Sonntag, 26. Februar 2017

Wissen ist Ohmacht

Ja, ja , ich weiß, auf Wunsch zahlreicher Leserinnen werde ich vereinzelt gebeten, wieder mehr Lustiges zu schreiben.
Aber was muss man tun, wenn einem täglich zu viele Kröten im Hals stecken bleiben? Man kotzt sie raus!

Wissen ist Macht

Als der britische Philosoph Frances Bacon (1561 bis 1626) in der Hochphase der "Aufklärung" diesen Spruch prägte, war Vieles für Viele aus heutiger Sicht noch in Ordnung: Frauen hatten keine Rechte, Menschen, die aus fadenscheinigen Anschuldigungen der Ketzerei beschuldigt wurden, starben auf dem Scheiterhaufen, Leibeigenschaft war gottgegeben, und die lateinische Diktatur des Glaubens hielt die Unwissenden in ihrem Bann.

Jetzt leben wir - auch  dank diese Spruches von Bacon im hochtechnisierten 21. Jahrhundert, in dem  das Volumen des Wissens einen phänomenalen Höchststand erreicht hat:

Wir wissen mehr über geschichtliche Zusammenhänge als jemals zuvor, wir haben die DNS entschlüsselt, könnten klonen, wenn wir wollten und verlängern gerade in unserem Land die Lebenserwartung auf  bald über 90 Jahre. Wir können genau analysieren, wie Diktaturen entstehen und sich demoskopische Verhältnisse innerhalb von Tagen verändern. Wir sind eines der reichsten Länder der Welt mit dem verhältnismäßig geringsten Schuldenberg und kennen die Faktoren für Wirtschaftskrisen. Aber all das hilft uns nicht, weil wir es bis heute nicht geschafft haben, Neid, Dummheit und Machthunger abzuschaffen. Aber vor allen diejenigen in den Griff zu bekommen, die das Wissen hätten, aber es missbrauchen, um zu manipulieren.

Keine Nation hat mehr Nobelpreise in allen Kategorien errungen (255) als die Vereinigten Staaten von Amerika. Ob Atombombe, Raumfahrt und Internet - nichts geht ohne das Wissen von Denkern aber auch Dichtern und Humanisten aus den USA. Und doch wird uns gerade heute dokumentiert, dass all dieses Wissen nicht verhindern kann, dass eine ferngesteuerte, blondierte Sprechpuppe mit Kunsthaaren auf dem US-Präsidenten-Sessel von einem unmaskierten Neo-Faschisten in die Weltkrise gesteuert wird.

Wissen ist Ohnmacht, so lange die Ungebildeten, Leichtgläubigen  - deshalb vermutlich auch Abgehängten - dieser Welt dem simplen Populismus leichter folgen können als den vielschichtigen Vorgängen ihres Fortschrittes.

Konservativismus war schon immer ein Bewahren der Dummheit zur Machterhaltung. O wie Oben U wie unten: Das ist die bittere Wahrheit, die uns Trump/Bannon und ihre europäischen Paladine Erdogan, Orban, Wilders Le Pen und Kaczynsky als Boden- Bereiter jetzt bieten.

Mein Gemälde ""Die Mitläufer", das ich schon kurz nach der Jahrtausend-Wende gemalt hatte, bekommt immer mehr "in memoriam".

Freitag, 24. Februar 2017

Wenn ich der Erdogan von Deutschland wär

Wenn ich der Erdogan von Deutschland wär, würde ich sofort den Doppelpass abschaffen und alle Deutsch-Türken, die ihren türkischen Pass nicht abgeben, unter generellen Terror-Verdacht stellen sowie als potenzielle Gefährder einstufen.

Alle Personen, die diesem kommenden Diktator zujubeln, werden erfasst, verhaftet und wegen Verschwörung gegen die deutschen Grundwerte unter Einbehalt des Deutschen Passes in ihre Heimat abgeschoben.

Auslands-Überweisungen von Türken würden ab sofort wegen möglicher Unterstützung einer kriminellen Vereinigung verboten.

Alle positiv über Erdogan schreibenden Journalisten werden verhaftet und schmoren bis zu ihrer Verhandlung unter Entzug des Besuchsrechtes (schon gar nicht von türkischen Parlaments-Mitgliedern!) auf unbestimmte Zeit in geheimen Gefängnissen.

Eltern, die für ihre minderjährigen Kinder unter Zwang Ehen arrangieren, werden wegen Kindesmissbrauch verurteilt.

Türkischer Honig dürfte ab sofort als organisierte Zerstörung Deutschen Zahn-Gutes nicht mehr verkauft werden.

Döner-Spieße fielen unter das Waffen-Gesetz und Shisha-Bars werden als konspirative Terror-Treffs generell geschlossen.

Deutsch-Rapper mit türkischem Gangsta-Slang erhalten absolutes Auftrittsverbot und dürften wegen Verherrlichung des Drogen-Konsums auch nicht mehr gespielt werden.

Die Zahl der Moscheen in Deutschland wird auf die Zahl christlicher Gotteshäuser in der Türkei reduziert.

Das alles und noch viel mehr, täte ich, wenn ich der Erdogan von Deutschland wär. Aber leider bin ich ein bis zur Blödsinnigkeit toleranter Freund der Türken, der sich gerne an seine Reisen in die Türkei unter verschiedensten politischen Aggregatszuständen erinnert. Der weiß, dass die überwiegende Zahl der Türken unter jeglicher Regierung ein gastfreundliches, herzliches Volk sind, dass wie unser Volk einst vom völkischen Populismus ohne Not in eine Richtung getrieben wird, in die es eigentlich gar nicht will.



Wenn Recep Tayyip Erdogan dereinst das demokratische Erbe von Atatürk komplett verraten hat, wird es dennoch welche geben, die sagen:
"Aber er hat doch die Brücken über und den Tunnel unter dem Bosporus und einen neo-osmanischen Palast gebaut."

Dass Dumme niemals aussterben, ist auch  nicht allein ein türkischen Phänomen...

Montag, 20. Februar 2017

Angst essen Seele auf...

...Als ich Rainer Werner Fassbinders Meisterwerk 1974 kurz nach seiner Premiere sah, erzeugte der Film bei mir einen Magendruck, den ich immer hatte, wenn in der Schule eine Klassenarbeit anstand, oder später eine unvermeidliche Prüfung auf mich zukam. Als Reporter hatte ich da bereits geglaubt, mir ein dickeres Fell zugelegt zu haben.

Aber diese auch heute noch gültige Liebesgeschichte einer über 60jährigen
Deutschen mit einem weit jüngeren Marokkaner hat hinter dem Vordergrund von Fremdenfeindlichkeit und Amour Fou eine schleichende Botschaft: Was passiert mit dem Individuum in einem scheinbar heilen Umfeld, das einen dennoch Isoliert obwohl es ja nicht ignoriert?

Ich habe mich in meinem Leben mancher Gefahr und oft der Überwindung der Angst ausgesetzt, um über meine Gefühle in diesen Momenten zu berichten. Aber ich gestehe, heute auf die 70 zugehend, habe ich genau die Angst, die die Seele auffrisst.

Ich habe angst, weil unsere Toleranz so weit geht, dass der Türkische Ministerpräsident Yildirim vor tausenden fanatischen, Fähnchen schwingenden Erdogan-Fans in Deutschland Wahlkampf zum Zwecke seiner und der Abschaffung der Demokratie machen darf. Gleichzeitig aber wird ein deutscher Journalist türkischer Abstammung des Terrors im Land seiner Väter beschuldigt und inhaftiert, nur weil er Verstrickungen des Erdogan-Clans in Korruption angesprochen hat wie andere Medien auch.

Ich habe angst, weil ein Amerikanischer Präsident vor einem weltweiten Publikum Unwahrheiten über das neutrale Schweden verbreitet, und die Schuld dann ungestraft seinem Propaganda-Sender Vox-News geben kann. Vergleichsweise war "Tricky Dick" Nixon mit seiner "Watergate Affäre", die ihm das seltene Impeachment einbrachte, noch harmlos.

Ich habe angst, dass das Ausrichten der "Münchner Sicherheitskonferenz" immer mehr zur "Verunsicherungs-Konferenz" wird, weil die Sicherung des Weltfriedens längst einem kuriosen Paradigmenwechsel unterliegt.

Ich habe angst, dass die Quellen, aus denen wir unser Alltagswissen beziehen, stetig verunreinigt werden, und dass man aus zu vielen trinken muss, um ein halbwegs vernünftiges Bild zu bekommen. Das erzeugt Wasser-Köpfe mit Wasser-Bäuchen.

Freisler im Namen des Volkes?
Ich habe angst, dass Rechtsprechung nicht länger auf Basis demokratisch geschaffener Gesetze erfolgt, sondern neu interpretierte Blickwinkel der Macht-Erhaltung widerspiegelt.

Welche Kräfte haben erneut die Absicht, diese derzeit herrschende Weltordnung zu zerstören?
Das Böse operiert wieder einmal beinahe unsichtbar aus der zweiten Reihe und lässt die Puppen tanzen...

Freitag, 17. Februar 2017

Dem kleinen Mann bleibt nur das Lamento

Mein kleines und großes Lamento gilt auch dem neuen Google+. das passende Hintergrundbilder im Profil nicht mehr zulässt... Hier also das volle Format. Ölkreide auf Bütten

Statistiken

Sir Winston Churchill, Literatur-Nobelpreisträger und Staatsmann, wird dieser Spruch zugeschrieben:
"Ich glaube nur Statistiken, die ich selbst gefälscht habe."

Trotz aller Computer-Verknüpfungen scheinen auf Statistiken beruhende Vorhersagen nicht länger zuverlässig - siehe US-Wahl und Brexit-Prophezeiungen.

Die einzigen Statistiken, die mich in jüngster Zeit persönlich interessiert haben, sind die der Zugriffszahlen auf meine drei Blogs. Obwohl ich ja - wie mehrfach zugegeben - in erster Linie nach dem Rat Friedrich Nietzsches für mich selber schreibe, damit ich mich später dran erfreuen kann, macht mich die Entwicklung gerade der letzten drei Monate stolz. 30 000 Zugriffe allein auf Google+. Insgesamt 120 000 ist für Blogs, auf denen ich den Lesern viel Text zumute, im Vergleich wirklich nicht schlecht.

Aber dann führte Google als absolut nicht fertige Baustelle "das neue Googl+" ein. Aus meinem Profil waren Zugriffszahlen auf einmal verschwunden, und allen Tipps zum Trotz, die Google selbst gab, waren sie nicht wieder zurück zu bringen.

Da erst begriff ich, dass die Statistiken ein ungeahntes Sucht-Potenzial bei mir mobilisiert hatten. Ein Trick, um abhängig zu machen? Oder ein Hack, den Google bislang tot schweigt?

Wie kommt es, dass ich auf meinem Burgschreiber-Blog, der ja nun wirklich keine Ruhmestat ist, und auch wenig Zugriffe hat, auf einmal beinahe ausschließlich zu Hunderten "Leser" aus Russland und den USA habe?

Noch erstaunlicher; die "Steine aus dem Glashaus" werden in den USA und Russland derart intensiv gelesen, dass dagegen die Leserschaft, für die sie  eigentlich geschrieben werden, total verblasst.

Damit ich nicht der Daten-Paranoia verdächtig werde, hier die Scrrenshots
Briefe von der Burg

Der Burgschreiber
Steine aus dem Glashaus

Mittwoch, 15. Februar 2017

Was die Macht mit uns macht









Der Star-Wars-Segen heißt: "Möge die Macht mit Dir sein!"
Bei der aktuellen Entwicklung der Mächte auf unserem Planeten entpuppt sich der Spruch als wirkliche Science Fiction. Denn welche Macht mit wem ist, hat mit dem demokratisch denkenden Individuum nicht mehr viel zu tun. Und ein Segen ist das nicht!

Macht heute ist ein Schwarm-Phänomen. Sie tritt auf in Schulklassen, am Arbeitsplatz, im Sportverein und nicht zuletzt auch bei der Ausübung des religiösen Glaubens. Macht ist zunächst Zell-Teilung. Nur einer, dem es gelingt, einen Cluster auf sich einzustimmen, kommt in die Position seinen Cluster mit einem nächstgelegenen so zu verknüpfen, dass er beide kontrolliert und so weiter.

Der Abstand vom Macht Ausübenden zum Einzelnen seiner ersten "Follower" wird dabei immer größer. Je größer der Abstand, desto größer die Verklärung im Bild des Führers, denn schließlich ist man ihm von Anfang an gefolgt, hat also recht behalten...

Wer das Macht-Gen nicht in sich hat, braucht Führung. Am besten idealisiert und begrenzt auf wenige Schlagworte mit geringem Inhalt. Wenn die Führungskraft erst mal manifestiert ist, schützt das Individuum sie, indem es Dinge nachsieht, die gar nicht mehr zum ursprünglichen Wesen des Erlauchten gehören. Die Macht verändert jeden.

Nicoló Machiavelli
1469 - 1527
Der gar nicht so radikale Nicoló Machiavelli hat das in seiner Denkschrift "Il Principe" vor bald 600 Jahren glasklar mitsamt den Auswirkungen beschrieben. Die derart Entlarvten haben ihn in der Folge so diskreditiert, dass am Machiavellismus bis heute ein bitterer Beigeschmack haftet.

Vor allem ist seine haarsträubende aber wahre Ansicht bis in unserer Tage geblieben, dass "der Fürst" gar Verbrechen begehen könne, wenn sie nur dem Wohl seines Staates dienten.

Wenn man sie Aufreiht - die Trumps, die Putins, die Kim Jong Uns, die Erdogans, die Orbans und Kazcynskis - dann sieht jeder, dass sich an dem Prinzip nichts geändert hat. Und an Leuten wie Wilders, LePen und Petry wird klar, dass es reichlich Nachschub an Macht-Menschen gibt, die erfolgreich clustern können.

Das wahrhaft Grauenvolle jedoch ist, dass die Demokratie durch Wahrheit nicht geschützt werden kann. Denn alle Macht geht ja vom Volke aus, und die Völker werden so lang an der Nase herumgeführt, bis es zu spät ist. Und dann fließt Blut, weil eine Wahrheit auf die anderen trifft.

Montag, 13. Februar 2017

Machen wir's in Liebe

Als Sex noch einigen rotlichtigen Etablissements vorbehalten war und er zuhause nur vollzogen werden sollte, um einen bevölkerungspolitischen Beitrag zu leisten, kam 1960 dieser hinreißende Film mit der unvergessenen Marilyn Monroe in die Kinos. Der Original-Titel "Let's Make Love" zeigt wie Deutschland in der Vor-Oswald-Kolle-Zeit noch Probleme hatte, die Dinge beim Namen zu nennen.
Schwedens Meister-Regisseur
Ingmar Bergman

Drei Jahre später wurde Ingmar Bergmans Film "Das
Schweigen" in Bayern mit einem Aufführungs-Verbot bedacht, weil in einem verhuscht in Schwarzweiß gefilmten Kino-Rang ein Pärchen Sex hat, und die Hauptdarstellerin Ingrid Thulin sich selbst befriedigt.

Wiederum sechs Jahre später zeigte Andy Warhols "Blue Movie" Szenen bei denen die Betrachter zumindest diskutieren konnten, ob es die Darsteller richtig getan hatten; sie hatten.

Dass Sex ein wichtiger Bestandteil der Ehe ist, wurde in der Folge  von einer weltweit ausufernden Pornografie-Welle ersäuft. Kinder, die mit Internet-Pornos aufwachsen, können sich bei ersten Kontakten zum anderen Geschlecht vermutlich kaum noch den alten "Blümchen-Sex" ihrer Eltern vorstellen. Genauer: Sie wollen sich wie Kinder-Generationen vor ihnen, ihre Erzeuger aus Schamhaftigkeit nicht bei der "Zeugung" vorstellen. Da macht ihre scheinbare Abgeklärtheit eine Vollbremsung.

Dieses aktuelle Auseinanderdriften von Liebe und Sex birgt aber gleichzeitig auch die Option, dass dieses herrliche Gefühl des Verliebtseins nicht von purer Geilheit überlagert wird. Dass es bei dem Verliebtsein nicht bleibt und daraus nur in echter Partnerschaftlichkeit Liebe wird, ist ein Lernprozess, den - wie die hohen Scheidungsraten zeigen - immer weniger Paare durchlaufen wollen.

"Bis dass der Tod Euch schiedet", passt kaum noch zur Illusion des "For ever young".

Nächsten Monat sind meine Frau und ich 50 Jahre zusammen. Den morgigen Valentinstag haben wir in all der Zeit nicht einmal begangen...

Samstag, 11. Februar 2017

Nachrichten-Erfinder im Solidaritäts-Modus

Als Foggy-Leaks gestern von einem Angriff der US-Navy-Seals auf Lummerland berichtete, konnte noch keiner ahnen, dass das eine weltweite Nachrichten-Krise auslösen würde. Die Insel mit den zwei Bergen habe nur noch einen, und der schwarze  Heizer Jim Knopf sowie Lukas, der Lokomotivführer seien als Mitglieder einer terroristischen Vereinigung direkt nach Guantanmo verfrachtet worden. So weit die Nachricht. Insider behaupten jedoch, die Zwei seien nur Marionetten bei einem trumpschen Puppenspieler-Trick

Aber wie immer ist die Nachricht hinter der Nachricht die eigentliche Tragödie. Kurz nach dem Relaease seien die wackeren Nachrichten-Erfinder Tick, Trick und Track von Männern des Heimatschutzes festgenommen und verschleppt worden, obwohl US-Behörden in Entenhausen keine Vollstreckungs-Gewalt haben. Das meldete zwar die radikale Fuck-The-News-Plattform heute unter Vorbehalt, aber jedes Gerücht birgt ja einen Kern Wahrheit.

Der linke Berg soll nach einem Drohnen-Angriff platt gemacht sein
Wieso sollte sonst König Alfons der Viertel vor Zwölfte - ein Enger Freund von Donald Trump - für 12 Uhr Ortszeit eine Presse-Konferenz im Weißen Haus angekündigt haben?

Spitzbart-News erhebt bereits schwere Vorwürfe gegen muslimische Terror-Gruppen, die auf dem dicht besiedelten Lummerland bereits ein Netzwerk von Gefährdern aufgebaut hätten.

Die Bruderschaft Bewusst Schwindelnder Blogger BBSB hat nun ihre Mitglieder aufgerufen, in Solidaritäts-Modus zu wechseln. Was das bedeutet, versuche ich noch herauszufinden.

Dienstag, 7. Februar 2017

American Dream, American Heroe, American Hypocrisy, American Psycho

Über die Hälfte meiner Jugend habe ich mit amerikanischen Nachbarn verbracht. Ich habe mit ihnen geweint, als JFK ermordet wurde, gejubelt als Amerikaner den Mond betraten, sowie mit Anzug und Krawatte protestierend vor der Amerikanischen Botschaft gesessen, damit der Vietnam-Krieg endlich beendet werde...

Zu keinem Zeitpunkt war ich - auch nach mehr als 30 Reisen durch das "Land of The Free" antiamerikanisch eingestellt. Ich pries sogar vor internationalem Publikum im Lufthansa-Schulungszentrum die USA als ideales Fernreise-Einstiegs-Land; Gewissermaßen der American Dream für Traveler.. Ich fand es immer liebenswert, dass die Amis dazu neigten, kleinste Anlässe zur Geburt neuer Heroes hoch zu stilisieren.. Aber all das ist Vergangenheit.

Und je älter ich wurde, desto mehr stieß mich auch die amerikanische Heuchelei ab. Denn in vielen Landstrichen wurde mit Hypocrisy ein Teil der Bevölkerung schon früh abgehängt und im Unklaren gelassen. Während des Nixon-Impeachments war ich in den Rocky Mountains unterwegs und erlebte erstmals den nationalen, höchst  unpolitischen Verdrängungskomplex in flächendeckender Breite. Der American Way of Life hatte da also schon längst Schlaglöcher.

Damals wiesen Wissenschaftler bereits auf  den sich sammelnden Sprengstoff in der sogenannten "silent majority " (der schweigenden Mehrheit) hin. Die Administrationen von Vater und Sohn Bush boten gewissermaßen "heilige Kriege" als Ventil. An der Clinton-Administration reagierte sie sich über den Praktikantinnen-Skandal ab, obwohl Clinton den US-Haushalt wieder ausgeglichen hatte. Und dass Obama schwarz war, wurde ihm sowieso nie verziehen. Man muss sich vorstellen, dass die einfachen Leute, die bei der kleinsten Krankheit in finanzielle Schieflage geraten konnten, Trump wählten, weil dieser versprach Obama-Care wieder abzuschaffen.


Das - aus verschiedenen aktuellen Blickwinkeln betrachtet - nun asozialste Land der Welt hat sich offenbar selbst zur Schlachtbank geführt. Und es verdient auch nichts anderes; das völlig bescheuerte Wahlsystem, bei dem zum zweiten Mal nach dem von Jeb Bush ausgebremsten Al Gore jemand, der nicht die Mehrheit der Stimmen auf sich vereinigt hatte, zum Präsidenten gekürt wird, ist für eine moderne Demokratie (alle Macht geht vom Volke aus) nicht mehr zeitgemäß Was nützten auch all die von Hollywood inszenierten Serien über verbrecherische Geheimdienste und manipulierte Kandidaten, wenn dann die Realität sogar bald noch solche blutmonströsen Horror-Visionen wie in American Psycho (Roman von Bret Easton Ellis) in den Schatten stellt.

Noch hat der American Psycho im Weißen Haus aber kein Blut vergossen. Doch so wie er derzeit agiert, wäre auch ein neuer Bürger-Krieg denkbar.

Last but not least - America first! Oder bye bye...?

Sonntag, 5. Februar 2017

Wenn Europa die Flatter kriegt

Im Wahlkampf hat Europa Pause. Nahezu überall in Europa stehen 2017 wichtige Wahlen an. Ausgerechnet mit einem Amerika im Größenwahn wird das einstige, optimistische Profil des Staaten-Bundes an den Rändern immer unschärfer. Aber formiert sich die EU dadurch zur Stärke?

Ganz im Gegenteil! Überall rennt Europa wieder den Populisten nach. Die traditionellen Parteien verlassen ihre bewährten Plattformen und Strategien, um dem weltweiten Phänomen Stimmen abzugraben. Dabei vergreifen sie sich nicht nur nach Trumps Vorbild im Ton, sondern zeigen ihr wahres Gesicht, bei dem es nicht um die Bürger und Wähler geht. Was im Moment passiert soll allein der Macht-Erhaltung dienen, und da werden schon einmal rechtsstaatliche Prinzipien über Bord geworfen.

Doch Volkes Stimme ist noch nicht verstummt. Und sie kann immer noch etwas erreichen - wie das Beispiel Rumänien gerade zeigt. Dabei kommt es auf die mutige Stärke auch der Legislative an. Solange, die nicht beschädigt wird wie in Russland, Ungarn, Polen und der Türkei besteht ja noch Hoffnung.

Aber der Virus wirkt schnell. Haben die Ungarn - wenn sie sich jetzt an Putin anbiedern - vergessen, was der Bär 1956 in ihrem Land angerichtet hat? Haben die Polen vergessen, wie das russische Joch sie Jahrzehnte unterdrückt hat und wie die Amis sie bei der Befreiung eben nicht wirklich unterstützt hatten. Dass die Militärs dort jetzt das hohe Lied auf Trump singen, ist ein weiteres Alarm-Signal.
Denn der Missbrauch der Streitkräfte hat schon immer den Funken im Pulver-Fass gezündet.

Solange noch keine Panzer durch unserer Straßen rollen, sollten die verantwortungsvollen Generationen sie noch zu Protestmärschen nutzen. Muss ja nicht immer so ergebnislos sein wie im Arabischen Frühling oder am Maidan.


Donnerstag, 2. Februar 2017

Freitag gibt's Fisch

Seit Leserinnen mich anrufen, ich solle doch mal wieder was zum Lachen schreiben, bin ich in der Zwickmühle. Mein eigener, recht angeschlagener Humor reichte ja nicht, aber glücklicher Weise ist die Welt eben auch ein komischer Ort:

Da las ich gestern im Wissens-Teil der Süddeutschen Zeitung, dass Wissenschaftler in Venedig nun Roboter-Fische und -Muscheln zur Beobachtung der Wasser-Qualität in der Lagune aussetzen wollen.
Die hätten mich als profunden Venedig-Kenner und Experten für die Auswüchse italienischer Angel-Leidenschaft fragen sollen und damit viel Geld und Arbeitszeit sparen können...


Zum einen muss man an bestimmten Stellen in Venedig nur die Nase frei haben, um festzustellen, wo die Kanäle gen Himmel stinken, und zum anderen halten meine lieben Angel-Kameraden vom Stiefel ihre Ruten überall rein, wo das Schlüpfrige Genuss verspricht. Es ist eine erwiesene Tatsache, dass die Vongole Verace von Chiogga am Rande der Lagune - geschützt vom Litorale di Pellestrina -  als die wohlschmeckendsten in ganz Italien gelten, obwohl die Wasserqualität dort kaum besser sein dürfte als in der Serenissima selbst. Ein zweifelhafter Genuss, um den auch heftige Bestands-Räubereien der Mafia stattfinden.


Aber zurück zu den Robotern. Die elektronischen Fische, die permanent Daten übertragen sollen, sind leuchtend gelb, damit sie nicht mit richtigen Fischen verwechselt werden. Ob das die Angel-Leidenschaft bremst? Der umweltbewusste Venezianer fängt  eh die Fische nur, um sie gleich wieder ins Wasser zurück zu werfen. Nur die ärmsten der Armen, die es ja in Venedig eh nicht mehr geben soll, verzehren  noch das mit Schwermetallen und Chemikalien angereicherte Protein.
Unterhalb vom Zattere, der ehemaligen Floßlände von Venedig - stehen  die Angler sogar, wenn die Kreuzfahrt-Riesen den von Mestre ergifteten Schlick  im Giudecca-Kanal noch zusätzlich aufwühlen!

Dadurch dass die Robo-Fische zunächst nicht sonderlich zahlreich sind, wird vermutlich  ein regelrechter Fischzug der Sammler ausgelöst, und es ist fraglich. ob die elektronischen Muscheln nicht ein ähnliches Schicksal ereilt. Immerhin können dann die Wissenschaftler dank der Ortung wenigstens eine spannende "Schnitzeljagd" (?!) veranstalten, um sie wieder im Gewirr der Gassen  bei den Räubern einzufangen. Wenn sie nicht als typisches Touristen-Souvenir an Kreuzfahrer verkauft wurden, um anderen Gestanden entgegen zu schwimmen...

Aber was hat das mit dem Glashaus zu tun?
Die fürsorglichste alle Ehefrauen geht jeden Freitag auf den Viktualien-Markt und kauft Fisch beim Fischhändler unseres Vertrauens, damit wir Teilzeit-Italiener nicht gänzlich entwöhnt werden. Vergangenen Freitag bei klirrenden Minusgraden habe ich sie ausnahmsweise mal wieder begleitet. Gefröstelt hat es mich aber nicht wegen der Kälte, sondern wegen der Preise. Dass Fisch hier teurer ist als in Imperia, war mir schon klar, aber dass er mittlerweile trotz heimischer Züchtung teurer ist als Fleisch, hat mich umgehauen.

Wenn freitags also Fisch oder Meeresfrüchte auf den Tisch kommen,  ist das hier richtiger Luxus geworden. Vorbei die Zeiten, da es im alten Köln zum Beispiel per Gesetz verboten war, den Bediensteten täglich billigen Lachs aus dem Rhein aufzutischen. Der Lachs ist so gut wie aus dem Rhein verschwunden, Bedienstete kann sich auch keiner mehr leisten...

Bleibt abschließend die Frage: Wieso essen wir am Freitag meistens Fisch?
Als Erinnerung an den Tod von Jesus Christus. Bei den Katholiken ist jeder Freitag eine Erinnerung an den Karfreitag, der bei den Evangelischen eigentlich der höchste Feiertag ist. Im koscheren Essen ist Fisch nicht dem strengen jüdischen Regeln fürs Kochen unterworfen.