Freitag, 31. März 2023

Als die "Fab Four" die ersten fünf Plätze in der US-Hitlist belegten

Erstmals im TV und gleich
in Farbe
Ein immerwährendes
musikalischen Nirwana


Am 31. März 1964 passierte etwas bis heute einmaliges im US-Popbusiness: Die noch junge Band "The Beatles" belegten in der US-Single-Charts mit den Titeln "Can't Buy Me Love", "Twist And Shout", "She Loves You", "I Want To Hold Your Hand" und "Please Please Me" die ersten fünf Plätze.

Das war der zwischenzeitliche Höhepunkt eines phänomenalen Rausches, der weltweit "Beatlemania" genannt wurde. Ich war gerade 15 geworden und zuvor eigentlich eher dem Jazz zugetan. Ich konnte nicht begreifen, was mich da so plötzlich ergriff und - wenn ich ehrlich bin - bis heute nicht losgelassen hat. 

Es war ein Gefühl, das einem von der Kopfhaut über den Rücken rieselte und die Brust frei machte. Das alte Koffer-Grammofon an ein NordMende-Radio angeschlossen spielte ich die Single, die mir mein Freund geliehen hatte, immer und immer wieder. Bis ich meine Eltern vollkommen genervt und ihnen die Zusicherung abgetrotzt hatte, die erste TV-Live-Übertragung aus Hilversum mit ihnen gemeinsam zu gucken.

Ein kurzer, langer Abschied
Quelle: pinterest
Noch immer bei
amazon auf Lager
Dass mein sehr musikalischer Vater sich danach für die Beatles begeistern konnte, gab mir die Gewissheit, dass ich mit meinem neuen Musikgeschmack auf dem richtigen Weg war. Was einem die Beatles selbst jedoch nicht leicht machten sollten.
Denn mit dem Album "Rubbersoul" zwangen sie die Fans geradezu, ihre musikalische Entwicklung auf Gedeih und Verderb mit zu machen, oder zu den "Rolling Stones" über zu laufen. Ich blieb standhaft bies zur Auflösung der besten Band aller Zeiten. Im Rückblick erkenne ich, dass "Revolver", "Sgt. Pepper's" und das großartige "Weiße Album" zum Teil meine eigene Entwicklung widerspiegelten. Nur "Let It Be" mag ich bis heute nicht leiden. Beim gleichnamigen Film habe ich geheult, als sei mir etwas Unwiederbringliches genommen worden...



"Revolver": Meilenstein nicht nur
musikalisch, sondern auch für grafische
Pop-Art generell - wie "Yellow
Submarine" und "Magical Mystery Tour"
alle bei amazon




Mittwoch, 29. März 2023

Ignoranz schafft keinen Frieden

Quelle: Goldige Äffchen bei amazon
Stell sich einer vor, nächstes Jahr um diese Zeit wäre Putins "Spezialoperation" in der Ukraine nicht nur nicht zu ende, sondern es gäbe weiterhin keine zählbaren Resultate - außer den täglichen Gefallenen auf beiden Seiten. Wenn keine Atomgeschosse abgefeuert wurden und auch deutsche Panzer nichts gebracht hätten, möchten wir dann nicht langsam diesen Krieg ignorieren?
Aber wie wäre es dann um unsere Moral bestellt?

Bei unserer täglichen Nachrichtenlage verfängt auch der alte lateinische Spruch nicht, der rät: Audi, vede, tace, si tu vis vivere in pace! " Höre, sehe und schweige, wenn du in Frieden leben willst", geht eben nicht, wenn du nachts gefahrlos im Bett liegst, aber schaurige Szenen aus den täglichen Sondersendungen zur Lage in der Ukraine träumst.
"No news, are good news" wäre ja ein konterkarierter Grundsatz für ein Reporter-Leben. Der absolute SuperGAU, wenn dieser Begriff bei der prekären Lage in und um das riesige ukrainische Atomkraftwerk Saporischschja nicht so abgeschmackt wäre

Die Dreiaffen-Symbolik kommt wohl aus Japan und beruht auf einem Homophon:
Zaru "nicht" als saru stimmhaft ausgesprochen wird zum Affen.
Die Drei Affen von einem Tempel im Nikko Nationalpark stammen aus dem 17. Jahrhundert
Quelle: wikipedia

Ist so ein Verhalten, wie es das Drei-Affen-Symbol suggeriert, überhaupt noch statthaft für einen Erdenbürger? Nicht sehen wollen, die Ohren zuhalten, aber vor allem das Maul nicht aufreißen, spielt ja nur denen in die Karten, die Menschen immer wieder in Desaster führen. Was soll da denn ein alter Depp wie ich noch zu Veränderungen beitragen? Die Macht des Lesbaren hat vielen Autoren Ruhm eingebracht, weil manche Zeilen - im richtigen Moment zu Papier gebracht unvergänglich sind.  Da hilft dann auch nicht, sie zu verbrennen oder zu verbieten...

So lange ihr, liebe Leserinnen und Leser in immer noch wachsender Zahl meine digitalen Kritzeleien verfolgt, bin auch ich ermutigt, weiter zu machen; - gewissermaßen - um noch ein Sprichwort unterzubringen: - den Affen Zucker zu geben.

Immer noch gut anzuschauen:
Adriano Celentano in seinem Film
"Gib dem Affen Zucker" von 1981
Quelle: Prisma



Montag, 27. März 2023

Walle. walle Wasser!

Der Politik ist ja wohl nicht vorzuwerfen, dass sie nicht erkannt hätte, wie alarmierend der Zustand unseres Planeten ist: Erst der Klima-Gipfel, dann das Hochsee-Abkommen und jetzt noch die Welt-Wasserkonferenz.

Quelle: abe.books

Walle! walle
Manche Strecke,
 Dass, zum Zwecke, Wasser fließe
Und mit reichem, vollem Schwalle
 Zu dem Bade sich ergieße...

Der Welt täten aktuell dennoch ein paar Zauberlehrlinge, wie Goethe sie in seinem Gedicht beschrieb, als Retter ganz gut. Denn schon inmitten dieses Jahrhunderts wird Trinkwasser zu einem Luxusgut. Wie kann das sein, wenn andererseits und anscheinend solche Katastrophen wie im Ahrtal oder die jüngsten Spontan-Hochwasser in Nordaustralien oder Kalifornien einen bedrohliche Überfluss signalisieren?

Schon immer war Wasser ein "Freund-Feind", der andererseits auch mit Tsunamis und Sturmfluten vom Meer verortet wurde. Wasser hat den Nachteil, dass es außer in Ansammlungen so unsichtbar ist, dass die Menschen von jeher verschwenderisch mit diesem Element umgehen und nicht daran denken, wie es innerhalb von ein paar Generationen verschwinden könnte. Das mirakulöse Angkor Wat in Kambodscha ist so ein "Überbleibsel".

Als Baby und Kind trägt der Mensch 70 Prozent seines Körpergewichts an Wasser mit sich herum; als Erwachsener immer noch etwa 50 Prozent. Gerät dieses System auf Dauer aus dem Gleichgewicht verdurstet er. Aber lange vorher quält ihn deshalb der Mangel an Flüssigkeit mehr als beispielsweise Hunger. Das trinkbare Wasser müsste daher längst ein Grundecht sein, denn wie kostbar dieses Gut ist, verdeutlichte bereits diese Statistik aus dem Jahr 2016:













Der weltweite Wasserverbrauch  hat sich innerhalb von sieben Jahrzehnten versechsfacht.  Agrarwirtschaft (70%) und Industrie (20%) lassen dem privaten Verbrauch allenfalls 10 Prozent der jährlichen Entnahme von 4.000 Kubikkilometern Wasser übrig.

Wieso stellt sich da nicht die Frage nach einem Konzept zur Teilung vor Trink- und Brauchwasser? In der Antarktis sind laut einer Studie von "Nature Communications" innerhalb eines viertel Jahrhunderts laut Satelliten-Vermessungen und lokalen Analysen in der Amundsensee mehr als drei Billionen Tonnen Eis unwiederbringlich in den Ozean abgeschmolzen.

Der Erde Eisreservoir Nummer Eins geht es nicht gut.
Schmilzt die Antarktis weiter im aktuellen Tempo
bedeutet das für viele Küstenregionen landunter
Quelle: Pixabay


Das lässt de Meeresspiegel langsam steigen, während sich in der EU fast überall der Grundwasserspiegel rapide senkt, weil der natürliche Niederschlag  zum Ausgleich der Entnahme vor allen in den Wintern nicht mehr ausreicht. Für die Zukunft werden die Länder am wenigsten leiden, die über große Binnengewässer und sie durchlaufende Flüsse verfügen - so sie nicht vorher versiegen und verdunsten. Am Beispiel Kalifornien mit mehr als einem Jahrzehnt Trockenheit können die Geologen erkennen, dass der derzeitige Dauerregen kaum Wirkung hat, um das Problem an Land zu lindern. Der Boden ist derart verkrustet, dass Niederschlag nicht eindringt, sondern überwiegend abfließt. Ein Phänomen, das auch die Weinanbaugebiete in Frankreich, Spanien und Italien immer häufige zu spüren bekommen.
Ein Bild aus der Vergangenheit. Der Murray River
in West-Australien, war im vergangenen Jahrzehnt
mehrfach nicht mehr schiffbar und partiell ausgetrocknet
Foto: Deutelmoser

Ideen, der Verknappung von Trinkwasser zu begegnen, gibt es nicht wenig: Vor ein paar Jahrzehnten schon errechneten, die an Öl reihen Emirate, dass es die teuren Entsalzungs-Anlagen dadurch entlasten könne, indem man große Eisberge einfängt und mit Schleppern schnell dorthin bringt, wo ihr Schmelzwasser nicht verloren wäre.  Trinkwasser-Versorgung via Pipelines sind vielleicht bald schon Gebot der Stunde, wenn es nicht gelänge das Abtauen der Polkappen wieder zu verlangsamen.

Grönland ist nach der Antarktis das zweitgrößte Eis-Reservoir unseres Planeten. Die Zunahme an Schmelzwasser-Seen brachte dort jetzt neun Unternehmen auf die Idee, dieses Schmelzwasser als Trinkwasser zum einträglichen Export-Gut zu machen. 

Oben trocken, unten Wasser vom Feinsten:
Die Beduinen auf der Sinai-Halbinsel
naschen nur Eimerweise von ihrem künftigen Reichtum
Foto: Deutelmoser

Quelle: mediops.de
Trinkwasser-Verknappung könnte in Zukunft zu Verteilungskriegen führen. Aber bevor es auf Erden so weit kommt wie auf dem Dünen-Planet Arrakis, den einst in weiser Voraussicht Frank Herbert ersann, könnten die Ärmsten noch zu den Reichsten werden: Ich erinnere mich immer wieder gerne an das Brunnen-Wasser der Beduinen am Ain El Agdar mitten auf der Sinai-Halbinsel. Es kam angeblich aus einer gar nicht sehr tief liegenden Kaverne, von der Geologen annehmen, sie habe die Größe des Bodensees...

Freitag, 24. März 2023

Als sich Deutschlands erste Demokratie selbst abschaffte

Mein Gemälde "Mitläufer" wird wohl
leider nie an Symbolkraft verlieren
Heute vor 90 Jahren wurde das Gesetz "Zur Behebung der Not von Volk und Reich" vom Reichstag verabschiedet. Was so fürsorglich klang, war in Wahrheit ein Freifahrtschein zu Adolf Hitlers diktatorische Alleinherrschaft. Die so mühsam und blutreich erkämpfte Gewaltenteilung nach dem Untergang des Kaiserreichs wurde deshalb zu Grabe getragen, weil zuvor die kommunistischen Reichstagsabgeordneten durch Morddrohungen und Vertreibung am Abstimmen gehindert wurden. Die SPD-Fraktion hätte nur mit den Stimmen des Zentrums die formell erforderliche Zweidrittel-Mehrheit für die Änderungen in deer Verfassung verhindern können. Die Nazis, im Einklang mit der DNVP, hatten da ja schon die absolute Mehrheit. Die Abgeordneten der Zentrumspartei waberten wie immer zwischen links und rechts, wobei der konservative Teil wohl nichts gegen Hitler hatte. Versprach er doch wieder ein starkes Deutschland auf der Weltbühne. Die Wankelmütigen ließen sich vermutlich auch zusätzlich dadurch einschüchtern, dass - entgegen der Kleiderordnung im Reichstag die NSDAP-Abgeordneten in SA-Uniform zur Abstimmung antraten.

Einschüchterung durch die geballten Braunhemden
 Quelle: Haus der Deutschen Geschichte


Schon bald wurde das Gesetz mit dem Aktenzeichen RGBI. I.S. 141 nur noch als das bezeichnet, was es tatsächlich war: Das "Ermächtigungsgesetz"

Die Geschichte  könnte Hitler kaum vorwerfen, er hätte seine "Hauaufgaben" zu der Verletzlichkeit eines demokratischen Parlaments nicht gemacht: Tatsächlich stammte die Vorlage für seinen Coup noch aus den Zeiten der "Weimarer Republik", als zehn Jahre zuvor ausgerechnet Friedensnobelpreisträger Gustav Stresemann mit Reichskanzler Wilhelm Marx  mit einer Gesetzesvorlage ähnlicher Art aufgrund ihrer Minderheiten-Regierung scheiterten.

Quelle: wikipedia
Wie sich Geschichte wiederholt, kann ich aus eigener Erinnerung sagen. 1968 saß ich als Lehrling während meiner kurzen Zeit als Gewerkschaftler (HBV) im Anzug mitten auf dem Münchner Stachus, um gegen die von der großen Koalition geplanten Notstands-Gesetze spontan zu demonstrieren. Das ist jetzt 55 Jahre her, und in dieser Zeit - trotz Katastrophen, Terror und Bedrohungen durch Diktaturen - mussten sie nicht angewendet werden. Dass ich meinen Anzug ruiniert habe, war also überflüssig. Oder doch nicht? Sie sind ja immer noch in Kraft.

Kann also nicht schaden, wenn der Demokrat weiß, was sie bei ernster Lage bewirken können:
Die Notstandsgesetze änderten das Grundgesetz in mehr als 20 Punkten und unterschieden zwischen innerem Notstand, Verteidigungsfall und Spannungsfall. Durch diese Verordnungen konnte die deutsche Regierung die Grundrechte der Bürger zeitweilig einschränken oder komplett außer Kraft setzen.

Die Angst vor drohender Ohnmacht des Bürgers im Notfall  ging damals
durch alle Gesellschaftsschichten


Mittwoch, 22. März 2023

Das Glücks-Abo der Finnen

Zum fünften Mal in Folge sind die Finnen  nach dem World-Happiness-Report das glücklichste Volk auf Erden. Ich habe das Land der tausend Seen von Kindesbeinen an mehr als zwölfmal bereist. Davon zehnmal mindestens, weil ich dort im Winter zusammen mit meinen Verlegern so gennannte Incentives für unsere Anzeigenkunden im nördlichen Deutschland veranstaltet habe: Das bedeutete stets Langlaufen, Skidoo-Fahren und Hotellerie samt Rauch-Sauna auf höchstem Niveau. Das ist jetzt allerdings mehr als dreißig Jahre her, und ich hatte damals nicht den Eindruck, als seien die Finnen glücklicher als wir.

Im Zweiten Weltkrieg "Waffenbrüder" der Nazis an der Karelien-Front hatten die Finnen später nicht wie andere skandinavische Länder traumatische Vorbehalte gegen uns Deutsche. Doch dass sich die Bundesrepublik in der Nachkriegszeit so schnell erholt hatte, führte bei den älteren Finnen doch zu Ressentiments, die sich bei gemeinsamen Kneipenrunden oder beim Saunieren in langen finnischen Monologen Luft machten.

Jähes Entsetzten, wenn die "Saksalaiset" die Sauna nackt betreten. Der glückliche Finne
lässt meist die Badesachen an: Je häufiger man in der Sauna schwitzt, desto geringer ist das Risiko,
 an einem akuten Herz-Kreislauf-Ereignis zu sterben, so eine finnische Studie.
Quelle: Ärztezeitung

Doch zurück zur Gegenwart: Während wir Deutsche nach der Wiedervereinigung damit beschäftigt waren, im Osten "blühende Landschaften" zu schaffen, zog Suomi unbeirrt sein Konzept zum Ausbau eines vorbildlichen Sozialstaates durch. Heute genießt es weltweit wohl die homogenste Gesellschaft, die einzigartige Sozialleistungen in Anspruch nehmen kann. Der Staat kümmert sich:

Jedes Neugeborene erhält vom Staat ein Startup-Paket zu Entlastung der Eltern. Jeder Arbeitnehmer hat im Sommer das Recht auf vier Wochen Urlaub am Stück . Das soziale Netz bewahrt das Individuum vorm Scheitern, Finnland ist nicht allein wegen seiner geringen Kriminalitätsrate ein sicheres Land. Die Sicherheits-Politik ist einfühlsam und flexibel. Eingedenk der Karelien-Krise in den 1940gern, die ältere Finnen gerade so heftig an die aktuelle Invasion der Ukraine erinnert, steht nahezu das gesamte Volk hinter dem NATO-Beitritt des Landes.

Bleibt allerdings für Skeptiker noch die Frage, ob Glück überhaupt so genau abgrenzbar ist, dass die Ergebnisse des WHR authentisch sind.

Ed Diener 1946 - 2021
Quelle: wikipedia
Der US-amerikanische Psychologe Ed Diener hat dafür mit seiner Veröffentlichung "Subjective Well-Being" 1984 schon die Basis für ein verlässliches Abfragen des persönlichen Glücks geschaffen.

Fast vier Jahrzehnte später, im Jahr 2022 ging das natürlich schon mittels einer Handy-App, die täglich bis monatlich und sogar mehrfach zu verschiedenen Zeiten ad hoc das Glücksgefühl der Probanden abfragte.
Klar, dass da im Heimatland von NOKIA die Leute besonders affin sein konnten...

Wer mehr über die ausgefeilte Methodik und von dem Fragen-Katalog wissen will, kann auf folgendem Link eine umfassende Erläuterung anklicken:

https://salvere.swiss/kann-man-glueck-messen.

Ist auch gut für eine kleine private Suche nach dem eigenen Glücks-Status...

Und noch zwei Vergleichsstatistiken:

Finnland: 5, 541 Millionen leben auf 338.440 Quadratkilometern. Die Geburtenrate liegt bei 0,2.

Deutschland; 83, 3 Millionen leben auf 357.588 Quadratkilometern. Die Geburtenrate nach dem sie in den vergangenen drei Jahren konstant gesunken war, liegt derzeit bei 1,53

Montag, 20. März 2023

Über Heldinnen und Helden

Herkules und Hydra
Quelle: pinterest
From Zero to Hero  singt Sarah Connor in ihrem Hit von 2005. From Hero to Zero müsste ein Song heute heißen, wenn man an all die Gefallenen Ukrainern und Russen durch Putins "Spezialoperation" denkt. Posthumes Heldentum wird von denen geehrt, die uns zuvor zwingen zu Ehren der Fahne aufeinander zu schießen.

Hinterrücks durch Verrat Siegfried meucheln?
Hagen war der Böse und Siegfried das hehre Opfer
Quelle: planet wissen 

Von Kindesbeinen werden wir von einer fraglichen Helden-Kultur begleitet, die in uns wohl den Wunsch erzeugen soll, selbst einmal ein Held oder eine Heldin sein zu wollen:
Das geht mit Grimms Märchen los, mit Superhelden-Comics weiter, ereilt uns in der Schule mit Siegfried und Hagen und endet leider nicht in der antiken Mythologie. Zum verordneten Heldentum gehören dann im Geschichtsunterricht all die Schlächter, die ihre Untertanen in heroisch historische Blutbäder schickten.

Was ein Held oder eine Heldin ist, wird uns mit Glorienschein im wahrsten Sinne vorgebetet. Ich erinnere mich noch gut daran, dass in meiner Jugend der Schulgottesdienst zu Beginn des Schuljahres, schön getrennt nach evangelisch und katholisch,  "Pflicht" war, Wer nachweislich schwänzte, musste nachsitzen, es sei denn die Klassenkameraden und -Kameradinnen waren Juden oder Moslems...

In jener Kirche, die nach dem Ersten wohl vom Zweiten Weltkrieg verschont geblieben war, standen all die Namen der Gemeinde-Mitglieder in Blei auf Marmor, die als "Helden" im Krieg geblieben waren, Das war in etwa die Zeit, in der ich anfing,  Agnostiker zu werden. Im Moment der Konfirmation schwor ich im Hinblick auf die bald anstehende Wehrpflicht jeglichem Glauben ab.

Nach dem Mord an ihr eine tragische Heldin: Rosa Luxemburg als Rednerin
auf dem Sozilisten-Kongress 1907 in Stuttgart
Quelle: Haus der Deutschen Geschichte

Wie dankbar ich sein muss, dass ich mich nicht einmal in meinem Leben veranlasst sah, ein Held zu werden, kapiere ich erst heute im Alter. All den Sportstars mit denen ich zu tun hatte, war ihr meist kurzes Heldendasein mehr als vergönnt, Die, die aus ihrem weiteren Leben eine neue Karriere aufbauen konnten waren vor der Professionalisierung meist in der Minderzahl. Und die, die in Vergessenheit gerieten, litten an ihrem Popularitätsverlust. Ein immer noch weltberühmter Abfahrer meines Jahrgangs rang in meinem Beisein mit dem Entschluss aufzuhören und prophezeite: "Du wirst noch schreiben, wenn man mich längst vergessen hat." Zum Glück lag er, was ihn selbst betraf falsch (und ich schreibe bedeutungslos immer noch). Sein Name wird mit von ihm designten Abfahrtsstrecken verbunden sein, so lange noch Schnee auf ihnen liegt. Ein wahrer Held, ist der, der mit seinem Heldentum bis ins Alter versteht umzugehen.

Die ewige Flamme unter dem Arc de Triomphe
Quelle: Dreamstime
Aber das ist eben nicht allen vergönnt. Machen wir uns nichts vor, dieses Nervenrieseln, dass die meisten von uns in heroischen Momenten befällt, ist allein denen geschuldet deren Leistungen offenkundig sind. Aber wann gibt es einen "Heldengedenktag" für all jene, die tagtäglich unbekannt und unbenannt Heldentaten vollbringen? Es gibt Grabmäler für die "Unbekannten Soldaten", die mit dem schlechten Gewissen der Mächtigen verbunden sind; jene, die Krieg nicht verhindern wollten oder konnten.

Ich kann für meinen Teil nur Rettungseinsätzen um mein Leben einen innerlichen Gedenktag widmen. Die unbekannten Helden bleiben allerdings nur so lange ich noch lebe als persönlich Heroen in meiner Erinnerung.

Zwei Definitionen, über die wir alle nachdenken sollten:

Was ist ein Held?

Jemand, der sich mit Unerschrockenheit und Mut einer schweren Aufgabe stellt, eine ungewöhnliche Tat vollbringt, die ihm Bewunderung einträgt. (Duden)

Was ist ein Antiheld?

Ein Antiheld ist ein Figurentypus der Literatur, welcher auch oft in Filmen und Comics eingesetzt wird. Während die dramatische Hauptfigur (der Protagonist) einer Geschichte durch ihre überlegene Charakter-, Verstandes- oder moralische Stärke zur Identifikation einlädt, ist es beim Antihelden gerade eine Schwäche, die sympathisch wirkt. (Wikipedia)

From Zero to Hero: Einer der besten Antihelden-Filme katapultierte
 Natalie Portman und Jean Reno in "Leon der Profi" zu Weltruhm.

- Allerdings mit viel extremer Gewalt.
Quelle: GIGA


Freitag, 17. März 2023

Rechtslinks gestrickter Klimawandel

Quelle: CARE Deutschland

Wenn ein Teil meiner Freunde überhaupt über Klimawandel redet, meinen sie meist nur das Wetter. Zu wenig Schnee zum Skifahren im Winter, zu spät, wenn man im Frühling angolfen will. Die Sommer so heiß, dass permanent die Klima-Anlage anspringen muss und man der Algen im Pool kaum mehr Herr wird. Obwohl diese "Babyboomer" nicht selten großen Sippen an Kindern und Kindeskindern vorstehen, ist die permanent angedrohte Klimakatastrophe für sie eher ein gegenwärtiges Luxusproblem, denn eine Besorgnis erregende Zukunftsperspektive für ihre Familien.
Dokumentierter Pro-Kopf -Ausstoß von Co2:
Die "schrecklich netten Geissens" im Privatjet
als Doku-Soap bei RTL2

Ist es da ein Wunder, dass das politische Spektrum sich in dieser Frage vom schwarzen Rechtsunten zum grünen Linksoben gewichtet? Und das ist nicht nur bei uns so, sondern diese Verteilung gilt für die gesamte, sogenannte "Freie Welt". Ob in Brasilien der faschistoide Bolsonaro den für die gesamte Welt wichtigen Regenwald aus wirtschaftlichen Gründen radikal reduzieren ließ, oder der als Sozialist verunglimpfte Biden gerade das größte Umweltschutz-Paket in der Geschichte der USA schnüren will.

Im Luxusland Deutschland wird von den sehr gut verdienenden, moderierenden Medienschaffenden beinahe jedes umweltpolitische Vorhaben der Ampel zerredet. Aktuelles Beispiel war gerade die gemeinsame Südamerika-Reise der beiden grünen Minister Habeck und Özdemir. Da ging es aber ums Bewahren einerseits und um die Sicherung natürlicher nachhaltiger Ressourcen andererseits.

Mal schnell zum Handel mit
Wandel nach Südamerika gejettet.
Quelle: WELT

Mein Bauchgefühl sagt mir, dass die Rettung des Weltklimas scheitern muss, wenn sie ein Farbenspiel bleibt. Dass ausgerechnet Gelb nicht weiß, wo es zu diesem Zeitpunkt eigentlich hingehört, spricht Bände für die Haltbarkeit der Ampel. Beim Farbenspiel zum Klimaschutz bleibend, lässt sich Schwarz und Gelb nicht mischen und Grün und Schwarz erst recht nicht.

Das Thema Klima muss so schnell wie möglich rechtslinks gestrickt werden. Wie das geht, steht in jeder Anleitung:

Glatt rechts stricken ist ein sehr bekanntes Strickmuster. Das Prinzip ist ganz einfach: man stricke immer eine Reihe rechte Maschen und eine Reihe linke Maschen abwechselnd. Dadurch entsteht ein gleichmäßiges Muster.

Klassisch rechtslinks gestrickt auf grünem Grund
Quelle: Ylle

Das funktioniert aber nicht, wenn sich Reich und Arm diesem Ziel nicht gleichmäßig nähern. Aktuell melden Statistiken folgendes:

Das Portal "statista" kommentierte diese Grafik exemplarisch: Werden diese Emissionsanteile auf eine Person heruntergebrochen, so zeigt sich, wie groß der CO2-Fußabdruck der Top-Verdiener:innen dieser Welt wirklich ist. So erzeugen Personen wie etwa Jeff Bezos oder Elon Musk, die zum reichsten Hundertstel gehören, 48 Tonnen CO2 im Jahr – rund 48-mal mehr als ein Mensch aus den unteren 50 Prozent (eine Tonne im Jahr). Einige Superreiche verursachen laut Studie sogar einen Ausstoß von mehr als 1.000 Tonnen im Jahr.




Mittwoch, 15. März 2023

Gesucht wird der Brutus im Kreml

Brutus:
Mörder oder Held?

Für jemanden, der das Töten eines anderen Menschen als schrecklichste aller Vorstellungen empfindet, ist die Erkenntnis, dass Tyrannen und Diktatoren nachhaltig eigentlich nur durch ein Attentat beseitigt werden können, ein Gewissensbiss.

Sie trugen alle "den Dolch im Gewande"
Quelle: save TV


In den Iden des März  44.  vor Christus, wurde der Diktator Gaius Julius Cäsar im Theater des Pompejus zu Rom erdolcht. Das war nicht die Tat eines Einzelnen, wie uns lange weis gemacht wurde, sondern die Verschwörung von fünf Dutzend hochrangigen Politikern, von denen allerdings heute nur noch etwa 20 "aktenkundig" sind. Damit ging in der Antike ein beispielloser Machtrausch zu ende.

Keine Spur vom Machtrausch im Antlitz
Cäsar-Büste im Museum für Geschichte
Der erfolgreiche Feldherr Cäsar, der durch Ruhm und seinen "Reisebericht" "De Bellum Gallico" die Popularität ins Amt des Konsuls hob, war diese Würde aber nicht genug. Um sich dann die ohnehin schon brüchige "Demokratie" Roms als Alleinherrscher einzuverleiben, nutzte er seine Dialektik mit Anmaßung und Verhöhnung der römischen Werte.. Dem Beispiel folgten dann in der Historie unter anderen Napoleon, Hitler, Mussolini Stalin, Saddam Hussein, al Assad und nun Lukaschenko, Putin und Xi. Alle diese Männer folgten bei ihrem Aufstieg zur Macht ähnliche Mustern.

Stalin
An diesen diktatorischen Machthabern lässt sich deshalb auch die Frage beantworten, wieso sich Geschichte immer wiederholt: Aus Mangel an gesicherten Fakten für die geschichtliche Aufarbeitung, wodurch bei den Untertanen eben auch Legenden entstehen.Nehmen wir Cäsar, aus dessen Namen ja unser Wort Kaiser entlehnt wurde: Er hat seinen Ehrgeiz überreizt, indem er mächtige Männer bei seinem Aufstieg hinter sich ließ. Wer beim Aufstieg verletzend auf zu viele Hände tritt, darf sich beim Absturz nicht wundern, wenn sie ihn nicht auffangen wollen oder können. Aber alte Kreise müssen eben zerstört werden, wenn eigene zum Schutz gezogen werden.

Marcus Lunius Brutus und Gaius Cassius Longinus war klar, dass sie nicht alleine zustechen durften. Es bedurfte im Kreis der Verschwörer mächtiger Mittäter. So gelang es Cäsars Mördern auch, dass ihnen der Senat noch am selben 15. März 44 v. chr. Amnestie gewährte.
Hätten Stauffenberg und seine Unterstützer bei einem erfolgreichen Attentat auf der Wolfsschanze auch mit Wohlwollen einer im Kern faschistischen Rechtsprechung rechnen können? Der Verlauf nach dem Attentat wäre ja  im Reich kaum abzusichern gewesen. Es sei denn durch eine sofortige Errichtung einer Militär-Diktatur. Alle anderen Wege inklusive einer Selbstbefreiung des Deutschen Volkes wären träumerische Utopie gewesen,
Bei Napoleon haben die Siegermächte den vermeintlichen Fehler gemacht, den Französischen Kaiser am Leben zu lassen. So konnte er aus der Verbannung noch einmal an seiner Legende feilen, die nach Elba erneut Tausenden das Leben kostete. Heute wird der Bonaparte tatsächlich wieder als Nationalheld verehrt.

Wenn der Sturz einer Diktatur durch fremde Mächte erfolgt, ist die Aburteilung immer schwierig. Bei Saddam Hussein musste erst eine neue Gerichtsbarkeit her, und dann wurde nicht seine (teils auch mit US-Unterstützung erfolgte) Kriegstreiberei mit dem Tode bestraft, sondern der Genozid  an den Kurden und Schiiten.

Demokratien entsprungene Diktatoren ist immer schlecht mit Gewalt beizukommen, weil sie ja selbst schon mit Gewalt ihre Position manifestiert haben. Was, wenn Xi und Putin durch ein Attentat zu Tode kämen? Das würde doch sofort dem Westen angelastet und möglicherweise als Anlass zu einem Dritten Weltkrieg missbraucht.

Selten genug kann ein unterdrücktes
Volk Rache nehmen wir bei 
Saddam Hussein. Die Todesstrafe
diente aber auch dazu, ein
Kapitel tragisch gescheiterter
US-Außenpolitikschnell zu 
beenden

Quelle: Cover vom Buch
"Staatsmord in Bagdad"

Meine Prognose: Weder für Putin noch für Xi ließe sich in deren Umfeld ein Brutus finden. Warum? Weil im Zentrum der Macht jeder die Segnungen des Führers behalten und nicht aus fadenscheinigen Verdächtigungen am Galgen enden will. Wie einst bei Stalin muss die Welt auf ein natürliches Ableben hoffen. Erst dann begänne die Aufarbeitung, Und wenn - nur durch ein erneutes "Tauwetter". Aber wir wissen jetzt, wie schnell eine politische Eiszeit zurück kommen kann...

Montag, 13. März 2023

Quatschen bis die Polizei kommt

 

Kurz vor der "Oscar-Night" zieht mein cineastisches Gedächtnis stets eine Art Bilanz. Ich habe meine eigenen Top-Ten der besten Filme aller Zeiten, und davon sind beinahe die Hälfte Meisterwerke in Schwaz-Weiß aus dem vergangenen Jahrhundert.  In den letzten fünf Jahren sind kaum neue Lieblinge hinzu gekommen. Für die diesjährige Verleihung bin ich nicht aufgeblieben wie früher, weil ich sie ja heute bequem und entspannt "nachstreamen" kann. Kein Zweifel, Streaming hat die Kinowelt insgesamt verändert, was ja schon daran zu erkennen ist, dass die großen Provider für eigens von ihnen produzierte Filme Oscars in diversen Kategorien einheimsen.

Keine Bange, ich werde mir keine Filmkritiken anmaßen. Ich verstehe nicht genug vom Filmemachen. Für mich zählt allein, was bei mir ankommt, wie ich stimuliert werde oder ob ich den "Streifen" (Stream) überhaupt verstehe. Da ich eine ziemliche Heulsuse geworden bin, sind meine Tränen auch kein Maßstab mehr für Rührung, Den letztjährigen Gewinner "für die beste Regie", "The Power of The Dog", habe ich allein schon von der Motivation her kaum verstanden, obwohl er als Déjàvu in landschaftlichen Szenarien spielt, die ich so schon in natura gesehen hatte.
Als "Pferde-Oper" auf den Hund gekommen. Passt ein
intellektueller Western in die Zeit?
Dann doch lieber "Highnoon"
Quelle: Netflix
 Über den "deutschen" Beitrag 2023  "Im Westen nichts Neues" habe ich ja an dieser Stelle schon geschrieben als er vorab im Streamingdienst erschien. Mir fehlte die "remarqusche Sensibilität" der Romanvorlage, aber die Jury belohnte ihn gleich mit vier Goldmännchen. Was mich als alten Sack generell  zu der Frage bringt, muss ein Film, um gur zu sein, alles einsetzen, was den Machern heutzutage computertechnologisch zur Verfügung steht?
Da musste Tom Cruise ja ins grübeln kommen,
wenn er als 60jähriger "Top Gun" Maverick
den Erstling noch einmal toppen musste
Quelle: NTV

Die Filme der letzten drei Jahre werden vielleicht einmal cineastisch als "Corona"-, "Drohnen"- oder "Kriegsbestimmte"-Filme eingeordnet werden. Man erkennt sie an spärlichen Besetzungen, langen Schwenks und überlangen Monologen, wie sie heute gar nicht mehr gehalten werden. Jetzt vor allem beeinflusst durch den  Realzustand kriegerischer Gewalt. Die fordert jüngere Regie-Generationen vermutlich ganz anders heraus als meine, die als mitteleuropäische Nachkriegs- zu einer Friedens-Generation werden konnten. Drohnen-Takes sind oft beeindruckend, aber sie geben erheblich auf die Nerven, wenn sie allein der Streckung des Handlungsstranges dienen. Immer seltener werden linear erzählte Filme: Das hin- und-her Springen zwischen Gegenwart und längst Vergangenem ist eine Marotte, die oft von den Schwächen eines Drehbuches ablenken.

Die ständigen Wiederholungen sogenannter Blockbuster im Abendprogramm auf beinahe allen TV-Kanälen verzerrt auf Basis kostengünstiger Einkäufe von Action und Sciencefiction das Qualitätsbild für "Arthouse"-Filme der letzten Jahrzehnte. Es gab sie noch - die herausragenden Filme, aber im Fernsehen werden sie meist erst nach Mitternacht ausgestrahlt. Draus entstand auch der Hetzbegriff "Senioren-Fernsehen", wenn unsere Kinder und Kindeskinder versuchen, die "Öffentlich Rechtlichen" einzuordnen. Aber haben sie nicht irgendwie recht?

Kommt auf allen Kanälen
immer wieder gut:
Bruce Willis im Muscle-Shirt.
Der hat sich allerdings nun
selbst in Rente geschickt
Quelle: wikipedia

Vereinzelte von ARD und ZDF selbst produzierte Filme verdienen durchaus das Prädikat "wertvoll", aber man ist durch die allgemeine SOKOlitis* des Abendprogramms im Geschmack so geschädigt, dass man sie gar nicht mehr herauspicken möchte. Und dann bedienen sie sich nun wirklich aus Mangel an Innovation abgewrackter "Suspense"-Tricks. Achtet doch mal darauf, wie viele Räuber- und Gendarm-Filmchen mit einem Rechtfertigungs-Monolog des Täters enden, der quasi die gesamte vorherige Handlung für die Zuseher zusammenfasst. Meine Mutter ist früher immer vor dem Fernseher eingeschlafen. die hätte es heute gut und müsste nicht mehr mit der Frage hochschrecken: "Wer war's denn?"

Der Grund, die Folge muss zeitlich nach Norm ausgedehnt werden, und die Polizei soll ja auch noch rettend für ein "Lucky-End" eingreifen können. Da ist "Quatschen bis die Polizei" kommt angesagt. In der Laber-Zeit der finalen Täter hätte der bis dahin so intelligent und raffiniert agierende Serienkiller leicht noch zwei weitere Morde begehen können...

Ein schönes Beispiel war da das Ende der sonst recht drögen "SOKO Linz" vom Freitag, dem 10. März 2023. Es reicht, sich in der Mediathek die letzten Minuten anzuschauen.

P.S. Dies SOKOlitis ist eine harmlose Gehirnerweichung, die eintritt, wenn man in der Erkenntnis, das morgen Diensttag ist, sagt: "Da gibt's Weimar"...

Hier die Show zum Nachsehen in der Pro7-Mediathek:

https://www.prosieben.de/themen/stars/news/oscars2023-wiederholung-ganze-show-heute-prosieben-mediathek-stream-68130

Donnerstag, 9. März 2023

Das Meer bräuchte mehr

 

Quelle: Spektrum der Wissenschaft
Auf die hohe See fallen 95 Prozent des gesamten Volumens
der Weltmeere. Sie ist der größte Lebensraum auf unserem Planeten.
Bislang waren die Regeln für sie nicht ausreichend,
weil die Forschung immer noch kein umfassendes Bild liefen konnte.
Irgendwie komisch. Da laufen im ZDF die Folgen "Der Schwarm", und gleichzeitig wird das UN-Hochseeabkommen in "trockene Tücher" gebracht. Frank Schätzings Zukunfts-Umwelt-Roman mit Krimi-Status, behandelt in der Buchvorlage allerdings ein Horror-Thema, das in der Fernseh-Fassung eindeutig zu kurz kommt:
Was passiert auf dem Grund der Ozeane, wenn der immer noch kaum erforschte Tiefsee-Bergbau Unterwasser-Massive instabil macht?

Bislang ist das Abkommen noch ein "Paper", das bei allen Nationen, die an der Konferenz beteiligt waren und Einigung erzielt haben, daheim in den Parlamenten  erst ratifiziert werden muss. Weil sich die Supermächte China und Russland während der Verhandlungen als eher destruktiv verhalten haben, und Einstimmigkeit beim Umgang mit heiklen Themen verlangten, bleibt abzuwarten, ob sie die   Dreiviertel-Mehrheit bei Abstimmungen zu anstehenden Problemen überhaupt akzeptieren.

Ohne Zustimmung sind die beiden mit ihren überwältigenden Anteilen an Küsten (Russland 37.635 km, China 14.500 km)) zumindest ein Verzögerungs-Faktor. "Zeit haben wir nicht mehr", mahnen die Umweltverbände an, die das Abkommen zwar einhellig begrüßen, aber Höchstgeschwindigkeit bei der Umsetzung verlangen.

Quelle: World Ocean Review
Manganknollen sind nicht die einzigen Tiefsee-Objekte der Begierde

Die im Vertrag festgehaltenen Vorgehensweisen lesen sich wie ein humanistischer Exzerpt zur Heilung der Welt: Dr. Stefan Hain, umweltpolitscher Sprecher des Alfred-Wegener-Institutes in Bremerhaven zeigte sich in einem Interview auf Tagessachau.de äußerst zufrieden mit dem Ergebnis der Konferenz, mahnte aber:
Also, mit dem Abkommen ist nur der Startschuss erfolgt. Die eigentliche Arbeit fängt jetzt erst an. Die Umsetzung dieses Abkommens ist enorm wichtig. Weil die Umsetzung wird hinterher zeigen, wie effektiv diese Regeln, die jetzt beschlossen worden sind, in Realität sein werden.

Hain leistet an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Politik seit Jahrzehnten Vermittlungsarbeit, Deshalb bremst folgendes Zitat auch allzu frühe Euphorie bei der Einschätzung von einer Verminderung der Umwelt-Risiken:
Wir wissen zurzeit noch gar nicht richtig, was alles auf der Hochsee vorgeht. Unter dem neuen Abkommen ist jetzt verbindlich geregelt, dass jede Aktivität zumindest berichtet werden muss. Das ist ein entscheidender Schritt, um zu beurteilen, was läuft alles auf der hohen See, welche potenziellen Auswirkungen für die Organismen, die dort leben, entstehen dadurch.

Das neue Abkommen sollte beispielsweise auch den Umgang mit marinen, genetischen Ressourcen regeln. Wer sie nach vorheriger Genehmigung entnimmt, um beispielsweise Medikamente daraus zu entwickeln, verpflichtet sich zu einem Vorteilsausgleich, der Entwicklungsländern zugute kommt.

Dass die Schutzzonen heute aus allen Winkeln von Satelliten hoch aufgelöst überwacht werden können, mag beruhigen und unbefugtes Eindringen weitgehend verhindern. Wenn wir Menschen aber die Verunreinigungen in den nationalen Dreimeilen-Zonen nicht reduzieren, wird sich deren Vordringen in die jetzt noch geschützten Bereiche der  hohen See nicht verhindern lassen.

Sonnenuntergans-Idylle der "dritten Art"
Quelle: pixabay
Das Meer braucht mehr als Abkommen. Es braucht vor allem auch strafbewehrte Maßnahmen durch den verschmutzenden Küsten-Tourismus und die massive Besiedlung, die immer näher an die Gestade rückt. Das Alfrede-Wegener-Institut meldete vor kurzem schon die Ankunft deutschen Plastik-Mülls in arktischen Gewässern, Die Vermüllung der strandnahen Meeresoberfläche mag durch Spezial-Boote noch in den Griff zu bekommen sein. Aber die immer schnellere Verbreitung des unsichtbaren, auf Dauer tödlichen Microplastiks via Nahrungskette in alle Organismen bremst es eben nicht.

Um auf die fiktiven "Yrr" in der Serie "Schwarm" zurückzukommen: Die haben mir meinen aktenkundigen Appetit auf Hummer ziemlich verdorben. Aber brauchen wir das Meer für solche Leckereien in Zukunft überhaupt noch? Nahe München gibt es bereits eine Bio-Garnelenzucht aus sich selbst reinigendem Zyklus.
https://honest-catch.com/collections/bayerische-garnele?gclid=Cj0KCQiApKagBhC1ARIsAFc7Mc5UU1y-YsvaolQAK0wVWJBwHn82B8Dy1v0u8JHbod05dcNuNgiPx3UaAk5wEALw_wcB

Quelle: honest.catch