Ich mache mir oft Gedanken darüber, was für ein Bild jene Länder von uns Deutschen haben, wenn sie die TV-Serien sehen, die sie von uns gekauft haben. In Japan habe ich einmal im Jetlag den guten alten "Derek" mit seinem Assistenten gesehen. Bis heute weiß ich nicht, was "hol schon mal den Wagen" auf Japanisch heißt, aber ich erinnere mich noch gut daran, dass beide sprachen wie Shoguns. Derek verwischte die "Tatorte" im Münchner Umland so, dass nur Eingeweihte sie zuordnen konnten, aber das ist eben 30 Jahre her.
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SOKO Kitzbühel |
Heute spielen die Serien an malerischen Orten, die auch wunderschön ins Bild gesetzt werden; ob Murnau, Bad Tölz, Rosenheim oder Kitzbühel, alle muten an wie romantische Massenmord-Metropolen, die aber von Touristen begeistert besucht werden. Vermutlich wird der eine oder andere ziemlich enttäuscht sein, wenn er in den Gassen und auf den Marktplätzen nicht ständig über Leichen stolpert.
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SOKO Wismar |
Auch umgekehrte Tourismus-Werbung via Mord und Totschlag machen die Krimi-schaffenden, damit das Ausland auch etwas vom Kuchen abbekommen. So ermitteln deutsche Lieblings-Schauspieler in Istanbul, Tel Aviv, Paris, Barcelona, Triest, Bozen und Venedig sowieso, weil ja Commissario Brunetti nur deshalb so erfolgreich ist, weil die Deutschen die Bücher von Donna Leon begeisterter verschlingen als andere Länder.
Was machen ältere Ehepaare wenn es draußen kalt ist und der Regen runterprasselt? Sie schauen, ob es nachmittags im TV etwas leicht Konsumierbares gibt. Als Alternative zu den hoch gepuschten Koch-Shows und Gerümpel-Sendungen haben die Fernseh-Macher in allen öffentlichen Kanälen eine regelrechte SOKO-Manie im Nachmittags-Programm entfacht. Und bei der kommt auch der Deutsche Osten mit seinen Mimen nicht zu kurz : SOKO Wismar, konkuriert mit SOKO Leipzig. Dann gibt es aber auch die SOKO Köln, sowie eine in Stuttgart. Um den SOKO-Koller perfekt zu machen, werden die Staffeln so gestaffelt, dass sie durch die ständigen Wiederholungen bald nicht mehr auseinander zu halten sind.
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SOKO Köln |
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SOKO Wien - rechts der "Nussek" |
Einzig die fürsorglichste aller Ehefrauen, erliegt keinem Trugbild, hilft mir mit Lebensläufen aus, und erläutert, wenn Personal von einer SOKO in die andere gewechselt hat. Ihre absolute Lieblings-SOKO ist erstaunlicher Weise die von Wien. Die schaue ich mir nicht an, weil da der Chef - verfluchtes Langzeit-Gedächtnis - einer ist, der als Tennis-Trainer Nussek einst in der Lindenstraße mit seiner minderjährigen Schutzbefohlenen ein Verhältnis hatte. Da konnte die dann in späteren Folgen offenbar nur noch lesbisch werden...
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