Wieso ich mitten in der Großstadt besser schlafe als auf der totenstillen Burg, ist wohl eines der Rätsel des Alters. Mein Tagesablauf wird mit entspanntem Dösen im Bett begonnen. Gestern wurde das durch aufgeregtes Klopfen und Hämmern gestört.
Zuerst dachte ich, dass unsere Haus-Krähe auf der Dachrinne unseren Eichhörnchen wieder einmal ein paar Haselnüsse vom Baum stibitzt hätte, um sie über mir zu knacken. Aber die Klopfgeräusche kamen von der Außenwand-Ecke und wechselten ständig ihren Ursprung. Die Fürsorglichste aller Ehefrauen kam besorgt ins Schlafzimmer, um herauszufinden, was ich da wieder für einen Unsinn machte, aber ich lag ja immer noch im Bett...
Von unserem Küchen-Erker entdeckten wir den Störenfried, und er war nicht allein. Ein Schwarm von Meisen umkreiste ihn (die es angeblich kaum noch gibt) und die Krähe beobachtete das ganze mit schräg geneigtem Kopf. Das erinnerte mich irgendwie an unsere Großbaustelle in der Nachbarschaft. Da gucken auch Müßiggänger gerne zu, wenn andere arbeiten...
Hier analysierte ein bildhübscher Specht gewissenhaft unseren Verputz, als sei er von einer Baufirma beauftragt worden. Keine Ahnung, was er unter dem Vordach sonst suchte. War er auf Durchreise oder baute er sich bereits ein Winterquartier in Stadtlage? Die schlauen Spechte haben sich schon längst auf selbst gehackte Löcher in Hauswänden spezialisiert. die mit Dämmstoff isoliert sind. Das kann für die Vermieter ganz schön ins Geld gehen. Da klopft er sich bei unserer Fassade allerdings den Schnabel wund.Wenig später klammerte er sich an das Bleistift spitze Türmchen gegenüber und spähte herum. Marode Bäume für ein Specht-Loch gäbe es ja zur genüge. Wenn er nicht gerade bei mir klopft, wäre gegen einen so schönen Nachbarn ja nichts einzuwenden... Allerdings muss er sich beeilen. Der 1. November naht, und dann sind vielleicht wieder alle Quartiere in dieser Gegend teuer vermietet...
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