Was beim reich Werden für viele Aufsteiger zum Problem wird, ist der Umstand, dass man immer wieder auf Leute trifft, die noch reicher sind als man selbst. Bill Gates kann das zwar nicht mehr passieren, weil er ja die Liste der Reichen anführt. Aber die meisten, die vielleicht nicht unter den Top-Ten bei Forbes zu finden sind, werden wohl doch von dem Ehrgeiz getrieben, noch reicher zu werden.
Was in der Folge beim Steuer Zahlen den Effekt auslöst, dass immer höhere Abgaben an einen Staat, der sich ja sowieso schon jede Dienstleistung am Bürger extra bezahlen lässt, eine zunehmende Verbitterung erzeugt. Die kann einerseits durch steuerlich absetzbares, das Ego streichelndes Gutmenschentum oder geschickte Hinterziehung gemildert werden. Am besten funktioniert beides in Tateinheit - so man nicht erwischt wird.
Dem einfachen Angestellten oder Arbeiter (so er nicht schwarz seine Kraft für den eigenen Mehrwert einsetzt) wird dafür immer zu Recht das Verständnis fehlen. Aber schon diejenigen, die bei ihrer Steuererklärung irgend etwas zur Gegenrechnung anbringen können, erwiesen sich beim Nachbohren doch als arge Pharisäer, wenn sie mit erhobenem Finger Steuerhinterzieher tadeln.
Was ist denn mit der Namensvielfalt auf den familiären Bewirtungsbelegen, dem Kilometergeld, dem Fahrtenbuch vom Dienstwagen, dem heimischen Arbeitszimmer, das keines ist oder der Einliegerwohnung im Eigenheim, die von einem längst verstorbenen Opa bewohnt wird? Eine Million Bürger, die auf diese Weise dem Staat vielleicht nur Tausend Euro Steuern vorenthalten, sorgen auch für einen entsprechenden Schaden am Gemeinwesen. Da muss der Einzelne wirklich nicht sagen: "Lieber Gott ich danke dir, dass ich nicht bin wie jener dort."
Jetzt sind wir aber - wie es immer wieder heißt - vor dem Gesetz alle gleich. Wieso wird dann einem, der abnorm viel hinterzieht, die sogenannte Lebensleistung und sein soziales Engagement (siehe oben) bei der Bemessung der Strafe gegen gerechnet, während einen weniger Prominenten in seinen Dimensionen die volle Härte des Gesetzes träfe, wenn er qua Steuer-CD sich nicht selbst anzeigend erwischt würde.
Ganz einfach: Weil vor dem Gesetz eben doch nicht alle gleich sind. Weil beispielsweise eine Supermarkt-Angestellte die liegen gebliebene Pfand-Bons einlöst oder ein Müllfahrer, der ein für ihn noch taugliches Kinderbett vor dem Zerschreddern rettet, nach solchem Tun gleich vorbestraft sind und dann kaum noch eine berufliche Perspektive haben.
Aber damit der alte Spruch "die Kleinen hängt man, die Großen lässt man laufen" konterkariert wird, piesackt man juristisch einen ehemaligen, überwiegend von der Presse aus dem Amt gejagten Bundespräsidenten für ein Handeln, das gerade für jene Spitzen-Journalisten Alltagsgepflogenheit ist: Vorteilsannahme bleibt moralisch Vorteilsannahme, auch wenn man kein öffentliches Amt bekleidet...
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