Gefällt es mir, dass ich Großvater bin? Absolut! Gefällt es mir, dass ich deshalb gerne wegen des fortschreitenden Alters veräppelt werde? Macht mir gar nichts.
Was mich wirklich nervt, dass ich als erfolgreicher Kinds-Vater ständig ermahnt werde, was alles gefährlich ist für meinen Enkel.
Ich habe mir auf einem Trümmerfeld vom Krieg die Oberlippe aufgerissen, habe mir beim Roller fahren eine Burschenschaftler-Narbe geholt und wäre zweimal aus eigener Blödheit fast ertrunken.
Meine Frau hat in Berliner Ruinen Mutproben überlebt und waghalsige Kletterpartien veranstaltet, um an die unreifen Äpfel des Nachbarn zu gelangen.
Mein Sohn hat sich beim Schulausflug im Schwimmbad den Schneide-Zahn abgebrochen, meine Tochter hat sich an ein T-Shirt gehängt, dass von der Seilbahn auf unserem Spielplatz hing, und sich beim Absturz umgehend die Unterlippe durchgebissen. Wehe aber wenn wir sie die ganze Zeit ängstlich überwacht hätten.
Blessuren gehören zum erwachsen Werden, aber die spät gebärenden 30erinnen von heute, wollen davon nichts mehr wissen. Wegen der umfangreichen, modernen Warn-Literatur stehen sie derart unter Strom, dass kaum eine Minute ohne Anweisung für die trotteligen Großeltern vergeht.
Meine Kinder im Baby-Alter durften an Brezeln und Semmeln nuckeln, ohne dass sie dabei gleich erstickt wären. Jetzt bekommst du als ahnungsloser Großvater Statistiken vorgebetet, wie viele kleine Kinder an derartigen Backwerken sterben. Nicht genug: wir sind zu unhygienisch, sollen uns ständig die Hände waschen, und eiskalte Sprudelwasser, die die Schlümpfe bei diesen Herbst-Temperaturen gierig aus dem Glas trinken,, führten angeblich zu Blähungen und Erbrechen.An das Theater, was sie selbst einst gemacht haben, wenn es um die Aussicht auf derart kühlenden Genuss ging, können sie sich ja leider nicht erinnern...
Auf die Frage, wieso sie denn diese Sorglosigkeit ihre Eltern überlebt hätten, antworten dann die meisten Adepten: Reine Glücksache!
Na gut, dann war deren glückliche Kindheit halt reine Glücksache, und wir hatten nur Dusel, dass nichts Schlimmeres passiert ist.
Da schweigt des Großvaters Höflichkeit, und weicht einer klammheimlichen Freude, als der Enkel wie ein wütender Buddha schreit und das Gesicht verzieht, als die besorgte Mutter ihm die angelutschte Semmel entreißt.
- Als hätte ich nicht die ganze Zeit aufgepasst...
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