Montag, 17. November 2025

Der "Moralische Kompass" weicht immer weiter ab

Auf all meinen Reisen bin ich weltweit nie Menschen begegnet,  die extrem von meinen eigenen moralischen Grundsätzen abgewichen wären. Selbst wenn sie sich aus religiösen Gründen Regeln verpflichtet fühlten, denen ich als Agnostiker nicht folgen konnte. Das festigte bis zum heutigen Tag meine Vorstellung, dass der überwiegende Teil der Menschheit - wie ich - friedfertig im Abwägen von Gut und Böse versucht, sein Leben erfüllt zu gestalten.

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Leider kann man sich einen
moralischen Kompass
nicht einfach überstreifen.
Der muss gelebt werden

Meine letzte Reportage schrieb ich 2006 über Barcelona. Seither pendele ich privilegiert nur noch zwischen Deutschland und Italien hin und her, wodurch ich mein Weltbild nur noch aus den Nachrichten ergänzen kann. Und ich erschrecke natürlich, wie sehr sich die Städte, in denen ich einst war, baulich verändert haben, wenn ich sie in Filmen oder Reportagen wiedersehe. Die durch die Sterblichkeit  kleiner werdenden Kreise, in denen ich mich bewege, spiegeln aber offenbar längst nicht mehr den tatsächlichen Wandel der Gesellschaft wider. Ich erkenne bei Freunden eine Zunahme an Alters-Radikalität. Und auch der Blick auf unsere Kreuzung hinunter vermittelt zwar immer noch den unspektakulär harmonisierten Muli-Kulti-Mix, für den unser schnell gentrifiziertes Viertel immer noch mit Vorurteilen zu kämpfen hat. Der Wandel zur Intoleranz, wie er im TV oder anderen Medien in Straßeninterviews gezeigt wir, ist offenbar so schleichend gewesen, dass ich mich zunehmend isoliert fühle. Ja,  ich fühle mich dadurch sogar älter, als ich bin, wenn ich täglich mit überhöhten Themen wie Migration, Überfremdung und Straßen-Kriminalität bombardiert werde, weil ich die Dringlichkeit eben im Bewahren des Friedens, im Erhalt unseres bescheidenen Wohlstandes und in der Gesundheits-Fürsorge sehe.

Aber ich denke, mein Verstand funktioniert noch ganz gut, denn er lässt mich oft aus Sorge nachts nicht mehr schlafen. So bin ich überzeugt, dass das Nachrichtenwesen mittlerweile viel zu schnell funktioniert, um konkrete Korrekturen oder Erwägungen zuzulassen. Und dass die Politik diesem Tempo folgt und dabei nicht die Langsamkeit der meisten ihrer Wähler berücksichtigt, finde ich zunehmend unerträglich!

Quelle: MDR
Applaudiert sich gerne selbst.
Aber wird der Besserwisser-Kanzler
bei all den gemachten Versprechen
überhaupt das Ende der
Legislaturperiode erreichen?
Vor nicht mal einem Jahr ist "die Ampel" an dem selbst vorgegebenen Reform-Tempo gescheitert, um dann blitzschnell einer Koalition den Weg frei zu machen, die mehr Schulden für die selben Vorhaben plant und mehr Segnungen für die Zukunft versprach, als sie nach noch nicht mal einem Jahr bei weiter verschlechterten Rahmenbedingungen überhaupt zu halten im Stande ist. Eigentlich hört der Bürger zur Zeit nur prahlerische Ankündigungen, denen in Absehbarer Zeit kaum Aktionen folgen können. Kein Wunder dass die derart überforderten Menschen lieber einfacheren Parolen folgen möchten: Klimaziele wurden nach hinten verschoben, zielgebundene Sondervermögen bereits zum Stopfen von Löchern verwendet, während die Staatsverschuldung ins Unermessliche steigt. Die Wirtschaft stöhnt immer lauter und verlangt nach noch mehr Unterstützung, um wieder Fahrt aufnehmen zu können. Gleichzeitig sollen die Bürgerinnen und Bürger nicht nur länger fürs gleiche Geld arbeiten, sondern auch die ständig steigenden Preise artig hinnehmen.

Quelle: pixabay

Es wäre zu leicht, alles auf  die von Trump, Xi und Putin geschaffenen Rahmenbedingungen, auf Naturkatastrophen und Kriege zu schieben. Ich bin jedoch der Meinung, dass sich zwischen den Polen der Macht vor allem die individuelle Ausrichtung des "Moralischen Kompasses"* weltweit verschiebt. Wenn die Mächtigen ungestraft Lügen können, dass sich die Balken biegen. Wenn Milliardäre diesen Schwindel gezielt unterstützen, um noch reicher zu werden, wird das abgehängte Fußvolk deren verschrobener Moral der Einfachheit halber folgen. Aus Angst, anzuecken, aus Furcht vor der Rachsucht der Mächtigen, die sich die Justiz immer häufiger zum Werkzeug des Selbstzweckes macht!

Das Problem: Der geogeschichtlichen Entwicklung, war es schon immer vollkommen egal, ob sich Pole verschieben. Mit Eismassen  hat sie Lebensräume eingeengt oder ist mit Feuerstürmen einfach über uns Menschlein hinweg gefegt. Wir sind nur eine Micro-Sekunde der Erdgeschichte und halten uns dennoch genauso für unsterblich und unersetzlich, wie das offenbar auch unsere Führer immer wieder von sich denken.

Wir können unser Da- und Hiersein auf unserem Planeten nur "verlängern", weil der Untergang ja ohnehin vorbestimmt ist. Aber damit es noch für nur ein paar Generationen weitergeht, wird viel mehr persönliche Moral verlangt, um den Kompass neu zu justieren. Davon ist aber derzeit überhaupt nichts zu spüren. Ausgerechnet der Ami Will Rogers hat das einst passend zusammen gefasst: Alles ist schlechter geworden, nur eines ist bessere geworden, die Moral ist schlechter geworden, müsste heut Will Rogers falsch zitiert werden. Da passt Berthold Brechts These aus der Dreigroschenoper immer noch besser: Erst kommt das Fressen und dann die Moral!

Quelle: www.fr.de
Greift er Venezuela an? Dann gewiss nicht
wegen der Drogen. Die kommen doch vermehrt 
woanders her
. Er macht das - wie  die Bush-Präsidenten
vor ihm - aus unstillbarer Gier nach deren Öl, an
dem sich sein Familien-Clan wieder
bereichern wird

*Definition aus der google-KI: Ein moralischer Kompass ist eine Metapher für das persönliche Wertesystem, das unser Verhalten steuert und uns hilft, in ethisch komplexen Situationen richtige Entscheidungen zu treffen.

Freitag, 14. November 2025

Weshalb echte Feinde niemals wirkliche Freunde sein können

Quelle: pinterest
Eine der schlimmsten Sprüche zu Freund und Feind lautet: Der Feind meines Feindes ist mein Freund. Für mich ist das reinster Zynismus. In Geschichtsbüchern ist ja gelegentlich von Erb-Feindschaften die Rede, nie aber von immer währenden Freundschaften. Für uns Menschen ist eins wie das andere doch grundsätzlich durch die Sterblichkeit zeitlich begrenzt. Über den Tod eines Individuums hinaus machte eigentlich weder Freundschaft noch -Feindschaft keinen anderen als den überhöhten Sinn im "ewigen Gedenken".

Heute vor 200 Jahren starb ein gewisser Johann Paul Friedrich Richter, der meist nur noch Studenten mit dem Schwerpunkt Deutsche Literatur überhaupt noch geläufig sein dürfte. Und dann unter seinem Nom de Plume Jean Paul. Immerhin ist heute noch ein wichtiger Bayrischer Literaturpreis zu Recht seinem Gedenken gewidmet. Ohne Jean Paul hätte es manche neuen Wendungen in der Deutschen Literatur nur verspätet oder überhaupt nicht gegeben.

Jean Paul war ein Autor zwischen allen literarischen Stühlen. Die Klassiker Goethe und Schiller konnten sich mit ihm ebenso wenig anfreunden, wie er sich mit ihnen. Und zu den Romantikern konnte er schon deshalb nicht zählen, weil er so ziemlich als erster "Meister der Abschweifung" mit eigenen Wortschöpfungen den Humor und auch hintergründige Satire in die Deutsche Sprache schleuste. Heute würde man einen wie ihn vielleicht als bindungsunfähigen Womanizer bezeichnen. - Frauenversteher aus der Perspektive seiner Zeit wäre wohl angebrachter. Sein Werk bevölkern erstaunliche Frauen-Charaktere, die sich schon eindeutig in Richtung Emanzipation und Gleichberechtigung ausleben.

Quelle: Universität Würzburg
21.März 1763 -14. November 1825
Seine Aphorismen zu Freund- und Feindschaft sind oft noch heute gültig. Die über das Weib sind allerdings auch ein wenig chauvinistisch, Hier ein paar Zitate

Über Freundschaft::

Eine Frau kann sich keinen festern und reinern Freund erwählen als den Liebhaber einer andern.

Steh deinem Freund mit deinem Rat zur Seite, so gut du kannst, auch wenn er dir nicht glauben will. Du aber bist dazu verpflichtet ihm guten Rat zu erteilen.

Zürnet dein Freund mit dir: so verschaff ihm eine Gelegenheit, dir einen großen Gefallen zu erweisen; darüber muß sein Herz zerfließen, und er wird dich wieder lieben.

Zur Freundschaft gehört: daß wir einander gleichen, einander in einigem übertreffen, einander in einigem nicht erreichen.

Statt einen Scheffel Salz(es) mit einem Freund zu essen, braucht man nur 6 Meilen mit ihm zu reisen.

Jeder Freund hält es für den größten Genuß, dem andern die Wahrheit zu sagen – am Hören findet keiner einen sonderlichen.

Gestorbne Freunde sind Ketten, die uns von der Erde ziehen und fester mit einer bessern Welt verknüpfen.

Über Feindschaft:

Man ist gerechter gegen seine Feinde als gegen seine Freunde.

Ein Weiser nutzt seine Feinde besser aus als ein Narr seine Freunde.

Deiner Feinde Feinde müssen noch nicht deine Freunde sein. Deiner Freunde Freunde auch nicht deine Freunde.

Feinde müssen nicht mit Haß, sondern mit Toleranz, Mitleid, ja fast mit Liebe betrachtet werden.

Der Furchtsame erschrickt vor der Gefahr, der Feige in ihr, der Mutige nach ihr.

Über Frauen:

Die Weiber [...] mögen lieber von als in der Liebe sprechen, die Männer umgekehrt.

Man gewinnt mehr, wenn man Mädchen etwas für sich tun lässet, als wenn man etwas für sie tut.

Ein Weiberfeind ist auch ein Menschenfeind.

Eine Frau kann einem Achtung für ihr Geschlecht einflößen, aber mehrere auf einmal vermindern sie.

Die Damen [...] sind allein schuld: sie wollen zu lange, oft ganze Wochen, ganze Monden geliebt werden. Dergleichen ist über unsre Kräfte.

Ein Mann liebt Keusche und ist es selbst nicht; bei Weibern ist's umgekehrt.

Die Frauen sind so voll Verstellung und Veränderlichkeit, daß man ihnen einen schlechten Gefallen tut, wenn man grade das tut, was sie wollen.



Alle Zitate von Aphorismen.de

Und hier noch Wortschöpfungen von Jean Paul, die in den allgemeinen Sprachgebrauch übergingen:

Weltschmerz
Gänsefüßchen
Angsthase
Schmutzfink
Fallschirm
Doppelgänger
Ehehälfte
Quelle: thalia.de
Dieser Roman machte Jean Paul trotz seines
holprigen Titels über Nacht berühmt
und schlug mit der Höhe seiner Auflage
sogar Goethes Werther




Mittwoch, 12. November 2025

Advanced Vanity

 Sorry, im Kontext dieses Posts musste ich einfach dieses Wortspiel als Überschrift wählen. Es hat nicht nur den Amerikanischen "Vicepresident" zum Inhalt, sondern auch dessen unstillbare Eitelkeit. Während alle möglichen Experten vor einer dritten Amtszeit von Donald Trump Angst haben, geht die wirklich größte Gefahr von dem Mann mit den drei Namen in seiner Biographie aus: Geboren als James Donald Bowman, zum Marine-Elite-Soldaten als James Donald Hamel ausgebildet, ist das politische Chamäleon J. D. Vance als "Running Mate" heute der Vize-Präsident der USA und stärkt einem Mann den Rücken, den er vor Trumps erster Kandidatur als völlig ungeeignet für das Präsidentenamt öffentlich angriff.

Quelle. Wikipedia
Noch als James Donald Hamel
Im US-Marine-Corps
Wie geht das? Das geht nur bei einem, der in der Lage ist, sich ständig durch seine advanced vanity - also extremer Eitelkeit gepaart mit Selbstgefälligkeit - neu zu erfinden. Als Bestseller-Autor mit einer "Verständnis-Fibel" über den Durchschnitts-Amerikaner mit deutlich sozialliberalem Touch, wird er zum Elite-Finanzmann, ehe er quasi als Torpedo in die Untiefen amerikanischer Politik geschossen wird. Abgefeuert von dem geheimnisvollen und hintergründigen taktierenden Multimilliardär Peter Thiel und dem extrovertiert lauten, reichsten Mann der Welt, Elon Musk. Wer von den beiden der stärkere, faschistische Influencer ist, kann man aber kaum sagen.

Die Vance-Rede bei der SIKO in München konnte nur von einem kommen, der entweder "brainwashed" wurde, oder von derart überragender Intelligenz und Raffinesse ist, jeden zu verarschen, um seine eigene Agenda fortzuschreiben. Passt letzteres zu einem, der gleich nach Trumps öffentlich geäußerter Begehrlichkeit für Grönland dorthin reist, um schon mal einen US-Stander zu setzen?

Mal angenommen, der zunehmend hinfällig wirkende, aus der Spur geratene POTUS schafft sein "Term" nicht mehr. Wer wird dann sein Nachfolger? Trump scheint davon zu ahnen, dass Vance ihm über den Kopf wachsen könnte und bringt seither auch Marc Antonio Rubio als möglichen Nachfolger in Stellung. Jenen Rubio, den er noch bei seinem Run für die erste Amtszeit als Mitbewerber ausstach und verhöhnte, ein "politisches Leichtgewicht" zu sein. Der Spross exilkubanischer Eltern ist zwar "erzkonservativ" (Washington Post), tritt aber als Außenpolitiker längst nicht so rabiat auf, wie sein möglicher Konkurrent um die Trump-Nachfolge. In punkto Wankelmütigkeit und permanente Positionsverlagerungen in Bezug auf seine praktizierte Religion und seiner Einstellung zum Thema Klimawandel hat er sich allerdings eine ähnliche Teflon-Beschichtung zugelegt wie Vance.

Quelle: FAZ
Seit Vance zur Bedrohung von Trumps Allmacht
werden könnte, ist "Little Marco"
plötzlich Papas Liebling

Was immer auch in den USA geschehen mag, wenn die Demokraten nicht langsam zurück in die Erfolgsspur  kommen:

Ich traue mir jetzt schon die Vorhersage zu, dass es unter einem Präsident Vance einen noch turbulenteren Jahrmarkt der oligarchischen Eitelkeiten geben wird, bei dem das Amerikanische Volk nur noch eine zunehmend untergeordnete Rolle spielt.

Montag, 10. November 2025

Am Ende des Tages...

Für einen, der sich  tagtäglich mit der Deutschen Sprache beschäftigt, ist es immer wieder überraschend, wie schnell sich Floskeln im alltäglichen Sprachgebrauch vervielfältigen. Zunächst habe ich mir überlegt, ob dieser Satz wohl von Sprachtrainern zum Luftholen bei noch außer Atem befragten Sportlern empfohlen wurde. (Super-Skispringer Sven Hannawald benützt sie heute noch als Kommentator geradezu inflationär) Denn im Sport wurde schon seit geraumer Zeit "das Ende des Tages" anvisiert, um verpasste Ziele, Tore, Rekorde oder den Formzuwachs zu erreichen. 

Quelle: JuraForum.de
Das ist in sofern absonderlich, weil das, was man kommentiert, ja so schnell bis zum Ende des Tages gar nicht mehr zu erreichen wäre. Vor allem, wenn diese Aussagen von Fußballern kam, deren Spiel gerade erst um 23 Uhr zu ende gegangen war. Oder gar wenn sich so ein Satz nach akuten Verletzungen auf eine baldige aber noch nicht absehbare Rekonvaleszenz bezieht.

Mir kam aber auch der böse Gedanke, dass sich diese Redewendung auch auf einen Tag der Abrechnung oder die letzten 24 Stunden am Ende aller Tage beziehen könnte. Das erklärte, wieso Politiker in letzter Zeit auch immer häufiger vom Ende des Tages schwadronieren. Die meinen doch nicht etwas das baldige Ende unserer schönen Welt?

Quelle: Blog content.de

Ja, und dann käme bei so einer Aussage auch noch die physikalische Komponente hinzu. Bezieht sich das Ende des Tages vielleicht auf den Sonnenuntergang, weil bekanntlich im Dunkeln gut munkeln ist? Und wenn nicht, gilt der Tag dann möglicherweise für alle Zeitzonen rund um den Globus? Das würde dem jeweiligen Sprücheklopfer dann noch eine gewisse Galgenfrist sichern.

Gut, dass es jetzt die google-KI gibt, denn die kann einem jeden Unsinn erklären:

Die Floskel "Am Ende des Tages" bedeutet letztendlichim Endeffekt oder schließlich und wird verwendet, um ein abschließendes Fazit zu ziehen, nachdem alle Umstände und Fakten berücksichtigt wurden. Sie drückt aus, dass alle kleinen Details und Probleme, die zu einem bestimmten Ergebnis geführt haben, überbewertet werden und am Schluss die wesentliche Kernaussage oder das Endergebnis zählt. Die Wendung ist eine Lehnübersetzung aus dem Englischen und wird oft in der Geschäftswelt als Füllwort genutzt. 

Ja, wenn das so ist, dann will ich zum Ende des Tages besser nichts geschrieben haben...

Freitag, 7. November 2025

Wird Dobrindt der Deutsche Donald?

Spaßvögel der 1968er hatten einmal die "Franz-Gans-Fakultät für angewandten Donaldismus" an der LMU München gegründet. (Für die nicht Mickey Mouse Affinen: Wer ist Frans Gans? - siehe Fußnote*)

Animaatjes.de
Lebenslanges Arbeitsverhältnis oder Lebensgemeinschaft?
Studien-Thema: Oma Duck und Franz Gans
Mich beschleicht seit der neuen GROKO der Verdacht, dass Alexander Dobrindt, Jahrgang 1970, einer der geheimen Absolventen dieses Studienzweiges ist. Es vergeht wirklich kein Tag, an dem ich Donald Dobrindts grenzdebil lächelndes Gesicht nicht über die Mattscheibe flimmern sehe. Er lässt kein noch so unappetitlich AfD-mäßiges Thema aus, um sich in Szene zu setzen.  Jetzt noch das "schmierige Geschäft" mit den Afghanen, denen man das versprochene Aufenthaltsecht abkaufen möchte.
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Damit wird er langsam zum Deutschen Donald Trump, der ja auch keine Gelegenheit verstreichen lässt, um sein Gesicht in den Medien zu präsentieren. Weder der falsche noch der echte Donald bemerken dabei, wie die Bildredakteure weltweit nach Shots suchen, die von den Charakter-Eigenschaften der Abgelichteten mehr zeigen, als es gar eigene Worte vermögen.

Ein offizielles Foto von csu.de

Denn es ist ein Fehlglaube, zu denken, viele Bilder verschleierten, das Fehlen von Fakten. Hüben vom Atlantik wie drüben. Eine Analyse der markigen Worte unseres Innenministers ergäbe schnell eine Diskrepanz zwischen dem Angekündigten und von ihm tatsächlich wirkungsvoll Erreichten. Und so steht es auch um die permanenten, zwischen Tür und Angel von Airforce One oft prahlerischen Aufzählungen der "Achievements" von  POTUS.

Quelle: bei dtv auf Lager
Wenn überhaupt dem verzwickten Denken
von Karl Kraus (1874 - 1936)
eine Biographie gerecht werden
 kann - dann diese. Bei dtv auf Lager
"Die Deutschen sitzen an der Tafel einer Kultur, bei der Prahlhans Küchenmeister ist!"
Wer hat's gesagt? Karl Kaus. der österreichische Vordenker, hat es gesagt, und zwar genau vor 101 Jahren. Der Entlarver von Dummheit in der Politik hat damit nicht Weissagung bewiesen, sondern Gegenwärtigkeit. Was uns in der Folge wieder einmal zeigt, dass immer die selben Deppen mit ihren Mogelpackungen durchkommen, um uns Fußvolk alsbald ins Verderben zu führen...

Hätten nicht nur die Intellektuellen jener Zeit die Texte, des zum Katholizismus konvertierten Juden, der dann bald komplett jeglichen Glaubens abschwörenden Wort-Jongleurs gelesen, wären vielleicht eher und mehr gegen Hitlers Machtergreifung aufgestanden.
Auch ihm selbst war posthum Verstummung  vorgeworfen worden.Aber in seiner Zeitschrift "Die Fackel" hatte Karl Kraus im Oktober 1933 bereits dieses Gedicht veröffentlicht:


Man frage nicht, was all die Zeit ich machte.
Ich bleibe stumm;
und sage nicht, warum.
Und Stille gibt es, da die Erde krachte.
Kein Wort, das traf;
man spricht nur aus dem Schlaf.
Und träumt von einer Sonne, welche lachte.
Es geht vorbei;
nachher war’s einerlei.
Das Wort entschlief, als jene Welt erwachte



*https://secondcomic.de/blogs/magazin/wer-ist-franz-gans?srsltid=AfmBOoqpnBgUtFHiqCoExkZy33Xj4Nhm9Nv4odrKvIz2K_vLz5f5hIbw

Mittwoch, 5. November 2025

Remember, remember the fifth of November

Schüler meiner Generation mussten dieses Gedicht im Englisch-Unterricht noch auswendig lernen und in Extemporalen auch übersetzen. Kurios, dass wir über die Vorgänge vom 5. November 1605 damals mehr erfuhren als über all die fehlgeschlagenen Attentate auf Adolf Hitler.

Remember, remember the fifth of November,
gunpowder, treason and plot,
I know of no reason why gunpowder treason
should ever be forgot.
Guy Fawkes, Guy Fawkes,
’twas his intent
to blow up the King and the Parliament.
Three score barrels of powder below,
Poor old England to overthrow:
By God’s providence he was catch’d
With a dark lantern and burning match.
Holloa boys, holloa boys, make the bells ring.
Holloa boys, holloa boys, God save the King!

Hip hip hoorah!

In einer Zeit, in der es durchaus opportun war, politische Gegner zu meucheln, markierte der "Gunpowder Plot" wohl den erste Meilenstein des bis heute immer noch mit Eifer praktizierten Terrorismus. Sind Anschläge erfolgreich, wie der auf die Olympischen Spiele 1972 in München, die auch mich betrafen, gehen sie als Zeitenwende in die Geschichte ein. Scheitern sie, gedenkt man ihrer zur Mahnung.

Quelle: Wikipedia
Der Anschlag von Guy Fawkes und seinen Mitverschwörern scheiterte, weil einer seiner vermeintlichen, katholischen Kumpane ihn - wie das im Neusprech heißt - durchgesteckt hatte. Die 2,1 Tonnen Schwarzpulver hätten gereicht, nicht nur den Westminster-Palast, sondern im Umkreis von fast einer Meile alle Gebäude der damaligen City zu zerstören. Aber ich war nicht dabei, und deshalb empfehle ich den Beitrag, der erklärt, weshalb der Guy-Fawkes-Day immer noch mit Strohpuppen-Verbrennungen und Feuerwerk begangen wird,  auf Wikipedia.
Auch die Perspektiven zum Wenn und Aber. Denn die eigentlich Zielsetzung, England von der Allmacht der Katholischen Kirche zu befreien, scheiterte demnach so gründlich, dass es noch weitere zwei Jahrhunderte dauerte, bis die "Church of England" auf der Insel die Vormacht errang.
https://de.wikipedia.org/wiki/Gunpowder_Plot

Mir geht es eigentlich um etwas anderes: Wann kapieren die Terroristen und ihre Adepten weltweit, dass Terrorismus eben nicht ein nachhaltiges Mittel zur Veränderung der Welt ist. Auf lange Zeit hat kaum ein Anschlag je Systeme wirklich verändert, sondern es war Beharrlichkeit im friedlichen Widerstand. Wer, wenn nicht wir Deutschen, hätte aus beiderlei Perspektiven nachhaltig lernen können. Graf Stauffenberg und die Geschwister Scholl müssten doch in ihren unbekannten Gräbern rotieren, wenn sie den anscheinend unaufhaltsamen Aufstieg der AfD von vermeintlich höherer Warte noch miterleben könnten...

Montag, 3. November 2025

Wenn es für Emotionen keinen Ausweg mehr gibt

Passend zur Jahreszeit hat der Deutsche Schüler-Rat vergangene Woche die zunehmenden mentalen Erkrankungen bei Schülerinnen und Schülern thematisiert. Das hat mich besonders betroffen gemacht, weil in meiner Kindheit und Jugend keiner so etwas wahrhaben wollte. Weder Lehrer, noch Ärzte und schon gar nicht die Eltern hätten darüber sprechen mögen. Ich weiß das, weil ich Zeit meines Lebens von Zuständen betroffen war, die mich glauben ließen, dass bei mir im "Oberstübchen" nicht alles normal ablief.

Quelle: DepositPhotos

Wie wird herangegangen an Heranwachsende, die täglich von einer Lawine schrecklichster Nachrichten zugeschüttet werden? Die medialen Programmen und Spielen ausgesetzt sind, in denen es ohne Pause um Mord und Totschlag geht  - und die dann vielleicht noch zu allem Überfluss von Mitschülerinnen und -Schülern gemobbt werden, die weniger empfindsam oder gar schon abgestumpft sind?

Sie werden immer noch so allein gelassen, wie ich damals, obwohl sie heute ja einer um ein Vielfaches höheren Reizüberflutung ausgesetzt sind. Während meiner Pubertät herrschte ja nur Kalter Krieg. Die Kuba-Krise trieb die Welt an den Abgrund eines Atom-Krieges. Und als J.F. Kennedy in Dallas erschossen wurde, fühlte es sich in der Kirche an, als sei ein weiterer Messias gestorben. Weil ich kurz vor der Konfirmation stand und noch gläubig war, betete ich inbrünstig. Kennedy, der sich im weiteren Verlauf meines Lebens vom Helden in einen normal sterblichen Mann mit Schwächen verwandelte, war dann wie ein Wegweiser in meine Agnostik.

Quelle:netmoms.de

Was wäre mit mir passiert, hätten meine Eltern und Schwestern meine Merkwürdigkeit erkannt und Schritte eingeleitet, mir zu helfen? Ehrlich, ich weiß es nicht. Wie habe ich in Hyper-Aktivität geschafft, innerhalb nur weniger Jahre eine Position zu erreichen, in der sich sogar Lehrer, die mich wegen mangelhafter Leistungen stets verachtetet hatten, bei mir um eine Lehr-Stelle bewarben?

Es wird ja immer wieder auf der Performance unserer Schülerinnen und Schüler in den PISA-Studien verwiesen. Ich bin fest davon überzeugt, dass unter den lustlos erscheinenden Schulabgängern manches Genie übersehen wird. Nur ist heute leider in aller wenigsten Fällen noch eine Selfmade-Karriere denkbar, wenn das Basis-Wissen im emotionalen Überleben nicht beizeiten trainiert wird.

Die Frage, wie finde ich in dieser Welt voller Angstmacher und kriegerischer Gewalt meinen Pfad, wenn ich Emotionen unterdrücke oder sie nur zulasse, indem ich selbst zum gewalttätigen Angstmacher werde? Das ist heute eben nicht mehr allein die Frage nach dem Sinn des Lebens, sondern als Antwort gilt allein das mentale Überleben!

Quelle: pixabay

Langjährige Leser meiner Posts erinnern sich vielleicht daran, dass ich mich in einem Text über meine "Heulsusigkeit" mokiert habe. Inzwischen schaue ich mir ohne tiefere Regung zwar die Zerstörungen an, die Manschen bei anderen Menschen anrichten. Ich lasse die täglichen unserer Unterhaltung dienenden Leichenberge in unseren TV-Programmen emotionslos über mich ergehen. Aber wenn ein niedlicher Hund, ein entzückendes Kind über den Bildschirm flimmert oder gar echte Gefühle ausgelöst werden, triefen meine Augen voller Glückstränen. Und das lasse ich - ohne mich dafür zu schämen - zu, weil ich alles andere ja sowieso nicht mehr ändern kann.

Quelle: pixabay
Die Chance, dass mein Enkel seine Emotionen ausleben kann, ist nicht nur deshalb größer, weil er Einzelkind ist, sondern auch weil meine Frau und ich bei seiner Mutter und seinem Onkel eingedenk meiner Probleme, bei deren oft starken Emotionen immer versucht haben, Auswege anzubieten. Keinem von beiden drohte je ein Burn out.

Mittlerweile gibt es gut zwei Dutzend Ratgeber-Bücher zur "Emotionalen Intelligenz". Es ist so schwer, da nicht das Gefühl zu bekommen, die Autor*innen hätten gegenseitig von einander abgeschrieben. Eine gute "Zusammenfassung" ist immerhin die von Sarah Williams. Aber der sicherste Weg für jeden von uns ist, Emotionen einfach zuzulassen, sich an ihnen zu erfreuen oder gar Stärke aus ihnen zu gewinnen. Dafür braucht es eigentlich weder gedruckte Ratgeber noch therapeutische Sitzungen...
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