Hallo! Der Computer lässt ganze Absätze löschen, umschneiden oder als "Übersatz für den Leitartikel von morgen" aufheben ( Zitat von Emil Dovifat Publizistikwissenschaftler und Begründer der Erforschung von Publzistik in Deutshland)
Emil Dovifat 1890 bis 1969: Er konnte es nicht kommen sehen |
Gut, den meisten Verlagen geht es auch nicht besser. Wer nicht eine sogenannte "Cash-Cow" unter Vertrag hat, kämpft Jahr um Jahr einen Überlebenskampf, bei dem gern auch der Ethos auf der Strecke bleibt. Ich habe an einigen Büchern mitgewirkt, und auch selber welche geschrieben. Die Tantiemen wären lächerlich gewesen, hätte ich nicht auf einen Betrag bei Ablieferung bestanden. Der deckte dann wenigstens den Arbeitsaufwand ab.
Ich wechselte vor allem deshalb zum Autoren-Journalismus. Wer als Vertragsautor in den "goldenen 70er und 80er Jahren bei einer der großen Illustrierten landete, verdiente überproportional:
Ein Interview mit einem gesuchten Gesprächspartner brachte damals 5 000 Mark, große Reportagen pro Seite 1000. Aber man erlebte als Publizierter auch, wie Neider unter den Redakteuren fertige Geschichten einfach in der Schublade ließen, ohne der Chefredaktion mitzuteilen, dass pünktlich geliefert wurde.
Weil ich ja noch so jung war, leben viele meiner Mentoren nicht mehr. Zeit, ihnen ein Dankeschön zu widmen und auch zu gratulieren, dass sie die Jetztzeit mit Fake-News und gänzlich erfundenen Storys nicht mehr mit erleben mussten.
Der Film zur Affäre war der Hit, Der Skandal hausgemacht |
Heute reicht das nicht mehr, weil Print sich gegen die schnellere aber auch weniger sichere Würgeschlange Internet bereits im Todeskampf befindet.
Lehrgeld habe ich genug bezahlt, als ich vor den Großen schon auf CTP (Computer to plate) umstellen konnte, also die Hefte vierfarbig und betextet direkt an die Druckereien schickte. Moralische Bedenken, dass Setzer, Metteure, Lithografen und Galvaniseure damit in der Folge Jobs verloren, konnte ich mir da nicht leisten. Das ersparte Geld floss in eine Gruppe handverlesener Mitarbeiter, die ich zum Teil auch selbst ausbildete. Als aber nach 1989 der überhitzte Anzeigen-Markt durch das Free-TV nicht nur beim Special Interest, sondern auch in anderen Print-Sparten einbrach, mussten Zusatz-Umsätze durch Dienstleistungen her. Weitere 15 Jahre dauerte es da noch, bis die Großverlage auch nach meinem"Kleinvieh" gierten. Hasta la vista baby!
Ist Vielfalt noch vielfältige Qualität? |
Da bleibt der Verfall der Flaggschiffe nicht aus. Ich lese selbst die "Süddeutsche" nur noch zur Erbauung, wenn ich auf ihre immer seltener werdenden textliche Meisterleistungen im Internet aufmerksam gemacht werde. Der Rest verschludert schon in solchen Details, in denen die Überschrift oft nicht mehr mit dem Lauftext übereinstimmt...
Und den Rest bekomme ich auch schneller und verlässlicher durch meinen eigenen "Quellen-Verbund" im Internet.
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