Freitag, 28. April 2023

Krähen sind keine "Rabeneltern"

 

Quelle: pixabay
Irgendwie schon komisch, wie sich Mensch und Tier von einer inneren Uhr und Gewohnheiten antreiben lassen. Unmittelbar vor unserem Wohnzimmer, im vierten Stock in der Krone einer Robinie hat ein Krähenpaar ein ziemlich exponiertes Nest gebaut, Ein nestbautechnisches Meisterwerk, das bislang noch jedem Sturm in diesem Frühjahr getrotzt hat. Immer wenn wir uns langsam auf den Wohnort-Wechsel vorbereiten, kommt das vermutlich selbe Krähenpaar und bezieht nach ein paar Renovierungs-Arbeiten sein exponiertes Heim für seine neue Brut.

Effiziente und dauerhafte Nest-Baumeister
Quelle: soester anzeiger
In diesem April sind das bei dem kalten, wechselhaften und teilweise stürmischen Wetter erschwerte Einsatzbedingung, aber die beiden gehen stoisch nach Plan vor: Die eine wacht, der andere sorgt für Futter - und umgekehrt. Wo sie alles nur herbekommen im dieser betonierten Umwelt? Unter anderem wohl von unserer Metzgers-Gattin, die heimlich immer wieder Leckerli unter dem Treppenabsatz am Haus gegenüber deponiert. Manchmal muss sie sich in ihrem weißen Kittel nur in der Tür zeigen, dann ist eine der Krähen bereits im Landeanflug.
Halten nicht selten ein
Krähen-Leben lang

Quelle: freepik

Krähen füttern, wo sie doch mancherorts eine derartige Plage sind? Von Ende April bis Mitte Mai brüten die Stadtkrähen nur einmal. Das ist vermutlich der Grund, wieso die überschaubare Population rund ums Glashaus gefühlt gleich bleibt. Im Gegensatz zur landläufigen Meinung, dass nur das Weibchen auf der Brut sitzt, scheint unser Paar emanzipiert zu sein. Sie wechseln sich nämlich ab. Das Nest scheint geräumig genug, dass sie auch aneinander gekuschelt beide Platz haben.

Wäre also mal ein guter Anlass über den Ursprung des Begriffs  "Rabeneltern" nachzudenken. Die einen Sprachforscher wollen dessen Herkunft in einer Fehlübersetzung von Marti Luther ausgemacht haben. Andere gehen von falsch interpretierten Beobachtungen aus: Weil die Küken kaum flügge zum Teil von ziemlich weit oben aus dem Nest purzeln und sich ohne elterliche Hilfe schnell und allein auf dem Boden berappeln müssen.

Im Vergleich zu anderen heimischen Vogelarten gelten die besonders schlauen Krähen heute auch als  effiziente Eltern, weil sie sich auch gegen Elstern auf Eierdiebstahl mit selbstmörderischen Sturzflügen zu weheren wissen.

Quelle: SZ

Mittwoch, 26. April 2023

Was, wenn unser Klima den Wandel gar nicht mitbekommt?

 Also ich kann mich immer nur wundern, wenn sich Leute meines Alters über das Wetter aufregen. Deshalb wird man mich auch heute selten dabei erwischen, wie ich mit meinem Umfeld über das Wetter diskutiere. Früher war das ganz anders, weil meine Arbeit extrem von guten Wetterbedingungen abhängig war. In unseren Breiten konnte ich mich ja noch auf den einigermaßen zuverlässigen Wetterbericht verlassen und Termine kurzfristig verlegen. Aber in der Ferne erst einmal der veränderten Großwetter-Lage ausgesetzt, musste bei den vorgelegten Produktionskosten gefährlich jongliert werden.

Saison der Geisterfahrer
Quelle: pixabay

Auf den Philippinen setzte einmal die Monsunzeit fast einen Monat früher ein. Im Moment, als ich mit dem Leihwagen aus Manila herausfuhr, begann es in undurchsichtigen Vorhängen zu regnen und hörte für Tage nicht mehr auf. Und dann blieb die Karre wegen eines triefend nassen Verteilers auch immer wieder einmal in den unpassendsten Momenten stehen, Wenn dann mal die Sonne für ein paar Minuten spektakuläre Lichtspiele zuließ, war die Luftfeuchtigkeit so hoch, dass der Fokus kaum scharf zu bekommen war. Zudem mussten dann auch noch Reiseouten umgeleitet werden, weil es auf dem geplanten Weg gleich eine ganze Bergstraße samt eines halben dutzend LKW durch einen Erdrutsch erwischt hatte. Es hat fast mein gesamtes Reporterleben gedauert, bis ich wegen des unabdingbaren Wetters nicht mehr vor Wut herum hüpfte wie Rumpelstilschen.

Quelle: pinterest
Heute mit all den Wetter-Apps ist die Reisplanung schon verlässlicher, und jeder bekommt soviel ausreichende Daten zur Verfügung gestellt, dass er quasi trockenen Fußes durch die größten Regenfronten kommen kann. - Es sei denn, einer sitzt wie ich im vierten Stock hinter einer Glasfront und muss feststellen, dass der April in diesem Jahr den Anschein erweckt, als hätte er vom Klimawandel gar nichts mitbekommen. April, April der macht, was er will, haben wir als kleine Kinder immer gesungen, wenn es auf die Krokusse geschneit hat und das Ostereier-Suchen in Gummistiefeln stattfinden musste. So ist es aber heuer auch! Ganz so wie ein April schon immer war.  - Aber leider nicht im Sinne der Leugner des Klimawandels.

Montag, 24. April 2023

Eid-al-Fitr

 Ist der Islam deshalb als Glaube auf dem Vormarsch, weil er bis heute das aggressivere Marketing hat? Der Prophet hatte Konflikte schon erahnt und ein  Nebeneinander von Gotteshäusern auf islamischem Boden prinzipiell verboten (Sure 20, 40). Bestehende Kirchen durften zwar bleiben, aber die geringste bauliche Veränderung führte laut der Scharia zum sofortigen Abriss. Neubauten waren absolut verboten.

Quelle: wikipedia

Dadurch, dass der Islam erst mit der Eroberung von Konstantinopel 1453 Staatsreligion wurde, ist das heutige Istanbul in der islamischen Welt die Metropole mit den meisten christlichen Kirchen. Es gibt offiziell etwa 200, von denen die meisten aber ungenutzt bleiben. Dass dann 2019 im Beisein von Erdogan Grundstein für den ersten Kirchen-Neubau seit 100 Jahren gelegt wurde, sollte zweierlei Signale aussenden:
Erstens in Richtung Armenisch-Orthodoxe Gemeinde, für die der Neubau gedacht ist, eine Feigenblatt-Funktion im Angesicht neuerlicher, historischer Völkermord-Vorwürfe. Zweitens den deutschen Widerstand gegen eine Reihe von Bauvorhaben neuer Moscheen auf dem Boden der Bundesrepublik aufzuweichen.

Statistiken, wie viele Moscheen es in Deutschland aktuell tatsächlich gibt, schwanken zwischen 2350 bis 2750. Nicht alle Moscheen benötigten städtebauliche Genehmigungen, weil sie entweder auf umgewidmeten Gewerbeflächen oder in angemieteten Räumlichkeiten manifestiert wurden.

Nicht mehr zu übersehen: Die DITIB Zentralmoschee
in Köln-Ehrenfeld
Quelle: DW
Dass die staatliche Politik der religiösen Toleranz bei den westlichen Demokratien mittlerweile schamlos auch von subversiven Elementen strategisch genutzt wird, darf man immer noch nicht anprangern, ohne diskriminierend zu erscheinen.

Seit mehr als einem Jahrzehnt habe ich unseren nur einen Steinwurf entfernten, tunesischen Supermarkt als individuellen Gradmesser. Da es in unseren Lebensrhythmus passt, sind wir aufmerksamer Beobachter des Fastenbrechens. Am Anfang kam uns das Angebot im "Sindbad Supermarkt" nicht reichhaltiger bestückt vor, als das unseres türkischen Gemüse-Handlers, den wir als junges Paar mitten in der Stadt frequentierten.
Aber dann als der "Arabische Frühling" von Tunesien aus auch die Nachbar-Staaten erfasste, wehte auch hier plötzlich ein leichter "Wind of Change" durch den Laden. Das vielfältigere Angebot wurde immer dekorativer präsentiert. Die Angestellten waren motiviert und plötzlich auch "Ungläubigen" gegenüber viel freundlicher. Wir waren vor allem im "Ramadan" als Kundschaft willkommen, weil uns das Fasten in den überlappenden Wochen nicht so strikt vorgeschrieben wird...

Endlich wieder was zu essen?
Tatsächlich gibt es vor dem Morgengrauen
und in der Abnd-Dämmerung auch
während des Ramadan kleine Speisen
Quelle: Quantara

Eine Win-Win-Situation, wenn Kulturen wie selbstverständlich miteinander leben. Am vergangenen  Samstag nach Eid-al-Fitr parkten sie jedenfalls in Zweierreihen und auch auf den Bürgersteigen als gäbe es kein Morgen mehr.

Vielleicht ein wenig unglücklich formuliert - die letzte Zeile...

Donnerstag, 20. April 2023

Matratzengruft oder Kompensation

Die letzten 48 Stunden habe ich mit den üblichen kleinen Unterbrechungen schlafend verbracht. Es war kein erholsamer Schlaf. das kann ich versichern. Irgendein Morbus ist von meiner Frau nächtens zu mir rüber gehüpft, Während die Fürsorglichste allein schon wegen ihrer Fürsorglichkeit die Symptome relativ schnell kompensieren konnte. Steigerten sie sich bei mir bis an den Rand des Nirvanas. 

Husten, Schnupfen, Kopfschmerzen ok, aber was sich an der Oberfläche des Tiefschlafs breit machte, war eine Höllen-Tortur wie aus Dantes Inferno. Traumsequenzen in Sekundenbruchteile zerhackt ließen mir gar keine Chance, sie tiefer ins Bewusstsein eindringen zu lassen. Am schlimmsten waren die Kartenreihen einer Patience, die sich immer aufs neue aufbauten. Als am Morgen die Karten in meinem Kopf endlich verschwunden waren, forderten die Traumsequenzen, Ordnung in merkwürdigen Büros und Zimmern zu schaffen Auch hier konnte ich so oft beginnen, ohne ein Ergebnis zu erzielen. 

Heinrich Heine litt an Rheuma. Die moderne Medizin
unterscheidet mittlerweile mehr al 200 Varianten und kann
sie daher mit gezielter Schmerztherapie behandeln
Quelle: wikipedia
Dann fiel mir mal wieder einer meiner Lieblingsdichter ein: Heinrich Heine. Schier endlose neunen Jahre war er so bettlägerig, dass er ausgerechnet in Paris von 1848 bis 1856. Also das könnte mir nicht passieren. Ich wollte gerade mit einer Zeit und Raum übergreifen Standpauke beginnen, als mir die erste Stufe meiner Kompensation* bewusst wurde. Ich hatte ja auch schon solche Bettphasen hinter mir, aus denen ich gestärkt hervorgegangen bin. Ohne meine sechs Wochen Klinik-Aufenthalt wegen einer infektiösen Hepatitis im zivilen Ersatzdienst, hätte ich als Autor keinen so leichten Start gehabt. Da war das Lazarett-Bett meine Matratzengruft

Und außerdem - lieber Heine - wie weit war denn zu deiner Zeit schon die therapeutische Medizin? Ich hab ja leicht Reden. Hätte ja schon mehrmals längst tot sein müssen. 

Geht mir gerade schon wieder etwas besser. Was du in deinem 59jäahrigen Leben literarisch hinterlassen hast, daran komme ich bei aller Kompensation sowieso nicht mehr heran - also ab, zurück ins Bett!



Wo wird einst des Wandermüden
letzte Ruhstätte sein?
Unter Palmen in dem Süden?
Unter Linden an dem Rhein?

Werd` ich wo in einer Wüste
Eingescharrt von fremder Hand?
Oder ruh` ich an der Küste
Eines Meeres in dem Sand?

Immerhin! Mich wird umgeben
Gotteshimmel, dort wie hier,
Und als Totenlampen schweben
Nachts die Sterne über mir.

                                                                                          

 Heinrich Heine 1797-1856


*Unter Kompensation wird in der Psychologie nach Alfred Adler eine Strategie bezeichnet, mit der bewusst oder unbewusst versucht wird, eine echte oder eingebildete Minderwertigkeit auszugleichen

Mittwoch, 19. April 2023

Lysergsäurediethylamid

Janis Joplin
1943 - 1970

Quelle: dreamstime
Bei den Berufsschul-Kursen zum Buchhändler saß ich gegen Ende der 1960er in einer Klasse mit Ingeborg Schober, der späteren Pop-Schriftstellerin. Sie schrieb da schon für "Untergrundblätter", die das 68er-Denken befeuerten. Sie feierte Timothy Leary, den amerikanischen Psychologen und Guru der psychodelischen Szene, der freien Zugang zu  das Bewusstsein erweiternde  Drogen wie Mescalin, Psilocybin vor allem aber LSD forderte. Ingeborg unterstützte diese "Philosophie", obwohl sie wohl keine eigenen Erfahrung einbrachte. Ihre beiden sehr fairen Biographien über Jim Morison (2001) und Janis Joplin (2002) lassen das vermuten.
Jim Morison
1943 - 1971
Quelle; Moviepilot


Ich hingegen hatte am Gymnasium einen reichen Mitschüler, der schon vor der Mittleren Reife alles konsumierte, was der Schwarzmarkt so hergab Als er ein paar Jahre später in einem Aufsehen erregenden Fall von Schickymicky-Rauschgiftschmuggel verwickelt war, erkannte ich ihn auf den durch die Presse kursierenden Fotos kaum noch wieder. Er war ein Geist seiner selbst geworden.

Bei mir hat immer die Angst die Neugier überboten, und schon als Sohn eines Juristen war ich nicht scharf darauf, etwas Illegales zu versuchen. Hinzu kam, dass ich bis heute einen Argwohn gegenüber jeglichen Präparaten habe, weil ich mich in den1980ern fataler Weise einer Studie des Max-Planck-Institutes angeschlossen hatte und als Versuchskaninchen missbraucht wurde. "Psychodelische" Ereignisse erlebe ich seither immer noch ausreichend in meinen Träumen.

Picture yourself in a boat on a riverWith tangerine trees and marmalade skiesSomebody calls you, you answer quite slowlyA girl with kaleidoscope eyes

Quelle: pinterest
Von LSD hörte ich 1967 zum ersten Mal, weil auf  dem Sgt.Peppers-Album der Beatles von "Lucy In The Sky With Diamonds" gesungen wurde. Viele glaubten, es sei eine Hymne auf das Rauchmittel gewesen, was bei dem Text nahe lag. Der wahre Hintergrund seines Ursprungs war jedoch ein anderer. Was echte Beatle-Fans mittlerweile aber wissen...

Komisch war nur, dass beinahe gleichzeitig weltweit Geschichten von Höllentrips bei ersten missbräuchlichen Anwendungen die Runde machten. Was die einen abschreckte, machte andere, die an die Grenzen gehen wollten, erst recht neugierig.
So kommt es, dass der heutige 19. April bei der immer noch aktiven LSD-Kult-Gemeinde als "Bicycle Day" begangen wird. Die Legende sagt, dass der Schweizer Chemiker Albert Hofmann 1943 auf der Suche nach einer den Kreislauf stimulierenden Substanz erstmals LSD nicht nur herstellte, sondern es gleich im Selbstversuch (und nicht aus Versehen) in geringer Dosierung bewusst ausprobierte. Die Wirkung sei erst eingetreten, als er sich nach der Heimfahrt mit dem Fahrrad zuhause hingelegt hatte. So jedenfalls sein Bericht an seine Vorgesetzten bei der Firma Sandoz:

1906 - 2008
Auf Lager bei amazon

«Zu Hause legte ich mich nieder und versank in einem nicht unangenehmen rauschartigen Zustand, der sich durch eine äusserst angeregte Phantasie kennzeichnete. Im Dämmerzustand bei geschlossenen Augen – das Tageslicht empfand ich als unangenehm grell – drangen ununterbrochen phantastische Bilder von außerordentlicher Plastizität und mit intensivem, kaleidoskopartigem Farbenspiel auf mich ein. Nach etwa zwei Stunden verflüchtigte sich dieser Zustand.»

Montag, 17. April 2023

Welch strahlendes Vermächtnis!

 

Hatte schon mal durch ein leckes Ventil erhebliche Probleme:
AKW Isar 2, das laut Populist Markus Söder mit einem Bayrischen Gesetz
unbedingt in die Verlängerung soll.  - In Bayern wird im Herbst gewählt.

Quelle: tagesschau.de

Seit 48 Stunden sind Deutschlands Atomkraftwerke vom Netz. Die jüngste Diskussion um die Gefahr einer weiteren Energie-Krise hat dafür gesorgt, dass mehr als die Hälfte bei Umfragen sie gerne noch etwas länger genutzt hätten. Dabei verblüffte, dass vor allem CDU und CSU anscheinend vergessen haben, dass der Ausstieg von ihrer Erfolgskanzlerin Angela Merkel angeschoben worden war. Da waren keine Grünen am Regieren. Denen wird das jetzt aber in die Schuhe geschoben. Wo die gerade mal 16 Monate mitregieren. Die Vergesslichkeit des Volkes ist immanent, wenn die Angst geschürt wird, es könne im kommenden Winter zu Engpässen bei der Versorgung kommen.

Von 56 AKWs in Frankreich sind
derzeit 44 am Netz. Nacht über Cattenom?
Quelle: pixabay
Das im Jetzt leben und auf nichts verzichten wollen, ist trotz aller Bekenntnisse zum Klimawandel die Triebfeder des Treibhaus-Effektes. Es kommt einem da wie Hohn vor, dass Atomstrom nun wieder als gut fürs Klima, als "saubere Energie", gepriesen wird. Haben denn Tschernoyl und Fukoshima nur so eine kurze "Halbwertzeit" in den Köpfen gezeitigt? Im Angesicht der Bedrohung durch taktische Atom-Waffen und der russischen Okkupation des größten AKW in Europa - Saporischschia - wird deutlich, dass Atomkraft eher Energie für Friedenszeiten liefert, im Konfliktfall aber durch gezielte Treffer auf die Meiler quasi zu Atom-Bomben werden könnten.

Der Rückbau der deutschen AKWs wird bei zehn bis 15 Jahren Dauer ein eigener Wirtschaftszweig werden, der dann all den verstrahlten Schutt ja auch noch irgendwie "endlagern" muss. Schon jetzt wird klar, dass zum Beispiel Frankreich mit seiner kontinuierlich auf Atomstrom aus zahlreichen AKWs setzenden Energie-Politik bis 2050 nicht mehr zu bewältigenden, radioaktiven Müll produziert.

Sind Salzstöcke bei anhaltendem Klimawandel
 noch resistent genug und reichen die überhaupt aus?
Von den weltweit etwa 300.000 Tonnen radioaktiven Mülls
 produzierte Deutschland bis zum Abschalten rund 45.000
Quelle: Planet Wissen
Nicht jede politische Entscheidung muss sich am Krieg in der Ukraine ausrichten. Es sollte jetzt parallel dringend auch ein Denken geben, das nach Ende der Auseinandersetzungen wirkt. Die Welt bräucht für ihre kommenden Generationen ein anderes als dieses "strahlende" Vermächtnis...

Freitag, 14. April 2023

Cannabis im Zwiespalt der Gesellschaft

Quelle: freepik

Vorab ein Zitat aus der Studie von 2019 der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung:

Die Trends des Cannabiskonsums (in den Trends wieder ausschließlich Festnetzstichproben) zeigen, dass dieser unter 12- bis 17-jährigen Jugendlichen und 18- bis 25-jährigen jungen Erwachsenen in Deutschland seit einigen Jahren ansteigt. Der Anstieg der 12-Monats-Prävalenz des Cannabiskonsums beginnt bei männlichen und weiblichen Jugendlichen im Jahr 2011 und liegt im Jahr 2019 fast wieder auf ähnlichem Niveau wie in 2004. In den Gruppen der 18- bis 25- jährigen Frauen und Männer steigen die 12-Monats-Prävalenzen des Cannabiskonsums seit 2008. Junge Frauen erreichen im Jahr 2019 die höchste und junge Männer die zweithöchste 12-MonatsPrävalenz seit 1993 

https://www.bzga.de/fileadmin/user_upload/PDF/studien/Drogenaffinitaet_Jugendlicher_2019_Basisbericht.pdf

Nach der Maske jetzt die "Tüte"?
Der tapfere Karl Lauterbach

Quelle: tagesschau.de
Man kann unserem Gesundheits-Minister Karl Lauterbach eines gewiss nicht vorwerfen: Dass er nämlich Scheu hätte, heißen Konflikt-Themen unserer Gesellschaft auszuweichen. Es steht im Koalitionsvertrag, also geht er die Legalisierung von Cannabis an, obwohl die Zeiten im Moment die ganze Konzentration auf der Vermeidung eines dritten Weltkrieges liegen sollte.

Natürlich sickern - bevor das Gesetz überhaupt formuliert ist - vorab wieder einmal soviel Details durch, dass die Angelegenheit kenntnislos zerredet werden kann, wie das beim Thema der zu erneuernden Heizungs-Technologien schon geschehen ist.

Und wieder ergibt sich eine rechts-links Diskussion der Bundesländer. Allen voran will Bayerns Ministerpräsident Söder nicht mitmachen, was bei der Zahl der Drogentoten in Bayern verständlich ist. Vor allem wenn man von Cannabis weiterhin als Einstiegsdroge ausgeht.

Die Plattform "Statista" stellte für 20/21 (1.826) einen außergewöhnlichen Anstieg der durch Drogen bedingten Todesfälle auf fast wieder dem Level von 2000 (2.030) fest.. Innerhalb dieser zwei Jahrzehnte waren die Zahlen beinahe gleichbleibend. Möglicherweise haben Restriktionen während der Corona-Pandemie wieder für steigende Zahlen gesorgt. Dass davon die beiden Stadtstaaten Berlin und Hamburg am stärksten betroffen sind, könnte - wie Soziologen meinen - am sozialen Gefälle in Millionen-Städten liegen.

Beim Berliner Projekt "Drug-Checking"
können Süchtige ihren "Stoff" testen lassen

Quelle: TAZ

Dem widersprächen aber wiederum die Kokain-Rückstände im Abwasser. Kokain gilt als Droge der Wohlhabenden. Beim Nachweis in  Milligramm je tausend Einwohner liegt Dortmund noch vor Hamburg, Frankfurt und Berlin.
Den Zwiespalt in der Gesellschaft könnte ein zeitlich begrenztes Gesetz gewissermaßen auf Probe mit gleichzeitiger und gezielter Konsumforschung nach der Freigabe bringen. Ein legaler Verkauf von legalen Plantagen im eigenen Land nach vernünftigen Richtlinien würde vielleicht nicht den kriminellen Handel mit harten Drogen vermindern, aber die Drogenfahndung wäre zumindest vom kleineren Übel entlastet.

Seit fünf Jahren gibt es verschreibungspflichtige
Cannabis-Präparate zur Schmerz-Therapie
Quelle: Presseportal

Als einer, der mit täglichen Schmerzen leben muss und weiß wie schonend Marihuana bei Gleichaltrigen wirkt, die es jetzt schon durch ihren Arzt verschrieben konsumieren dürfen, fände ich es gewiss nicht schlecht, selbst auf der Zielgeraden zum Kiffer zu werden...

Mittwoch, 12. April 2023

Unschuld im Spind

Als der Bikini noch verruchte Bademode war:
Ann Miller in Pose
Quelle: Stern
Heute wäre Ann Miller 100 Jahre alt geworden. Sie starb am 22. Januar 2004. In zehn Tagen hätte Bettie Page ebenfalls ihren Hundertjährigen. Sie starb am 11,. Dezember 2008. Sie sind in ewiger Schönheit vereint, weil sie in einer Zeit die Hüllen fallen ließen, in der es nur wenige Lichtblicke gab.
Beide Frauen hingen in den Tagen des Zweiten Weltkriegs millionenfach in den Spinds der kämpfenden US-Truppen zu Land, zu Wasser und gingen mit besonderen Ruhm in die Luft. Sie erlangten als Pin-up-Girls mit ihren aufregenden, leicht bekleideten Posen Weltruhm.
Bomber mit Sexbombe
 am Bug: Die legendäre
"Flying Fortres" Liberty Belle
Quelle: wikipedia
Ann Miller konnte den noch bis in die 1990er bewahren, weil sie nicht nur eine perfekte Tänzerin war, sondern auch eine gute Schauspielerin. 2001 war sie noch bei David Lynchs mehrfach ausgezeichneten Film "Mulholland Drive - Straße der Finsternis" in einer beachtlichen Nebenrolle zu sehen.

Bettie Page hingegen gab zu vielerlei Spekulationen Anlass. Ihre große Zeit wurde nämlich von ihr selbst beendet. In den 1960ern verschwand sie quasi aus der Öffentlichkeit, wurde sehr religiös und scheiterte nur deshalb daran, Missionarin in Afrika zu werden, weil sie  frisch geschieden war.
Da sie in den 1980er Jahren - zur Kult-Göttin erhoben - wieder entdeckt wurde, wissen wir etwas mehr über ihre Jahre, in denen sie nicht mehr in der Öffentlichkeit präsent war. Mary Harron brachte dann 2005 ihren überaus sehenswerten Film "The Notorious Bettie Page" auf die Leinwand.

Seit ich als Cineast jegliche Art von Filmen verschlinge, wundere ich mich immer wieder darüber, wie die Nation mit der größten Porno-Industrie der Welt oft albern, kindlich kichernd und verklemmt öffentlich mit dem Thema Sex umgeht. Da wären wohl die Pin-ups eher verschämt gesammelt worden, hätte es all die Kriegsjahre bis hin zu denen in Vietnam nicht gegeben.

Bettie Page's Birthday 
Quelle: Washngton Post
Da ich bis weit über die Pubertät hinaus mit amerikanischen Nachbarn groß geworden bin, erinnere ich mich gut an die Centerfolds aus dem "Playboy", die ich mit meinen Freunden unter den Betten ihrer Eltern aufstöberte. Da ich später selbst viel für die deutsche Lizenzausgabe arbeitete, bekam ich dann live mit, wie beispielsweise die gezeichneten Pin-ups von Alberto Vargas viral zu hoch gehandelten Kunstobjekten wurden.

Originale aus den 1940ern von Alberto Vargas (1896 - 1982)
kosten mittlerweile sechs- bis sieben stellig.
Quelle: Etsy

Montag, 10. April 2023

Das dritte Denken

"Madame Secretary" Téa Leoni
mit Hillary Clinton, Colin Powell
und Madeleine Allbrigth
Vielen mag ja das Rumgehampel der Ampel missfallen. Aber bunte Koalitionen sind auch ein Signal dafür, dass nicht eine Denke obsiegt, sondern dass um Ergebnisse diskutiert und gerungen wird. Eine Lebendigkeit, die in der großen Koalition  - wie wir jetzt wissen - durch das Moderieren von Angela Merkel so manches verschnarcht hat. Wer sich darüber aufregt, dass die "gelbe" Mitte derzeit trotz ihrer paar Prozent als Streit-Katalysator oft mehr beachtet wird als ihre größeren Partner, sollte froh sein, dass wir keine Verhältnisse haben wie in den USA,

Da gehen jegliche liberale Denkansätze auf beiden Seiten der Patt-Situation unter. Denn die Demokraten stehen durch ihre Partei-Zugehörigkeit automatisch links, aber eben nicht wirklich im Sinne einer Sozialdemokratie. Die Republikaner sind rechtskonservativ, können sich aber nach oder (vor ?) Trump  durch ihren Kader-Gehorsam von seiner Rechtsradikalität immer schwerer abgrenzen. Bestes Beispiel ist die Klageerhebung gegen Trump in New York oder der Ausschluss zweier schwarzer Abgeordneter in Tennessee, die im Plenum für eine Verschärfung des Waffengesetzes demonstriert hatten. Oft hat der Außenstehende das Gefühl, als sei der "Wilde Westen" beim Umgang mit der Demokratie und Dingen die bei uns eindeutig justiziabel sind noch immer nicht überwunden. Dass Machtmissbrauch und Manipulation des Rechtssystems immer wieder Hand in Hand gehen, entfernt die USA immer häufiger von einer Rechtstaatlichkeit, selbst wenn Sender wie CNN dann geradezu episch Live-Übertragungen von brisanten Fällen anbietet.
Was, wenn das ganze Kabinett durch
einen Anschlag umkommt und nur einer
durch Zufall für das Regieren übrig bliebe?
Kiefer Sutherland in einer seiner besten Rollen.
Quelle: wiki index



Zum Glück gibt es Fernseh-Serien im Stream. In keinem Land der Welt dürfen Film- und Fernsehschaffende so radikal kritisch mit fragwürdigen politischen Zuständen umgehen. In Serien wie "House of Cards","Designated Survivor" und "Madame Secretary" wird den Zusehern bewusst gemacht, wie fragil und oft von innen gefährdet "The Land of The Free" sein könnte, Wenn vor allem, das Machtstreben einzelner Interessengruppen Einfluss auf den Staatsapparat ausübt. Die alten Flaggen der Südstaaten und die Verkleidungen der Demonstranten bei Trumps Sturm auf das Capitol waren ernst zu nehmende Signale.
 Natürlich stehen denen auch so heroische Serien gegenüber wie beispielsweise "S:W:A.T." oder "SEAL Team". In denen werden derart exzessiv mit Schusswaffen und Sprengstoff Leute weggeballert, dass dies die Lust, selber so einen Schießprügel abzufeuern, im Sinne der American Rifle Association nur steigern können.

Aber tatsächlich ist auch in letzteren Sujets eine Ausrichtung zu spüren, die vom Law&Order-Denken früherer Jahre abweicht. Immer häufiger fließt die Kritik ein, dass die Zugänglichkeit von Waffen eingeschränkt werden muss. Und Spezial-Einheiten sollten sich in Territorien anderer Länder nicht mehr aufführen. als böte allein die USA Rettung vor den Schurken-Staaten.
Unkaputtbar aber mit zerbrechlichen
Seelen;: Die "Alpha"-Tiere
sparen  beim permanenten
Retten der Welt, nicht mit Kritik
an politischen Entscheidungen
Quelle: serienjunkies.de


Neue Serien übernehmen immer häufiger den Anspruch,  das "dritte Denken" zwischen links und rechts anregen zu wollen. Mit Vorliebe tauchen als Bedrohung Feinde von innen auf, die Verschwörungen und das Aufwiegeln zur Beseitigung demokratisch gewählter Strukturen zum Ziel haben und die Justiz außer Kraft setzen wollen. Kommt einem aus der Realität irgendwie bekannt vor?
Dabei ist die Anlehnung an wahrhaftige Akteure auf der Weltbühne durchaus gewollt und nicht zufällig. Die Hauptdarstellerin von "Madame Secretary", Téa Leoni erinnert manchmal verblüffend an Hillary Clinton und durchlebt außenpolitische Herausforderungen, denen sich auch Colin Powell und Madelaine Allbright stellen mussten. Letztere hatte kurz vor ihrem Tod sogar noch eine kleine Rolle als mütterliche Ratgeberin der fiktiven Außenministerin übernommen.
Siehe Foto oben.

Freitag, 7. April 2023

Wenn die Staatsgewalt zum Geiselnehmer wird

 Seit Putin seinen verklausulierten Angriffskrieg gegen die Ukraine führt, droht eine gleichzeitige Aushöhlung moralischer aber vor allem juristischer Standards. Da lässt der Dauerlügner doch tatsächlich die vom Internationalen Strafgerichtshof zur Fahndung ausgeschriebene Maria Lwowa-Belowa per Live-Video zum UN-Sicherheitsrat sprechen. Die sogenannte "Kinderrechtskommissarin" schwadronierte - vor glücklicherweise aus Protest meist leer gebliebenen Sesseln - darüber, was sie den Hunderten auf ihre Anordnung verschleppten ukrainischen Kindern doch "Gutes" getan habe. Sie habe sie so lang schützen wollen, bis die Spezialoperation beendet sei. Kein Wort verliert sie zu den Zwangs-Adoptionen durch Linientreue und die unverzüglich begonnene Umerziehung.

Schamlos präsente Kinderdiebin:
Maria Lwowa-Belowa,
Nach "Russischer Rechtsaufassung" Kinderrechtsbeauftrage
Quelle: Der Bund

Wenn Kinder im Spiel sind, wird die Empörung immer bis zur Legendenbildung ausgereizt. So entstand schon die biblische Mär vom Kindermord zu Bethlehem durch den das Böse verkörpernden, römischen Statthalter Herodes. Die Russen haben ja auch schon bei Stalin einige Erfahrungen mit dem gezielten Aushungern  Ukrainischer Kinder gesammelt.

Kindermord durch Herodes?
Seit dem Mittelalter ist das blutige Legende
Quelle: wikipedia

Das ist natürlich etwas, an das im imperialen Größenwahn und der Geschichts-Duselei Putins nicht erinnert wird. Auch die Festsetzung des investigativen US-Journalisten Gershkovich unterstreicht, dass die russische Justiz nicht nur aus Willkür handelt, sondern ganz gezielt die Geiselnahme als Instrument nutzt, um westliche Staaten humanitär unter Druck zu setzen.

Eine vorhersehbare Waffe. Schon kurz nach Kriegsbeginn 2022 warnten Insider davor, dass Deutsche, aber vor allem Russen mit Deutschem Pass, unter generellem Spionageverdacht gestellt als Faustpfand missbraucht werden könnten. Nun hat das Auswärtige Amt die Warnung noch einmal mit dem Hinweis auf das Zensurgesetzt verschärft.

Richard I
1157 - 1199
Geiselnahme im Austausch gegen Lösegeld oder zum erreichen politischer Ziele ist so alt wie die Menschheit. Höhepunkt war das Raumrittertum im Mittelalter. Der legendäre "Richard Lionheart", der spätere Richard I, König von England war 1192  vierzehn Monate in Gefangenschaft von Heinrich VI, ehe er durch die vermeintlich historisch höchste Lösegeld-Summe von 100.000 Mark in Silber freikam.

Die teuerste, weil aufwändigste Befreiung von 60 Geiseln leistete sich das Vereinigte Königreich im Konflikt mit dem Äthiopischen Kaiser  "Theodor von Abessinien"1867. Hier eine Zusammenfassung des Hamburger Historikers und Politologen Volker Matthies
https://www.deutschlandfunk.de/streng-historisch-100.html

Es erhebt sich ja generell die Frage, ob machtstaatlicher Missbrauch überhaupt einmal neutral justiziabel ist. Wer obsiegt wird nicht angeklagt,  schafft sich aber meist eine Sieger-Justiz. Deshalb zum Vergleich, wie das in einer zivilisierten Gesellschaft geahndet wird

Hier zitiere ich von der Website der Strafrecht-Spezialisten Bus, Herz und Grunst: 
https://www.kanzlei.law/strafrecht/strafverteidigung/anwalt-straftat-strafgesetzbuch/freiheitsdelikte/geiselnahme/

"Das Gesetz bedroht die Geiselnahme in § 239b Abs.1 StGB in der Regel mit einer Freiheitsstrafe von mindestens 5 Jahren. Das bedeutet, dass eine Freiheitsstrafe zwischen 5 und 15 Jahren möglich ist.

Es gibt aber Fälle, für die eine höhere Strafe vorgesehen ist. Dies ist der Fall, wenn der Täter leichtfertig oder vorsätzlich den Tod des Opfers verursacht (in diesem Fall droht eine lebenslange Freiheitsstrafe oder eine Freiheitsstrafe von mindestens 10 Jahren)."

Geriet zum perversen Medienspektakel:
Die Geiselnahme von Gladbeck 1988.
Jürgen Degowski (links) ist nach 30 Jahren auf freiem Fuß.
Hans-Jürgen Rösner verurteilt zu lebenslanger Haft
mit Sicherheitsverwahrung macht seit 2017
eine Therapie zur Resozialisierung
Quellen: WDR und Express



Mittwoch, 5. April 2023

Revolutionen - Wiederholungen ohne Nachhaltigkeit

Der beste Danton aller Zeiten:
Gérard Depardieu im Film von 1992
Bei amazon auf Lager
Am 5. April 1794  starb der Revolutionär George Danton - Mitbegründer der Ersten Republik Frankreich - unter dem Fallbeil der Guillotine. Als Justizminister und Leiter des ersten "Wohlfahrtsausschusses" hatte er selbst abgeschlagene Köpfe en masse zu verantworten gehabt.

Soviel Genius
für ein so kurzes Leben
Georg Büchner
1813 - 1837
Wir Deutsche haben es dem Dichter Georg Büchner zu verdanken, dass sein aus vier Akten bestehendes Bühnenstück "Dantons Tod" am Gymnasium immer aufs neue interpretiert werden muss, und Schülern dennoch nicht vermittelt, wieso Revolutionen trotz enormer Blutopfer weder heroisch noch nachhaltig sind.

Ich möchte meinen Gedanken zunächst die Definitionen erstens für Revolution und zweitens für Nachhaltigkeit aus dem Wörterbuch "Oxford Languages" voranstellen;

1. Auf radikale Veränderung der bestehenden politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse ausgerichteter, gewaltsamer Umsturz[versuch]
"die Französische Revolution"
2. Längere Zeit anhaltende Wirkung

Der von Büchner seinem Danton zugeschriebene Spruch, "die Revolution fräße (verschlinge) ihre Kinder" gilt dramatisch und grundsätzlich. Die beispielhafte Französische dauerte von 1789 bis 1799. 1804 schon krönte Napoleon sich selbst zum absoluten Kaiser...
George Danton
1759 - 1794
aufgefressen von der
eigenen Revolution

Revolutionen brechen beinahe ausnahmslos anhand einer Idee oder Ideologie aus, scheitern aber immer wieder am Machtrausch Einzelner und enden meist in gesellschaftlichen Zuständen, wie sie in etwa vor dem Umsturz herrschten. Mit einer Ausnahme vielleicht: Dem amerikanischen Unabhängigkeits-Krieg bis 1776, dem neun Jahrzehnte später allerdings der  einer Revolution gleichende "Civil War" folgte.

Kurios, was dann eine von den Mächtigen manipulierte Geschichtsschreibung aus nicht nachhaltigen Revolutions-Ergebnissen fabuliert:
War das Zaren-Reich wirklich soviel anders, als die aus der Revolution entstandenen Diktaturen eines Stalin oder Putin?  Nur 15 Jahre nach der Abdankung des Deutschen Kaisers sah sich Hitler zum alleinigen Führer "ermächtigt".
Ich könnte über die Zulus, die Buren, hin zu Lumumba im Kongo bis al- Gaddafi in Libyen unzählige Beispiele für gescheiterte Revolutionen auf dem Afrikanischen Kontinent anführen; genauso gilt das auch für das heute vereinte Europa sowie für den Nahen, Mittleren und Fernen Osten.
Dass es ohne bewaffneten - allein mit zivilem Widerstand geht, wurde im Vorfeld der Deutschen Wiedervereinigung von den Bürgern der DDR demonstriert.

Politik-Wissenschaftler würden mir vielleicht entgegnen wollen, dass die revolutionären Ideen zumindest so nachhaltig gewesen seien, um stetige Veränderungen im Denken und den Strukturen von Gesellschaften zu bewirken.

Ich frage, rechtfertigt das die Abermillionen, die dafür jedes mal über die Klinge springen? Und wieso lassen sich offenbar richtige Ideen oft nur mit Gewalt durchsetzen?
Die Macht - erst einmal errungen - verbietet freien Gedanken oft schon des Macht-Erhalts wegen all zu bald die Entfaltung.

Georg Büchners Werk ist da ein gutes Beispiel: Da "Dantons Tod" tatsächlich auf gesicherten Quellen von Irrungen und Wirrungen in der Französischen Revolution basierte, wurde sein schon 1835 verfasstes Theaterstück erst 1902 uraufgeführt. In Zeiten Deutscher Revolten - und zweier Jahrzehnte Bismarck-Regentschaft danach, wurden selbst Intellektuelle auf biedermeierlichen "Untertan" gebürstet.

Vielleicht ohne schulischen Zwang noch einmal lesen?
https://www.projekt-gutenberg.org/buechner/danton/danton.html

Montag, 3. April 2023

Was wird wohl dann noch Veganern schmecken?

Bevor er Charles III wurde sprach der Britische Kronprinz gerne mit seinen Pflanzen. Was wusste der Edle da schon, was der Wissenschaft noch verborgen war?
Wer mit jemandem spricht, erwartet ja meistens einen Dialog. Es gibt Menschen, die angeblich Flöhe husten hören, aber würden die vielleicht zurück schrecken, wenn sie eine Tomate für den Salat schneiden oder sie mit kochend Wasser übergießen, um sie zu häuten? Wenn Tomaten in Stress-Situationen schreien können, was ist dann mit Gurken oder Zwiebeln? War ich zeit meines Lebens als leidenschaftlicher Koch ein Pflanzenquäler?

Wissenschaftler der Universität Tel Aviv haben gerade in der Zeitschrift "Cell" veröffentlicht, was sie mit ihren Spezial-Mikrophonen seit 2019 herausgefunden haben: Gestresste Pflanzen geben im Ultraschall-Bereich Geräusche von sich, die der Mensch allerdings nicht hören kann. Gewisse Säugetiere und Insekten aber schon. Umgerechnet etwa in der Lautstärke normaler, menschlicher Gespräche. https://www.tagesschau.de/wissen/forschung/pflanzen-geraeusche-101.html

Nun erhebt sich allerdings die Frage, ob in einem Land, in dem der Premierminister noch nicht einmal die lauten Protestschreie seiner Bürger hört, so einem feinhörigen, wissenschaftlichen Ergebnis getraut werden kann. Selbst wenn es in einem schallisolierten Gewächshaus erzielt wurde, bleibt doch die Frage, ob die Erkenntnis, die auf dem Quälen von Tomaten-  und Tabakpflanzen beruht, auch für alles Pflanzliche gilt?

Wenn ja, haben Veganer weltweit ein gewaltiges Problem, weil sie sich ja erst aus Sorge um das Tierwohl von alten Ernährungsbräuchen abgewandt haben.

Kommen wie zurück zum König. Hat er schon immer von den Schmerzensschreien seiner Pflanzen gewusst, und ihnen im Bewusstsein ihrer bevorstehenden Qual gut zugeredet. Oder hat er ihnen in der Manier einer letzten Fürsorge wie ein Priester Mut gemacht, dass ihr Tod nicht vergebens sei, weil er ja dem nachhaltigen Verzehr diene. Konnte er danach noch guten Gewissens seinen Morgen-Porridge löffeln? Die beiden ersten Gänge beim Galadinner des Bundespräsidenten für ihn - laut Netzwerk Deutschland - geben mal wieder Anlass für ein Goethe-Zitat: Die Botschaft hör' ich wohl, allein mir fehlt der Glauben. Hier die königlich reuelose Speisen-Folge. Tischreden, Smalltalk und das Schmatzen der über hundert Gäste übertönten natürlich das  Wehklagen der Erfurter Blumenkresse, aber dass das Rind sich vor dem Schlachten unter lautem Geschrei derselben an Hecken gütlich getan hätte, ist einem Lesefehler des Netzwerkes geschuldet. Das besagte Tier wurde einst in den 1920ern von den Gebrüdern Heck gezüchtet und wird seither als "Heckrind" bezeichnet

Als Vorspeise wurde gebeizter Karpfen mit Erfurter Blumenkresse und Kraftbrühe vom Heckenrind (auch als vegetarische Variante) serviert. Der Hauptgang war ein Weidehuhn mit Pilzen sowie Spinattörtchen mit Wurzelwerk und Pilzen. Was für eine Qual!

Ich vermochte beider Geschrei leider nicht zu hören, aber ich nahm beide auf
für die Ewigkeit, bevor ich sie zu einem köstlichen Salat
 mit Sonnenblumen-Embryos(-Kernen) vereinte