Samstag, 17. September 2016

Herbst

In meiner kleinen Familie sind alle in der "dunklen Jahreszeit"  geboren. Alle außer mir diesseits - nur ich im März.
Darüber muss ich seit gestern nachdenken, als die Hitze-Periode durch einen krassen Temperatur-Sturz beendet wurde. Jahrelang habe ich diesen für München typischen Übergang gerne verpasst, und den langsamen Einzug des "Malermeisters" in Ligurien genossen.

Gegen meine hier ebenso schnell auftretenden Herbst-Depressionen habe ich gestern auf dem Viktualien-Markt noch vorgesorgt: Schäl-Nüsse gekauft, als Weißwein-Trinker einen "Blauen Zweigelt" dazu, und natürlich reichlich Pfifferlinge, die mit frischer Pasta die Trauer-Zeit traditionell einleiten.

Die noch in den Monaten dieses Jahres Geburtstag feiernden Familien-Mitglieder haben diese Larmoyanz nicht, deshalb ist es ihnen nur schwer zu vermitteln, dass ich mich noch mehr als sonst zurück ziehe. Lebensbejahend und optimistisch leben sie ihre künstlerischen Neigungen aus. Selbst der dauernd gut gelaunten Enkel, scheint diese Fähigkeit zu haben,

Und was mach ich? Ich lese die einzigartige Sammlung von Herbst-Gedichten, die uns Theodor Fontane hinterlassen hat. Er, der am 30. Dezember 1819 Geborene konnte gar nicht aufhören, die Schönheit dieser Jahreszeit zu bedichten. Das Ende als Vorbereitung für den Neu-Anfang zu beschreiben, macht Sinn. Aber von irgendetwas Abschied nehmen zu müssen - fällt mir zunehmend schwerer.

Rainer Maria Rilke - im Dezember geborener und auch im letzten Monat des Jahres verstorbener - Wegbereiter der modernen Lyrik ließ es sich nicht nehmen, dem Auf und Ab seiner Stimmungen in den "Duineser Elegien" über Jahre in  erstaunlichen Texten seinen Lauf zu lassen.

Erntedank Claus Deutelmmoser "Digitally Your's" Serie
Ohne Literatur-Studium traue ich mich nicht, eine Gesetzmäßigkeit in dem herbstlichen Schaffen unserer deutschen Dichter  festzustellen. Es scheint aber im Wesen des Jahreszeiten-Wechsels bei uns zu liegen. .Das hält mich davon ab, selbst zu versuchen, meine Stimmungen dergestalt einzufangen. Vermutlich würde ich im Kitsch versinken, und auch von der Syntax her kläglich scheitern.

Die Welt ist ja so, wie sie gerade ist, schon traurig genug. Was sie übrigens zeitweise auch war, als Heine, Fontane und Rilke ihre Lyrik zu Papier brachten.

Theodor Fontane
(1819 - 1898), dt. Schriftsteller, Journalist, Erzähler und Theaterkritiker

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