Zolas J'accuse (Ich klage an!") hat mich als noch jugendlicher Buchhändler angespornt, es auch mit dem Journalismus und der Schriftstellerei zu versuchen. Wenn ich heute an diesen Weg zurück denke, komme ich zwar in keinster Weise an den Erfolg dieses äußerst fleißigen Autors und Malers heran, aber ich entdecke kuriose Parallelen: Schulversager, kein Durchhaltevermögen bei ersten Jobs im Verlags- und Buchhandel, um dann doch einfach los zu schreiben und durch frühe Publikations-Erfolge dann auch Neid und Eifersucht von Kollegen und Redakteuren auf sich zu ziehen. Aber das ist schon wieder mal viel zu viel der Nabelschau.
![]() |
Quelle: Wikipedia Zolas Autograph vom Entwurf des Briefes an Präsident Félix Faure |
Freiheit, die ich meine
1. Freiheit, die ich meine,
die mein Herz erfüllt,
komm mit deinem Scheine,
süßes Engelsbild!
Magst du nie dich zeigen
der bedrängten Welt?
|: führest deinen Reigen
nur am Sternenzelt? :|
2. Auch bei grünen Bäumen
in dem lust´gen Wald,
unter Blütenträumen
ist dein Aufenthalt.
Ach! das ist ein Leben,
wenn es weht und klingt,
|: wenn ein stilles Weben
wonnig uns durchdringt. :|
3. Wenn die Blätter rauschen
süßenFreudengruß,
wenn wir Blicke tauschen,
Liebeswort und Kuss.
Aber immer wieder
nimmt das Herz den Lauf,
|: auf der Himmelsleiter
steigt die Sehnsucht auf. :|
4. Aus den stillen Kreisen
kommt mein Hirtenkind,
will der Welt beweisen,
was es denkt und minnt.
Blüht ihm doch ein Garten,
reift ihm doch ein Feld
|: auch in jeder harten
steinerbauten Welt. :|Freiheit, die ich meine(2)
5. Wo sich Gottes Flamme
in ein Herz gesenkt,
das am alten Stamme
treu und liebend hängt;
wo sich Männer finden,
die für Ehr' und Recht
|: mutig sich verbinden,
weilt ein frei Geschlecht. :|
6. Hinter dunklen Wällen,
hinter eh´rnem Tor
kann das Herz noch schwellen
zu dem Licht empor.
Für die Kirchenhallen,
für der Väter Gruft,
|: für die Liebsten fallen,
wenn die Freiheit ruft. :|
7. Das ist rechtes Glühen
frisch und rosenrot:
Heldenwangen blühen
schöner auf im Tod.
Wolltest du uns lenken
Gottes Lieb' und Lust,
|: wolltest gern dich senken
in die deutsche Brust! :|
8. Freiheit, die ich meine,
die mein Herz erfüllt,
komm mit deinem Scheine
süßes Engelsbild!
Freiheit, holdes Wesen,
gläubig, kühn und zart,
|: hast ja lang erlesen
dir die deutsche Art. :|
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen