Sonntag, 30. März 2014

Letze Worte zum Sonntag

Liebe Leserinnen und Leser!

Es ist mal wieder Zeit für einen Ortswechsel. Mit vom Steine Werfen müden Armen macht sich der Blogger wieder auf den Weg zur Burg. - In der Hoffnung nach mehr Seelenfrieden.
Wenn ich in den letzten Monaten meiner eigentlichen Bestimmung, für eure Erbauung zu sorgen, nicht im vollen Umfang genügt habe, so lag das an den unruhigen Zeiten, die mir den Blick auf niedliche Details zum Beschreiben verstellt haben.
Pünktlich zu Ostern melde ich mich wieder aus einem Ligurien, das unter noch schlechterem Wetter zu leiden hatte. Wir sind gespannt, wie sich die schweren Erdrutsche des Winters auf unser tägliches Leben auswirken werden, denn zum Nachbarort kommen wir wohl nur noch auf einem weiten Umweg. Die Straße hat es einfach fort gespült. Ihr seht - auch im Paradies ist die Hölle los.
Fotos von Jutta Labartino


















Der Burgschreiber aber macht keine Pause. Pünktlich nächsten Freitag kommt das nächste Kapitel vom "Strohfeuer".
Bleibt mir also gewogen und nehmt folgendes mit auf den Weg:


Kommt Zeit, kommt Unrat


Beim Pferdefleisch-Skandal wurden Ross und Reiter nur deshalb nicht genannt, weil sie bereits verwurstet waren

Bäume wachsen nur deshalb nicht in den Himmel, weil man sie vorher fällt

„Den Seinen gibt’s der Herr im Schlaf“, sagte der Somnambule und machte sich auf den weiten Weg

Den Letzten beißen die Hunde, hoffte der Vorletzte vergeblich

Ein voller Bauch studiert nicht gern – wozu auch? Um als Vollakademiker von Hartz4 zu leben?

Ich lass mir doch kein X für ein U vormachen, nur weil ich meine Brille verlegt habe

„Übermut kommt vor dem Fall“, meinte der russische Deutschlehrer und warnte: Genitiv ins Wasser, weil’s Dativ ist!

Von nichts kommt nichts – das ist die Leere der Stille


Freitag, 28. März 2014

Immer die gleichen Reichen

Brauchen wir wirklich Banken, die einfach so weiter machen?
Nichts dokumentiert die Unverfrorenheit der Banken und ihrer Zocker besser als dieser Slogan der Commerzbank. Einer Bank, die während der Finanzkrise nur durch unsere Steuergelder vor dem Mega-Crash bewahrt werden konnte.

Dass sie alles an den Besitzer, uns, den Staat, zurück zahlen konnte, verdankt sie aber keinesfalls der Rückkehr zur Seriosität, sondern vielmehr der Tatsache, dass sie auf anderen Exekutiv-Ebenen "Einfach so weiter gemacht hat" wie zuvor, aber  bei neuerlichen Spekulationen vom günstigen Weltwirtschaftsklima und der Prosperität unseres Landes profitiert hatte (dazu gab es einen sehr lesenswerten Beitrag im SZ-Magazin vom 21. März 2014).

Jetzt reizt Putin vordergründig die Kriegsangst, und schon profitieren wieder die gleiche Reichen. Seine Entourage ihm gewogener russischer Oligarchen, übernehmen nun gerade mit großer Retter-Geste die Wirtschaft auf der Krim, sichern sich dabei aber nichts anderes als annektiertes Wirtschaftsgut zum Preis von Zwangsumtausch in Rubel.

Auch unsere Zocker daheim haben etwas davon und gehen nicht leer aus, weil sie immer noch auf Leerverkäufe wetten dürfen. Weil nach vollmundigen Ankündigungen der Politik nichts, aber auch gar nichts nachhaltig verändert wurde. Es geschieht vor unser aller Augen, aber während wir blöden Bürger bei An-und Verkauf jedesmal Prozente und Provisionen an die Bank und später Steuern an den Fiskus abdrücken müssen, bleibt das den Instituten, zu deren Verflechtung auch namhafte Versicherungskonzerne als Aktionäre gehören, durch ein kommunizierendes Röhren-System von Gewinn und Verlust erspart.

Vom Gesetz sind ja  diese armen Versicherungen auch noch verpflichtet, bestimmte Prozentsätze der Einlagen in Staatsanleihen und Kommunal-Obligationen anzulegen, die unter dem miesen Zinsklima leiden. Wie unfair! Also bleiben alle Policen leider hinter den blumigen Versprechungen zurück. Die Krise der Versicherer soll aber mit lauten Hilferufen an den Staat auch noch beseitigt werden

Bei der Zweitbesten und mir werden heuer Lebensversicherungen zur Auszahlung fällig. Sie bleiben im Schnitt 5 Prozent per anno hinter der Prognose zurück, die man uns bei Abschluss in Aussicht gestellt hatte. Dazu kommt noch der fünfzigprozentige Kaufkraftverlust durch den Euro.

Und jetzt kommt es:
Seit Tagen bombardieren uns die mit den Konzernen verbundenen Banken nun, das fällige Geld doch am besten gleich wieder bei ihnen anzulegen.

Einem von den Bauernfängern sagte ich heute, ich würde mir jetzt erst einmal einen grauen Hoody kaufen, die Kapuze überstülpen, loslaufen und dabei ein Mantra vor mich hinsummen:

"Brauchen wir wirklich Banken, die einfach so weiter machen?"

Nö, brauchen wir nicht!

Dienstag, 25. März 2014

Virenschutz

Meine Schwägerin, eine preisgekrönte Werbe-Fachfrau und Diplom-Grafikerin, wurde nach zähem Widerstand am vergangenen Samstag zu ihrem 70sten der Einstieg in die digitale Kommunikationswelt geradezu aufgezwungen. Sie hat von uns als allerersten Computer überhaupt ein Tablet samt Flatrate bekommen. Diesem Akt der Annexion ging ein wochenlanges Kompetenz-Gerangel der vermeintlich besten Experten unserer Sippe voran, das bald aber in der üblichen kollektiven Betroffenheit samt erschöpfter Resignation endete.

Wir sind jetzt alle gespannt, wann wir von ihr mit den ersten Fotos, Skype-Video-Botschaften und sonstigem Schnickschnack bombardiert werden, den sie bislang nicht gebraucht und in folge dessen auch nicht vermisst hatte. Denn ging es uns Smartphonies und Tabletisten nicht am Anfang genauso? Ist doch wirklich toll, was die so alles können. Oder doch nicht?

Obwohl ich mich mit Fug und Recht zu einem der Pioniere beim Herstellen von Zeitschriften und Büchern "Computer To Plate" bezeichnen darf, muss ich doch zugeben, dass mich die Entwicklung der letzten fünf Jahre geradezu überrollt hat und mich meine Kinder daher vermutlich zu Recht für einen Computer-Deppen halten. Vor allem, was die kruden Marketing-Methoden der sogenannten Provider angeht, die anscheinend nur darauf gewartet haben, dass die in einer Zeit des gesprochenen Wortes als vertragliche Zusicherung aufgewachsenen Oldies den Versuchungen dieses Marktes erliegen.

So habe ich mir innerhalb der letzen vier Monate hier in München nicht nur ein Modem für Highspeed-Glasfaser aufschwätzen lassen, das zunächst nur durch seine Störanfälligkeit auffiel, sondern damit ich nicht länger als Außenseiter auffiel, auch noch einer Vertragsänderung für ein Super-Smartphone zugestimmt: garantiert abhörsicher und resistent gegen jegliche Form von Viren! Blöd nur, dass ich nicht darauf geachtet hatte, dass Handy und Telefonie aus vertragshistorischen Gründen ja zwei verschiedene Provider hatten...

Was sich auf den ersten Rechnungen niederschlug. Denn,  wenn ich vom Festnetz bei meinem Handy-Provider in der Warteschleife landete, klimperte bei ihm die Kasse. Umgekehrt funktionierte unser Telefon samt Super-Modem nicht, was mich zwang, mit dem Handy die dann gebührenpflichtige Hotline dieses Providers anzurufen...

Naja, mein sardonisch grinsender Sohn hat denen dann bescheid gestoßen - natürlich nicht ohne den Hinweis, dass der "Alte Herr" solche Dinge nach seinem Infarkt nicht mehr so recht schnalle... Er holte nach einer in meinem Namen vollzogenen Spontan-Kündigung eine Gutschrift von über 100 Euro heraus, was die Telefonmarketing-Typen aber nur zu einem weiteren Schlag gegen mein Unverständnis animierte.

Gerade hatte ich mein neues Smartphone halbwegs begriffen, da rief so ein Teufelchen an, und meinte, ich sei wohl hyper naiv, wenn ich dächte, das neue Teil sei vor Hacker-Attacken sicher, die auf meine Kosten Telefon-Einheiten abgreifen wollten. Ich müsse unbedingt sofort eine Antiviren-Software auf dem Smartphone installieren. Mein Einwand, ich hätte mich ja gerade für dieses Modell entschieden, weil es in einem Test als das sicherste bezeichnet wurde, konterte der Verkaufsprofi eiskalt mit der rasanten Geschwindigkeit, mit der Hacker heutzutage ihr böses Tun verfeinerten...

Ich rief den Sohn an. "Alles Quatsch ", beschied dieser. Auf der folgenden Rechnung war der Virenschutz für etwas über ein Euro  dennoch ausgewiesen, obwohl ich, als die entsprechende SMS auf dem Display erschien, eindeutig auf NEIN gedrückt hatte.

Meine Tochter hat mir daraufhin aus purem Mitleid zum Geburtstag den Prototyp einer von ihr eigens für mich entwickelten Anti-Viren-Software geschenkt. Eine Kombination aus zwei totsicheren Systemen - wie sie es formulierte:
"Black-Knight" gegen jegliche Spyware und der "White-Tiger-Bone-Crasher" als Vernichter jeglicher Art von Trojanern.

Seit dem herrscht Ruhe..

Sonntag, 23. März 2014

Noch mehr Worte zum Sonntag

Angst verleiht Flügel – aber die tragen leider nicht…


Alter schützt vor Torheit nicht – aber das bekommt man ab einer gewissen Anzahl von Lebensjahren ja meist eh nicht mehr mit…


Ein gutes Gewissen ist ein sanftes Ruhekissen, dachte sich der Steuerhinterzieher, der sein Schwarzgeld im Kopfkissen aufbewahrte.


Einer trage des Anderen Last, zitierte der Mann die Bibel und ließ seine Frau die Koffer schleppen.

Die größte Gefahr droht von Schafen im Wolfspelz.


Früh krümmt sich, wer vor dem ersten Gong einen Haken einfängt. 

Mittwoch, 19. März 2014

Westbrille mit Scheuklappen

Da möchte einer einen lauten Lacher loslassen, aber der bleibt ihm im Halse stecken:

Seit über einem Jahr ist nun klar, dass NSA, MI5, Deuxieme Bureau und auch unsere eigenen Dienste jeden ausspähen, der bei drei nicht seine gesamte Kommunikations-Elektronik eingeschmolzen hat. Billionen von demokratisch erhobenen Steuergeldern sind offenbar wirkungslos verplempert worden. Da war ja die Spionage zu Zeiten der "toten Briefkästen" noch effektiver. Oder ist es so, dass die Späher die eigentliche Gefahr in dieser Datenflut gar nicht mehr wahrnehmen können?

Derart generalstabsmäßig ist die Annexion der Ukraine in das putinsche Zarenreich erfolgt, dass selbst der Gutwilligste nicht mehr von einer spontanen Reaktion einer eingezwängten Supermacht schwadronieren kann.
Vielmehr war es so, dass dieser eitle, kleine Kriegstreiber nur darauf warten musste, dass die ignoranten Strategen des Westens ihm eins ums andere Argument lieferten, um sogar völkerrechtliche Bedenken zu konterkarieren.

Würden die vielen sogenannten  Experten, die sich bei CNN in den Fokus drängen, nicht ihre USA noch immer für den Nabel der politischen Welt halten (we are the leading nation), dann hätte die Obama-Administration vielleicht sensibler reagiert. Fuck the EU!
- Der alte (wenn auch fiktive) Pate Don Vito Corleone hatte seinem Sohn Sonny (Santino) ja bereits zur Sau gemacht, weil er dem Gegner gezeigt hatte, dass es einen schmalen Spalt der Uneinigkeit in den eigenen, zu vertretenden Standpunkten gegeben hat...

Den USA passt die noch gar nicht mal präsente Stärke eines möglicherweise irgendwann einmal geeinigten Europas schon jetzt nicht, und allein aus diesem Grund ist die Situation am Rande der EU so, wie sie uns jetzt droht.

Nahezu alle Signale, die die Russen ausgesandt haben, sind in den letzten Jahren vom sogenannten Westen hochmütig ignoriert worden. Jetzt kann er nicht mehr gestalten, sondern nur noch reagieren, und in Vermeidung eines verheerenden Krieges diplomatisch hinterher dackeln. In dieser Situation ist es gar nicht mal nötig, dass Putin vielleicht der bessere Poker-Spieler ist als Obama. er hat sich längst schon die besseren Karten zugeteilt...

Die USA haben ganz sicher die besten Wissenschaftler der Welt, aber es ist fraglich, ob die Politiker gelegentlich einen Blick in andere Geschichtsbücher werfen, als die, die mit Scheuklappen auf der Westbrille die eingeengte  Perspektive vorgeben:

Ein mäßig begabten Postkartenmaler war einst in der Manipulation von Weltmächten derart geschickt, dass auch bei seinem Ansprüchen und Argumenten zu lange nicht hingehört wurde. Als er die Österreicher und Sudeten "heim ins Reich" geholt hatte, wie er es nannte, waren die amerikanischen und britannischen Politiker des sogenannten "appaeasements" immer noch bereit, die von Hitler für seine Aufmüpfigkeit ins Feld geführten Reparationen (Wir werden den Pakt von Versailles vernichten) gen null zu drosseln. Wie Putin gestern in der Duma versicherte er damals nach der Annexion des Sudetenlandes der Welt, er würde darüber hinaus nicht in andere Nachbarstaaten einmarschieren. - Und dann stürmten als polnische Soldaten verkleidete SS-Männer den Sender Gleiwitz, damit er eine Rechtfertigung für den Überfall auf Polen hatte.

Viel überzeugender war Putins Propaganda-Feldzug aber auch nicht:
Glaubt wirklich irgend einer auf der Welt, diese camouflierten Streitkräfte ohne Nationalitätskennzeichen hätten sich auf der Krim  aus Empörung über Nacht formiert und derart schwer bewaffnet, oder die Logistik für diese unsäglichen Volksabstimmungen wäre nicht schon längst vorbereitet gewesen?

Der Westen erweist sich bei dieser unverholenen Verhöhnung als Papier-Tiger, dem ernst zu nehmende Argumente ausgehen.

Wie meinte doch US-Außenminister John Kerry so schön:

Jede Nation, die mit der Waffe in der Hand das Hoheitsgebiet eines souveränen Staates besetzt, muss von der Völkergemeinschaft verurteilt  werden (condemned), er meinte aber vermutlich geächtet.

Zwei Fragen Herr Kerry:
Was haben die USA und ihr Gefolge im Irak gemacht?
Wie würden die reagieren, wenn die Kubaner eines Tages in Guantanamo Bay einmarschierten, weil sie ihr Land wieder haben und alle befreien wollen, die dort ohne rechtmäßige Verurteilung gefangen gehalten werden...

Ach ja: Wer selbst im Glashaus sitzt, kann nur dann mit Steinen werfen, wenn er Splitter riskiert!

Samstag, 15. März 2014

Weitere Worte zum Sonntag

Geh in das Gefängnis! Begib dich direkt dorthin! Geh nicht über los! Zieh keine 2000 Euro ein! - Gut, dass es beim Monopuli nur den Steuer-Irrtum zu deinen Gunsten gibt…

Blut ist dicker als Wasser – lebenswichtig ist beides.

Beim  frühen Buchen stets nach faulen Eichen suchen!

Wenn einem das Fass mit dem Boden mitten ins Gesicht haut, hat er es wohl zuvor geleert.

Wer beim Essen vergeblich  auf den Appetit wartet, braucht nicht zu fasten.

Der frühe Vogel fängt den Wurm, was lange schlafende Vegetarier aber nicht wurmen muss.

Der Ton macht die Musik, meinte er und pfiff beim Töpfern grauslich weiter.

„Die Frau ist des Mannes Visitenkarte“, sagte der Chauvi und ließ sie beim Besuch zurück.


Die Kuh vom Eis zu holen, sollte keinem Gammelfleisch-Händler überlassen werden.

Freitag, 14. März 2014

Dimensionen des Pharisäertums

Was beim reich Werden für viele Aufsteiger zum Problem wird, ist der Umstand, dass man immer wieder auf Leute trifft, die noch reicher sind als man selbst. Bill Gates kann das zwar nicht mehr passieren, weil er ja die Liste der Reichen anführt. Aber die meisten, die vielleicht nicht unter den Top-Ten bei Forbes zu finden sind, werden wohl doch von dem Ehrgeiz getrieben, noch reicher zu werden.

Was in der Folge beim Steuer Zahlen den Effekt auslöst, dass immer höhere Abgaben an einen Staat, der sich ja sowieso schon jede Dienstleistung am Bürger extra bezahlen lässt, eine zunehmende Verbitterung erzeugt. Die kann einerseits durch steuerlich absetzbares, das Ego streichelndes Gutmenschentum oder geschickte Hinterziehung gemildert werden. Am besten funktioniert beides in Tateinheit - so man nicht erwischt wird.

Dem einfachen Angestellten oder Arbeiter (so er nicht schwarz seine Kraft für den eigenen Mehrwert einsetzt) wird dafür immer zu Recht das Verständnis fehlen. Aber schon diejenigen, die bei ihrer Steuererklärung irgend etwas zur Gegenrechnung anbringen können, erwiesen sich beim Nachbohren doch als arge Pharisäer, wenn sie mit erhobenem Finger Steuerhinterzieher tadeln.

Was ist denn mit der Namensvielfalt auf den familiären  Bewirtungsbelegen, dem Kilometergeld, dem Fahrtenbuch vom Dienstwagen, dem heimischen Arbeitszimmer, das keines ist oder der Einliegerwohnung im Eigenheim, die von einem längst verstorbenen Opa bewohnt wird? Eine Million Bürger, die auf diese Weise dem Staat vielleicht nur Tausend Euro Steuern vorenthalten, sorgen auch für einen entsprechenden Schaden am Gemeinwesen. Da muss der Einzelne wirklich nicht sagen: "Lieber Gott ich danke dir, dass ich nicht bin wie jener dort."

Jetzt sind wir aber - wie es immer wieder heißt - vor dem Gesetz alle gleich. Wieso wird dann einem, der abnorm viel hinterzieht, die sogenannte Lebensleistung und sein soziales Engagement (siehe oben)  bei der Bemessung der Strafe gegen gerechnet, während einen weniger Prominenten in seinen Dimensionen die volle Härte des Gesetzes träfe, wenn er qua Steuer-CD sich nicht selbst anzeigend  erwischt würde.

Ganz einfach: Weil vor dem Gesetz eben doch nicht alle gleich sind. Weil beispielsweise eine Supermarkt-Angestellte die liegen gebliebene Pfand-Bons einlöst oder ein Müllfahrer, der ein für ihn noch taugliches Kinderbett vor dem Zerschreddern rettet, nach solchem Tun gleich vorbestraft sind und dann kaum noch eine berufliche Perspektive haben.

Aber damit der alte Spruch "die Kleinen hängt man, die Großen lässt man laufen" konterkariert wird, piesackt man juristisch einen ehemaligen, überwiegend von der Presse aus dem Amt gejagten Bundespräsidenten für ein Handeln, das gerade für jene Spitzen-Journalisten Alltagsgepflogenheit ist: Vorteilsannahme bleibt moralisch Vorteilsannahme, auch wenn man kein öffentliches Amt bekleidet...

Dienstag, 11. März 2014

Die Rückkehr des Eremiten

Es ist schon so: Du musst München nur ein paar Tage blauen Himmel  und leicht wärmende  Sonnenstrahlen schenken, schon verhält  sich die Stadt wie die Magnum-Champagnerflaschen mit denen sich die Formel 1-Fahrer bei der Siegerehrung abduschen. München leuchtet in diesen Tagen nicht nur, es schäumt nahezu unkontrolliert über.

Seit vergangenen Freitag habe auch ich meine Glas-Eremitage wieder einmal verlassen, um mich mit dem Rad auf vertrauten Strecken einzurollen. Mehr war nicht drin, denn die Sonnenhungrigen marschierten auf allen Wegen in Zehnerreihen nebeneinander wie bei einer Groß-Demo. Die Gestade vom Olympia- und Kleinhesseloher See verwandelten sich bereits  zu Beach-Revieren, in denen erste, noch bleiche Brüste dem UV-Licht ausgesetzt wurden. Der Bus, der durch den Englischen Garten verkehrt, kam da nur schrittweise und hupend voran.

Bei vielen schien die Sonne aber auch die Lust am Laufen angeregt zu haben, denn die Jogger wuselten sich genauso zickzack durch die Menge wie ich. Es lag aber nicht an den sechs Wochen Schongang, die mir auferlegt worden waren, dass ich mich bei meiner Kurbelei so ausgeschlossen und fremd fühlte. Erstmals kam es mir vor - wie unser gerade frei gesprochener Alt-Bundespräsident es formulieren würde - als hätte ich den Rubicon überschritten und eine Welt hinter mir gelassen, in die ich nie mehr zurück kehren kann.

Vor allem die Läufer waren so anders. Sie laufen und quatschen dabei miteinander, als hätten sie Luft für einen Ultra-Marathon. Auch die ohne Lauf-Partner quasselten meist ununterbrochen, weil sie per Handy mit irgendjemandem verbunden waren, dem sie derart per Flatrate demonstrieren wollten, dass sie in Topform sind. Zwei muslimische Schönheiten, die in schillernden Pluderhosen und Kopftuch dahin flatterten, hatten wohl sogar auf Konferenz geschaltet, denn sie sprachen gleichzeitig sehr schnell und ohne einander zuzuhören.

Was war nur  aus der von mir so geschätzten "Einsamkeit des Langstreckenläufers" geworden. Diese einzigartige Shortstory des Briten Alan Sillitoe war einst - vor beinahe fünfzig Jahren der Auslöser für meine Lauf-Leidenschaft gewesen. Damals galt man nicht als Jogger, sondern als Spinner, wenn man regelmäßig die Laufschuhe schnürte. Zwar war ich im Gymnasium die Tausend Meter bereits in knapp über 2,30 Minuten gelaufen, aber da war ich dennoch schon für eine Lauf-Karriere viel zu schwer gewesen.

Die Gewicht-Zunahme während meiner Autoren-Tätigkeit brachte mich Jahre später  in den 1970ern wieder zum Laufen. Bis zur Geburt unserer Tochter lief ich täglich den Abschnitt der Olympia-Marathon-Strecke von 1972, der durch den Englischen Garten führte.

Letztendlich war es aber nicht die Sucht nach Fitness, sondern nach dem Kick in meinem Gehirn, der sich nach zwei bis drei Kilometern einstellte. Mein Denken löste sich quasi von meinem viel zu schweren Körper, der sich weiter die langsam verblassenden, blauen Striche der Leitlinie entlang quälte. Von der so erlebten Leichtigkeit träume ich manchmal noch heute.

Was habe ich in den 45 Minuten am frühen Morgen für schöne Geschichten geschrieben. Ich musste mich nach dem Duschen nur noch an den Schreibtisch setzen. Das viel beschriebene Phänomen der Schreib-Blockade hielt ich daher lange Zeit eher für die Ausrede fauler Texter.

So mutierte ich zu einem laufenden Eremiten und muss der  "Zweitbesten" heute noch dankbar sein, dass sie mich nicht davon gejagt hat.

Kaum auszudenken, was aus meinem Schreiben geworden wäre, hätte es damals Handys mit Freisprech-Einrichtung gegeben. Jetzt würde ich allerdings gerne laufend mitschwätzen, aber für den Eremiten gibt es nun mal keine Rückkehr...

Sonntag, 9. März 2014

Neue Worte zum Sonntag

„Das wird dir hoffentlich eine Leere sein“, sagte die Pumpe zum Vakuum.

Nichts wird so heiß gekocht, wie mancher es essen möchte.

„Eine Schwalbe macht noch keinen Elfer“, sagt der Sammer.

Wenn einer säuft wie ein Bürstenbinder und schimpft wie ein Rohrspatz, darf er sich nicht wundern, wenn er wie ein Fisch vom Kopf  her zu stinken beginnt…

Der, der russische Eier in ein Nest legt, könnte bald  zum Kuckuck gewünscht werden.

Friedenstaube hören den Krieg nicht kommen.

Wenn zwei sich freuen, fängt der Dritte bestimmt einen Streit an.

Da beißt die Maus keinen Faden ab – denn sie ist drahtlos.

Der Krug geht so lange zum Brunnen, bis ihn einer vergiftet hat.

Whistleblower pfeifen auf Harmonie.


Donnerstag, 6. März 2014

Putins pathologischer Narzissmus

Es scheint wieder einmal so zu sein, dass ein kleinwüchsiger Psychopath aus Geltungssucht, die Welt in Gefahr bringt. Es ist bezeichnend, dass in dieser Situation die Welt auf die emotionslose Intelligenz unserer Kanzlerin vertraut. Nicht nur, weil beide sich wahlweise in ihren Muttersprachen unterhalten könnten, sondern vor allem, weil Angela Merkel - im Gegensatz zu ihren Kollegen im G7 - durch ihre Studienaufenthalte weiß, wie mit der russischen Seele umzugehen ist. Und nicht zuletzt weiß sie, wie Putin tickt. Sie ist gewissermaßen der "Borderline-Terrier" des Westens, der Putin dazu bewegen könnte, in seine Gefilde zurück zu weichen.

Die Körpersprache bei seiner Pressekonferenz für auserwählte Propaganda-Schreiber war ja genauso entlarvend wie seine ständigen Macho-Posen in jüngster Vergangenheit...

Welche komplexe Behandlung  der Persönlichkeit das verlangt, zeigt eine messerscharfe Typologie der Uni Saarbrücken:


Der pathologische Narzissmus

Der Begriff narzisstische Persönlichkeit sollte nur auf eine ganz bestimmte Gruppe von Patienten angewendet werden. Diese Patienten fallen auf durch ein aufgeblähtes Selbstkonzept und dem Bestreben, Bestätigung durch andere zu erhalten. Sie empfinden wenig Empathie für andere,denn andere Menschen haben nur bezüglich der Selbstbestätigung wirkliche Relevanz. Zu wirklichen zwischenmenschlichen Beziehungen sind sie nicht in der Lage. Ihre Beziehungen haben ausbeuterischen Charakter. Ihre Gefühle sind nur mangelhaft differenziert. Besonders auffällig ist das Fehlen echter Gefühle, wie Trauer, Bedauern und Sehnsucht. Eine echt depressive Reaktion zeigen diese Patienten nicht. Sinn bekommt ihr Leben nur durch Bestätigung von außen. Erhalten sie diese nicht, werden sie rastlos, und leiden an Langeweile.
Auch bei der narzisstischen Persönlichkeit überwiegen die primitiven Abwehrmechanismen wie sie bei Borderline-Patienten bereits erwähnt wurden. Wie bei diesen dominieren oral-aggressive Konflikte.
Im Unterschied zu Borderline-Persönlichkeiten sind narzisstische Persönlichkeiten relativ gut sozial angepasst und funktionstüchtig. Sie haben eine besser ausgebildete Impulskontrolle und ein Potential zur "Pseudosublimierung", d.h. die Befähigung zur aktiven und beharrlichen Arbeit in manchen Bereichen, wenn so ihr Bedürfnis nach Selbstbestätigung befriedigt wird. Hochintelligente Personen können so auf ihrem Gebiet recht kreativ erscheinen.

Mittwoch, 5. März 2014

Errungenschaften

Also, ich habe eine kuschelige, neue Strickjacke bekommen. Habe wohl lange genug darüber gejammert, dass meine alte - so betagt wie die historische von Dr, Helmut Kohl im Haus der Deutschen Geschichte - so verfilzt daher kam, dass mit ihr kein Staat (!?) mehr zu machen war.

Auch hier ist wohl im Lauf der Zeit ein Wandel meines Charakters erfolgt: Neue Errungenschaften habe ich früher sofort in Gebrauch genommen, bis sie dann eben bald auch gebraucht aussahen. Mittlerweile hebe ich mir die guten Kleidungsstücke für besondere Anlässe auf, die aber gar nicht mehr kommen. Die Folge: Meine Schränke sind voll von kaum getragener Kleidung, während ich auf die meisten in meiner Umgebung, wohl ziemlich abgerissen wirke...

Wieso erzeugen neue Errungenschaften bei mir kaum mehr eine solche Spannung wie beispielsweise bei der Taxi-Zentrale ein paar Häuser weiter auf der gegenüber liegenden Straßenseite? Da hat sich der Chef so ein schickes LED- Leuchtband für Nachrichten angeschafft. Das läuft seit Dezember mit nur kurzen Unterbrechungen Tag und Nacht. Es strahlt derart stark, dass unser Schlafzimmer-Vorhang hysterisch flackert. Anfangs fanden wir das ja noch ganz toll, weil unser Außenthermometer seinen Geist aufgegeben hatte, und wir so nächtens die Temperatur erfuhren. Inzwischen scheint sich aber keiner mehr so recht um diese Errungenschaft zu kümmern. Heute morgen um 5 Uhr 88 sollen wir angeblich eine Temperatur von 15,7 Grad gehabt haben. Hat wohl einer das Gerät nachlässig programmiert. Und deshalb kann ich denen fürderhin auch den grammatikalischen Fehler in ihrer Ansage nicht mehr nachsehen. Vielleicht gehe ich doch mal rüber in meiner neuen Strickjacke und beschwere mich.

Bei der Kritik an solch stolzen Errungenschaften habe ich schon manche  Freunde verloren:
In der oberbayerischen Dorfgemeinschaft, in der meine Eltern ihren Lebensabend verbrachten, hatte eine Nachbarin ihr denkmalgeschütztes Landhaus aufgehübscht. Als die Renovierungsarbeiten fertig waren, prangte neben unsäglicher Lüftlmalerei auch ein Sinnspruch:

Lass Neider neiden,
Lass Hasser hassen,
Was Gott dir gibt
muss der Mensch dir lassen

"Na was sagst?", fragte mich die Nachbarin.
"Vor der letzten Zeile fehlt ein Komma", erwiderte ich und wurde nie mehr eingeladen. Das Komma fehlt bis heute.

Es ist vermutlich vermessen, zu fordern, dass neue Errungenschaften stets einen gewissen Zeitraum unter Verschluss bleiben.
Die Rüstungsindustrie zum Beispiel lebt  genau davon: 
Es werden ständig neue Waffen mit immer raffinierterer Killer-Technologie von unseren Steuergeldern angeschafft und bleiben doch meist ungenutzt. Wie sehr müssen die Falken da immer ihre Schnäbel verklemmen, weil sie ihre schönen Knaller nicht anwenden dürfen.

Ja, und dann kommt der Putin und rasselt ganz altertümlich mit den Säbeln und die Amis ballen die Faust in der Tasche...

Leute es ist 11 Uhr 99! Kommt endlich zur Besinnung und hebt die Errungenschaften auf  - für irgendwann in ferner Zukunft!

Samstag, 1. März 2014

Entscheidungsschwäche

Was soll ich tun. Ich kann mich einfach nicht mehr entscheiden. Mein ganzes Berufsleben war ich für  Entscheidungsfreude und schnelle Entschlüsse gut. Heute scheitere ich an solchen Bagatellen des Alltags, die eventuell Entscheidungen verlangen könnten und schiebe sie gerne ergebnislos auf die lange Bank.

Mit dem Blog hier geht es mir aktuell genauso. eigentlich wollte ich über Putin schreiben, der nach offenbar für sich allein inszenierten Olympischen Spielen - einst wie Hitler - die Welt nun Macht berauscht   in einen verheerenden  Krieg stürzen könnte. Hoffentlich entscheidet er sich noch anders. Aber er ist ja ein noch junger Mann, der sich gerne bei seinen einsamen  Entscheidungen vor der Entourage vom Staatsfernsehen filmen lässt.

Ich hätte auch noch über die vergangenen Winterspiele geschrieben, wenn ich noch die alte Affinität für Sport hätte. Aber als das Doping-Gerücht über eine DSV-Sportlerin aufkam, habe ich der "Zweitbesten" schon den Namen der Athletin genannt, bevor die B-Probe ausgewertet war. Ein australischer Wissenschaftler von der WADA hatte sich mir gegenüber schon nach den Winterspielen in Salt Lake City darüber gewundert, wieso die angeblich genetisch bedingten, erhöhten Hämoglobin-Werte der Athletin in der Folge immer ganz knapp unter den ständig tiefer gelegten Grenzwerten  gewesen wären... Ich entschied mich, den Mund zu halten, was ich ja auch getan hatte, als ich gegen  mein besseres Gewissen Ghostwriting für einen dieser berüchtigten Freiburger Professoren betrieb.

Da ich ja meinem Leben nun auch keine entscheidende Wende mehr geben kann, fällt mir durch das immer noch funktionierende Langzeit-Gedächtnis der Roman "Der Würfler" von Luke Rhinehart ein. Ein frustrierter Psychiater beschließt in dieser Satire von George Cockcroft - so heißt der Autor in echt - alle Entscheidungen durch Würfeln herbei zu führen. Das funktioniert derart großartig, dass der Kult, sein Leben auszuwürfeln, rasch um sich greift und an den Grundfesten der Gesellschaft rüttelt: Ein "must to read" gerade für die aktuell junge Entscheider-Generation.

Als ich gestern wieder einmal rat- und orientierungslos im Raum stand, um um die lächerliche Entscheidung zu ringen, die Happy Hour mit einem Whisky "Highball" oder einem "Cuba Libre" (natürlich mit Diät-Cola!) zu beginnen, riet mir die "Zweitbeste": "Wirf doch eine Münze. Wappen ist Whisky, Zahl ist Cuba Libre."

Ich warf die Münze. Das Wappen war oben. "Also Whisky", sagte ich.
Da meinte die unvergleichliche "Zweitbeste": " Ich würde mich ja nicht von einem Münzwurf in meiner Entscheidung beeinflussen lassen. Ich würde gerade deshalb den Cuba Libre mixen."

Ich nahm dann doch den Whisky. Wer lässt sich schon gerne von seiner Frau vom Gegenteil überzeugen? Und außerdem würde sich der fiktive Dr. Rhinehart ja angesichts meiner Entscheidungsschwäche im Grabe herumdrehen...