Mittwoch, 30. Oktober 2024

Im Lebensabend-Teuerland

 Natürlich habe ich den schönen Sommer lang von Italien aus auch die Diskussion über die Lebensmittelpreise hierzulande beobachtet. Jetzt verschlägt es uns jedes mal den Atem, wenn wir hier den Geldbeutel öffnen. Eindeutig ist unser Leben erstmals in Deutschland spürbar teurer als in Italien.

Gestern war ich - wie in Italien - dran, Brot oder Brötchen einzukaufen. Ich schrieb in den "Briefen von der Burg" ja schon, von der winzigen Bäckerei im Tal-Ort Pontedassio. Dort kaufen wir unseren Wochen-Vorrat an sogenannten Panini Rustici. Die heißen wohl so, weil sie von Form sowie Größe höchst unterschiedlich ausfallen und daher rustikal und eben nicht industriell gefertigt rüberkommen. Es gibt sie morbide (weich) oder crocante (knusprig). Wir nehmen sie weich und backen sie dann bei Bedarf knusprig auf. Es sind die unvergleichlich köstlichsten "Brötchen", nach denen wir uns schon eine Woche hier bereits wieder sehnen.

Quelle: GialloZaffarino.it

Dass sie so unterschiedlich groß sind, wirkt sich übrigens nicht auf den Stückpreis-Preis aus. Nicht nur, weil der Brotpreis für gewisse Sorten staatlich gedeckelt wird, sondern weil die Rustici nach Gewicht berechnet werden. Unser Fünftage-Bedarf von 14 Rustici kostet seit der Pandemie unverändert zwischen 6 und 7 Euro.

Quelle: stachabroat.com
Um hier halbwegs gutes Brot zu bekommen, müssen wir nur über die Straße zum Metzger unseres Vertrauens. Der zapft für sein Brotzeit-Angebot Backwaren aus einer seit Jahren qualitativ gleichbleibenden Quelle, die in unserem Stadtviertel ihresgleichen sucht. Aber er ist eben Zwischen-Händler. Also zahlte ich gestern für vier rustikale Semmeln und zwei Kornspitze 6 Euro. Auf unseren Bedarf umgerechnet also mehr als das Doppelte im Vergleich zu Italien.

Abgesehen von den Preisen - wo sind all die Bäckereien hin, die es vor der Pandemie noch zumindest halbdutzendweise in Geh-Nähe gab? Ich muss dann immer an den romantisierenden Film "Das Brot des Bäckers" von Erwin Keusch denken. Der feierte  1976 Premiere und vermittelte da schon eine Ahnung, was aus diesem lebenswichtigen Handwerk dereinst würde. Backstraßen, Fertigsemmeln aus der Kühltruhe und die automatischen Backstationen der Supermärkte haben mit dem, was ich im früheren Leben noch erschmecken durfte, rein gar nichts mehr zu tun.

Quelle: cineplex
Mittlerweile kaufen wir echt in Holzöfen gebackenes, traditionelles Brot nur noch höchstens einmal im Monat, wenn wir auf die  Münchner Märkte gehen. Selbst die berühmte Hofpfisterei - einst ein Garant für gutes, nach alten Rezepten Gebackenes - hat unseren stichprobenartigen Käufen nach, immer größere Probleme, ihrem historischen Nimbus gerecht zu werden.

Mein Sohn bäckt mit selbst gezogenen Sauerteig trotz seiner enormen beruflichen Belastung längst selbst für seinen Ein-Personen-Haushalt nach alten Mischungen diverse Brotsorten, die es ansonsten gar nicht mehr zu kaufen gibt.
Zeit hätten wir ja 
dazu auch , aber wir kommen einfach nicht mehr aus unserer Komfort-Zone.

- Dann dürften wir eigentlich auch nicht über Preise meckern. Aber angesichts des derzeitigen Butterpreises und eingedenk des Glücksfalls, dass wir in Castello Eier, Gemüse und Olivenöl konkurrenzlos günstig von den Erzeugern in der Nachbarschaft  an die Tür gebracht bekommen, wird es wohl so sein, dass wir unseren bald autolosen Lebensabend  in Teuerland verbringen müssen

Montag, 28. Oktober 2024

Die Bigotten der "Belts"

 Dass ich Agnostiker bin, habe ich ja meiner Leserschaft schon des Öfteren offenbart. Aber auch, dass ich allen, die gläubig sind oder immer noch glauben können, tiefsten Respekt bekunde. Was mich mit Sorge erfüllt, ist die Tatsache, dass sich in dieser eigentlich aufgeklärten Zeit Mächtige aller Religionen immer noch so mühelos der Inbrunst manipulativ bedienen können.

Quelle: Filmdienst
"Faithbased Movies" und Serien sind plötzlich vielfältig zu streamen.
Ein Zufall oder tatsächlich Instrument zur Wahlmanipulation

"Ihr lieben, guten Christen müsst bald nicht mehr wählen gehen! Nie mehr!", rief vor ein paar Tagen der republikanische Präsidentschafts-Kandidat Donald Trump den Jubelnden bei einer Wahlveranstaltung zu. Dazu zeigte FOX-News aus der Menge, Menschen jeglicher Couleur die in fanatisch geistiger Gestik vorgaben, im tiefen Gebet zu verharren. Ganz so, als erlebten sie gerade die erneute Ankunft des Messias.

Quelle: DER SPIEGEL
In God we rust - Trump-Believer  aus den "Belt States" konvertieren selten
Diese Inbrunst ist in der vielfältigen, mitunter sektenartigen, christlichen Ausrichtung der US-Bevölkerung nichts Neues. Sie machte viele selbst berufene Prediger zu Multimillionären, die sich vom Geld ihrer Gläubigen eigene, gigantische Kirchen und Residenzen bauen ließen, deren Größe dann zum Zulauf von noch mehr fanatischen Followern führte. Während es in anderen Kulturen degoutant ist, Reichtum zur Schau zu stellen, ist Glaube in den USA eben auch ein Geld-Katalysator: Thinking big, talking big - and getting rich, dying for it! Das ist die Devise Trumps, die seine Follower antörnt, selbst wenn in ihren eigenen Geldbörsen mangels Perspektive auf immer Ebbe herrschen wird...

Diese Großartigkeit generiert aber nicht nur in den USA Gefolgschaft:
Der gerade heftig von unserer Regierung umworbene Indische Premierminister Narendra Modi fing so die  Hindi-Mehrheit seines Milliarden-Volkes ein. Der sich als koreanischer Allvater mit Pomp, permanenter Propaganda und Raketen inszenierende Kim Jong Un hat seine immer wieder hungernden Untertanen einer derartigen Gehirnwäsche unterzogen, dass sie es jetzt sogar hilflos hinnehmen müssen,  als Kanonenfutter in Putins Völkermord an der Ukraine geschickt zu werden. Erdogan hat in dem von ihm für sich errichteten Protz-Palast als Reaktion auf den religiös unberechenbar gewordenen Islam an seinen Grenzen voll die Allah-Karte gezogen. Xi - als Alleinherrscher auf Lebenszeit - verordnet den  Chinesen den Gott STAMOKAP (Staatsmonopolistischer Kapitalismus), den er sich bei Putin abgeschaut hat. Beide werden in Zukunft versuchen, dabei auch Zugewinn durch Landnahmen zu erzielen.

Also wer wagt da in dieser Perspektive allein noch auf islamistischen Terror zu zeigen? Vor allem, wenn auch der von unserer deutschen "Bringschuld" unterstützte Premier Israels, Benjamin Netanjahu - nur von einer Handvoll Orthodoxer im Amt gehalten - bei seiner Kriegstreiberei bleiben kann?
Achtung Wortklauber! Das ist kein Antisemitismus, denn ich bewundere die Israelis nicht nur weil sie gegen diesen Mann beinahe täglich massenhaft protestieren.  Mehr noch, weil sie trotz des Fehlers, den die Siegermächte damals 
nach dem Zweiten Weltkrieg bei der Planung eines eigenen Staates für die Juden  machten, bis heute auf ihrem Pulverfass derart tapfer ausharren! Aber das gibt ihnen im Umkehr-Schluss eben nicht das Recht, unverdrossen einen möglichen, erneuten Weltenbrand zu entfachen...

Es bleibt anzumerken, dass der Zustand der Welt tatsächlich ein anderer wäre, wenn der Einfluss der diversen Religionen laizistisch von allen Staaten auf die persönliche Ausübung reduziert würde.  Denn die einstige Metapher "als Opium fürs Volk" müsste längst auf "Sprengstoff" umformuliert werden.

Warum ich das hier schreibe? Weil ich überzeugt davon bin, dass der vermutlich letzte, freie Rest der Welt - also die Europäische Union - den Gürtel erheblich enger schnallen muss, wenn die US-"Gürtel"-Staaten in ihrem religiösen Eifer Donald Trump wählen, damit sie in Zukunft keine Wahl mehr haben.

Quelle: jesus.de
Die Southern Baptist Convention in Indianapolis konnte sich beispielsweise nicht
dazu durchringen, Pastorinnen offiziell zu benennen, feiert aber absurd ihren
Beschluss, sie zumindest zu akzeptieren

Ob die Staaten im "Rust Belt" oder die im "Bible Belt" - auf deren Wähler könnte es ankommen, dass ein Mann die Macht erringt, der sich der eigenen Selbstgefälligkeit nach für einen Erlöser hält, der neben sich jedoch keinen Gott mehr braucht. - Außer dem der absoluten Macht des Geldes...

The Bible Belt

The Rust Belt


Donnerstag, 24. Oktober 2024

Manipulative Moneten-Monster machen mit Machthunger Multimillionen

Seit Elon Musk massiv in den US-Wahlkampf mit seiner Millionen-Lotterie für Trump-Wähler eingreift, werde ich an übelste Science-Fiction-Filme erinnert. Es gibt einige, in denen ein Superreicher - gestützt durch einen korrupten Präsidenten - einer ausgewählten Elite vor dem nahenden Weltuntergang sein Raumschiff zur Evakuierung anbietet.  Hier ein Link zum Stöbern

https://www.moviepilot.de/filme/beste/handlung-raumfahrt/stimmung-geistreich

Die frühere Lächerlichkeit solcher Szenarien, lassen mich gerade erstarren, weil deren Grundmuster ja derzeit so bedrohlich ist wie nie zuvor. Macht Trump nur die Hälfte seiner Hasstiraden zur Real-Politik und gibt er Musk tatsächlich den Job als Überregulator des US-Haushalts, ist KI bald das geringste Problem der Welt!

Quelle: Die Zeit
Trügerische Perspektive: Elon  Musk könnte als wesentlich
jüngerer Nachfolger und Mitglied einer kommenden Trump-Administration
anstreben, größer zu werden als Stars&Stripes

Terminators macht euch schon einmal für den Zurück-aus-der-Zukunft-Einsatz bereit! Die dann von  noch mehr monopolistischer Moneten-Macht geprägte Dreiblöcke-Welt USA-China-Russland mit Europa als Kriegsschauplatz könnte bald kein Sandkasten-Spiel mehr von Größenwahnsinnigen sein. Zwischen uns kleinen Erdenbürger/ innen und denen steht bislang allein nur deren Sterblichkeit, das bislang natürliche Ende aller "Führer".

Quelle: wikipedia

Aber was, wenn ihre Körper nur teilweise  zu Staub werden, aber ihr wirrer Machthunger als ewige Hinterlassenschaft in von KI gesteuerten Cyborgs überlebt, die als solche nicht mehr zu erkennen sind? Gibt es dann auch Erlösung durch einen "Arnie", der denen ein "Asta la Vista - Baby" mit auf den Weg in den Untergang nachruft?

Quelle: kino.de
Arnie, du alter Republikaner! Kannst du als Gemäßigter
da denn gar nichts mehr machen?
Mir tun im Moment alle auf dieser Welt leid, und ich sorge mich ohne alle Ironie vor allem um jene, die nicht - wie ich - gleichermaßen die Gnade der späten, aber dann womöglich auch die der frühen Geburt für sich in Anspruch nehmen könnten.

Hoffentlich kann ich diesen Posts nach ein paar dann doch noch überraschend vergönnten Jahren lesen, um herzhaft über meinen Pessimismus zu lachen...

Dienstag, 22. Oktober 2024

Da droht dann das Donnersberger-Brückendesaster

 Wer ein zeitgemäßes Bild von einem Kulminationspunkt zwischen Städteplanung, Stadtentwicklung und verfehlter Verkehrsplanung hautnah erleben möchte, der muss sich in München nur auf den Mittleren Ring begeben.

Vor 35 Jahren waren die Pläne so verheißungsvoll, dass wir uns im Glashaus einkauften. Der Petuel-Tunnel sollte bis dahin gehen, wo heute großzügig bemessen die phänomenale BMW-Welt steht. Der Petuel-Park sollte entsprechend länger werden und bis zum Olympiapark reichen. Die Quer-Verkehrsader unter uns sollte in naher Zukunft verkehrsberuhig mit Allee-Begrünung und Speedbreakern ausgestattet sein. Bis heute ist unsere eine der verkehrsreichsten Straßen der Landeshauptstadt. Es hat noch nicht einmal dazu gereicht, die Schwerlaster umzuleiten!

Heute morgen um sieben war es ja noch harmlos

Quelle. outdooractive
Zu Recht großspurig BMW-Welt und -Vierzylinder,
schmalspurig hingegen immer noch Münchens Mittlerer Ring

Von der Großzügigkeit bei der Planung hätten sich die Stadtentwickler eine Scheibe bei den BMW-Baumeistern abschneiden sollen. Stattdessen wurden die Pläne für den Ring zurück gefahren, obwohl er damals schon eine Staufalle war. Zwei bis dreimal pro Tag verdichtet sich der Verkehr an der Kreuzung, die es so eigentlich nicht mehr hätte geben sollen derart, dass sich in alle Himmelsrichtung endlose Schlangen bilden. Wenn dann noch Konzerte im Olympiastadion, Eishockey oder Flohmärkte und die Buskolonnen mit den BMW-Welt-Beuchern hinzu kommen, gibt es auch an Wochenenden kein Entrinnen mehr.

Wir Anrainer kennen natürlich diverse Schleichwege, aber nun kommt im Bereich der Donnersberger Brücke ein Modellversuch zur Bekämpfung der Luftverschmutzung hinzu.
Da ist jetzt Tempo 30 angesagt, gegen das innerorts ja eigentlich nichts spricht. Aber auf den ohnehin bereits viel zu schmalen Tunnelpassagen entlang der Landshuter Allee mit ihren Einleitungen kommt es jetzt den ganzen Tag zu Schritt-Tempo, weil der ordentliche Deutsche sich immer noch 
schwer tut mit dem Einfädeln nach Reißverschluss-Prinzip. .

Aktuelles Foto der TZ zum Pilotverusch

Die Folge kann also nicht die Entlastung von Auspuffgasen sondern sichtbar deren Verdichtung sein. Dafür müsste einer der städtischen Umweltschützer nur einmal selbst diesen neuen Engpass befahren.

Als junger SPD-Wähler trieb mich der Spruch um: "Nicht Rot tut not, sondern Grün!"

Wie die Geschichte doch Sichtweisen verändern kann....

Dieses Foto unterschrieb die SZ als "Hölle aus Feinstaub und Flüchen"


Montag, 21. Oktober 2024

Horrorween

Quelle: Pixabay

Trick or treat! Süßes oder Saures? Schrecken bekommen oder Streicheleinheiten? Seit einer Woche oder gar länger läuft bei uns in den Supermärkten und Tankstellen schon das Marketing für Halloween. Dass die Menschheit drohenden  Horror mit ihrer Urangst vor dem Sterben feiert, reicht 2000 Jahre zurück. Bis zu den Kelten.

Die Nacht vom 31. Oktober zum 1. November wird immer noch weltweit aus Tradition mit verschiedensten Ritualen begangen, bei denen Skelette, Totenköpfe und Okkultes eine prägende Rolle spielen. Dort, wo sie vom Christentum beeinflusst wurden, sind sie besonders bizarr. Aber was die Amis  nach Hexenverbrennungen mit Hollywood-Horror daraus gemacht haben, schwappte eigentlich erst mit der Besatzungsmacht über den großen Teich.
Als mein Vater vom durch die Briten geprägten Nachkriegs-Hamburg nach München und wir Kinder in seine Dienstwohnung mit lauter US-Botschaftspersonal als Nachbarschaft "versetzt" wurden, kannten wir Halloween noch gar nicht. - Aber ein Kind hinterfragt ja nichts, wenn es darum geht, sich schrecklich zu verkleiden und von Haustür zu Haustür schreiend Süßigkeiten einzuheimsen. Die Kids aus der Nachbarschaft sammelten mich erbarmungslos ein. - In meinem von der Mutter geopferten Laken mit Augenlöchern, aufgemalter Fratze und von oben bis unten mit Ketchup-Blut verschmiert ..

Bis ich ins Gymnasium kam, machte ich in der Housing-Area diese Umzüge mit, während meine deutschen Klassenkameraden sich mit ihren Eltern darauf vorbereiteten, am nächsten Tag  die mit Laternen geschmückten, eigens für den Feiertag hergerichteten Familien-Gräber aufzusuchen. Auch da war Halloween allerdings noch nicht zum allgemeinen, den Sinn ausblendenden Party-Anlass geworden wie heute.
Quelle: RND

Jetzt wartet die von Instagram und anderen "Sozialen Medien" geprägte Follower-Welt wieder heischend darauf, was sich Heidi Klum auf ihrer legendären Halloween-Party wieder für ihre Promi Freunde einfallen lässt. Denn es gibt ja bald  mehr "Erwachsene" als Kinder, die diesem "Kult" bei uns folgen.
Haltet mich nicht für eine 
Spaßbremse, wenn ich wegen dieser horrösen Zeiten daran erinnere, dass die schrecklichen Verkleidungen, die sie trugen, dem kindlichen Unterbewusstsein die Angst vor Monstern aus der Dunkelheit und dem unvermeidlichen Tod nehmen sollten.
Ich jedenfalls kann mich in Erwartung aufs nächste Halloween nicht von dieser bösen Ahnung lösen, dass dann nach dem 5. November ein viel realeres, unendlichen Schrecken verbreitendes Horrorween auf die Welt wartet...
Quelle: creative fabrica

Freitag, 18. Oktober 2024

Die Butter vom Brot nehmen!

 Übergewichtige Verbraucher meiner Wirtschaftswunder-Generation, können sich noch gut daran erinnern, dass es während der EWG zu staatlich erzeugten "Milch-Seen" und "Butterbergen" kam, um so die Abgabe-Preise der Bauern zu subventionieren.

Quelle: polit-lexikon.at
Weil die Verbraucher zu viel entfettete Milch wollen,
muss immer mehr Milch zur Gewinnung von Butter angesetzt werden?

Jetzt scheint es, als stiege der Butterpreis überproportional zu anderen Agrarprodukten, die gerade billiger werden, aber nur scheinbar für das Sinken der Inflationsrate mit verantwortlich  sind.: 
(https://www.tagesschau.de/wirtschaft/verbraucher/butterpreise-104.html).

Es gibt für die einfachen Bürgerinnen und Bürger in diesen Zeiten schon viel Erklärungsbedarf:
Überall Krieg, der Wirtschaft geht es angeblich so schlecht wie nie, Innovationen, Bildung und Digitalisierung am Arsch und der Geschäftsklima-Index mehrfach in Folge mau.

Und dennoch feiert die Börse ein Rekord-Hoch nach dem anderen, schütten Deutsche DAX-Firmen an ihre Geschäftsführer immer noch satte Boni aus. Wie passt das zusammen?

Quelle: finazmarktwelt

Ganz einfach: Das ist die von Ökonomen zu Recht gefeierte freie Marktwirtschaft. Alles andere wäre ja Dirigismus oder Planwirtschaft wie einst bei den bösen Kommunisten. Dass aber gerade jetzt diese Vorzeichen des Untergangs so gebündelt auf uns zukommen, ist die alte Mechanik, in der wieder einmal die Reichen immer reicher werden und die, die durch die Teuerung immer ärmer werdenden Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer für Mindestlöhne zu Protesten auf die Straße treiben. Die tragen aber natürlich nicht zu  bezahlbarem Wohnen bei und bringen auch nicht die Butter aufs Brot. Aber es dient dazu, konzertiert und gezielt, die Stimmung im Land mies zu halten.
Doch wenn einem - auch im übertragenen Sinne - die Butter vom Brot genommen wird, hilft schon immer ein probates Mittel: Zeitweiliger Konsumverzicht! Selbst die Butter vom Brot nehmen! Auf Butter zu verzichten, heißt ja noch nicht hungern. Es gibt inzwischen viel gesündere und auch nicht schlecht schmeckende Aufstriche. Muss ja nicht alles vegan sein! 
Aber wenn die Produkte länger in den Regalen liegen bleiben, dann wird die Stimmung ja noch mieser! Richtig! Das ist gewollt, wenn vielleicht auch nicht bewusst gesteuert. Freie Markt-Wirtschaft funktioniert auch anders herum. Jeder hat die Freiheit, einfach keine Preiserhöhung mitzumachen: Weniger Auto fahren, weniger in den Urlaub fliegen, weniger bezahltes Vergnügen! Einfach viel einfacher Leben. Das tut der Umwelt gut und zwingt die Preistreiber, neu zu kalkulieren. Beim Öl in den 1970ern hat das schon mal ganz gut funktioniert.

Wieso das gerade jetzt die Schlagzeilen prägt und alles der  drei Jahre regierenden Ampel in die Schuhe geschoben wird, anstatt auch den Schlendrian und die Moderations-Politik von 16 Jahren Merkel-Administration als mitverantwortlich mit einzubeziehen? Das ist nichts weiter als Wahlkampf im Vorfeld der nächsten Bundestagswahl oder soll durch permanente Nadelstiche in die Nerven der Bürgerinnen und Bürger zum bewussten Scheitern der Koalition führen. Nicht zufällig hat doch die Verbalität im Parlament mittlerweile ein Niveau erreicht, das wieder mit seiner bedenklichen Verrohung angst machen soll.

Die Reichen wollen wieder die Christsozialen, die Armen oder vermeintlich Abgehängten wählen von Osten her zunehmend die AfD. Werden Grüne und Schein-Liberale das überleben? Wenn nicht, bliebe wieder einmal nur eine Große Koalition, die Deutschland schon vor vier Jahren im derzeitigen Zustand mit dieser Hilflosigkeit auch im Umgang mit Kriegen zurück gelassen hat.

Quelle: RND
Olaf Scholz: Ob er als Kriegskanzler zu klein war, wird allein der Lauf
der Geschichte zeigen, wenn es den dann überhaupt noch geben sollte...


Mittwoch, 16. Oktober 2024

Sinnverkürzende Nachrichten-Sprache

Vorgestern ist der Nobelpreis für Wirtschaft  an drei Wissenschaftler aus den USA verliehen worden:  Daron Acemoglu, Simon Johnson und James A. Robinson haben erforscht, wie staatliche Institutionen entstehen, und wie die sich auf den Wohlstand des jeweiligen Landes auswirken können..

Aus den Dreien wurden dann in nachrichtentechnischer Verkürzung: "Wohlstandsforscher". Das ließe aber auch den Schluss zu, dass sich Wissenschaftler, die mit ausreichend Mitteln ausgestattet  und gut bezahlt  aus einem gewissen Wohlstand heraus forschen, eher leichter tun, gefällige Ergebnisse zu erzielen. Das wäre dann aber gar nicht nobel gegenüber Forschenden, die bittere Armut in ihrem unmittelbaren Umfeld ergründen müssen.

Tatsächlich heißt der Preis aber sinnvoller: Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften. Also economics und nicht Economy! 
Dass nur funktionierende Demokratien für mehr allgemeinen Wohlstand sorgen können als Diktaturen, wäre aber doch ein zu simples Forschungsergebnis!

Beide Bilder: depositphotos
Economics statt Economy

Aber was nützt eben die schönste Wissenschaft, wenn die Führer von Schurkenstaaten die Mechanik des Wohlstandswachstums durch Korruption und Vettern-Wirtschaft zum Zwecke der Unterdrückung von Volk und Vaterland aushebeln oder fremde Fördermittel in die eigene Tasche stecken? Ja, sogar aus fadenscheinigen Gründen Bürgerkriege und Kriege in unmittelbarer Nachbarschaft anzetteln oder zumindest permanent damit drohen.

Den Friedensnobelpreis haben heuer Nihon Hidankyo bekommen, weil diese japanische Antiatom-Organisation aus persönlicher Opfer-Betroffenheit seit 1956 nicht müde wird, für die totale Abschaffung der BOMBE zu arbeiten. - Hält das einen Putin ab, immer häufiger mit dem Einsatz "taktischer" Nuklear-Waffen zu drohen?

Alle Diktaturen auf dieser Welt führen im eigenen Land zu bitterer Armut. Selbst die von Öl oder seltenen Bodenschätzen abgesicherten, Autokratien schaffen nur Wohlstand für Wenige, weil ansonsten die Macht-Struktur ins Wanken gerät.

Das bitterarme Nordkorea verpulvert Volksvermögen im Größenwahn seines Führers. Damit Südkoreas Einfluss deshalb nicht zu groß wird, werden jetzt offenbar die Grenzverbindungen gekappt. Haiti und Zimbabwe haben unter Autokraten derart an einstig großartiger Substanz verloren, dass kriminelle Banden ungehindert Wirtschaftspotenzial vernichten und permanentes Chaos erzeugen können.

Aber weshalb denn in die Ferne schweifen? Ungarn, ein Mitglied der EU, liegt doch viel näher.

Quelle: GEO/wikipedia
Alfred Nobel  1833 - 1899
Bin ich ein Ketzer, wenn ich denke, dass der von Alfred Nobel aus schlechtem Gewissen, aber auch aus Sorge um eine mehr denn je bedrohte Nachwelt hinterlassene Preis, sein Testament also, längst einem Paradigmen-Wechsel unterzogen werden müsste?





Quelle: NZZ



Montag, 14. Oktober 2024

Dialekt und Dialektik


 Manchmal Glaube ich nicht mehr an Zufälle: Seit einer Woche trieb mich in der Pause zwischen meinen Blogs die Überlegung um, wie sich die Dialekte im Verhältnis zur Dialektik anpassen. Und dann sehe ich - noch in der Schweiz bei unserer Übernachtung in Sufers am Stausee - Markus Söder live mit einem Stichwort-Geber vom "BR-Staatsfernsehen" über den CSU-Parteitag schwadronieren.

Quelle: ZEIT-online

Völlig losgelöst von der Erde und völlig schwerelos feierte er Bayern als Nummer Eins von Deutschland - und sich als den großen Zampano, der Wohlstand und Schönheit "seines" Bundeslandes nur durch sein Wirken auf dem Spitzenplatz hält. Da passt es ihm natürlich gar nicht, dass die rot-grün regierte  Landeshauptstadt einen Großteil zu diesem generellen Spitzenplatz beiträgt. Die "Grünen" bleiben nämlich trotz der in diesen Zeiten möglicherweise Existenz erhaltenden und daher erforderlichen Bündelung der demokratischen Kräfte das absolute Feindbild des Bayrischen Ministerpräsidenten. - Egal, ob seine Partei-Vasallen sich in der zweiten Reihe  schon längst um Mäßigung bemühen. Und dann dazu noch der Friedrich Merz, dem er als Kanzler-Kandidat nur scheinbar aus Vernunft Platz gemacht hat, als Gast-Redner. Der Millionario-Kahlschopf aus der Schwester-Partei hat die grünen Perlen an seinem Abakus doch schon längst nach rechts geschoben. Will der 2025 mehr als eine Legislatur-Periode eine erneut drohende Große Koalition mit der kleinen SPD verhindern, bleiben ihm ja nur die "Grünen", will er keine "Brandmauern" einreißen...

Aber wie komme ich Grenzgänger zwischen einem faschistisch regierten EU-Land und einer Demokratie-Bastion, die vielleicht schon bald rechtsnational unterwandert wird, überhaupt zu dieser Überschrift, wo doch der Söder-Markus eher einen Art Kunstgewerbe-Bayrisch redet, eine getönte Rattenfänger-Sprache. Da muss doch sein Vize, der Aiwanger Hubert, in punkto Dialekt eher glaubhaft eingestuft werden. Der  Bayrische Wirtschaftsminister verzichtet ganz und gar auf Dialektik und redet immer frei heraus, wie ihm der Schnabel gewachsen ist, auch wenn es mitunter tierischr Unsinn ist.

Vielleicht mal  Begriffs-Erklärungen:

Unter einem Dialekt versteht man die Art und Weise, wie man eine Sprache spricht. Der Dialekt weicht dabei von der Standardsprache (Hochdeutsch in Deutschland) ab und bildet ein sprachliches System mit eigenen Regeln.

Dialektik ist eine philosophische Methode, bei der du zwei unterschiedliche Meinungen betrachtest und daraus eine neue Sichtweise findest. Es geht darum, aus dem Gegensatz eine Vereinigung zu schaffen und so dein Denken anzuregen. Quelle: Quelle: Google

Schon als Kind bereiteten mir Ortswechsel eigentlich keine Probleme, mit den reiselustigen Eltern war ich gezwungen, mich zum Spielen mit Kindern anderer Nationen anzupassen. - Wieso ist es dann mit und unter Erwachsenen meist so schwierig?

Als ich - noch auf der Volksschule (heute Grundschule) - von Hamburg nach München wechselte, musste ich "wegen zu schnellen Sprechens" nachsitzen. Wohlgemerkt in unserer Familie wurde schon wegen der verschiedenen Geburtsorte Hochdeutsch gesprochen und ich stolperte höchstens manchmal ein wenig über den "Spitzen Stein" Als ich langsam lernte, nicht mehr so schnell zu sprechen, wurde ich noch leichter als "Saupreiß" - auch von den Lehrern - ausgegrenzt, obwohl ich den bayrischsten Nachnamen aller Mitschüler hatte, von denen nicht wenige nach einem osteuropäischen Ursprung klangen.

Quelle: WDR
Walter Jens 1923 - 2013
Der Tübinger Rhetorik-Professor Walter Jens hätte vermutlich eine riesige Freude an mir gehabt, denn ich lernte so, ohne, dass ich da schon wusste, was Dialektik bewirken kann. Nämlich mir aus den Gegensätzen meiner bestimmender werdenden Existenz eine vereinigende Denkweise anzueignen. In den bald folgenden Jahren auf dem Gymnasium war ich meist erster oder zweiter Klassensprecher und dann Sogar Schulsprecher.
Bei meiner Tätigkeit für den Sport nach der Wiedervereinigung half mir das sehr, eine Sichtweise zu akzeptieren, die mir unerhört gegen den Strich ging, die aber eben Integration verlangte. Jetzt bricht diese offenbar bei den AfD-Wählern im Osten wieder hervor, ohne dass jemand im politischen Umgang  entschieden darauf
 setzt, dialektisch an das gemeinsame Denken bei der Wiedervereinigung zu erinnern.
Foto: Claus Deutelmoser
Cena in Piazza 2024: So viele Einheimische an den Tischen wie nie zuvor

Ein schönes Beispiel für Dialekt im Zusammenspiel mit Dialektik waren auch meine Bemühungen um Integration in dem ligurischen Bergdorf, wo ich seit einem Vierteljahrhundert lebe. Im festen Bestreben nur Einheimische für Arbeiten am Haus zu beschäftigen, bekam ich meist albanische Maurer und Maler geschickt. Die hatten sich nach der Flucht über die Adria überraschend schnell den ligurischen Dialekt angeeignet, in dem es offenbar viele Wort-Verwandtschaften gab und der nur wenig ans Italienische erinnert.
Währenddessen beharrten viele der alten Dorfgeister jahrelang darauf, mich mit ihrem Dialekt zu verwirren. Das war erst vorbei, als ich als "Omburgsmann" einmal zwischen einem aus Schweden stammenden Hausbesitzer und einem Abkömmling einer uralten ligurischen Familie in einer rechtlich kniffligen Situation vermitteln sollte. Zu dem sagte ich: "Wenn ich dir helfen soll, sprich Italienisch mit mir!" Was einem Witz gleichkam, weil für mehr als die Speisekarten lesen zu können mein Sprachvermögen da ja nicht reichte. Aber da der Fall gelöst wurde, kamen in der Folge immer andere, die meine Vermittlung wollten. Ob ich dadurch ein "uomo di respetto" wurde, vermag ich immer noch nicht zu beantworten. Tatsache ist aber, dass beim diesjährigen "Cena in Piazza", das einst für gute Nachbarschaft von meiner Frau und mir initiiert wurde, so viele einheimische Burggeister wie noch nie an den Tischen saßen.

Was will ich dem ja ansonsten nicht unsympathischen Söder und mit meiner Einleitung hier sagen?

Zwischen Dialekt und Dialektik versperrt mitunter ein aufgeblasenes Ego den Blick auf Gemeinsamkeiten - auch wenn Charaktere noch so verschieden sind. Söder sollte vor allem aufpassen, dass er jetzt mit neuem Bart und Fingerzeig zum Himmel (siehe Bild oben) auf manche dann nicht wirkt, wie einst der  "Schein-Gelehrte des Terrors" Osama Binladen.

Quelle: T-online

Donnerstag, 3. Oktober 2024