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Komisch, dass das Alter beinahe ausschließlich lustig dargestellt wird: Juhuu! Endlich alt! Jetzt verprassen wir unsere Renten! Quelle: provita-deutschland.de |
Die Annäherung an das Lebensende erzeugt höchst unterschiedliche Sichtweisen. Nachdem mein Vater mit fast 80 starb, lebte meine Mutter noch 16 Jahre. Im ersten Jahrzehnt jammerte sie, zu nichts mehr nütze zu sein und zweifelte an ihrer Daseinsberechtigung, weil sie keinen aktiven Beitrag mehr leistete. Kurz bevor sie 80 wurde, hatte sie Angst allein in ihrem großen Haus. Nachdem sie auf eigenem Wunsch in ein betreutes Wohnen umzog, änderte sich ihre Passivität in Aktivität. Sie war stolz, wenn sie bei gemeinschaftlichen Tätigkeiten besser abschnitt als Altersgenossen und bezog daraus auch Lust, sich noch mehr einzusetzen. Sie wurde mitten in einer Spenden-Aktion, die sie selbst noch initiiert hatte, vom Sekunden-Tod aus ihrem Leben gerissen, .
Laut der letzten Statistik werden in Deutschland Frauen durchschnittlich 83, 4, Männer nur 78,5 Jahre alt. Die Deutschen sterben damit von den als reich geltenden EU-Länder am frühesten und rangieren mit ihrer Lebenserwartung im letzten Viertel der europäischen Statistik.
Zukunftsforscher meinen, dass sich die Deutschen bei aller Strebsamkeit, in der sie sie nicht beachteten, schon immer mit ihrer "Work-Life-Balance" schwer getan hätten. Kaum ein Land der Welt aber kann bei dem Beitrag zum Bruttosozialprodukt, den deutsche Plusfünfziger und Plussechziger leisten, mithalten. Das bedeutet im Umkehrschluss: Je länger diese älteren Menschen im Job mehr schuften, anstatt zumindest gleichwertig ihr Leben zu genießen, zahlen sie zwar länger in den Rententopf ein, blockieren aber gleichzeitig Arbeitsplätze für die nachrückenden Generationen. Fachkräfte-Mangel - schon jetzt ein Problem, dass durch Zuwanderung aus Ländern mit niedrigeren Löhnen möglicherweise gerade noch verringert werden kann - wird trotz KI und Automation ab 2030 desaströs für die Deutsche Wirtschaft und ihre Triebfeder - den Mittelstand .
Das statistischen Bundesamt macht auf seiner Website folgende Berechnung auf:
Bei einer moderaten Entwicklung der Geburtenhäufigkeit und der Lebenserwartung sowie einer moderaten Nettozuwanderung von durchschnittlich 290 000 Personen pro Jahr würde die Bevölkerung bis 2031 auf 85 Millionen Menschen anwachsen und dann bis 2070 auf 83 Millionen zurückgehen.
https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2022/12/PD22_511_124.html
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Der dicke Bauch (rechte Grafik) verteilt sich zwar über mehr Länge, lastet aber dadurch auch auf immer dünneren Beinen |
Sollen sich die Generationen, die dieses Land nach dem Krieg nicht nur aufgebaut, sondern auch mit Nachhaltigkeit wieder vereint haben, denn in Luft auflösen, wie es Stadt- und Radweg-Planer gerne hätten? Oder verbannt man sie unproduktiv und konsumschwach in ein Abseits aufs Land?
Die Straßen werden immer schmaler, die Radwege immer breiter, aber die Radler auch immer schneller und rücksichtsloser. Wer möchte sich angesichts des wachsenden Heeres der Radel-Rambos jenseits der 70 trotz E-Bike noch in den Sattel schwingen? Für Autos aber gibt es ja in den wirtschaftlich bald zu Tode verkehrsberuhigten Städten immer weniger bezahlbare Parkplätze. Das 29-Euro-Ticket im ÖPNV lohnt sich aber nur für solche, die es noch mehr als die Hälfte der Tage nutzen können. Bezeichnender Weise soll es ab Herbst in Bayern (Wahlkampf!) ein reduziertes Jugend-ticket geben. Eines für Alte ist jedoch nicht angekündigtNur ein Beispiel: Wenn meine Frau und ich zu den Kindern in die Münchner Innenstadt wollen, kostet uns das für Bus, Tram oder U-Bahn acht Streifen a 1,63 Euro hin und zurück. 13,04 Euro also, die sogar mit Parkgarage und Benzin immer noch lässig unterboten werden...
Unsere Hausbank - einst in Geh-Nähe - hat so viele Filialen dicht gemacht, dass wir ohne Auto nicht mehr zu einer hinkommen würden. Computerbanking, das dankenswerter Weise für uns die Tochter erledigt, trauen wir uns wegen zunehmender Schusseligkeit und Angst vor Fehler, die dabb durch Hacking bestraft werden, nicht mehr zu. Bargeld holen wir uns jetzt beim Einkauf in den Lebensmittel-Filialen on top. Schöne, neue Welt, in der wir uns dann aber fragen, wieso wir eigentlich noch nach sechs Jahrzehnten als Kunden für ein computergeführtes Nichts an Service Kontogebühren berappen?
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Auch da noch Löhnen? Quelle: Karrierebibel |
Grob geschätzt kann in Deutschland ein Viertel der Rentnerinnen und Rentner nicht mehr von der Rente leben, weil ihr monatliches Nettoeinkommen unter 1000 Euro liegt. Zwölf Prozent der 65- bis 75jährigen bleiben daher erwerbstätig und sind geradezu gezwungen, den jungen Menschen durch ihre noch gebrauchte Sach- und Fachkenntnis die Aussicht auf einen Job zu verringern.Ist der Staat schuld, wenn es darum geht, uns Alten die Daseinsberechtigung abzusprechen? Jahrzehnte lang hat sich die freie Demoskopie mehr darum gekümmert, Regierungen gut aussehen zu lassen, um schwere Rechenfehler zu vertuschen,
Die Wiedervereinigung war viel zu schnell und hat eben im Schatten doch mehr gekostet, als man sich eingestanden hat. Und dann noch die Einführung des Gleichmachers EURO, die derart Schnell eine Preisverdopplung erzeugt hat, dass die Renten eben in punkto des daraus resultierenden Kaufkraft-Verlustes mitgerissen wurden. Kein Wunder, dass im Osten diese kuriose DDR-Nostalgie nicht verschwindet. Da war für Linientreu das Alter und die Rente auf Gedeih und Verderb gesichert. Mit der BRD ist die ihnen versprochene Renten-Gleichheit nach mehr als drei Jahrzehnten noch immer nicht erreicht....
Ein "schrecklich" guter Film hat vor drei Jahrzehnten schon die Daseinsberechtigung alter Menschen für das Jahr 20223 futuristisch behandelt:"Soylent Green" hatte am 9. Mai 1973 Premiere. Die Hauptrolle spielte zum Heulen der unvergleichliche Edward G. Robinson in seinem letzten Rolle bevor er noch im selben Jahr starb. Regie führte Richard Fleischer zum Drehbuch aus dem adaptierten Roman "New York 1999" von Harry Harrison. Wenn ihr ihn bis zum Ende durchhaltet, möchtet ihr vielleicht glauben, wir kämen bei der Prophezeiung 50 Jahre später in Wirklichkeit doch noch ganz gut weg...
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Richard Fleischer 1916 - 2006 Quelle: EPD Film |
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Ei was schwimmt denn da? Es ist lecker Soylent Green - aus den Armen für die Armen... Quelle; Arizona State University
Edwaard G. Robinson 1893 - 1973
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