme 884 v. Chr. noch umsichtig, indem sie für die Dauer der Olympischen Spiele eine Waffenruhe zur friedlichen Durchführung der Wettkämpfe aushandelten? Oder standen Tugenden wie Fairness und Ehre zur Erlangung von sportlichem Ruhm zugunsten "Olympischen Friedens" da einfach noch   höher im Kurs?

Seit der frühere Gold-Fechter Thomas Bach 2013 zum Präsidenten des IOC gewählt worden war, ist die Vergabe der Spiele immer mehr zu einem politischen Summen-Spiel geworden, bei dem Geld eine wichtigere Rolle zu spielen scheint als der Olympische Nimbus. Und Menschenrechte in den Veranstalter-Ländern werden wohl überhaupt nicht mehr in die Waagschale geworfen.

Schulter an Schulter mit den Tyrannen dieser Welt:
Thomas Bach und Wladimir Putin 2014
bei den Winterspielen in Sotschi
So sahen wir ihn in Sotchi neben Putin auf den Rängen sitzen, und in ein paar Wochen wird er Schulter an Schulter mit Xi Jinping posieren, als sei der Olymp noch in Ordnung. Beide Staatsführer haben viel gemeinsam. Sie sind in etwa gleichalt, gehören weltweit zu den größten Unterdrückern von Menschenrechten und haben sich ohne Einfluss ihrer Untertanen die Macht kürzlich auf Lebenszeit gesichert. Verblüffend auch die ideologische Parallelität als eine Art Post-Kommunismus, den man am besten mit der "Stamokap"-Theorie der 68er beschreibt. Nur, dass dieser "staatsmonopolistische Kapitalismus" sich über eine dicke Gesellschafts-Schicht begünstigter Milliardäre als Deckelung der einfachen Arbeiter und Bauern definiert: Gewissermaßen Moneten statt Mao oder Putin als Präsident einer Pracht-Plutokratie.

Was aber den Olympischen Frieden angeht, agieren beide Supermächte gerade zeitgleich mit der Androhung massiver kriegerischer Handlungen: Putin im Ukraine-Konflikt und Xi mit der Invasion des demokratischen Inselstaates Taiwan bei synchroner Unterdrückung der vertraglich zugesicherten Demokratie der einstigen Enklave Hongkong.

Gut, nun kann man zugunsten von Bach auf die langen Vergabe-Zyklen der Spiele und wechselnde Mehrheiten im Internationalen Olympischen Komitee hinweisen, aber immerhin gelang ja auf dieser Basis auch der Bann der Doping-Nation Russland.

Der Skisprung-"Volkspalast" der Pekinger Spiele
Quelle: skisprungschanzen.com

Vielleicht haben ja manche meiner Leserinnen und Leser vergangenes Wochenende die Wut-Rede der DSV-Alpinchefs Wolfgang "Wolfi" Maier im Zielraum der Ski-Rennen von Adelboden gehört. Ich bin mittlerweile viel zu weit weg, aber ich kenne den früheren Erfolgstrainer über lange Jahre als ruhig und besonnen - selbst in kritischen Momenten. Wenn er derart wegen im Vorfeld der Spiele gemachter Erfahrungen explodiert, dann kann sich die Welt wohl eher auf Olympischen Umfrieden einstellen.
https://www.youtube.com/watch?v=POGnfgRbctQ

Ich für meinen Teil werde jedenfalls in einen TV-Boykott treten.

P.S. Falls Ihr daran interessiert seid, dass ich demnächst einen Post "China und ich" verfasse, dann schreibt mir bitte...

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