Bei den Nerds in meiner Leserschaft muss ich nicht groß fragen:
Sie wissen, wer Waldorf und Statler sind. Das sind die Zwei, die bei der
Muppet-Show auf dem Balkon sitzen, und Kermett, dem Frosch, die Conference mit
bissigen Kommentaren so schwer machen...
Jüngst sah ich nach meinem irgendwie komischen Infarkt morgens
beim Rasieren in den Spiegel, und da starrte mich Waldorf an: verbiestert,
zunehmend kahl, zunehmend bösartig, die Gurken-Nase zitternd vor der nicht mehr
vibrierenden Vierfach-Klinge des Gillette-Power-Fusion hinfort biegend.
Ja, was? Aus Faulheit habe ich dem Batterie betriebenen
Nass-Rasierer seit Jahren als Trocken-Rasierer keine Energie-Quelle mehr
gegönnt, und es hat dennoch super funktioniert. Dort, wo mir meine immer noch
zunehmend weibliche Fan-Gemeinde auf die nicht bebartete Wange einen Kuss
hinhauchen mochte, fand sie glattes Terrain.
Aber der Waldorf in meinem Spiegelbild pöbelte mich an und
erwartete mit diabolischem Grinsen, dass ich in sein teuflisches Puppen-Gehirn
schlüpfen möge, um dem Konsumwahn des Alltags endlich etwas entgegen zu setzen.
Also gut! Wäre ich ein Teufel wie Waldorf, würde ich sofort eine
Reihe von Vorhöllen erschaffen, um mich endlich an folgenden Konsum-Treibern
zu rächen:
Vorhölle 1: In der müssten sich alle Texter und
"Conceptioner" von Werbespots von morgens bis abends die von ihnen
erdachten Spots anhören und so lange ansehen, bis sie freiwillig kopfüber in den Kessel
springen. Dabei schreit ihnen mein leider zu früh verstorbener, bester Freund
Rainer - einst Chef der erfolgreichsten deutschen Werbe-Agentur - gellend ins Ohr:
"Where is the message???"
Vorhölle 2: Alle Architekten von Ketten-Hotels und die
Ausstatter dieser Etablissements werden mit nicht selbst erklärenden
Badezimmer-Armaturen und Zwangswohnen so lange ausgelaugt bis sie wegen
Unverständnis verbrüht und von Beton-Einfallslosigkeit ermattet und verwirrt, den Werbern
freiwillig hinterher springen und dabei den Brodeltopf im Fegefeuer zunächst
noch als Wohltat empfinden...
Vorhölle 3: Deutsche Schlager-Komponisten und
-Texter werden von geschulten Germanisten derart dauerhaft genötigt,
Interpretationen zu ihren krypitschen Texten abzugeben, bis sie deren Unsinnigkeit
erkennen und bereuen. Der Graf von "Unheilig" zuerst, aber dann
gleich Xavier Naidoo gefolgt von der Tussi, die so lange "Gib mir nur ein
Ohr" singt, bis einer kapiert, dass sie kein W und auch kein T singen kann.
Vorhölle 4: Alle Diät-Apostel und Hersteller von Schlankmacher-Joghurts werden
so lange von diesen Bikini-Mädchen im Pelz und der stromlinienförmigen
Neubauer mit Omega3-Produkten sowie Laktose- und fettfreiem
Weightwatcher-Zeugs gefüttert, bis sie zumindest dort, in des Teufels "Marmite", ein halbwegs nahrhaftes Süppchen ergeben.
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