Manchmal schreibt der Zufall die besten Geschichten:
Heute hatte der Verwaltungsbeirat vom Glashaus die monatliche Begehung, und wir erfreuten uns an dem tadellosen Zustand unseres Anwesens - bis wir in den Gemeinschaftsgarten kamen. Der sieht wirklich so trostlos aus, dass es einem die Tränen in die Augen treibt:
Ein Sandkasten, der in Ermangelung von Kindern so lange als Hunde-Klo und Mülldeponie der nicht derart ausgestatteten Nachbarschaft missbraucht wurde, bis wir den Zutritt durch eine abschließbare Zaun-Anlage
erschwert haben. Dazu zwei Bänke und mehr als schüttere Sichtschutz-Hecken, die nun von den schulschwänzenden und kiffenden Kids der "Griechischen Elementarschule" eine Straße weiter auch nicht mehr als "Hideout"zweckentfremdet werden können.
Mein Vorschlag, den baurechtlich vorgeschriebenen Sandkasten mit Palisaden-Holz mobil abzudecken, damit die jüngeren Mieter in einem einst kuscheligen Gärtchen bei sommerlichen Partys eine Tanzfläche hätten, wurde nach einer kurzen Gegenfrage sofort angenommen:
"Kinder? Welche Kinder? Ich habe seit Jahren keine Mieter mehr mit Kindern!", sagte mein Kollege.
"Ja wundert Sie das?", entgegnete ich. "Schon für Allein-Erziehende haben die Mieten in unserem einst so "prekären" Stadtteil bereits derart angezogen, dass diese zu den Besserverdienenden gehören müssten. Aber für die meisten DINKs (Doubel Income No Kids - ein schrecklicher US-Begriff!) sind unsere Einheiten mit maximal drei Zimmern und unter 90 Quadratmetern von der Lage her nicht "stylisch" genug!"
Ich bin froh, im Glashaus kein Vermieter mehr sein zu müssen, und ich glaube meinen Kollegen, wenn sie selbst die Entwicklung der Mieten hier als "paranormal" bezeichnen. Der eine ist Jurist, der andere Vertreter einer GmbH, die am Jahres-Ende für ihre Investitionen und die mit Finanzierungen belasteten Anteilseigner eine moderates Plus erzielen müssen. - Dazu war ich selbst zu lange Unternehmer...
Wir trennten uns mit dem Entschluss, dass wir aus unserer Privat-Schatulle den Garten (ca. 400 Quadratmeter) neu bepflanzen, und dass die "Zweitbeste" als geübte Gestalterin von Gärten einen Bepflanzungsplan vorlegen würde...
Ein gutes Gefühl - aber ohne Absolution. Denn unser Problem wird vor allem künftig ein ganz anderes sein: Mieter mit Migrationshintergrund werden - allesamt verdienend - nur allzu bald kein Problem mehr damit haben, Zweieinhalb-Zimmer-Appartements zu sechst zu bewohnen, um nahe an ihren Arbeitsplätzen zu sein. Die Stadt Zürich kennt die Problematik bereits seit Jahren. Das Anspruchsdenken der Einheimischen kann dann nämlich nicht mehr mit der Vernunft bedingten "Bescheidenheit" der Migranten mithalten.
Als ich auf dem Rückweg von der Begehung die extrem lange Ampel-Phase zu unserem Bäcker auf der anderen Straßenseite abwarten musste, damit die Zweitbeste ihre knusprigen Brez'n zum Frühstück hat, entspann sich zwischen einer Kopftuch tragenden Oma und ihrer munter auf Deutsch plappernden Enkelin im Vorschul-Alter folgender Dialog:
"Oma? Was ist ein Froschhamer?"
"Ein Frosch, mit Hammer erschlagen? Ich weiß nicht."
"Heißt die Kantstraße so, weil wir hier an der Kante stehen?"
"Nein, war wohl berühmtes Mann."
"Und der Schleißheimer? War das auch ein berühmter Mann?
"Nein, ist Schloss!"
"Und Schopenhauer?"
"Weiß nicht!"
"Aber den Milbertshof, den kennst Du, wenn Du das Schleißheimer Schloss kennst?
"Weiß nicht!"
"Oma? Bist du böse, wenn ich soviel frage?"
"Nein, nein! Du tu nur fragen! Musst lernen!"
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