In meiner aktiven Zeit hatte ich einige hundert Jet-Lags. Von Westen in "unsere Zeit" zurück zu kommen, hat mich immer mehr geschlaucht als umgekehrt von Osten. Nichts aber nimmt mich so mit wie die eine Stunde, die wir bei der Umstellung auf die Winterzeit "geschenkt" bekommen.
Tatsächlich hätte ich nie gedacht, dass diese innere Uhr im Alter präziser funktioniert als die meisten anderen Signale unseres Körpers. Ob es an den Medikamenten liegt?

Mit dem fallenden Laub und dem milchigen, morgendlichen Grau, das durch die geschenkte Stunde beim Aufstehen für ein paar Tage länger gewonnen wird, kommt einem nur noch mehr zum Bewusstsein, dass das Jahr zu Ende geht. Da neigt einer dann im fortgeschrittenen Alter nicht nur zur Larmoyanz, sondern noch mehr zur Suche nach Romantik - wie sie dann früher allerdings doch nicht war. Aber träumen davon in geeigneter Kulisse, wird ja wohl erlaubt sein.

Die Zeit schiene also klischeehaft stehen geblieben zu sein, gäbe es nicht die Invasion des diszipliniert in großen Gruppen einmarschierenden chinesischen Tourismus. Wer will es ihnen verdenken, wo doch die Kulturrevolution Maos fast alle schönen Städte "geschliffen" hat.
Und ist es nicht toll, dass neben den Streitigkeiten der Mächtigen, die Macht des Tourismus zu einer freundlichen Völker-Verständigung führt. Wer denkt bei den freundlichen Gastgebern, den moderaten Preisen und der unglaublich gepflegten Altstadt noch an die Vergangenheit?
Eine geschenkte Stunde richtig genutzt, kann einen schon "herbstzeitlos" machen...
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