Freitag, 7. Dezember 2018

Winter-Wärme

Wenn in der Vorweihnachtszeit auf eines Verlass ist, dann auf eine Wetterlage mit Temperaturen weit über dem Gefrierpunkt. Dennoch rückversichere ich mich jeden Tag, weil ich mit der "Fürsorglichsten von allen" eine Abmachung habe: Ich gehe erst dann mit Kind und Kegel auf einen Weihnachtsmarkt, wenn Schnee auf den Ständen und zwischen ihnen auf dem Boden liegt.

Generell halte ich die Märkte - von denen es mittlerweile fast ein Dutzend im Stadtbereich gibt - für eine gnadenlose Abzocke. Der hausgemachte Glühwein kommt aus Riesen-Tanks, in denen Billigst-Wein mit künstlichen Aromastoffen bis zur geschmacklichen Unkenntlichkeit versetzt wird. Und den trinken die Fans dann aus kitschigen Weihnachts-Bechern, die sie auch noch mit bezahlen müssen.
Mein "Lieblings-Weihnachtsmarkt am
Chinesischen Turm im Englischen Garten

Unser ganzer Küchenschrank ist voll mit denen. Das Problem, die sind auch noch so bruchsicher, dass sie hübschere Behältnisse einfach überleben.

Pünktlich zum Ersten Advent wechselt meine Frau in den Weihnachts-Modus. Wenn ich ihr den Morgen-Kaffee wie üblich zubereite, geschieht das nun in einer Tasse mit Weihnachtsbaum-Aufdruck. Dazu wabert ein Räucher-Männchen aus Thüringen Zimt-Duft  derart durch die Wohnung, dass ich jetzt bei Frühlings-Temepraturen die Fenster beim Schreiben weit aufgerissen habe. Keine Ahnung was ich mache, wenn es dann doch vielleicht noch kalt wird. Texten im Ski-Anzug?

Ein Duft, bei dem mein
 rauchender, nepalesischer
Schwiegersohn den
Kopf in den Feinstaub draußen reckt.
Mit den Worten:"Jetzt riecht's hier
ja wie in unseren Basars"...
Ich denke, meine Frau nutzt den Nebel für ihre heimliche Invasion von allerlei Weihnachtsmännern und roten Kerzen all überall...

Gut, ich mache das jetzt über 50 Jahre klaglos mit, und außer der Geburt meiner Tochter an Heiligabend, haben wie jedes Weihnachten zusammen begangen. Da kann sie quasi Gewohnheits-Recht geltend machen. Und da mich Kitsch  sowieso widerstands- und chancenlos macht, leide ich still und dennoch voller Liebe. Vielleicht kommt der hiesige Begriff "stade Zeit" ja daher.

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