Mittwoch, 19. April 2023

Lysergsäurediethylamid

Janis Joplin
1943 - 1970

Quelle: dreamstime
Bei den Berufsschul-Kursen zum Buchhändler saß ich gegen Ende der 1960er in einer Klasse mit Ingeborg Schober, der späteren Pop-Schriftstellerin. Sie schrieb da schon für "Untergrundblätter", die das 68er-Denken befeuerten. Sie feierte Timothy Leary, den amerikanischen Psychologen und Guru der psychodelischen Szene, der freien Zugang zu  das Bewusstsein erweiternde  Drogen wie Mescalin, Psilocybin vor allem aber LSD forderte. Ingeborg unterstützte diese "Philosophie", obwohl sie wohl keine eigenen Erfahrung einbrachte. Ihre beiden sehr fairen Biographien über Jim Morison (2001) und Janis Joplin (2002) lassen das vermuten.
Jim Morison
1943 - 1971
Quelle; Moviepilot


Ich hingegen hatte am Gymnasium einen reichen Mitschüler, der schon vor der Mittleren Reife alles konsumierte, was der Schwarzmarkt so hergab Als er ein paar Jahre später in einem Aufsehen erregenden Fall von Schickymicky-Rauschgiftschmuggel verwickelt war, erkannte ich ihn auf den durch die Presse kursierenden Fotos kaum noch wieder. Er war ein Geist seiner selbst geworden.

Bei mir hat immer die Angst die Neugier überboten, und schon als Sohn eines Juristen war ich nicht scharf darauf, etwas Illegales zu versuchen. Hinzu kam, dass ich bis heute einen Argwohn gegenüber jeglichen Präparaten habe, weil ich mich in den1980ern fataler Weise einer Studie des Max-Planck-Institutes angeschlossen hatte und als Versuchskaninchen missbraucht wurde. "Psychodelische" Ereignisse erlebe ich seither immer noch ausreichend in meinen Träumen.

Picture yourself in a boat on a riverWith tangerine trees and marmalade skiesSomebody calls you, you answer quite slowlyA girl with kaleidoscope eyes

Quelle: pinterest
Von LSD hörte ich 1967 zum ersten Mal, weil auf  dem Sgt.Peppers-Album der Beatles von "Lucy In The Sky With Diamonds" gesungen wurde. Viele glaubten, es sei eine Hymne auf das Rauchmittel gewesen, was bei dem Text nahe lag. Der wahre Hintergrund seines Ursprungs war jedoch ein anderer. Was echte Beatle-Fans mittlerweile aber wissen...

Komisch war nur, dass beinahe gleichzeitig weltweit Geschichten von Höllentrips bei ersten missbräuchlichen Anwendungen die Runde machten. Was die einen abschreckte, machte andere, die an die Grenzen gehen wollten, erst recht neugierig.
So kommt es, dass der heutige 19. April bei der immer noch aktiven LSD-Kult-Gemeinde als "Bicycle Day" begangen wird. Die Legende sagt, dass der Schweizer Chemiker Albert Hofmann 1943 auf der Suche nach einer den Kreislauf stimulierenden Substanz erstmals LSD nicht nur herstellte, sondern es gleich im Selbstversuch (und nicht aus Versehen) in geringer Dosierung bewusst ausprobierte. Die Wirkung sei erst eingetreten, als er sich nach der Heimfahrt mit dem Fahrrad zuhause hingelegt hatte. So jedenfalls sein Bericht an seine Vorgesetzten bei der Firma Sandoz:

1906 - 2008
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«Zu Hause legte ich mich nieder und versank in einem nicht unangenehmen rauschartigen Zustand, der sich durch eine äusserst angeregte Phantasie kennzeichnete. Im Dämmerzustand bei geschlossenen Augen – das Tageslicht empfand ich als unangenehm grell – drangen ununterbrochen phantastische Bilder von außerordentlicher Plastizität und mit intensivem, kaleidoskopartigem Farbenspiel auf mich ein. Nach etwa zwei Stunden verflüchtigte sich dieser Zustand.»

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