Freitag, 5. Juni 2020

Haarige Angelegenheiten

Es ist schon zum Haare Ausraufen! Da macht sich der Blogger Nächte lang Gedanken zu spannenden Themen in wohlfeilen Formulierungen, und dann obsiegt das Profane. Mein 2016 geposteter Text über die Haarstil-Verirrung "Undercut" lässt alle noch so intellektuell angelegten Texte weit hinter sich. Täglich wird er im Schnitt mindesten zehnmal aufgerufen, also fast 4000 mal pro Jahr was bislang beinahe 20 000 einzelne Zugriffe in meiner Statistik erbracht hat...

Das führte in dieser Woche zu ernsthaften Überlegungen, ob ich nicht ins Lager der Influencer wechseln sollte. Aber das konnte ich um Haaresbreite - also gerade noch - vermeiden. Mir schossen für eine Begründung alle Redewendungen im Deutschen durch den (da noch lang behaarten) Kopf...

Irgendwie ist dieses (hoffentlich meist) nachwachsende Phänomen - bestehend aus den drei Horn-Komponenten Cuticula, Cortex und Medulla - schon immer mystifiziert worden. Das beginnt mit Samson und Absalom in der Bibel und geht in Märchen mit Rapunzel sowie dem Teufel mit den drei goldenen Haaren weiter. Einst überreichten sich Liebende, die auf Zeit getrennt wurden, sogar eine Haarlocke zum Andenken. In der Gegenwart ist das vor allem deshalb aus der Moder gekommen, weil viele junge Männer bereits als Twen zur Kahlköpfigkeit neigen.

Ich stelle fest, dass sich mit dem dünner werdenden Haupthaar bei mir wegen der anhaltend schurkischen Welt die Nackenhaare derart sträuben, dass ich nur noch auf der Seite liegend schlafen kann. Die Haarspaltereien der Politiker, Virologen und Medienvertreter zum Thema Corona und die Spinnereien des Neuzeit-Neros im Amt des US-Präsidenten verursachen bei mir chronischen Haarspitzen-Katarrh. Haarklein wird dem Lüge um Lüge nachgewiesen, ohne dass sich vor Scham nur ein Haar in seiner gefärbten Windstoß-Frisur krümmte. Auch der Brexit-Boris pflegt ja sein Image als Struwwelpeter, um von seinen haarsträubenden Fehlentscheidungen abzulenken.

Apropos Entscheidungen: Um ein Haar wäre ich vom Anlass zu diesem Post abgekommen. Die kroatische Friseur-Meisterin meines Herzens - von der ich ja schon berichtete - ist aus der Quarantäne zurück und hat meiner Langhaar-Frisur den Garaus gemacht. Neun Monate war ich Umstände halber bei keiner anderen. Sie war von Ferien in der "Dom-Rep" gerade noch mit dem letzten Flieger in die heimische Quarantäne geflogen und ward fortan nicht mehr gesehen.

Als Vollblutweib hat die leidenschaftliche Köchin in der eigenen Wohnung festsitzend, genau wie ihr kleines Hündchen ordentlich zugelegt. Aber auf ihre schwarzen Vorcorona-Korsagen verzichtet sie in Aktion dennoch nicht. Die schwarze Gesichtsmaske als zusätzliches Acczessoir machte es mir altem Schwerenöter leicht, mich von meiner Silber-Mähne zu trennen. Sie hatte dadurch ja auch länger zu schnippeln...

"Zum Teufel mit dem Tod" hieß meine erste Playboy-Story. Damals noch mit Langhaar-Frisur spreche ich auf dem Foto mit dem Silbermedaillen-Gewinner in der Abfahrt  von Sapporo 1972, Roland Collombin. Der hatte es 1974 gerade geschafft, in Val D'Isère zum zweiten Mal bei 130 km/h vom gleichen Buckel abgeworfen zu werden. Der hieß dann fürderhin "Bosse Collombin"
Da flossen meine Haare vergangene Woche noch übers Kissen

So gefalle ich nun auch wieder der fürsorglichsten aller Ehefrauen.
Der Hipster-Bart ist der Vorschrift geschuldet, dass die Friseurmeisterin meines Herzens wegen Corona noch nicht wieder Bärte trimmen darf. Er war ja auch hinter meiner Gesichtsmaske verborgen...

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