Im Feuilleton der Süddeutschen Zeitung gab es heute einen herrlich verkopften Beitrag von Kia Vahland über das Gemälde "Die frierende Venus", das Peter Paul Rubens 1614 gemalt hat.
Der Text geht hintergründig der Frage nach, die alte Ehekampf-Schlachtrosse wie ich recht vielschichtig beantworten könnten:
Angefangen bei den eiskalten Füßen, die sich nächtens unter meine Decke stehlen. Mann schreckt hoch und denkt sich, dass ihn der "Boanl" abholen kommt. "Boanl" ist die ganghofersche Abkürzung für den Boandlkramer, der außerhalb Bayerns auch als Tod bekannt ist.
Aber auch außerhalb des Schlafgemaches geben die Göttinnen an unserer Seite unverfroren Fragen für die Ewigkeit auf: Wieso hat Frau gerade in dieser Übergangszeit, in der es jederzeit schneien könnte, immer zu wenig an? Wieso stöckelt SIE über das Eis, wenn feste Winterschuhe angesagt sind?
"Ach ich hab ja mein Schulter-Tuch dabei, und wir sind doch sowieso nur im Auto unterwegs..."
Eiskalter Pustekuchen! Der Parkplatz ist meist mindestens einen Kilometer vom Ziel entfernt und in einer vom Sturm durchtosten Gasse gelegen..
"Mei, das ist aber jetzt kalt!" Soll heißen: 'leg mir doch bitte deine Jacke um.'
Resultat: Frau kuschelig. Mann friert, ist aber Kavalier der alten Schule.
Bei den Freunden meint die Frau: "Er ist heute ein wenig frostig, weil er mir seine Jacke umlegen musste". Während sie mir gönnerhaft meine Jacke zurück gibt und den Hauch ihres Mantels auf den Bügel hängt, steht sie im Cocktail-Kleid da, das so gar nicht zu meinen Winter-Cordjeans und dem Flanell-Hemd passen will.
Also frieren für die Schönheit? Mann friert ja nicht so rasch.
Zurück zu Peter Paul Rubens und seinem für ihn oder die damalige Zeit bevorzugten Frauen-Typ, dem ich auch ein wenig nachhänge, seit mich mein Vater pragmatisch auf das weibliche Geschlecht vorbereitet hatte. Mit keckem Seitenblick auf die wuchtigen Rundungen meiner Mutter meinte er immer - laut genug, dass sie es hören konnte:
"Junge! So eine Frau im Bett spart fünfzig Prozent der Heizkosten."
Angesichts solcher Erinnerungen kommt es mir vor, als hätte ich etwas falsch verstanden. Alice Schwarzer kann solche Sprüche genau wie ich heute nicht mehr gut heißen. Die Amazone, weil sie hinter allem maskulinen Sexismus wittert, und ich, weil mich (trotz meines Daseins als anerkannter Frauen-Versteher) mein winterliches Leben eines Besseren belehrt hat.
Also zurück zu dem Beitrag in der SZ, an dem ich hängen geblieben war, weil ich mich fragte, wieso die Venus, wenn sie denn schon gefroren hat, sich ohne Kissen oder Handtuch mit ihrem wuchtigen, nackten Gesäß auf einen kalten Block kauert. Und eine Rabenmutter ist sie obendrein, weil ihr Sohn - der kleine Amor - ebenfalls nackt ist und sich wirklich vor Kälte krümmt. Rubens' künstlerische Inspiration könnte zweierlei Ursprung gehabt haben:
1. Heimlich hat er sich nach all dem gemalten, welligen Weiberfleisch vielleicht doch mal nach etwas Hartem, Festen gesehnt.
2. Oder aber er war ein Temperatur resistenter, unverbesserlicher "Popomane"
Die Interpretation des Gemäldes spiegelt eindeutig einen weiblichen Blickwinkel wieder, weil sie nämlich unterstellt, dass der pelzige Satyr im Hintergrund nicht friert. Seine Annäherung ist nicht Zeichen ewig männlicher Geilheit. -Wie auch bei der Kälte? Schließlich ist er doch ein vom Hades gewärmtes Teufelchen! Vielmehr hält Rubens den Ur-Versuch fest, dem immer frierenden Weib, Wärme zu spenden.
Amor hingegen ist noch in einem Alter, indem er durch Schock-Gefrieren von seiner Mutter auf das künftige Aufopfern seiner Wärme zugunsten des Weiblichen vorbereitet wird. Er rächt sich dann umso glühender, indem er bald ohne jede Rücksicht seine Glut-Pfeile der Liebe in der Gegend herum schießt...
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