Donnerstag, 6. Februar 2014

Das Kind mit dem Bade ausschütten

Das hat einer nun davon, dass er im Moment weder radeln noch spazieren gehen kann: Er denkt anhand von tagesaktuellen Meldungen über die Vergangenheit nach.

Gestern gingen drei Vorkommnisse durch die Medien, die allesamt etwas mit Kindern und Sexualität zu tun hatten.

Allen voran natürlich mal wieder die Katholische Kirche, die von der UNO abgewatscht wurde, weil sie nur allzu zögerlich gegen die Kinder-Schänder in ihren Reihen vorgeht und die ruchbaren Fälle nicht schnell genug den jeweiligen Justiz-Behörden zuführt.

Dann waren da die Eltern einer Dreizehnjährigen, die zu 3000 Euro Strafe verurteilt wurden, weil sie der Forderung der Frühreifen nach Sex mit ihrem Vierzehnjährigen Freund nachgegeben hatten. Und zwar erst nachdem sie mit dem Mädel beim Frauenarzt waren und jener ihr die Pille verschrieben hatte. Laut Gesetz haben Dreizehnjährige eben noch kein Recht auf toleriert vollzogenen Geschlechtsakt.

Und dann stand da die Mutter vor Gericht, die sich vor der Kamera ihres dominanten Freundes seit einiger Zeit an ihren beiden Kindern vergangen hatte.

Solche Meldungen sind heute Alltag, und ich frage mich daher, ob das nicht auch daran liegen könnte, dass nahezu jedes zweite TV-Familien-Drama oder eigene Serien-Krimis den Kindes-Missbrauch als Hintergrund haben. Aber das habe ich ja auch bei der explosionsartigen Vermehrung von homosexuellen Selbstdarstellern in den Doku-Soaps des Vorabendprogrammes gedacht.

Natürlich weiß ich, dass das blanker Unsinn ist, dass sexuelle Ausrichtungen zur medialen Mode-Erscheinung werden könnten. Dass wir soviel davon hören, liegt vielmehr daran, dass unsere heutige Aufgeklärtheit diese Berichterstattung oder Thematisierung impliziert. Man schämt sich nicht mehr bei solchen Themen. Dass ein paar Fehlgeleitete durch vermehrte Kolportage zur Nachahmung angeregt werden, ist aber dennoch nicht auszuschließen.

Ich will die drei oben genannten Fälle weder vergleichen oder ins Verhältnis setzen, noch gewichten, aber sie haben dazu geführt, dass ich mir mein eigenes Verhältnis zu meinen Kindern in Erinnerung gerufen habe, das zum Beispiel - gemessen an amerikanischen Moral-Vorstellungen - wohl schon recht verwerflich war. Seit sie Babys waren, war das gemeinsame Bad mit ihrem Vater das höchste an Kreisch-Vergnügen. In dem Teil unseres Gartens, der von außen nicht einzusehen war, hatte die ganze Familie an heißen Sommer-Tagen nicht einen Faden am Leib. Und Schlechtwetter-Wochenenden mit länger Schlafen wurden durch einen synchronen Tiefflug der Beiden ins elterliche Ehebett eingeleitet, wo so lange gekuschelt wurde, bis man noch einmal einschlief.

Irgendwann mit dem fortschreitenden Alter und der körperlichen Entwicklung hörte das alles von selbst auf, und dann saßen eines Tages junge Männer oder Damen am Frühstückstisch nachdem unsere Beiden vorher artig gefragt hatten, ob die denn über Nacht bleiben dürften. Bis in die 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts hätten wir uns mit dieser Duldung noch der Kuppelei strafbar gemacht.

Also haben sich unsere moralischen Maßstäbe verändert, und wir haben wohl Glück gehabt, dass unsere Kinder in diesem Wandel, zu dem auch die Verfügbarkeit von Internet-Pornografie gehört, unbeschadet erwachsen werden konnten, obwohl wir sie nicht "mit dem Bade ausgeschüttet" haben.

Aber die mediale Dauer-Bombardierung hat doch bei mir unbemerkt etwas bewirkt. Wohl weil ich dieses Aussehen eines Weihnachtsmannes habe, suchen auch völlig fremde Kinder gerne meine Nähe. Heute überlege ich es mir allerdings zweimal, ehe ich ein Kind dann doch nicht auf meinen Schoss nehme und schon gar nicht mit ihm knuddele...

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