Mittwoch, 22. November 2017

Das Schweigen der Kenner

Politiker sind per se eigentlich zur Wahrheit verpflichtet. Wer die unterschiedlichen Wahrnehmungen vom Scheitern der sogenannten "Jamaika-Sondierungen" vernommen hat, kommt nicht umhin, die Statements danach in einem Grauschleier zu sehen. Wer war nun wirklich schuld? Wie bei einer Ehe mit unüberbrückbaren Differenzen, wird gerne dem die Schuld zugewiesen, der sich von Tisch und Bett trennt.

Da ich mich genau erinnere, dass Wolfgang Kubicki live im Fernsehen die Verlängerung der Runde auf 18 Uhr Sonntags  für ein Aussteigen  der FDP aus den Verhandlungen befristet hat, kann später nicht überrascht gewesen sein...

Ich war noch nie ein Freund der Liberalen, die ihr Mäntelchen stets nach dem Wind gehängt haben, aber hier waren sie ausnahmsweise konsequent. Eine Konsequenz, die ich mir viel eher von den Grünen erwartet hätte; bei den überheblichen Kommentaren und Schmähungen von Söder, Dobrindt und Co.. Der maue Mautmacher sprach verächtlich von der "8,Nochwaspartei" und übersah dabei offenbar, dass seine CSU nur 6,2 Prozent erzielt hat, und somit die kleinste Partei im Bundestag  gewesen wäre.

All die schlauen Kenner der Materie nahmen schweigend die Dresch-Flegeleien zur Kenntnis und stimmten in den Chor der FDP-Schmäer ein. Dabei wären die Grünen mit ihrer langen  Latte an Zugeständnissen viel eher zu tadeln gewesen. Aber wenn sich die Chance bietet, sind die Grünen derart geil aufs Regieren, dass sie ihre Grundsätze ungetrennt auf den Kompost werfen. Wie ihr "Auto-Krat" Winfried Kretschmann als Ministerpräsident vom Mercedes/Porsche-Land Baden Württemberg...

Von der Herrschaft der Philosophen, wie sie in der Antike unter anderem von Platon  vor 2500 Jahren empfohlen wurde, rückt die Menschheit immer weiter ab. Wenn Lügenbolde Staatschefs werden und damit auch immer mehr Erfolg haben, riskiert ein Kenner, der sich äußert, eben Kopf und Kragen. Ihr Schweigen ist ihnen daher nicht zu verdenken, denn den Kopf brauchen sie ja immer noch für mögliche, bessere Zeiten.

Derweil plappern die Demokratie-Djangos in jedes Mikrophon, dass ihnen hingehalten wird, und offenbaren damit, dass sie von Philosophie Lichtjahre entfernt sind.

Philosophie, die Liebe zur Weisheit, wünsche ich mir jetzt  von unserem Bundespräsidenten.

Allen anderen möchte ich den Spruch zurufen, mit dem mich meine Lehrer genervt haben, wenn ich geplappert habe:

Si tacuisses, philosophus mansisses


Hättest du geschwiegen, wärst du Philosoph geblieben

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