Dienstag, 7. Februar 2017

American Dream, American Heroe, American Hypocrisy, American Psycho

Über die Hälfte meiner Jugend habe ich mit amerikanischen Nachbarn verbracht. Ich habe mit ihnen geweint, als JFK ermordet wurde, gejubelt als Amerikaner den Mond betraten, sowie mit Anzug und Krawatte protestierend vor der Amerikanischen Botschaft gesessen, damit der Vietnam-Krieg endlich beendet werde...

Zu keinem Zeitpunkt war ich - auch nach mehr als 30 Reisen durch das "Land of The Free" antiamerikanisch eingestellt. Ich pries sogar vor internationalem Publikum im Lufthansa-Schulungszentrum die USA als ideales Fernreise-Einstiegs-Land; Gewissermaßen der American Dream für Traveler.. Ich fand es immer liebenswert, dass die Amis dazu neigten, kleinste Anlässe zur Geburt neuer Heroes hoch zu stilisieren.. Aber all das ist Vergangenheit.

Und je älter ich wurde, desto mehr stieß mich auch die amerikanische Heuchelei ab. Denn in vielen Landstrichen wurde mit Hypocrisy ein Teil der Bevölkerung schon früh abgehängt und im Unklaren gelassen. Während des Nixon-Impeachments war ich in den Rocky Mountains unterwegs und erlebte erstmals den nationalen, höchst  unpolitischen Verdrängungskomplex in flächendeckender Breite. Der American Way of Life hatte da also schon längst Schlaglöcher.

Damals wiesen Wissenschaftler bereits auf  den sich sammelnden Sprengstoff in der sogenannten "silent majority " (der schweigenden Mehrheit) hin. Die Administrationen von Vater und Sohn Bush boten gewissermaßen "heilige Kriege" als Ventil. An der Clinton-Administration reagierte sie sich über den Praktikantinnen-Skandal ab, obwohl Clinton den US-Haushalt wieder ausgeglichen hatte. Und dass Obama schwarz war, wurde ihm sowieso nie verziehen. Man muss sich vorstellen, dass die einfachen Leute, die bei der kleinsten Krankheit in finanzielle Schieflage geraten konnten, Trump wählten, weil dieser versprach Obama-Care wieder abzuschaffen.


Das - aus verschiedenen aktuellen Blickwinkeln betrachtet - nun asozialste Land der Welt hat sich offenbar selbst zur Schlachtbank geführt. Und es verdient auch nichts anderes; das völlig bescheuerte Wahlsystem, bei dem zum zweiten Mal nach dem von Jeb Bush ausgebremsten Al Gore jemand, der nicht die Mehrheit der Stimmen auf sich vereinigt hatte, zum Präsidenten gekürt wird, ist für eine moderne Demokratie (alle Macht geht vom Volke aus) nicht mehr zeitgemäß Was nützten auch all die von Hollywood inszenierten Serien über verbrecherische Geheimdienste und manipulierte Kandidaten, wenn dann die Realität sogar bald noch solche blutmonströsen Horror-Visionen wie in American Psycho (Roman von Bret Easton Ellis) in den Schatten stellt.

Noch hat der American Psycho im Weißen Haus aber kein Blut vergossen. Doch so wie er derzeit agiert, wäre auch ein neuer Bürger-Krieg denkbar.

Last but not least - America first! Oder bye bye...?

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