Meine Mutter hat kurz nach ihrem bestandenen Abitur einen zehn Jahre älteren Mann - meinen Vater - geheiratet. Noch im hohen Alter erzählten sie voller Freude und Stolz, wie sie meinen Lieblings-Opa zu Beginn ihrer lebenslangen Liebe reingelegt hatten, um bevor sie verheiratet waren, gemeinsam übers Wochenende nach Holland fahren zu dürfen:
"Herr Assessor, Sie sind ja Jurist. Deshalb verlange ich, dass Sie meine Tochter so zurückbringen, wie Sie sie mitgenommen haben... Versprechen Sie mir das!" Dieses Versprechen konnte mein Vater reinen Gewissens geben, weil meine Eltern die "Ehe schon vollzogen" hatten, ehe sie überhaupt ans Heiraten gedacht haben. Es könnte also eine Mär sein, dass sich unsere Vorfahren in punkto Sex stets keusch nach den Richtlinien der Gesellschaft verhalten haben...
O tempora, o mores!
Trotz ihrer eigenen recht liberalen Lebensweise, meinte meine Mutter angesichts des acht Jahre andauernden, relativ toleranten Prüfungsvorganges zwischen meiner Frau und mir, dass die Liebe in ihrer Jugend viel mehr Bedeutung gehabt hätte. Weil nämlich der dazu gehörende Sex nicht so spontan sondern mit vielerlei Risiken und Verboten belastet war. Man musste vorsichtiger und gewissenhafter sein.
Heute, da wir selbst fast fünf Jahrzehnte verheiratet sind, die Pille hatten, dann deswegen die kleinen Dramen beim Kinderkriegen durchlebten aber auch den Wandel im Darstellen des sexuellen Verhaltens, bin ich zumindest gewillt, ihr posthum in einigem recht zu geben.
Das Schweigen Quelle: cinema.de |
Quelle: movieplot.de |
"Big Little Lies" ausgestrahlt auf Vox |
Dass man mich nicht falsch versteht: Ich begrüße es, dass heutzutage alle Formen sexueller Ausrichtung und Neigungen öffentlich sind, aber ich denke, der Proporz stimmt längst nicht mehr. Mitunter könnte man nämlich ins Grübeln kommen, ob da nicht die Ausrichtung Mann mit Frau langsam ins Hintertreffen gerät. Und wenn es so wäre, wieso sich dann immer noch so viele mit dem "Outen" oder besser dem dazu Stehen so schwer tun. Das liegt daran, dass unsere Gesellschaft immer noch extrem doppelmoralisch ist, und das anders Sein unterbewusst abspeichert.
A propos Abspeichern: Dass viele, die zu viel arbeiten, heute die Bequemlichkeit vorziehen, sich Partner auf den einschlägigen Portalen im Internet zu suchen, ist verständlich. Aber wer vorher so lange chattet und Bilder austauscht, bis das ja noch virtuelle Gegenüber alles von einem weiß, beraubt sich nicht nur der Aufregung und Spannung vor dem ersten Date. Denn der Austausch birgt auch durch gezielte Fakes und spezielle Chat-Techniken enorme Gefahren. Da drohen dann auf seichtem Terrain ganz andere Probleme: wie zum Beispiel Datenlecks, Identitäts-Diebstahl bis hin, ein argloses Opfer von Kriminellen zu werden.
Das Suchen nach Liebe auf Apps ist immer häufiger keine Herzensangelegenheit Quelle:news.de |
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen