Quelle: pixabay Wenn's denn nur bei Erzählungen bliebe |
Seit es die Politiker und Intellektuellen so häufig verwenden, hat sich die Begrifflichkeit des Lehnwortes "Narrativ" stetig verändert. Je mehr sie es missbräuchlich verwenden, desto weiter Rutscht es im Sinn hin zu Legende oder gar Lügenmärchen. Dabei war ein Narrativ im Sinn der Studiker einst nur eine lehrreiche Erzählung...
Soviel vorweg. Immer häufiger denke ich darüber nach, was mein Enkel wohl als Erwachsener von dieser Gegenwart noch weiß oder wie er sie dann als Geschichte interpretiert bekommt. Der Vorteil eines langen Lebens ist ja - wenn man nicht ganz tumb hindurch geht - dass eine(r) sich selbst einen Reim auf die zurückliegende Zeit machen kann. Weil sie eben durch die eigenen (zwar nachlassenden) parallelen Erinnerungen gefiltert werden können. Agnostiker wie mein Vater und ich haben den Nachteil, dass sie keine Hoffnung haben, wissen zu können, wie es nach ihrem Tod weiter gegangen ist. Mein Vater ist kurz vor dem Fall der Mauer und der Wiedervereinigung gestorben. Was hätte ihm seine Geburtsstadt Berlin noch Lebenskraft geben können...
Kein aufrechter Mensch bangt nicht daran, was die wenigen KZ-Überlebenden wohl nun wieder von den aktuellen Generationen denken müssen. Oder die D-Day-Veteranen, die wie durch ein Wunder heil der Todes-Lotterie bei der Landung in der Normandie entronnen sind, während neben ihnen ein Kamerad oder gar Freund in der Brandung versunken ist. Alles, nur um die Welt von den Nazis zu befreien, . - Und dann tauchen sie allenthalben wieder auf. Eben auch bei den einstigen Alliierten. Der Rache schwörende Trump als erneut zum POTUS Gewählter, würde Putin in Europa wohl eher nicht Einhalt gebieten wollen. America First!
Was da doch alles an Geschichtsklitterung in den diversen Wahlkämpfen läuft! Wie hält der um zehn Jahre ältere Fakten-Sammler Heinrich August Winkler all die Narrative dieser Zeit nur aus, wenn ich langsam ab ihnen verzweifle?Ich werde jetzt als Zeitzeuge, endlich seinen noch verschweißten vierten Band seiner "Geschichte des Westens" in Italien öffnen, um herauszufinden, wie viele der sich epidemisch ausgebreitet habenden Narrative als Kuckuckseier in meinem Hirn ausgebrütet worden sind.
Bis alle WLAN-Probleme auf der Burg behoben sein werden, wird es mit dem ersten Brief wohl bis zum Freitag den 14. Juni dauern. Dann habe ich auch hoffentlich die Ergebnisse der Europawahl einigermaßen verarbeitet.
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