Montag, 26. März 2018

Separatismus

Wer sich vom Großen und Ganzen lösen will, geht das Risiko ein, dass die, denen das nicht gefällt, sich dagegen wehren:

In den meisten Fällen fließen dann Ströme von Blut. Manche setzen den Wunsch nach Unabhängigkeit sofort gleich mit  Rebellion und Verrat. Das ist eben jeweils die Perspektive der  Herrschenden.

Die Perspektive der Separatisten, die siegreich sind, rückt deren Anführer oft noch nach Jahrhunderten in den Glorienschein von Helden:

Der Rebell George Washington wurde nach viel Blutvergießen erster Präsident der dann von dem Vereinigten Königreich unabhängigen USA. Abraham Lincoln als Sieger des Sezessionskrieges ist auch heute noch ein Idol. Beide taten, was sie für die Gründung oder den Erhalt ihrer Demokratie tun mussten, ohne die vielen Toten zu gewichten.

Bei den russischen Separatisten, die immer noch für die Loslösung von der Ukraine kämpfen, gehört unsere Sympathie seit dem Maidan der Ukraine.

Eamon de Valera
Die unendlichen Auseinandersetzung wegen der Unabhängigkeit von Groß Britannien und dem Religionsstreit zwischen Katholiken und Anglikanern haben erst einen Scheinfrieden gefunden, seit die Irische Republik der EU mit großem Erfolg beigetreten ist. Nun mit dem Brexit könnte der vielschichtige Konflikt wieder aufgebrochen werden. Da gehört unsere Sympathie natürlich den republikanischen Iren, denen es seinerzeit gelang, England mit Waffengewalt die Demokratie abzutrotzen. Der im Konflikt zum Tode verurteilte Rebell Eamon de Valera bleibt leider eine Ausnahme. Er überlebte, wurde kurz vor der Exekution begnadigt und war von 1917 an mehrfach Irischer Präsident. Er starb 1975 friedlich in Dublin,

Jetzt hat nicht nur Deutschland sondern die ganze EU das Problem mit Separatismus an ihren Außenposten. An alles hatte man beim sogenannten "Europäischen Haftbefehl" gedacht, nicht aber, dass er politisch missbraucht werden könnte. Erst setzte Erdogan ihn in Spanien ein, um eines unbequemen Journalisten habhaft zu werden. Nun hat Deutschland den schwarzen Peter, weil der Spanische Geheimdienst die Autofahrt von Carles Puigdemont den deutschen Behörden durchgesteckt hat.

Immerhin ist der Mann von einem Autonomie anstrebenden Regional-Parlament demokratisch gewählt worden. Was tun?

Die Sympathie für die populistisch angetörnten Katalanen verschwindet vor der Gefahr für das Große und Ganze. Würde es uns überzeugten Europäern gefallen, wenn Markus Söder als vielleicht im Herbst mit großer Mehrheit gewählter Ministerpräsident Bayerns die Loslösung des Freistaates von der Bundesrepublik propagierte?

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