Donnerstag, 2. Februar 2017

Freitag gibt's Fisch

Seit Leserinnen mich anrufen, ich solle doch mal wieder was zum Lachen schreiben, bin ich in der Zwickmühle. Mein eigener, recht angeschlagener Humor reichte ja nicht, aber glücklicher Weise ist die Welt eben auch ein komischer Ort:

Da las ich gestern im Wissens-Teil der Süddeutschen Zeitung, dass Wissenschaftler in Venedig nun Roboter-Fische und -Muscheln zur Beobachtung der Wasser-Qualität in der Lagune aussetzen wollen.
Die hätten mich als profunden Venedig-Kenner und Experten für die Auswüchse italienischer Angel-Leidenschaft fragen sollen und damit viel Geld und Arbeitszeit sparen können...


Zum einen muss man an bestimmten Stellen in Venedig nur die Nase frei haben, um festzustellen, wo die Kanäle gen Himmel stinken, und zum anderen halten meine lieben Angel-Kameraden vom Stiefel ihre Ruten überall rein, wo das Schlüpfrige Genuss verspricht. Es ist eine erwiesene Tatsache, dass die Vongole Verace von Chiogga am Rande der Lagune - geschützt vom Litorale di Pellestrina -  als die wohlschmeckendsten in ganz Italien gelten, obwohl die Wasserqualität dort kaum besser sein dürfte als in der Serenissima selbst. Ein zweifelhafter Genuss, um den auch heftige Bestands-Räubereien der Mafia stattfinden.


Aber zurück zu den Robotern. Die elektronischen Fische, die permanent Daten übertragen sollen, sind leuchtend gelb, damit sie nicht mit richtigen Fischen verwechselt werden. Ob das die Angel-Leidenschaft bremst? Der umweltbewusste Venezianer fängt  eh die Fische nur, um sie gleich wieder ins Wasser zurück zu werfen. Nur die ärmsten der Armen, die es ja in Venedig eh nicht mehr geben soll, verzehren  noch das mit Schwermetallen und Chemikalien angereicherte Protein.
Unterhalb vom Zattere, der ehemaligen Floßlände von Venedig - stehen  die Angler sogar, wenn die Kreuzfahrt-Riesen den von Mestre ergifteten Schlick  im Giudecca-Kanal noch zusätzlich aufwühlen!

Dadurch dass die Robo-Fische zunächst nicht sonderlich zahlreich sind, wird vermutlich  ein regelrechter Fischzug der Sammler ausgelöst, und es ist fraglich. ob die elektronischen Muscheln nicht ein ähnliches Schicksal ereilt. Immerhin können dann die Wissenschaftler dank der Ortung wenigstens eine spannende "Schnitzeljagd" (?!) veranstalten, um sie wieder im Gewirr der Gassen  bei den Räubern einzufangen. Wenn sie nicht als typisches Touristen-Souvenir an Kreuzfahrer verkauft wurden, um anderen Gestanden entgegen zu schwimmen...

Aber was hat das mit dem Glashaus zu tun?
Die fürsorglichste alle Ehefrauen geht jeden Freitag auf den Viktualien-Markt und kauft Fisch beim Fischhändler unseres Vertrauens, damit wir Teilzeit-Italiener nicht gänzlich entwöhnt werden. Vergangenen Freitag bei klirrenden Minusgraden habe ich sie ausnahmsweise mal wieder begleitet. Gefröstelt hat es mich aber nicht wegen der Kälte, sondern wegen der Preise. Dass Fisch hier teurer ist als in Imperia, war mir schon klar, aber dass er mittlerweile trotz heimischer Züchtung teurer ist als Fleisch, hat mich umgehauen.

Wenn freitags also Fisch oder Meeresfrüchte auf den Tisch kommen,  ist das hier richtiger Luxus geworden. Vorbei die Zeiten, da es im alten Köln zum Beispiel per Gesetz verboten war, den Bediensteten täglich billigen Lachs aus dem Rhein aufzutischen. Der Lachs ist so gut wie aus dem Rhein verschwunden, Bedienstete kann sich auch keiner mehr leisten...

Bleibt abschließend die Frage: Wieso essen wir am Freitag meistens Fisch?
Als Erinnerung an den Tod von Jesus Christus. Bei den Katholiken ist jeder Freitag eine Erinnerung an den Karfreitag, der bei den Evangelischen eigentlich der höchste Feiertag ist. Im koscheren Essen ist Fisch nicht dem strengen jüdischen Regeln fürs Kochen unterworfen.

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