Generell halte ich die Märkte - von denen es mittlerweile fast ein Dutzend im Stadtbereich gibt - für eine gnadenlose Abzocke. Der hausgemachte Glühwein kommt aus Riesen-Tanks, in denen Billigst-Wein mit künstlichen Aromastoffen bis zur geschmacklichen Unkenntlichkeit versetzt wird. Und den trinken die Fans dann aus kitschigen Weihnachts-Bechern, die sie auch noch mit bezahlen müssen.
Mein "Lieblings-Weihnachtsmarkt am Chinesischen Turm im Englischen Garten |
Unser ganzer Küchenschrank ist voll mit denen. Das Problem, die sind auch noch so bruchsicher, dass sie hübschere Behältnisse einfach überleben.
Pünktlich zum Ersten Advent wechselt meine Frau in den Weihnachts-Modus. Wenn ich ihr den Morgen-Kaffee wie üblich zubereite, geschieht das nun in einer Tasse mit Weihnachtsbaum-Aufdruck. Dazu wabert ein Räucher-Männchen aus Thüringen Zimt-Duft derart durch die Wohnung, dass ich jetzt bei Frühlings-Temepraturen die Fenster beim Schreiben weit aufgerissen habe. Keine Ahnung was ich mache, wenn es dann doch vielleicht noch kalt wird. Texten im Ski-Anzug?
Ein Duft, bei dem mein rauchender, nepalesischer Schwiegersohn den Kopf in den Feinstaub draußen reckt. Mit den Worten:"Jetzt riecht's hier ja wie in unseren Basars"... |
Gut, ich mache das jetzt über 50 Jahre klaglos mit, und außer der Geburt meiner Tochter an Heiligabend, haben wie jedes Weihnachten zusammen begangen. Da kann sie quasi Gewohnheits-Recht geltend machen. Und da mich Kitsch sowieso widerstands- und chancenlos macht, leide ich still und dennoch voller Liebe. Vielleicht kommt der hiesige Begriff "stade Zeit" ja daher.
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