Carpe diem! Für kein Datum gilt der lateinische Imperativ, den Tag zu nutzen, wie für den 29. Februar. Verfehlt einer dessen imaginären Zeitwert, muss er vier Jahre warten, um es besser zu machen. Schon deshalb ist die Floskel vom "geschenkten Tag" in diesem Zusammenhang blanker Unsinn. Denn gäbe es den unsinnigen Gregoriranischen Kalender nicht, würde keinem Existenz oder Fehlen dieses Tages im Schaltjahr überhaupt auffallen. Aber so ist er - der Mensch. Eine amerikanische Forschergruppe hat kürzlich das mit dem Computer errechnete Modell für einen durchgängigen 30-Tage-Kalender zur Vereinfachung unseres Lebens vorgelegt, aber das kam gar nicht gut an. Die Leute wollen lieber weiter am Durchzählen ihrer Handknöchel wissen, wieviel Tage der jeweilige Monat gerade hat.
Da ist die Wirkung von der Umstellung auf die ebenso unsinnige Sommerzeit am 25. März schon dauerhafter. Denn das alljährliche Geben und Nehmen der Stunde bringt die innere Uhr von vielen schon ganz schön zum Stottern. Und jüngst wurde gar errechnet, dass der volkswirtschaftliche Nutzen, der von diesem Akt ausgeht, ein absoluter Schuss in den Ofen ist.
Von den 16 "geschenkten Tagen" im Verlauf meines Lebens ist mir keiner in Erinnerung geblieben. Auf einmal genommen, hätten sie vielleicht einen schönen Urlaub ergeben, aber der 29. heuer hat ja noch nicht einmal den Fasching verlängert...
Ganz etwas anderes, wäre es, wenn der 29. Februar zum gesetzlichen Feiertag erklärt würde. So ist er jedoch allenfalls ein Geschenk für den Arbeitgeber, der einen Tag Produktion geschenkt bekommt, ohne dass sich das beim Arbeitnehmer auf dem "Lohnstreifen" bemerkbar machte.
Ansonsten ist dieser Tag einer für Feuilletonnisten: Die Münchner Abendzeitung zum Beispiel rechnete aktuell vor, dass Ludwig I von Bayern heute zwar schon 144 Jahre tot sei, aber erst sein 35. Todestag begangen werden könne. Auf Bayern 3 beschwerte sich gar ein persönlich von Geburt Betroffener darüber, dass er an seinem 11. Geburtstag schon komplett weiße Haare habe. Echt witzig!
Ich für meinen Teil fände es nachhaltig, wenn der weltweite Erlös dieses Extra-Produktionstages für Rettugsschirme Verwendung fände. Dann könnten die Regierenden darauf verzichten, den Geldbeutel der kleinen Leute zugunsten der gierigen Großkopferten zu belasten. Aber da hört das spaßige Rechnen natürlich gleich auf...
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