Auch wenn sie schon mal vor den Toren Wiens standen: Die Türken gehören nicht oder gehörten nicht in unseren Kulturkreis. genau so wenig wie Spanier, Portugiesen, Griechen, Italiener und alle die vom Balkan kamen, um hier zu arbeiten und daheim ihrer Familien am Leben zu erhalten.
Als Touristen lernten wir, ihre Gastfreundschaft, Strände, Küchen und Baudenkmäler zu schätzen, ohne dass sich daheim unsere Beziehung zu ihnen durch Annäherung verändert hätte. Jetzt sind wir ganz überrascht, dass sie sich nicht zu uns bekennen wollen. Und in der Integration von Tausenden Flüchtlingen machen wir all die Fehler noch einmal.
Integration in einen anderen Kultur-Kreis ist eine freiwillige Sache. Sie kann nicht angeordnet werden. Aber sie verlangt Respekt von beiden Seiten. Wie können wir bei einer Politik, die Gettoisierung quasi fördert, erwarten, dass all die Migranten sich mitgenommen fühlen?
Ich weiß, wovon ich schreibe, weil ich einerseits in einem zunehmend der Gentrifizierung unterliegenden Stadtteile Münchens lebe und andererseits in einer ländlichen Umgebung in Italien.
Bei aller Wertschätzung meiner Nachbarn und einigen engen Freundschaften weiß ich, dass ich immer der Tedesco bleibe. Meine Erfahrungen sind, dass wenn ich die Stimme gegen manche Auswüchse der italienischen Bürokratie erhebe, sofort ein Satz fällt wie dieser: Du kaufst dir ein Haus in Italien. Dann lerne auch endlich unsere Sprache richtig!
Zugegeben, das habe ich bis heute nicht geschafft; aus Faulheit, aber auch aus Unvermögen. Dafür schäme ich mich zwar, aber dämpfe das ab, indem ich treuer Steuern zahle als die Einheimischen und gemeinsam mit meiner Frau viel für das Verschönern und das soziale Miteinander im Gemeinwesen tue.
Aber wenn die Sprache tatsächlich der Garant für Integration oder vielmehr für unsere Denkweise wäre, wieso gibt es dann doch so krasse Gegensätze?
Ein Kabarettist bezeichnete die Demonstrationen für Erdogan in Deutschland mit "Freiland-Hühnern, die für die ultimative Käfighaltung kämpfen". Martin Sonnenborn rief satirisch indirekt zum Türken-Bashing auf.
Türken-Bashing - also das unreflektierte Einprügeln (verbal oder physisch) auf Türken - träfe ganz abgesehen davon, dass Gewalt eben kein Mittel sein sollte ja jeden Türken oder Türkin; gleichgültig, ob integriert, hier geboren, verankert und sich deutsch fühlend, oder nostalgisch mit der Heimat verbunden.
Wenn zwei die gleiche Sprache sprechen, heißt das ja noch gar nichts. Wie an den aalglatten Erdogan-Propagandisten Fatih Zingal und dem Grünen-Chef Cem Özdemir in den Medien beispielhaft vorgeführt wird. Dialektisch und argumentativ hoch gerüstet könnten bei den beiden Deutsch-Türken die Gegensätze nicht größer sein. Das demonstriert auch, wie geschickte Bauernfängerei die "Abgehängten" von zuhause abholt. Türkische Politik wird also längst auf Deutschem Boden praktiziert.
Bin ich dagegen, dass Erdogan hier für sein umstrittenes Referendum wirbt? Ja!
Ärgert es mich, dass Jungtürken, die kaum türkisch sprechen und hier geboren und ausgebildet wurden, für Erdogan sind? Ja! Geht mir das geradezu heilig praktizierte türkisch-deutsche Slang-Gelaber der Rapper auf die Nerven, die damit eine Gang-Kultur preisen? Ja.
Finde ich, dass Erdogan-Türken, die unsere Kanzlerin duzen und als Nazi bezeichnen, nicht in die Europäische Union gehören? Ja!
Aber alle Türken über einen Kamm zu scheren grenzt dann doch an Pogrom und schwächt die Reste ihrer Demokratie daheim.
Bashing - auch wenn vielleicht "witzig" gemeint - ist undemokratisch und unserer Demokratie nicht würdig. Soll aber nicht heißen, dass wir jetzt nicht endlich anfangen, Erdogan und seinen Epigonen wenigstens dialektisch ordentlich auf die Schnauze zu hauen...
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