Freitag, 8. Februar 2019

Lese-Lust zum Liebes-Frust

Weil der Nachrichten-Mix von heute mir wirklich Angst einjagt, will ich mich mal mit einem Thema beschäftigen, dem ich normalerweise keine Zeile widmen würde: Der Liebe.
Eben haben sie noch ihre Köpfe aneinander geschubbert, nun droht mitten im Brexit-Chaos auch noch das Liebesverhältnis Macron-Merkel an der russisch-deutschen Pipeline durch die Ostsee zu scheitern. Putin, der alte Fuchs, lacht sich in Fäustchen,
Gerade erschreckt er die Welt mit neuen Aufrüstungs-Fantasien und führt Trump wie ein Kasperle vor, da droht der EU eben durch diese Gasleitung die Ehe-Krise. Mehr sage ich nicht dazu, weil politische Ehen genauso schnell scheitern können wie die, nach der sich das Individuum seit Jahrtausenden sehnt und um die es heute geht.

Eine erfüllte Liebe ist nach Reichtum, Gesundheit und Frieden ganz oben auf der Wunschliste aller Menschen. Weil Reichtum nur für wenige ist, Frieden nur von Anderen aufs Spiel gesetzt oder gesichert wird, sind Liebe und Gesundheit die einzigen Ziele, zu denen wir - zumindest in unseren Breiten - selbst etwas beitragen können.

Diese höchst empfindlichen Güter beschäftigen uns daher ein ganzes Leben lang - vor allem dann, wenn sie "verlustig" gehen. Verlust bei beiden - vor allem im Alter - führen zu Frust. Denn täglich bekommen wir in diversen TV-Formaten oder bunten Illustrierten das Leben der anderen vorgeführt. Teilweise - so scheint es - sind die Affären der Schönen und Reichen, ihre Hochzeiten und die späteren Scheidungen derart inszeniert, dass der normale Mitfühlende auf der Achterbahn des Lebens zumindest zu der falschen Erkenntnis kommt, dass er mit seinen Problemen nicht allein ist, wenn die Promis Ähnliches durchleben. Doch das ist Lug und Trug.

Die Vergänglichkeit der großen Liebe, das Verschwinden von diesem wohligen Gefühl das sie trägt, hinterlässt bei den meisten Traumata und Zacken in den Lebenslinien. Manche beherzigen den Grundsatze "wer vom Pferd gefallen ist, soll gleich wieder aufsteigen". Ich kenne einige, die sich mehrfach "getraut" haben. Einer hat sogar nach drei weiteren, gescheiterten Ehen wieder seine erste Ehefrau geheiratet...

Nun ist die Autorin, die mit den oben genannten "Aggregatszuständen des Lebens" am erfolgreichsten literarisch jonglieren konnte, im Alter von 94 Jahren gestorben. Ich sage literarisch, weil ihr Durchbruch als über 50jährige mit dem Roman "Die Muschelsucher" absolut verdient war.  Ein großartiges Buch! Da alles ja quasi ihr Spätwerk war, folgte sie dem Lockruf des wohlfeilen Schreibens. 150 ihrer Romane sollen vom ZdF in diesen immer pappsüßen Farben verfilmt worden sein. Die Landschaften und Dreh-Orte Cornwalls (obwohl sie selbst ihr Leben ja in Schottland verbrachte) haben zu einem regelrechten Pilcher-Tourismus geführt, und auch dieser Erfolg hat keine Diskussion mehr über die Qualität der späteren Pilcher-Romane  zugelassen.


Unterm Strich also das, was man im Roman ein Ideal-Leben nennt: Reichtum, Gesundheit, Familie und ein langes Leben. Obwohl die Autorin und Mutter von vier Kindern ihre Jahre als junge Frau in den Kriegswirren bei der Royal Navy verbrachte, gelang ihr auch och der persönliche Frieden. Sie hätte also gut selbst als typisch britische Grandma in einen ihrer Romane gepasst. Ein Herzensmensch sei sie aber wohl nicht gewesen, erfährt man von ihren Kindern. Wer seine Liebe auf Sparflamme warm halten lässt, kann sich nicht so verbrennen, wie die Helden und Heldinnen ihrer Erzählungen. Aber was weiß denn ich schon?

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