Noch habe ich keine Folge der neuen MacGyver-Serie gesehen, aber schon jetzt halte ich das aktuelle Remake der Kultserie im Internet-Zeitalter quasi für ein Sakrileg. Als das Fernsehen meiner Kinder noch streng reglementiert war, und es deshalb auch kein zweites Gerät im Haus gab, war ich Mitte der 1980er begleitend gezwungen, diese Serie mit ihnen zu gucken.
Der Darsteller Richard Dean Anderson ist in etwa gleich alt, aber damals verblassten die Erzählungen von meinen Reise-Erlebnissen weltweit gegen den Tausendsassa MacGyver, der aus drei Bic-Feuerzeugen, einem Babyschnuller und abgeschnittenen Streichholz-Köpfen Sprengsätze basteln konnte, die Bunker-Wände sprengten. Wo immer er von den Bösen gefangen gehalten wurde, fand er im Verlies achtlos liegen gelassene Gegenstände, mit denen er sich und Geiseln befreien konnte. Dabei half ihm sein absolutes Wissen über physikalische, chemische und elektronische Zusammenhänge.
Was waren dagegen schon meine echten Erlebnisse im australischen Busch oder auf den Kamel-Rücken in der Wüste. Ich werde die mitleidigen Blicke meiner Kinder nie vergessen, wenn wieder eine Folge zu ende gegangen war. Im Vergleich zu MacGyver war ich eben der absolute Loser.
Trotz der finsteren Gegenden, in die ich voraus gereist war, wurde ich nie überfallen oder gar bestohlen. Aber die Omnipräsenz von MacGivers Tricks ließ mich doch darüber nachdenken, auch Vorkehrungen für desperate Momente zu treffen. Ich hatte als das mit der Flugsicherung noch nicht so genau war, stets die größte Version des "Schweizer Armee-Messers" im Gepäck und ließ mir beim Säckler im Heimatdorf meiner Eltern einen breiten Geldgürtel mit diversen innen liegenden Taschen anfertigen. Bei den Strömen von Schweiß, die ich in den Tropen vergoss, wurde das Leder jedoch so aufgeweicht, dass beim Erst-Gebrauch niemand die gelb verfärbten Dollar haben wollte. Die Lösung, sie danach einzupacken, kam mir mangels Überfällen dann über kurz oder lang auch zu kompliziert vor...Die Säckler-Arbeit diente dann letztlich meinem Sohn als Cowboy-Gürtel.
Erst als die exzessiven Reisen langsam weniger wurden, stieß ich auf einen Hosenmacher, der in alle Hosen innen "geheime" (mal rechts, mal links - hihi) Taschen mit Reißverschlüssen einarbeitete.
Bis heute bin ich dieser Modefirma treu geblieben, obwohl meine größten Abenteuer nun in Träumen beim Nachmittags-Schläfchen bestanden werden müssen.
Also gestern nahm ich meine Power-Schlaf-Position ein: Körper auf dem Rücken liegend durchstrecken, beide Hände in die Hosentaschen stecken und sich fallen lassen...
Doch diesmal klappte das nicht, weil ich die Innentasche der Hose berührte. Wer weiß wie viele Waschgänge die darin verborgenen Gegenstände durchgemacht haben, aber MacGyver hätte seinen Spaß daran gehabt: zwei Einmach-Gummis, eine große Büroklammer und ein rostfreier Nagel-Knipser - genug für MacGyver, um wieder einmal die Welt zu retten!
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