Mittwoch, 27. Februar 2019

In einer Zeit der Narren

Wie närrisch weit muss einer wie Trump mit seinen Narreteien gehen, um Narrenfreiheit zugesprochen zu bekommen? Die einstige Narrenfreiheit galt allerdings lediglich den Hofnarren. Ein Beruf, der leider seit dem Untergang der totalitären Monarchien kaum noch ohne Risiko ausgeübt werden kann.

Für mich der beste Hofnarr aller Zeiten.
Danny Kaye im gleichnamigen Film
Die Hofnarren waren keine Clowns wie im Zirkus, sondern böszüngige Analytiker, die den Herrschenden den Spiegel vor hielten, indem sie Zustände derart überspitzt karikierten, dass jene so tun mussten, als fänden sie das komisch.

Den, wo koana trotz
Autogrammkarten kennt hot
Einmal im Jahr beim Starkbier-Anstich dürfen die Kabarettisten als Fasten-Redner die aktuellen Politiker "derblecken". Die Kameras gehen dann in Nahaufnahme auf die Verarschten, und das TV-Volk darf sich zusätzlich über deren gequältes Lächeln schlapp lachen. Je nach Bierdimpfel-Status kommt es dann schon auch mal zu Eklats  wenn die Kameras ausgeschaltet wurden. Der unvergessene Walter Sedlmayr hatte Bayerns damaligen SPD-Vorsitzenden Volkmar Gabert als den "wo koana kennt" dargestellt. Worauf der "wahrhaftig"  Derbleckte komplett die Fassung verlor.

Aber zurück zum Beruf des Hofnarren, der heute schon deshalb keine Zukunft mehr hätte, weil die Herrschsüchtigen einfach keinen Humor haben. Humor hat auch etwas mit Selbstanalyse zu tun, und die fehlt halt einigen. Sonst wäre ihr Handeln nicht so selbstherrlich und bisweilen absurd.

Nicht, dass ich Jan Böhmermann die Befähigung zum Hofnarren absprechen möchte, aber er provoziert schon gelegentlich über den guten Geschmack hinaus. Das ist eben der heutige Erfolgs-Stil . Den Grimme-Preis 2019 hat er dennoch verdient, weil er beim "Derblecken" von Neonazis und totalitären Herrschern auch bisweilen seine juristisch und körperliche Unversehrtheit riskiert. Ganz wie in unfreien Zeiten...

Die sogenannte närrische Zeit hat außer am Rhein beinahe überall an Gewicht verloren.
Morgen ist "Wieverfastelovend" oder zu Deutsch Weiber-Fastnacht. Eine Tradition aus einer Zeit als die Frauen ansonsten mehr als heute unterdrückt wurden. Aber ihr Jagdziel - der einst herrschend Krawatten-Mann - ist ebenso ausgedünnt worden. Vielleicht noch in der Bank oder anderen Feierlichkeiten trägt Mann noch einen Binder, dem man ihm abschneiden könnte. Da müssten die Mädels schon eine Etage tiefer am Zipfel ansetzen, um nachhaltige Wirkung zu erzielen

Helau und Alaaf!

P.S. Ein passender Buchtipp:
Fool von  Christopher Moore (2009)

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