Richard Chamberlain war beim Münchner Abkommen der Einzige, der Appeasement wollte |
Tatsächlich hat das UK von Anfang an nur mit einer Pobacke auf dem Stuhl des Pan-Europäismus gesessen und sich viele Sonder-Regelungen gesichert, die es verlieren wird, wenn, ja wenn der Brexit tatsächlich vollzogen wird.
Das Pfund ist nämlich schon jetzt am Abrauschen.
Britannia rules the world - das gilt nämlich seit dem Zusammenschluss der europäischen Staaten längst nicht mehr, Auf einmal waren die Insulaner nur noch ein Anhängsel einer übergeordneten Macht, was den Traditionalisten nicht gefiel.
Seit dem Mittelalter war Britanniens Außenpolitik prägend. Das Prinzip vom "Gleichgewicht der Kräfte" (Balance of Power), das es zum Mit-Bestimmer machte, litt dann aber schon drastisch durch den Verlust der amerikanischen Kolonien. Wenn man es historisch genau nimmt, war dieser Unabhängigkeits-Krieg bereits das Ende der Weltmacht, die danach allein für sich keine gewaltsame Auseinandersetzung ohne Unterstützer mehr entscheiden konnte. Das war im 19 Jahrhundert (und laut Heinrich August Winkler nicht erst beim Scheitern an den Nazis) der Startschuss zur "Appeasement-Außenpolitik", die auf Beschwichtigung durch Diplomatie setzte.
Trotz der Not-Allianzen in den beiden Weltkriegen, bestimmt das Weltmacht-Bewusstsein noch das Denken vieler Briten. Und nicht nur bei den Älteren, die überwiegend für den Austritt des UK gestimmt haben, sondern auch mancher Briten, die nationalistisch denkend in Kraut- und Frosch-Fressern immer noch ihre Erbfeinde sehen.
Ausgerechnet die Deutschen und die Franzosen treiben nun dieses noch nicht ganz seetüchtige EU-Schiff an, und sorgen für eine Nebenrolle der Insulaner. Und dann haben die auch noch mit der Irischen Republik einen Stachel im Fleisch, der beweist, dass Europa groß machen kann. Die "Armenhäusler" von einst, in Jahrhunderten ausgebeutet und niedergedrückt von einer arroganten Krone, haben den Wandel zum prosperierenden EU-Mitglied geschafft, und sorgen mit ihrem Anspruch auf freien Waren-Verkehr mit den Nordiren für einen letzten Stolperstein.
Aus meiner Sicht hat dieses Gewürge um den Austritt dem Ansehen von Großbritannien geschadet - auch wenn der Brexit vielleicht doch nicht kommt. Wer will sich in Zukunft schon auf einen Mitgliedsstaat verlassen wollen, deren Anti-Hardliner lieber "Trumpismus" ausüben, als Europa zur dritten Macht zu machen. Europa nämlich könnte den Part im "Balance-of-Power"-Sinn übernehmen,
den ein ausgelöstes Britannien allein nie mehr spielen wird.
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